Zusammenfassung
Rudolf Höß war jedoch nicht der Erfinder der Devise und dies gerade weil er sie „bis zu einem gewissen Grade ernst meinte“. Dann aber bleibt zu fragen, aus welcher literarischen oder ideologischen Tradition das Dictum stammt und ob es nur vordergründig im Sinne von Beschäftigungs- und Läuterungstherapie gedacht war, sozusagen menschenfreundlich, wie es der Kommandant von Auschwitz nachträglich verstanden wissen wollte. Unser Ergebnis vorwegnehmend, läßt sich sagen, die Devise „Arbeit macht frei“ ist zweimal neu erfunden worden, nämlich 1872 und 1922 und beide Male in verwandtem ideologischen Umkreis. Das erste Mal war es ein Buchtitel ohne erkennbare Öffentlichkeitswirkung. Als Abdruck in der Wiener „Presse“ (später „Neue Freie Presse“, noch später „Reichswehr“) erschien vom 17.8.–24.9.1872 die „Erzählung“ von Lorenz Diefenbach: „Arbeit macht frei“, dann als Buch gedruckt im Verlag J. Kühtmann’s Buchhandlung zu Bremen 187372.
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Literatur
Den Hinweis verdanke ich der Aufmerksamkeit meiner Würzburger Kollegin Irmgard Scheitler, Eichstätt (4.6.1996).
Diefenbach, Lorenz: Arbeit macht frei. Bremen 1873, Kap. XVIII, S. 297.
Diefenbach, Lorenz: Glossarium Latino-Germanicum Mediae et Infimae Aetatis. Frankfurt am Main 1957, Reprint Darmstadt 1968, 21977.
RGG III, 1958, Sp. 104–108 u. 168–112; LThK’III, 1959, Sp. 279; ‘III, Sp. 176. Heute noch in Berlin, Prenzlauer Berg, Lychener Str., der Pappelfriedhof des „Humanistischen Verbandes Deutschlands“ (1994), in der Tradition der 1845 hier ansässigen „Deutschkatholischen Gemeinde”. Die Torinschrift lautet: „Schafft hier das Leben gut und schön/Kein Jenseits ist, kein Auferstehen“. - Bahn, Peter: Deutschkatholikenund Freireligiöse. Geschichte und Kultur einer religiös-weltanschaulichen Dissidentengruppe, dargestellt am Beispiel der Pfalz (= Studien zur Volkskultur in Rheinland-Pfalz 10). Mainz 1991.
Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörterlexikon. 5 Bde. Leipzig 1867–80, Reprint Augsburg 1987, I, Sp. 115–121 s. v. „Arbeit“ 169 Nummern.–Zur Konstruktion „Arbeit macht…” (= Nr. 43–48) „aus Kieselsteinen Dement“, „aus Steinen Brot”, „Kraut zu Wildpret“, „reich” (u. „ist aber nicht wahr, sonst wären wir Tagelöhner allesamt reiche Leute“); „weder Ochsen noch Pferde fett”. Verwandte Konstruktionen: Arbeit „erhält“, „erwirbt”, gebiert“, „gewinnt”, „gibt“, „hat”, „hilft“, „ist”, „überwindet“, „wirbt”, „lehrt“, „lobt”.–Rührich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 31991, (TB 1994), I, S. 96f. s. v. „Arbeit“. Der Literaturverweis auf Heilfurth, Gerhard: „Die Arbeit als kulturanthropologisch-volkskundliches Problem”, erbringt insofern nichts, als es sich um das allgemein gehaltene Eröffnungsreferat des Marburger Volkskundekongresses von 1965 handelt (= Arbeit und Volksleben). Göttingen 1967, S. 1–16.
Dobel, Richard (Hg.): Lexikon der Goethe-Zitate. Zürich 1968 (als TB München 1972), Sp. 25, s. v. „Arbeit“.
