Zusammenfassung
An der Volkskammerwahl im März 1990 beteiligten sich 93 Prozent der ostdeutschen Wahlberechtigten. Seither ging der Wahleifer in den neuen Bundesländern auf allen Systemebenen stark zurück. In Westdeutschland ist dieser Trend bereits seit Anfang der 80er Jahre zu erkennen, wenngleich das Ausmaß des Rückgangs hier wesentlich schwächer ausgeprägt ist. Gemessen am internationalen Vergleich ist das Beteiligungsniveau in Deutschland zwar immer noch relativ hoch, für deutsche Verhältnisse allerdings niedrig.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Die Wahlbeteiligung lag bei allen Volkskammerwahlen über 98 Prozent.
Gibowski (1991: 7) spricht davon, daß das Wahlergebnis durch die hohe Wahlbeteiligung im demokratischen Verständnis ganz besonders legitimiert sei.
Diese Wahlbeteiligungsquote stellt das Maximum an Beteiligung dar, was bei freien Wahlen ohne gesetzliche Wahlpflicht erreicht werden kann, da immer ein gewisser Prozentsatz der Wahlberechtigten krank, verreist oder vollkommen uninteressiert ist (Falter 1992: 166f).
Ausführlich dokumentiert werden die institutionellen Rahmenbedingungen zu dieser Wahl bei Jesse (1994a).
Zum Vergleich: Bereits bei der Landtagswahl im September erreichte in Sachsen-Anhalt die Wahlbeteiligung den niedrigsten Stand, der je bei einer Landtagswahl erzielt wurde.
Die Probanden wurden gefragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, daß sie an der kommenden Bundestagswahl teilnehmen würden. Sie konnten auf einer Skala von 1 (werde bestimmt wählen gehen) bis 5 (werde bestimmt nicht wählen gehen) antworten. Kodiert man diese Variable um (von 1 bis 0), dann kann der Mittelwert aufge-faßt werden als der Prozentanteil derjenigen, die sich an der Wahl beteiligen wollen. Rattinger/Krämer (1995: 270) verweisen erstmals darauf, daß mit dieser Fragestellung wesentlich bessere Schätzungen der Wahlbeteiligung erzielt werden können.
Für diese Argumentation spricht die deutlich geringere Wahlbeteiligung älterer Frauen, da die Bildungsunterschiede in der Vorkriegsgeneration wesentlich ausgeprägter waren (Kleinhenz 1995: 28).
Die niedrigsten Wahlbeteiligungsraten finden sich bei den Jungwählern zwischen 21 und 25 Jahren, während die Wahlbeteiligung in der Kategorie der Erstwähler (18 bis 20 Jahre) etwas höher ausfällt. Die höhere Wahlbeteiligung der Erstwähler, wird u.a. damit erklärt, daß der Reiz, zum ersten Mal zur Wahl zu gehen, recht starke Wirkung zeigt (Krimmel 1993: 44f.).
Führt man sich die Ergebnisse der Stuttgarter Nichtwählerbefragung vor Augen, so ist anzumerken, daß Eilfort den Anteil der politisch interessierten NichtWähler deutlich überschätzt. Die Vermutung drängt sich auf, daß durch den Aufbau der Studie verstärkt nur politisch interessierte NichtWähler in den Rücklauf gelangten, die ohnehin motiviert waren, den Fragebogen auszufüllen und zurückzuschicken. Bei politisch desinteressierten Mitgliedern des Elektorats hingegen liegt die Vermutung nahe, daß die Studie auf wenig Resonanz stieß.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Krimmel, I. (1997). Die Beteiligung an Wahlen auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems. In: Gabriel, O.W. (eds) Politische Orientierungen und Verhaltensweisen im vereinigten Deutschland. Beiträge zu den Berichten der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e.V. (KSPW), vol 3.3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95869-3_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95869-3_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-95870-9
Online ISBN: 978-3-322-95869-3
eBook Packages: Springer Book Archive