Zusammenfassung
Die Gestaltung sozio-technischer Systeme wird mehr und mehr zu einem Problem der ökonomischen und sozialen Vernunft: zu einem Problem der ökonomischen Vernunft, da verstärkter Technikeinsatz nicht mehr ohne weiteres mit höherer Produktivität einhergeht (Phänomen der Produktivitätsfalle); und zu einem Problem der sozialen Vernunft in dem Maße, wie rein funktionalistische Gestaltungskonzepte an ihre Grenze stoßen, und das normative Fundament des „Nicht-Systemischen” als Voraussetzung der Funktionalität von sozialtechnischen Gestaltungskonzepten sich bemerkbar macht.1 Die durchaus „eigensinnige” soziale Rationalität von Gestaltungsansätzen wird mithin zur Bedingung der Möglichkeit ihrer ökonomischen Funktionalität. Wenn aber diese von jener nicht mehr ablösbar ist, wenn es mit anderen Worten um die sozialökonomische Rationalität des Technikeinsatzes geht, verliert die herkömmliche Unterstellung eines prinzipiellen Gegensatzes zwischen ökonomischer okonomischer Funktionalität einerseits und em (vermeintlich außerökonomischen, „rein” politischen) Postulat der Sozialverträglichkeit anderseits ihren Sinn. Vielmehr werden Gesichtspunkte sozialverträglicher Technikeinsatzgestaltung zu unabdingbaren Kriterien „funktionierender” betriebswirtschaftlicher Rationalisierungsstrategien. In deren Rahmen erwächst eine sozialökonomische Gestaltungsoffenheit und Gestaltungsbedürftigkeit des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien. Es kommt darauf an, die ökonomisch sich eröffnenden Potentiale sozialverträglicher Gestaltung zu erkennen und auszuschöpfen,wenngleich sich Sozialverträglichkeitsansprüche nicht unbedingt in diesem realen Gestaltungsspielraum erschöpfen.
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Literatur
Vgl. Ulrich, P. (1984).
Zur sozialökonomischen Rationalitätskonzeption vgl. im einzelnen Ulrich, P. (1987 c): Die Weiterentwicklung der ökonomischen Rationalität, in: Biervert, B.; Held, M. (Hg.) (1987): Ökonomische Theorie und Ethik, Frankfurt/M., S. 122–149; vgl. auch ders. (1988).
Vgl. zur Abgrenzung der praktischen Sozialökonomie von der neuen insti¬tutionellen Okonomie im einzelnen Ulrich, P. (1989 a).
Vgl. Kapitel 2.4 und 3.4 in diesem Band.
Zum Konzept des denknotwendigen, nicht kurzzuschließenden „Span¬nungsfelds“ zwischen der regulativen Idee der idealen Kommunikationsge¬meinschaft und pragmatischen Gestaltungs-oder Organisationsansätzen in der nie idealen Wirklichkeit vgl. Ulrich, P. (1986), S. 286 ff. und (bezogen auf die Demokratieproblematik) S. 305 ff.
Zur Diskursethik vgl. als derzeit repräsentative Positionen: Apel, K.O. (1986); mit etwas schwächeren Begründungsansprüchen Habermas, J. (1983 a).
Vgl. Habermas, J. (1971) : Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz, in: Habermas, J.; Luhmann, N. (1971) : Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie - Was leistet die Systemfor¬schung?, Frankfurt/M., 5.101 ff. (hier 5.122 u. 136 ff.).
Vgl. Apel, K.O. (1976 a): Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Ethik, in: ders. (1976): Transformation der Philoso¬phie, Band 2, Frankfurt/M., S. 431.
Vgl. Arrow, K.J. (1973) : Social Choice and Individual Values, 6. Aufl. der Neuausgabe, New Haven; London ( Neuausgabe 1951, New York). Vgl. zum sogenannten Unmöglichkeitstheorem von Arrow auch Ulrich, P. (1986), S. 211 ff.
Vgl. Ulrich, P. (1989 a).
Vgl. Apel, K.O. (1973): Transformation der Philosophie, Band 1, Frank¬furt/M., S. 217.
Vgl. zu diesem Grundverhältnis zwischen der Metainstitution der idealen Kommunikationsgemeinschaft und pragmatischen Institutionalisierungs¬versuchen im einzelnen Ulrich, P. (1986) S. 424 ff. (dort bezogen auf das Problem der Unternehmensverfassung im allgemeinen).
Buchanan, J. M. (1975) : The Limits of Liberty. Between Anarchy and Le¬viathan, Chicago; London, S. 35 ff. - Bei Buchanan kommt allerdings, im Unterschied zu unserer Konzeption, eine kommunikativ-ethische Rationa¬litätsidee nicht ins Spiel; auch die Gestaltungsprobleme auf der konstitutio¬nellen Ebene werden von ihm allein unter einer strategisch-utilitaristi¬schen Rationalitätsperspektive und insofern „rein“ ökonomisch (statt sozi¬alökonomisch) analysiert.
Vgl. Kubicek, H. (1980) : Interessenberücksichtigung beim Technikeinsa
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Rock, R., Ulrich, P., Witt, F.H. (1990). Theorie und Pragmatik des Gestaltungsdiskurses — ein Rahmenkonzept. In: Dienstleistungsrationalisierung im Umbruch. Sozialverträgliche Technikgestaltung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94191-6_7
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