Zusammenfassung
Zu den Konstanten der Kritik an Böll gehört der Vorwurf, er sei über die Erzähltraditionen des 19, Jahrhunderts nie wirklich hinausgewachsen und die Anver-wandlung moderner Schreibtechniken sei ihm trotz aller Anstrengungen nicht überzeugend gelungen. “Der Zweifel an Bölls literarischer Potenz, den die Apologeten der poetischen Moderne anmeldeten, ist nie verstummt”;2 so faßt etwa Friedhelm Kröll die gegen den Autor erhobenen kritischen Stimmen zusammen, die an seinem Werk die Insignien avantgardistischer Prosakunst und die artistische Virtuosität vermissen und Böll als konventionellen oder gar “altmodisch-antiquierten” Schriftsteller schmähen.3 Diesen Kritikern lassen sich jedoch Interpreten gegenüberstellen, die Böll als durchaus modernen Erzähler verteidigen, der sich — zwar zögernd und moderat, aber doch in einem beharrlichen Arbeitsprozeß — thematisch und strukturell für Neuerungen geöffnet und spätestens mit einem Roman wie Billard um halb zehn Anschluß an die internationale Moderne gefunden habe.4
Ich glaube, daß jeder Autor von der gesamten Lektüre mitbestimmt ist, die er absolviert hat, leidenschaftlich absolviert hat, bevor er anfing zu schreiben.1
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Literatur
Protokoll zur Person. Autoren über sich und ihr Werk, hrsg. von Ekkehart Rudolph, München 1971, [Gespräch mit Böll:] S. 27–43, hier S. 29. — Künftig zitiert als: Int. Rudolph.
Friedhelm Kröll: Anverwandlung der ‘Klassischen Moderne’, in: Literatur in der Bundesrepublik bis 1967, hrsg. von Ludwig Fischer, München 1986, S. 244–262, hier S. 252.
Christian Linder bemerkt zu den kritischen Einwänden gegen Böll: “Er wird gemeinhin als redlicher konventioneller Erzähler gesehen. Aber gerade als konventioneller Erzähler ist er immer umstritten gewesen. [...] politisch galt Böll als fortschrittlich, literarisch als altmodisch-antiquiert [...].” (C.L.: Heinrich Böll. Leben & Schreiben 1917–1985, Köln 1986, S. 26)
Stellvertretend sei hier James H. Reid genannt; vgl. vor allem seinen Beitrag: Heinrich Böll: From Modernism to Post-Modernism and Beyond, in: Keith Bullivant (Hrsg.): The Modern German Novel, Leamington Spa/New York 1987, S. 109–125.
Wenngleich Silvio Vietta in seiner grundlegenden Studie über die deutschsprachige literarische Moderne diesen epochalen bewußtseinsgeschichtlichen Einschnitt bereits in der Frühromantik ansetzt und auf durchaus überzeugende Weise im Werk von Hölderlin, Kleist und Novalis dingfest macht, soll hier der Begriff der literarischen Moderne enger gefaßt und auf die Literatur bezogen werden, die seit der im späten 19. Jahrhundert im Zuge massiver technischer, ökonomischer und sozialer Veränderungen beginnenden ästhetischen Umbruchphase entstand. Setzte mit der Epoche des Naturalismus eine Revolutionierung der künstlerischen Ausdrucksformen ein, so rückte in der Folgezeit die Subjekt- und Sprachkrise ins Zentrum der literaturtheoretischen und -praktischen Reflexionen. (S.V.: Die literarische Moderne. Eine problemgeschichtliche Darstellung der deutschsprachigen Literatur von Hölderlin bis Thomas Bernhard, Stuttgart 1992)
Diese auf Koeppens Romantrilogie bezogene Charakterisierung von Volker Wehdeking und Günter Blamberger läßt sich auch auf Schmidts Prosa übertragen. (V.W./G.B.: Erzählliteratur der frühen Nachkriegszeit (1945–1952), München 1990, S. 206)
Zur Döblin-Rezeption dieser beiden Autoren vgl. meinen Beitrag: Spurensuche “in döblinener Waldung”. Über den Einfluß Alfred Döblins auf die Literatur der zwanziger Jahre und der Nachkriegszeit, in: Internationale Alfred-Döblin-Kolloquien, Münster 1989/Marbach a.N. 1991, Bern [u.a.] 1993, S. 128–153; zu Koeppen und Schmidt S. 136–141.
“Ich habe nichts über den Krieg aufgeschrieben.” Ein Gespräch mit Heinrich Böll und Hermann Lenz, in: Literaturmagazin 7. Nachkriegsliteratur, hrsg. von Nicolas Born und Jürgen Manthey, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 30–74, hier S. 46. [Künftig zit. als Int. Born/Manthey]. Die oben zitierte Wendung bezieht sich zum einen auf das Mißtrauen, das in seiner Familie gegen das als unnütz eingeschätzte Bücherlesen generell bestand, zum andern auf das für eigene schriftstellerische Bestrebungen ungünstige Klima.
