Zusammenfassung
Der italienische Mediävist Agostino Paravicini Bagliani hat kürzlich unter dem Titel „Der Leib des Papstes“305 eine anregende Untersuchung zu den leiblich-spirituellen Dimensionen der nichtweltlichen Institution Papst bzw. Papsttum vorgelegt, die Anlaß gibt, einige der ihr zugrunde liegenden Fragestellungen mutatis mutandis an weltliche Herrschaftsinstitutionen, Ämter und Amtsinhaber von heute anzuwenden; d.h. es soll im folgenden versucht werden, die religionswissenschaftlichen und religionsgeschichtlichen Fragen Baglianis in politikwissenschaftliche, genauer: in Fragen der politischen Thanatologie zu transponieren, deren Beantwortung möglicherweise Licht auf eine noch recht unerforschte Seite der politischen Kultur heutiger politischer Gemeinschaften zu werfen geeignet ist.
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Literatur
Agostino Paravicini Bagliani, Der Leib des Papstes: eine Theologie der Hinfälligkeit, München (Beck), 1997
Siehe insbesondere: Philippe Ariès, Studien zur Geschichte des Todes im Abendland, München Wien (Harmer), 1976; und: ders., Geschichte des Todes, München Wien (Hanser), 1980
Lothar Kolmer,(Hrsg), Der Tod des Mächtigen, Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, Paderborn-München-Wien-Zürich (Schöningh), 1997. In seiner Einleitung sagt Kolmer: „Die Literatur zu Tod, Sterben, Totengedächtnis [sc. im Mittelalter; WK] ist mittlerweile,abundant` zu nennen.“ (S. 9 )
Volker Ackermanns „Nationale Totenfeiern in Deutschland. Von Wilhelm I. bis Franz Josef Strauß. Eine Studie zur politischen Semiotik“ (Stuttgart: Klett-Cotta 1990) könnte als eine der wenigen Ausnahmen angesehen werden, ist aber eben keine Studie zum Sterben, sondern zu den Funeralien Mächtiger.
Freilich ist es nicht nur das Fernsehen, es sind die Massenmedien generell, die dieses Interesse wecken und bedienen. So beklagte sich Johannes Rau im Herbst 2000, nach seiner Bauchschlagaderoperation, über die Bildzeitung:,,…dann schlagen die Leser eine große Boulevardzeitung auf und sehen eine halbseitige Grafik von einem Bauch, dem Bauch des Bundespräsidenten, und sehen, wo und wie seine Aorta abgeklemmt wird usw. Das ist meiner Meinung nach jenseits dessen, was erlaubt sein sollte. “ (Interview in der Süddeutschen Zeitung, 14. 10. 2000 )
Herlinde Koelbl, Spuren der Macht Die Verwandlung der Menschen durch das Amt, München (Knesebeck), 1999. Zu den von Koelbl porträtierten Politikern (daneben finden sich auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens) gehören Schröder, Fischer, Merkel, Simonis u.a.).
Arthur G. Neal, National Trauma and Collective Memory. Major Events in the American Century, Armonk, N.Y und London (M.E. Sharpe), 1998, S. 32
Christian Hacke, Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische Außenpolitik von Kennedy bis Clinton, Berlin (Propyläen), 1997, S. 14f. Zu den Ähnlichkeiten von Amerianismus und Katholizismus vgl.: Werner Kremp, Ist der Amerikanismus ein Katholizismus? In: Stimmen der Zeit, Heft 5 — Mai 2001, S. 333–344
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Kremp, W. (2001). First bodies. In: Politik und Tod. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94972-1_4
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