Kedenburg, Jürgen: Theologisches Geschichtsbild und theokratische Staatsauffassung im Werke Thomas Carlyles. Heidelberg 1960. - Behnken, Eloise M.: Thomas Carlyle. „Calvinist without the theology“ (= University of Missouri Studies 66). Columbia and London 1978. -. Kaplan, Fred: Thomas Carlyle. A Biography. Cambridge 1983. - Fasbender, Thomas: Thomas Carlyle. Idealistische Geschichtswelt und visionäres Heldenideal (= Epistemata 58). Würzburg 1989. - Heifer, Simon: Moral Desperado. A life of Thomas Carlyle. London 1995.
Augstein, Franziska: Prophet des Vergangenen. Thomas Carlyle, schottischer Mystagoge der deutschen Romantik. In: FAZ, Tiefdruckbeilage v. 9.12.1995, Nr. 287, o.S., letzte Spalte. - Dazu vgl. die damalige Kröner-Taschenbuchausgabe (Nr. 123) von Michael Freund: Thomas Carlyle, Heldentum und Macht. Schriften für die Gegenwart. Leipzig o.J. [ca. 1932/34].
Carlyle, Thomas: Arbeiten und nicht verzweifeln. Auszüge. Deutsch von Maria Kühn und A. Kretzschmar. Karl Robert Langewiesche Verlag. Düsseldorf und Leipzig o.J. [1902] benutzt: 136. bis 150. Tausend, lt. Widmung verschenkt 1913, darin ein Prospekt mit der Auflistung „Gesamtverzeichnis Januar 1912“ aller Verlags-Schlager der „Blauen Bücher” zu je „Eine Mark 80 Pf.”.
Worauf mich Kollege Günter Hess, Würzburg, frdl. aufmerksam gemacht hat. Benutzte Ausgabe: Zoozmann, Zitatenschatz der Weltliteratur. Neu bearbeitet von Karl Quengel. 7. Ausgabe (mit Vorwort von Richard Zoozmann zur 1. Aufl. 1910) Leipzig o.J. (1935), Sp. 4547 s.v. „Arbeit“ bis „Arbeitstage”, das erste von 35 Zitaten, ohne Jahresangabe.
Berbig, Roland, in: Killy, Walther (Hg.): Literatur-Lexikon X. Gütersloh 1991, S. 499f.
Das Gedicht ist in Heinrich Seidels Gesammelten Schriften, 17 Bde., Leipzig 1892–1901, nicht zu finden; einschlägig wären die beiden Lyrik-Bände VII. „Glockenspiel“ (Aufl. 1897) u. IX. „Neues Glockenspiel” (1894); daher wohl zwischen 1901 und 1906 entstanden.
Brandstetter, Alois: Zum Wortschatz der Müllerei in Lexers Wörterbüchern. In: Brunner, Horst (Hg.): Matthias von Lexer. Beiträge zu seinem Leben und Schaffen (= Z. f. Dialektologie u. Linguistik, Beiheft 80). Stuttgart 1993, S. 181–196, hier S. 191.
Bruckner, Wolfgang: Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Würzburg bis 1925. In: A. Lehmann u. A. Kuntz (Hgg.): Sichtweisen der Volkskunde (= Lebensformen 3, zugl. FS Gerhard Lutz). Berlin 1988, S. 33–61, hier 45f.
Ders.: Der Germanenmythos bei Felix Dahn. Ein Beitrag zur Sueven-Diskusion in Portugal und Spanien. In: Koller, Erwin u. Laitenberger, Hugo (Hgg.): Suevos–Schwaben. Interdisziplinäres Kolloquium in Braga 1996 (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 426 ). Tübingen 1998, S. 167–182.
Dahn, Felix: Gesammelte Werke. 2. Serie, Bd. 6: Gedichte. Leipzig o.J., S. 385f.
Wohlhaupter, Eugen: Dichterjuristen. III, Tübingen 1957, S. 285–343 (= Felix Dahn), hier S. 307.