Vgl. dazu Bölls Äußerungen im Interview “Eine deutsche Erinnerung” (1976), INT 529.
Vgl. Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern, Bornheim-Merten 1981, S. 14.
“[...] und schließlich habe ich auch mit sechzehn, siebzehn angefangen, Balzac zu lesen”, erinnert sich Böll in dem Essay Über Balzac (1964), SR III, 23. Vgl. auch Balzac in der Tasche, in: Welt der Arbeit (Köln), Nr. 21 vom 21. Mai 1954.
In “Dostojewskij — heute?” (1971) spricht Böll selbst von der “Identifikation”, die die Lektüre von Schuld und Sühne ermöglichte: “[...] das Milieu der Marmeladows — das ich wenig später verwandelt im Milieu der Micawbers bei Dickens wiederentdeckte; herabgekommenes und herabkommendes Kleinbürgertum mit seiner spezifischen Hysterie, die ein Selbstschutz ist.” (INT 182)
“Weil dieses Volk so verachtet wurde, wollte ich dazugehören...” (1973), INT 247f. Vgl. auch: “Eine deutsche Erinnerung”: “Zola war für diese Generation [sc. die meiner Mutter] der Teufel in Person.” (INT 530)
“Dostojewskij — heute?”, INT 181.
So findet sich etwa am Schluß des Erstdrucks der Erzählung Das Abenteuer (Frankfurter Hefte, 6. Jg., Heft 3, März 1951, S. 191–194) ein Zitat aus den Brüdern Karamasov, das in später publizierten Versionen gestrichen wurde.
Die autobiographischen Datierungen schwanken. Einmal spricht Böll von 1936, ein anderes Mal nennt er die Jahre 1937/38 (INT 182).
“Im Gespräch: mit Heinz Ludwig Arnold” (1971), INT 137. — Den Befund des Dostojewskij-Einflusses auf Bölls Frühwerk bestätigt Heinrich Vormweg (Böll vor 1945, in: Heinrich Böll, 1917–1985, zum 75. Geburtstag, hrsg. von Bernd Balzer, Bern [u.a.] 1992 (Memoria), S. 13–23, hier S. 20). Vgl. auch die komparatistische Studie von Ulrike Harang: Heinrich Böll und die klassische russische Literatur, Diss. Jena 1981.
Vgl. INT 183.
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 37.
So z.B. den Roman Der Engel schwieg. Zum Bloy-Einfluß vgl. das in der 1992 erschienenen Ausgabe (Köln) abgedruckte Nachwort von Werner Bellmann (S. 202f).
Was soll aus dem Jungen bloß werden? (wie Anm. 10), S. 79. Vgl. Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S.32.
“Drei Tage im März” (1975), INT 366.
Ebd.
Vgl. Was soll aus dem Jungen bloß werden? (wie Anm. 10), S. 71 (der Verlagsname ist dort allerdings falsch geschrieben).
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 529.
Das Verbot wurde wegen eines Kapitels erlassen, das “dem jüdischen Arbeiterdichter Morris Rosenfeld gewidmet war”, so Böll in seinem Essay: Léon Bloy. Über “Das Heil und die Armut” (1953), SR I, 84.
Auf Bernanos bezogen äußerte sich Böll 1976 folgendermaßen: “Diese im Grunde kritische Schilderung des bürgerlichen katholischen Milieus, die sehr kritische Schilderung des Klerus und seiner Verstrickungen bei Bernanos etwa, war eine Befreiung in diesem Augenblick, 1936 bis 38.” (INT 530)
“Dostojewskij — heute?”, INT 182.
Was soll aus dem Jungen bloß werden? (wie Anm. 10), S. 51f.
Ebd. S. 47.
Ebd. S. 52. Vgl. dazu James H. Reid: Aspekte des literarischen Erbes bei Böll, in: Heinrich Böll, 1917–1985, zum 75. Geburtstag (wie Anm. 17), S. 245–266; zu Gotthelf S. 246.
“Dostojewskij — heute?”, INT 182.
“Werkstattgespräch mit Horst Bienek” (1962), INT 19f.
Geduld und Ungeduld mit der deutschen Sprache. Interview mit sich selbst: Heinrich Böll, in: Die Welt, Nr. 251vom 28. Oktober 1965.
Das meiste ist mir fremd geblieben. Ernst Jünger zum 80. Geburtstag (1975), SR V, 224.
Geduld und Ungeduld mit der deutschen Sprache (wie Anm. 34).
Ebd.
Mit Bölls Beziehung zu Kleist beschäftigt sich ausführlich Michael Perraudin: Heinrich Böll: Approaches to Kleist, in: Sprachkunst 19 (1988), Heft 1, S. 117–134. Vgl. auch die Ausführungen von Reid (wie Anm. 31) zu Kleist: S. 251ff.
