Zusammenfassung
Meine Eindrücke bei dem Versuch einer zusammenfassenden Einschätzung der Lebenssituation und der Orientierungen junger Frauen auf der Basis von Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Studien waren widersprüchlich: Einerseits schienen mir zahlreiche Probleme, die für Frauen meiner Generation — der Müttergeneration — noch prägend waren, kaum mehr vorhanden und für junge Frauen andere Formen von Selbstbewußtsein und Eigenständigkeit selbstverständlich zu sein, andererseits war ich immer wieder erstaunt und auch ärgerlich darüber, wieviel Traditionelles zugleich weiterhin Bestand zu haben scheint: Orientierung an Männern, Selbstzurücknahme in Paarbeziehungen und wenig Beharrungsvermögen beim Verfolgen berufsbezogener Wünsche. Bei diesen traditionellen Seiten sah ich meine eigene Mutter vor mir, deren stark auf Ehemann und Familie bezogenes Leben mir selbst als junger Frau Beispiel dafür war, wie ich nicht leben wollte — eine Abgrenzung vom Lebensentwurf der Mutter, den auch viele junge Frauen heute formulieren (Geissler/Oechsle 1996: 297f.). Sind trotz einer solchen Abgrenzung doch subtile Mechanismen vorhanden, durch die sich „Mütterliches“ über die Generationen tradiert, auch wenn die Töchter es ganz anders machen wollen?
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