Zusammenfassung
Im Titel dieses Beitrags ist ein Gegensatz angesprochen, den vermutlich nicht jeder als Gegensatz anerkennen wird. Warum sollte eine Demokratie nicht sowohl mit gefühlswirksamer politischer Ästhetik als auch gleichzeitig mit den vorwiegend kognitiven Verständnisformen der politischen Bildung arbeiten? Ist der zwanglose Umgang mit dem politischen Symbol nicht der Normalfall in den meisten unserer Nachbarländer? Nationalfahnen und -hymnen, Ehrenformationen des Militärs, feierliche Kranzniederlegungen und Ähnliches sind so selbstverständliche Bestandteile des politischen Lebens, daß sie kaum noch als etwas Besonderes wahrgenommen werden und es sich wahrhaftig nicht lohnt, daran viele Gedanken zu verschwenden. Muß man nicht außerdem noch zugestehen, daß Gemeinschaften aller Art, und besonders Nationen, keine natürlichen, sondern symbolische Zusammenschlüsse sind, und es deshalb unausweichlich ist, daß sie Symbole als Integrationsmittel benutzen? So mag mancher denken — und hätte recht, wenn da nicht etwas wäre, das uns hinter der Normalität in einen Abgrund blicken ließe. Dieser Abgrund erschließt sich nur dem historischen Blick, und deshalb ist, wenn man auf die bedenklichen, ja gefährlichen Seiten des politischen Umgangs mit Symbolen und Ritualen aufmerksam machen will, ein Rückgriff auf die Geschichte unerläßlich.
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Literatur
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Schörken, R. (1995). Setzt die Demokratie auf Symbol und Ritual oder auf politische Bildung¿. In: Klein, A., Braun, I., Schroeder, C., Hellmann, KU. (eds) Kunst, Symbolik und Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95708-5_38
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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