Frankfurter Vorlesungen (1964), SR III, 79.
Annäherungsversuch (1970), SR IV, 109. — Später Ausdruck seiner Stifter-Verehrung ist auch Bölls Epilog zu Stifters “Nachsommer” von 1971 (RE III,609–617). Zur Beziehung Bölls zu Stifter vgl. Günter Wirth: Tradition “im Futteral”. Bemerkungen über Böll und Stifter, in: Böll. Untersuchungen zum Werk, hrsg. von Manfred Jurgensen, Bern/München 1975, S. 111–138.
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 531.
Nach Stephan Reinhardt: Alfred Andersch. Eine Biographie, Zürich 1990, Zit. S. 39.
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 36f.
Vgl. die Äußerungen in “Eine deutsche Erinnerung”: “Immerhin hatte diese Lehre einen großen Vorteil, es gab in diesem Geschäft ein Riesenantiquariat, [...] und in diesem Antiquariat gab es auch sehr viele Bücher, die offiziell verboten waren, die man nur kaufen konnte mit einer ministeriellen Erlaubnis, [...] ich hatte die Gelegenheit, als Neunzehnjähriger Freud zu lesen. Das war eine Sensation in dieser Zeit.” (INT 616f.)
INT 617.
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 37. Hervorhebung von mir. — Die Angaben zum Lektüredatum sind auch im Falle Proust schwankend. Vgl. z.B. den Essay Ein Erbauungsbuch ßr Abschreckungschristen (1984), in dem es heißt: “Proust habe ich sogar schon 1936/37 gelesen [...].” (SR IX, 133)
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 591.
Vgl. die Anmerkungen zur Entstehungsgeschichte in: Walter Benjamin. Gesammelte Schriften, [...] hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Supplement III: Marcel Proust: Guermantes. Übersetzt von W.B. und Franz Hessel, hrsg. von Hella Tiedemann-Bartels, Frankfurt a.M. 1987, S. 587ff. Unter dem Titel Die Herzogin von Guermantes erschien diese Übersetzung 1930 im Piper-Verlag in zwei Bänden. Da Böll aber von einer einbändigen Ausgabe spricht, hat er vermutlich Im Schatten junger Mädchenblüte gelesen.
Am aussagekräftigsten ist wohl der bereits erwähnte späte Essay Ein Erbauungsbuch für Abschreckungschristen (wie Anm. 46).
Int. Bom/Manthey (wie Anm. 8), S. 44. — Berühmtester Reflex der Hölderlin-Lektüre Bölls ist das leitmotivische Zitat aus dem Gedicht Wie wenn am Feiertage... in Billard um halb zehn. (Vgl. dazu Reid, wie Anm. 31, S. 253f.) Längere Gedichtzitate finden sich auch in Gruppenbild mit Dame (RE III, 663 und 900).
Auszüge des Briefes sind abgedruckt bei Gabriele Hoffinann: Heinrich Böll, Bornheim-Merten 1986, S. 90. — Die Trakl-Verehrung hinterließ bei Böll bis ins Spätwerk hinein Spuren, so z.B. in Gruppenbild mit Dame, wo er Einzelstrophen und -verse aus den Gedichten Die junge Magd, Musik im Mirabell und Frauensegen zitiert, diese aber teilweise mit Zitaten u.a. aus Bertolt Brechts Hauspostille in parodistisch-verfremdender Absicht kontaminiert bzw. collagiert (RE III, 662f, 900 und 1014).
Autoren und Schicksale. Ober Karl Otten “Das leere Haus” (1961), SR II, 101.
Vgl. dazu den Aufsatz von Michael Okroy: Im Spiegel aus Asphalt... Literarische Wurzeln einer ideologisch mißbrauchten Metapher, in: Wirkendes Wort 43, Heft 2, August 1993, S. 226–234.
Was soll aus dem Jungen bloß werden? (wie Anm. 10), S. 79.
Paradigmatisch sind in dieser Beziehung die Frankfurter Vorlesungen (SR III, bes. S. 34, 53ff.) und “Eine deutsche Erinnerung” (INT 609ff.).
Im Interview “Weil dieses Volk so verachtet wurde [...]” von 1973 nennt Böll beiläufig diesen Roman, ohne allerdings ein präzises Lektüredatum anzugeben. (INT 245)
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 591.
Was soll aus dem Jungen bloß werden? (wie Anm. 10), S. 82.
Ebd. S. 90.
“Dostojewskij — heute?”, INT 183. Hervorhebung von mir.
Das meiste ist mir fremd geblieben (wie Anm. 35), SR V, 223.
Ebd. S. 223.
Ebd.
Zum Verhältnis Bölls zu Jünger vgl. auch die Ausführungen von J. H. Reid in: Heinrich Böll. Ein Zeuge seiner Zeit, München 1992, S. 66f.
SR V,225.