Im (Bild-)Archiv für westfälische Volkskunde, Münster, des Landschaftsverbandes als Kopie aus Bäcker, Max: Der Imkerbeil. In: Archiv f. Bienenkunde 11 (1930) H. 3; frdl. Mitt. Judith Orschler, Münster/W.
Die Angestellten. Eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum 19.5.-20.8.1995 (vgl. BBV 22, 1995, H. 2, S.113f.); dazu gleichnamiger Begleitband und die Habilitationsschriftvon Burkhart Lauterbach: Beamtenvereine in deutschen Industrieunternehmen. Ein volkskundlicher Beitrag zur Angestelltenkultur zwischen 1883 und 1933 (München 1997).–Zuvor Ders.: Arbeitsalltag und Bürowelt. In: Schweiz. Archiv f. Volkskunde 86 (1990), S. 44–61.
Reinhold, Josef: Die jüdische Bevölkerungsminorität in der Wirtschaft Sachsens zwischen Reichsgründung und NS-Herrschaft. In: Sächsische Heimatblätter43 (1997) H.1, S. 40–47, hier Abb. S. 41.
Altevogt, Heinrich: Labor improbus. Eine Vergilstudie (= Orbis antiquus 8). Münster/W. 1952, S. 5f. - Die ursprüngliche Erzählform „vicit“ (= hat besiegt) in Georgica I, 145 wurde schon früh in die Feststellungsform „vincit” (= besiegt) umgewandelt in Analogie zu Ed. 10,69 desselben Dichters: „Omnia vincit Amor“, was von Anbeginn eine allgemeingültig sein wollende Devise darstellt. „Labor” kann in der Georgica nicht einfach mit „Arbeit“ übersetzt werden, sondern meint den Zwang zur Tätigkeit, den die Götter den Menschen aufgelastet haben (S. 10).
Harms, Wolfgang (Hg.): Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Bd. IV (Die Sign. d. Hess. Landes-und Hochschulbibliothek in Darmstadt). Tübingen 1987, S. 190f.; Nr. IV, 141: „Emblema Labor Vincit Omnia“. Heidelberg 1622.
Z.B. in Meyers Konversations-Lexikon. 5. gänzlich neubearbeitete Aufl. 17 Bde. Leipzig 1893–97: XII (Nachdruck 1897), S. 681 u. in Meyers Lexikon in vollständiger neuer Bearbeitung. 7. Aufl. 12 Bde. Leipzig 1924–30; V III (1928).
So im preußischen Hessen-Nassau vor 1933 geheißen, ab 1949 „Landesfürsorgeheim“, weiterhin mit „Korrektur”-Absichten, heute „Offene psychiatrische Anstalt“; z.B. das KZ Breitenau (1933/34), ab 1940 „Arbeitserziehungslager”. - Erinnern an Breitenau 1933–1945. Eine Ausstellung historischer Dokumente. Hg. Gesamthochschule Kassel, Fb. Erziehungswissenschaften/Humanwissenschaften. 1. Aufl. September 1982 („4. durchgesehene und ergänzte Aufl.” November 1984), S. 52–54. - Richter, Gunnar (Hg.): Breitenau. Zur Geschichte eines nationasozialistischen Konzentrations-und Arbeitslagers. Kassel 1993. - Krause-Vilmar, Dietfrid: Das Konzentrationslager Breitenau. Ein staatliches Schutzhaftlager 1933/34 (= Nationalsozialismus in Nordhessen. Schriften zur regionalen Zeitgeschichte 18). Marburg 1998
Drobesch, Werner: Der Deutsche Schulverein 1890–1914. Ideologie, Binnenstruktur und Tätigkeit einer nationalen Kulturorganisation unter besonderer Berücksichtigung Sloweniens. In: Geschichte und Gegenwart 12 (1993), S. 195–212. - Ungedruckt: Streitmann, Monika: Der Deutsche Schulverein vor dem Hintergrund der österreichischen Innenpolitik 1880–1918. Phil. Diss. Wien 1984 (masch.Aus der Sicht der heutigen „Österreichischen Landsmannschaft“ geschrieben von Klemm, Walter: 90 Jahre Schutzarbeit. Zum Gründungstag 13. Mai 1880 des Deutschen Schulvereins Wien (= Eckart-Schriften 35). Wien 1970.
