Zusammenfassung
Die Wandelbarkeit der Idee von der Nation und die Bedeutung des sich auf diese Idee beziehenden Handelns — des Nationalismus — sind am Beispiel Deutschlands besonders deutlich zu erkennen. Nation und Nationalismus stehen in einem engen Zusammenhang: Die inhaltliche Bestimmung dessen, was Nation sein soll, beeinflußt das sich auf diese Ordnungsvorstellung beziehende Handeln. Die verschiedensten politischen Ordnungen haben sich durch Ideen von der Nation legitimiert, die unterschiedlichsten Handlungen auf ein nationales Interesse berufen. Man hat den Deutschen sowohl einen extremen Nationalismus wie auch ein mangelndes Nationalgefühl zugeschrieben. Die jüngste Geschichte Deutschland umfaßt die verspätete und unvollkommene Nationalstaatsbildung durch Preußen, die Ausdehnung des deutschen Nationalstaates in ein kontinentales Imperium durch Hitler und die Teilung des deutschen Nationalstaates durch die Alliierten des Zweiten Weltkrieges. Kaum eine andere europäische Nation hat eine derart wechselvolle Nationalgeschichte gehabt wie die Deutschen, wenn man von den Polen einmal absieht. Am Beispiel Deutschlands lassen sich daher auch einige Eigenschaften und Funktionszusammenhänge von Nation und Nationalismus deutlicher analysieren als bei anderen westeuropäischen Staaten.1
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Literatur
Der hier entwickelte Ansatz zur Analyse von Nationsvorstellungen geht zurück auf Untersuchungen von E. Francis, Ethnos u. Demos. Soziologische Beiträge zur Volkstheorie, Berlin 1965, sowie auf den Begriff der „gedachten Ordnung", in: ders., Wissenschaftliche Grundlagen soziologischen Denkens, München 1957, S. 100 ff.
Vgl. dazu auch: Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974, hg. v. Bundesministerium für innerdeutsche
Beziehungen, Bonn 1974, S. 66 ff. Zur Geschichte des Nationalismus gibt es eine Fülle von Literatur. Verwiesen sei hier nur auf
E. Lemberg, Nationalismus, 2 Bde., Reinbek 1964;
H. A. Winkler (Hg.), Nationalismus, Königstein 1978; ders. u. Th. Schnabel, Bibliographie zum Nationalismus, Göttingen 1979;
S. Rokkan u. a., Nationbuilding. A Review of Recent Comparative Research and a Select Bibliography of Analytical Studies, in: Current Sociology 19 (1971); S. N. Eisenstadt u. S. Rokkan, Building States and Nations, 2 Bde., Beverly Hills 1973. Zur Bedeutung der Nation im Verhältnis der beiden deutschen Staaten siehe ferner: M. R. Lepsius in: Deutschlandpolitik. Öffentliche Anhörung des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, 1977; Zur Sache. Themen parlamentarischer Beratung, Heft 4/77, Presse-u. Informationszentrum des Deutschen Bundestages, Bonn 1977, S. 233 ff.; ders.:
Die Teilung Deutschlands und die deutsche Nation, in: L. Albertin u. W. Link (Hg.). Politische Parteien auf dem Weg zur parlamentarischen Demokratie in Deutschland, Düsseldorf 1981;
P. C. Ludz, Die DDR zwischen Ost u. West, München 1977. Zur Nationalstaatsbildung sei verwiesen auf die beidenAufsätze von Ch. Tilly in: ders. (Hg.), The Formation of National States in Western Europe, Princeton 1975;
R. Bendix, Nation-Building and Citizenship, New York 1964; K. W. Deutsch, Nationenbildung-Nationalstaat-Integration, Düsseldorf 1972.
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Lepsius, M.R. (1990). Nation und Nationalismus in Deutschland. In: Interessen, Ideen und Institutionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94352-1_12
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