Vgl. dazu die grundlegende Studie von Ralf Schnell: Literarische Innere Emigration 1933–1945, Stuttgart 1976.
Vgl. dazu Bölls Äußerungen in: Int. Bom/Manthey (wie Anm. 8), S. 32.
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 533f.
Vgl. Bölls Brief an Kunz vom 21. August 1948, in dem er ihm “den Las Casas” zur Lektüre empfiehlt (BW Böll-Kunz, S. 120). Die Kommentierung zu dieser Briefstelle (ebd. S. 463) führt in die Irre, da sie sich nicht auf Schneiders seinerzeit vieldiskutierten Roman, sondern auf die historische Person bezieht.
Int. Bom/Manthey (wie Anm. 8), S. 42.
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 591.
Diese Auskunft gibt Böll in einem Brief vom 29. Oktober 1966 an Wolfgang Stemmler: “Ich habe schon als siebzehn-achtzehnjähriger Schüler Kierkegaard gelesen, erst in einer billigen, also für einen Schüler erschwinglichen Anthologie, dann später die Tagebücher in der Haeckerschen Übersetzung.” (W.S.: Max Frisch, Heinrich Böll und Sören Kierkegaard, Diss. München 1972, S. 112). — Von den Tagebüchern Kierkegaards erschien 1923 im Innsbrucker Brenner-Verlag eine Ausgabe in zwei Bänden, übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Theodor Haecker. 1941 veröffentlichte der Hegner-Verlag in Leipzig eine einbändige Neuausgabe dieser Übersetzung, die bis in die Nachkriegszeit hinein mehrere Auflagen erlebte.
Als solchen bezeichnet Böll Kierkegaard in den Briefen aus dem Rheinland (1962), SR II, 207.
Stemmler (wie Anm. 72), S. 171. Vgl. auch Heinrich Jürgenbehring: Liebe, Religion und Institution. Ethische und religiöse Themen bei Heinrich Böll, Mainz 1994, S. 32ff. und 47ff.
Klaus Schröter: Heinrich Böll, Reinbek 1982, Zit. S. 44 und 47. — Die These Schröters relativiert Reid (wie Anm. 64), S. 41.
Die bekanntesten Äußerungen Bölls dazu finden sich in den Frankfurter Vorlesungen: “Man hat das noch nicht begriffen, was es bedeutete, im Jahre 1945 auch nur eine halbe Seite deutscher Prosa zu schreiben.” (SR III, 53) Vgl. auch den Essay Jahrgang 1922. Zum Tode Paul Schallücks (1976), in dem es u.a. heißt: “Es war ein schwieriges und auch ein schweres Beginnen, gegen die Verkommenheit und Verlogenheit der deutschen Sprache in ihrem Zustand nach 1945 anzuschreiben.” (SR VI, 45)
Über Art und Umfang des nachgelassenen Frühwerks vgl. den Beitrag von Werner Bellmann im vorliegenden Band.
Vgl. dazu den bereits erwähnten Beitrag von H. Vormweg (siehe Anm. 17).
Vgl. dazu den autobiographischen Essay Selbstvorstellung eines jungen Autors (1953), SR I, 112.
Gefragt nach der Situation der deutschen Schriftsteller nach dem zweiten Weltkrieg antwortete Böll 1985: “Wir (Familie, Freunde, Bekannte, Gleichgesinnte) hatten unsere Sprache nicht verloren, sie war vom Nazivokabularium nicht infiziert, es wurde höchstens als sarkastisches Zitat verwendet. In Briefen und Gesprächen blieb uns Sprache erhalten. [...] Lesen war ja eine der Möglichkeiten, sich gegen die Pestilenz der Nazisprache zu immunisieren.” (“Herausforderung an die Sprache”. Heinrich Böll zur Situation der deutschen Schriftsteller nach dem zweiten Weltkrieg, in: Kölner Stadt-Anzeiger, Nr. 106 vom 8. Mai 1985, S. 10).
Vgl. dazu den programmatischen Aufsatz von Gustav René Hocke Deutsche Kalligraphie oder Glanz und Elend der modernen Literatur, der zuerst in der Zeitschrift ‘Der Ruf (Nr. 7 vom 15. November 1946) erschien; er ist wiederabgedruckt in: Der Ruf. Unabhängige Blätter für die junge Generation.
Eine Auswahl. Hrsg. von Hans A. Neunzig, München 1976, S. 188–173.
Die Kahlschlag-Metapher wurde von Wolfgang Weyrauch geprägt, der mit seinem Nachwort zu der von ihm herausgegebenen Prosa-Anthologie “Tausend Gramm” das programmatische Credo einer Schriftstellergeneration schrieb und entscheidend zur Legende des totalen Neuanfangs beitrug.
Vgl. dazu z.B. das im Dezember 1982 geführte Gespräch mit Heinrich Vormweg “Schreiben als Zeitgenossenschaft I” (in: Heinrich Böll/ Heinrich Vormweg: Weil die Stadt so fremd geworden ist... Gespräche, Bornheim-Merten 1985, S. 103–118, hier S. 108) und Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S.32.
Vgl. dazu Karl Esselborn: Neubeginn als Programm, in: Literatur in der Bundesrepublik (wie Arm 2), S. 230–243. — Das Schlagwort “tabula rasa” begegnet in Bölls Essay Rendezvous in Paris von 1953 (SR I, 90). Möglicherweise spielt Böll dabei auf das gleichnamige Gedicht von Hans Egon Holthusen an, das 1945 in der Zeitschrift ‘Die Wandlung’ veröffentlicht wurde.
So beklagte Böll noch 1961: “Auch hinsichtlich literarischer Traditionen sind wir ohne Heimat. Führende Schriftsteller, die während der Nazizeit in die Emigration gingen, sind nicht zurückgekommen. So sind wir ganz allein auf uns selbst angewiesen.” (Seismograph für die Probleme der Zeit. Prager Gespräche mit dem Schriftsteller Heinrich Böll, in: Neue Zeit (Berlin), Nr. 184 vom 10. August 1961) — Vgl. auch Int. Rudolph (wie Anm. 1), S. 33.
“Schreiben als Zeitgenossenschaft I” (wie Anm. 83), S. 108. Vgl. S. 110.
Wolfgang Weyrauch (Hrsg.): Tausend Gramm. Ein deutsches Bekenntnis in dreißig Geschichten aus dem Jahr 1949, Reinbek bei Hamburg 1989, (Nachwort) S. 181.
In: SR I, 27–31.— Der Zeitpunkt der Veröffentlichung läßt den Text aus heutiger Sicht allerdings beinahe anachronistisch erscheinen, denn Anfang der fünfziger Jahre hatten — wie Esselbom darlegt (wie Anm. 84, S. 237) — bei der jungen Schriftstellergeneration bereits andere Literaturkonzepte die Oberhand gewonnen. Noch 1977 nahm Böll die Defensivstrategie des damaligen Bekenntnisses gegen seine Kritiker in Schutz. (Int. Born/Manthey, wie Anm. 8, S. 73)
“Schreiben als Zeitgenossenschaft I” (wie Anm. 83), S. 104.
Int. Rudolph (wie Anm. 1), S. 29.
Bölls Desinteresse an literaturtheoretischer Fundamentierung seiner Schreibversuche war durchaus typisch für die Autoren der jungen Generation im Westen. Zu den Gründen bemerken Wehdeking und Blamberger: “Die mangelnde Leseerfahrung und das dezidierte Nullpunktbewußtsein mochten Schuld daran haben, daß z.B. die Auseinandersetzung mit der Poetik der Moderne erst in den fünfziger Jahren begann [...].” (wie Anm. 6, S. 61; vgl. S. 45f)
W. Bellmann stellt resümierend fest: “Bölls Repertoire an Themen, Motiven und Figuren ist also schon im Frühjahr 1948 von bemerkenswertem Umfang. Als sein ‘eigentliches Gebiet’ betrachtet er zu dieser Zeit jedoch den ‘Krieg mit allen Nebenerscheinungen’.” (im vorliegenden Band S. 19)
BW Böll-Kunz, S. 143.
Kröll (wie Anm. 2), S. 253.
Paul Schallück: Interview met Heinrich Boll. In: Literair Paspoort (Amsterdam) 8, Nr. 69 (1953), S. 187–189, hier S. 188. — Später bemühte sich Böll gelegentlich darum, den Hemingway-Einfluß auf sein Schaffen zu relativieren. Vgl. Int. Rudolph (wie Anm. 1), S. 29.
Thematisch-motivische und strukturelle Parallelen zwischen Böll und Hemingway zeigt Klaus Stiebert auf in seiner Untersuchung: Probleme kritisch-realistischen Erzählens bei Heinrich Böll. Rezeption englischer, irischer und amerikanischer Literatur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Werks, Diss. Leipzig 1975; vgl. vor allem S. 41ff.,
Heinrich Böll. Rezeption englischer, irischer und amerikanischer Literatur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Werks, Diss. Leipzig 1975; 100ff,
Heinrich Böll. Rezeption englischer, irischer und amerikanischer Literatur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Werks, Diss. Leipzig 1975; 105f,
Heinrich Böll. Rezeption englischer, irischer und amerikanischer Literatur und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Werks, Diss. Leipzig 1975; 114f.
Vgl. W. Bellmann, im vorliegenden Band S. 16.
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 50. Auch in “Eine deutsche Erinnerung” distanziert sich Böll — mit ausführlicher Begründung — vom “Mythos der Männlichkeit” bei Hemingway (INT 542).
Vgl. die Rezension Ein Steinbeck und einige Steinbeckchen (1955), SR I, 149.
“Herausforderung an die Sprache” (wie Anm. 80). Vgl. SR VII, 206.
Stiebert nennt als Beispiele “Neu Amerika”, Suhrkamp 1947 und “Junges Amerika”, Ullstein 1948 (wie Anm. 96, S. 30f.)
1948 erschien dort ein Sonderheft zum 50. Geburtstag Hemingways. Vgl. dazu BW Böll-Kunz, S. 122 und 464.
Vgl. dazu die in der Bibliographie aufgeführten Erstdrucke.
Obwohl von Look Homeward, Angel (1929) bereits 1932 eine deutsche Übersetzung erschienen war, wurde das Werk hierzulande erst nach Kriegsende einem breiteren Publikum bekannt.
Unerschöpflicher Thomas Wolfe [zu: Geweb und Fels], in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 254 vom 31. Oktober 1953.
Die Zitate stammen aus Bölls erster Wolfe-Rezension, in der er die Fortsetzung von Schau heimwärts, Engel vorstellt: Das fremde und bittere Geheimnis [zu: Von Zeit und Strom], in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 55 vom 7./8. März 1953.
Genaue Lektüredaten fehlen zwar, doch ist davon auszugehen, daß Böll seit Beginn der funfeiger Jahre einzelne Werke Faulkners rezipierte. So sieht er z.B. in dem Roman Ein heißer Tag von Erskine Caldwell die Darstellung von “Problemen, die wir aus Faulkners Romanen kennen” (Die Feigheit der “Anständigen”, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 164 vom 19. Juli 1952) oder glaubt von der Schriftstellerin Carson McCullers, sie habe bei Steinbeck und Faulkner “ein wenig” gelernt (Einsames Herz, SR I, 58f.; die Rezension erschien zuerst am 22. November 1952).
Rudolf Haas: Über die Rezeption amerikanischer Romane in der Bundesrepublik 1945–1965, in: Nordamerikanische Literatur im deutschen Sprachraum seit 1945. Beiträge zu ihrer Rezeption, hrsg. von Horst Frenz und Hans-Joachim Lang, München 1973, S. 20–46, hier S. 44.
Ebd. S. 44f.
Das Zitat findet sich in dem Kapitel “Als Gott die Zeit machte...” (RE II, 601), das zuerst in der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’, Nr. 166 vom 19. Juli 1956 erschien. Es stammt aus der Übersetzung von Kurt Heinrich Hansen (William Faulkner: Eine Legende, Zürich 1982, S. 405).
Stiebert (wie Anm. 96), S. 200.
Ebd.
Vgl. INT 591. Da der Zeitpunkt der Lektüre nicht dokumentiert ist, bleibt fraglich, ob sich Böll tatsächlich, wie Reid behauptet (wie Anm. 4, S. 114), in Und sagte kein einziges Wort bewußt an Ulysses angelehnt hat.
SR IV.75.
SR II, 33. Diese Klassifizierung ist von Böll keineswegs abfällig gemeint, sondern Ausdruck seiner Verteidigung bzw. Idealisierung regional gefärbter, provinzieller Literatur. Er bezeichnet Ulysses sogar als “extrem provinziell” (INT 610) und lobt dessen “Sprachgewalt” (SR II, 33).
1969 erklärte Böll Joyce bezeichnenderweise zum Hauptvertreter der “anti-christlichen, der blasphe-mischen Literatur” (INT 98).
Siehe Bibliographie.
Vgl. BW Böll-Kunz, S. 29f.
Ebd. S. 62; vgl. dort Anm. S. 449.
Wilde Flüche der Poesie. Über Sean O’Caseys Autobiographie (1969), SR IV, 78.
Von Wilder hatte Böll 1949 auch den Roman Die Iden des März gelesen.
Vgl. dazu Horst Frenz: Amerikanische Dramatiker auf den Bühnen und vor der Theaterkritik der Bundesrepublik. In: Nordamerikanische Literatur (wie Anm. 108), S. 79–102; zu Wilder: S. 80ff.
Die Welt Sean O’Caseys, SR I, 124f.
Wilde Flüche der Poesie, SR IV, 75.
1977 erinnerte sich Böll an seine erste Begegnung mit diesem Autor: “[...] ich hab ein Buch von Evelyn Waugh gelesen, das kam hier raus 1937, ein großartiges Buch, und hab den bis nach dem Krieg für eine Frau gehalten [...].” (Int. Bom/Manthey, wie Anm. 8, S. 37) Vermutlich handelte es sich bei dem erwähnten Buch um den Roman A Handful of Dust, der 1936 in deutscher Übersetzung erschien. — Wie zu Chesterton verfaßte Böll zu Beginn der funfeiger Jahre eine Reihe von Hörbildern nach Romanen Waughs; ein Feature mit dem Titel “Evelyn Waugh — Porträt eines Schriftstellers” wurde am 23. Juni 1953 vom Nordwestdeutschen Rundflink (Köln) gesendet.
Vor dem Schrägstrich wird jeweils das Datum der Erstveröffentlichung genannt, dahinter das Erscheinungsjahr der deutschen Übersetzung.
Das Ende der Moral Über Graham Greene, “Der Ausgangspunkt” (1952), SR I, 32–36.
Vgl. BW Böll-Kunz, S. 372.
In: Literarische Revue (München), 4. Jg., Heft 4, April 1949, S. 245–247, hier S. 247.
Vgl. dazu Beate Schnepps Beitrag “Die Aufgabe des Schriftstellers”, im vorliegenden Band S. 45ff.
Gedacht ist hier an die beiden Szenen, in denen Major Scobie seinen Ehebruch beichtet. (Graham Greene: The Heart of the Matter, London 1971, S. 175ff. und S. 257ff.)
Zum Bloy- und Bernanos-Einfluß vgl. Hans Joachim Bernhard: Die Romane Heinrich Bölls. Gesellschaftskritik und Gemeinschaftsutopie, 2., durchges. u. erw. Auflage, Berlin 1973, S, 198–202.
Vgl. dazu die Ausführungen von Stiebert (wie Anm. 96, S. 155ff.) und von Reid (wie Anm. 64, S. 125).
In der bereits erwähnten Greene-Rezension (siehe Anm. 127) nennt er Sartre dessen “antichristlichen Gegenspieler” (SR I, 35).
Diesen Begriff verwendet Böll in einem Brief an Axel Kaun vom August 1948; er wird zitiert in Beate Schnepps Beitrag “Die Aufgabe des Schriftstellers”, im vorliegenden Band S. 51.
Vgl. das Interview mit Paul Schallück (wie Anm. 95), S. 187f.
Int. Rudolph (wie Anm. 1), S. 30. Eine ähnliche Namenskette findet sich auch im Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 50.
Vgl. das Interview mit Alois Rummel (1964): “[...] ich betrachte sie [sc. Kafka, Faulkner, Bernanos] als religiöse Autoren, sogar Camus.” (INT 57)
Um die Aufdeckung von Parallelen zwischen beiden Autoren bemüht sich Theodore Ziolkowski in seinem Aufsatz: Albert Camus and Heinrich Böll, in: Modern Language Notes 77 (1962), S. 282–291.
Die Schriften Helios, des Mitbegründers der “renouveau catholique”-Bewegung und Weggefahrten Bloys, lernte Böll vermutlich erst nach dem Krieg kennen (vgl. BW Böll-Kunz, S. 120). Er widmete ihm 1953 nicht nur eine Besprechung des Buches “Heiligengestalten” (in: Deutsches Volksblatt, Nr. 99 vom 24. Oktober 1953), sondern legte eine der Hello-Legenden sogar dem Hörspiel Mönch und Räuber (1953) zugrunde.
Wahrscheinlich kam Böll mit den Werken Claudels erst nach 1945 in Berührung. Nachweislich las er Ende der vierziger Jahre neben den Dramen Maria Verkündigung (1912/1946) und Der seidene Schuh (1929/1944) auch Das Buch Job (1946/1948).
Zu den Einzeltiteln der Besprechungen siehe die Bibliographie.
Heinrich Böll: Die Gezeichneten [über Luc Estang: Gezeichnete], in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 182 vom 8. August 1953, S. 29.
Ebd.
Paradigmatisch ist in dieser Beziehung Hermann Kasacks Roman Die Stadt hinter dem Strom (1947), der seinerzeit Furore machte und den auch Böll bald nach seinem Erscheinen las.
Während Böll 1973 behauptete, er habe Kafka 1946 entdeckt (INT 245), war er sich 1976 nicht mehr sicher: “Ich habe Kafka und Joyce erst nach 45 oder 50 kennengelernt.” (INT 591)
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 52f.
Eine Ausnahme bildet der Roman Gruppenbild mit Dame, in dem sich als später Reflex der Kafka-Lektüre u.a. ein Zitat aus dem Landarzt findet (RE III, 1055; vgl. dazu Dieter Kafitz: Formtradition und religiöses Ethos — Zur Realismuskonzeption Heinrich Bolls, in: Der Deutschunterricht 28 (1976), Heft 6, S. 69–85, hier S. 77). Im übrigen wird die Hauptfigur Leni als literarisch interessiert dargestellt; unter ihren Büchern finden sich “Gedichte von Brecht, Hölderlin und Trakl, zwei Prosabände von Kafka und Kleist, zwei Bände von Tolstoj [...]” (RE III, 632; vgl. 804f). Manfred Durzak stellt daher zu Recht fest, daß “Lenis literarische Vorlieben Bölls eigenen verblüffend ähnlich sind”.
(M.D.: Heinrich Bölls epische Summe? Zur Analyse und Wirkung seines Romans Gruppenbild mit Dame, in: Basis 3 (1972), S. 174–197, hier S. 186)
Chancen der Begegnung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Schriftstellern. Ein Gespräch mit Heinrich Böll, in: Emuna. Blätter für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Frankfurt a.M.) 1969, Heft 4, S. 261–265, hier S. 262.
Sehr aufschlußreich ist eine Passage über Döblin in seiner Marcuse-Rezension Der gläubige Ungläubige (1975): “[...] er [sc. Döblin] fühlte sich nicht angenommen nach der Wandlung, die er während der Emigration durchgemacht hatte, und wäre doch — wäre — einer der großen Autoren gewesen, auf die das Etikett ‘christlich’ hätte angewendet werden können und die es angenommen hätten [...].” (SR V, 245)
Int. Born/Manthey (wie Anm. 8), S. 48.
Heinrich Böll/Hans-Peter Riese: Schriftsteller dieser Republik. Gespräch über Selbstverständlichkeiten, in: I. 76, Nr. 6 (1977), S. 5–37, hier S. 10.
Darauf deutet der in der ‘Westfälischen Rundschau’ (Nr. 277 vom 28.11.1953) publizierte Essay So war es hin, in dem es u.a. heißt: “[...] der Arzt Döblin, der das Phänomen Berlin darzustellen unternahm.”
Trotz aller vordergründigen Parallelen unterscheidet sich Bölls Montagetechnik von der Döblins sowohl in funktionaler wie in intentionaler Hinsicht. Vgl. dazu Karl Ludwig Schneider: Die Werbeslogans in dem Roman Und sagte kein einziges Wort, in: In Sachen Böll. Ansichten und Einsichten, hrsg. von Marcel Reich-Ranicki, München 1971, S. 183–188.
“Eine deutsche Erinnerung”, INT 592.
Interview mit der Zeitschrift ‘Emuna’ (wie Anm. 149), S. 264.
Während er sich im Laufe der Zeit mit der erzähltechnisch und teilweise auch weltanschaulich eher konservativen Prosa Roths vertraut machte, blieb ihm das Werk des sehr viel moderneren Österreichers Robert Musil bezeichnenderweise zeitlebens verschlossen.
Obwohl Böll nachweislich spätestens in den fünfziger Jahren mit einzelnen Dramen Brechts in Berührung kam, taucht der Name in den Essays erst ab den sechziger Jahren häufiger auf. Die späte Beschäftigung mit Brecht dokumentieren die Zitate aus dem Galilei in den Frankfurter Vorlesungen (SR III, 76f.) und aus der Hauspostille in Gruppenbild mit Dame (RE III, 663 und 900; siehe Anm. 51). — Die ästhetisch-ideologischen Unterschiede und Affinitäten zwischen Böll und Brecht erläutert Robert C. Conard anhand der Erzählung Die Waage der Baleks in seinem Aufsatz: Böll contra Brecht: The Balek Scales Reassessed, in: Perspectives and Personalities. Studies in Modern German Literature Honoring Claude Hill, Heidelberg 1978, S. 101–109.
1977 erinnerte sich Böll: “[...] sobald das, was man dann deutsche Nachkriegsliteratur genannt hat, sichtbar wurde, habe ich, glaube ich, kein Buch ausgelassen [...] Arno Schmidt war schon eine Offenbarung, und eine Offenbarung von Niveau. Brand’s Haide zum Beispiel ist unvergessen.” (Int, Born/Manthey, wie Anm. 8, S. 50)
Günter Blamberger behauptet daher nicht ganz zu Unrecht, daß “aufs Ganze des Böllschen Werkes gesehen die Anleihen bei der Formensprache der Moderne marginal sind”; Böll bleibe zeitlebens dem “sermo humilis” verpflichtet, der “Fortschreibung” der Poetik der “Trümmerliteratur”. (G.B.: Versuch über den deutschen Gegenwartsroman. Krisenbewußtsein und Neubegründung im Zeichen der Melancholie, Stuttgart 1985, S. 131)
Diesen Autoren gesellte sich in den sechziger Jahren als wichtigste Inspirationsquelle noch Jerome David Salinger hinzu. 1962 veröffentlichte Böll die Überarbeitung einer Übersetzung von Salingers Roman Fänger im Roggen, der nach eigenem Bekunden großen Einfluß auf sein Schreiben hatte. Vgl. dazu Manfred Durzak: Das Amerika-Bild in der deutschen Gegenwartsliteratur. Historische Voraussetzungen und aktuelle Beispiele, Stuttgart [u.a.] 1979. Das Kapitel über den “Fänger im Roggen und seine deutschen Gefährten” (S. 145–171) enthält auch Auszüge aus einem Interview mit Böll zur Bedeutung Salingers vor allem für Ansichten eines Clowns.
Vgl. den Essay Eine Last auf meiner Seele (1979), SR VII, 51.
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Sander, G. (1995). Die Last des Ungelesenen. In: Bellmann, W. (eds) Das Werk Heinrich Bölls. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92512-1_4
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