Weidenfelder, Gerhard: VDA - Verein für das Deutschtum im Ausland. Allgemeiner Schulverein (1881–1918). Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Nationalismus und Imperialismus im Kaiserreich. Bem u. Frankfurt/M. 1976. - Ders.: Der VDA zwischen „Volkstumskampf“ und Kulturimperialismus. In: Z. f. Kulturaustausch 31 (1981), S. 17–26. - Ders.: „Volkstumsarbeit” in der Weimarer Republik. Zur Struktur und Ideologie einer Bewegung. In: Mönch, Paul (Hg.): Fremdsein. Historische Erfahrungen (= Essener Unikate. Geisteswissenschaft 6/7). Universität Essen 1995, S. 143–149. - Müller, Bernd: Von den Auswandererschulen zum Auslandsschulwesen. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Nationalismus vor dem Ersten Weltkrieg. Phil. Diss. Würzburg 1995. (masch.).
Die Eigenwerbung in einzelnen Heften lautet, Unterstützung „für hilfsbedürftige Altösterreicher deutscher Muttersprache in aller Welt“, oder: „… treu der Heimat und hilfreich den Altösterreichem in den Nachbarstaaten verbunden (in Südtirol bis zum Sudetenland, über Slowenien/Untersteiermark, Kroation, Ungarn, Rumänien, Slowakei)”
Frdl. Mitt. v. Edith Hörandner, Wien, Ordinaria für Volkskunde an der Universität Graz. - In Mondsee/NO am Parkufer steht ein frisch renovierter Jahn-Gedenkstein des DTB mit Radkreuz von 1928. - Benda, Franz: Der Deutsche Turnerbund 1889. Seine Entwicklung und Weltanschauung (= Dissertationen der Universität Wien 216). Wien 1991.
Frdl. Mitt. Frau Mag. Eva Candussi, Graz (18. 3. 1996 ).
Sach-Geschichten. Aus den Sammlungen des Österreichischen Museums für Volkskunde. Das jüngste Vierteljahrhundert 1969–1994. Sonderausstellung (= Kataloge 62). Wien 1994, S. 60 mit Abb., Erwerbung 1986.
Konrad Vanja, Museum für Volkskunde SMPK, Berlin, hat sie mir frdl. zugänglich gemacht: Sig. 33 Q 2036.
Vgl. Poach, Andreas: Die deutschkatholische Bewegung in Steiermark. In: Jb. d. österr. Leo-Gesellschaft 1928, S. 72–117; ging im „Freidenkerverein“ auf.
Vgl. Kratzsch, Gerhard: Kunstwart und Dûrerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus. Göttingen 1969.
Die Slldmark 1 (1920), S. 181.
Pabst, Joseph: 20 Jahre „Deutsche Arbeit“. In: Die Sitdmark 2 (1921), S. 36. - Sieger, Robert: Volkstum und Arbeiterschaft. In: ebd, S. 29–37.
Streibel, Andreas: „Von der Ahn zur Puszta“. Zur Rolle völkischer Schutzvereine bei der Angliederung des Burgenlandes an Österreich. In: Burgenländische Heimatblätter 56 (1994) H. 2, S. 49–77 u. H. 3, S. 89–118, hier S. 51f., 55, 103f. u.ö
Dahn, Felix: Gesammelte Werke 2. Serie, Bd. 7.: Gedichte. Leipzig o.J., Abt. „Fünfte Sammlung“ [= Nationales und Zeitgeschichtliches]. „Dem Andenken Bismarcks und Moltkes zugeeignet”, S. 594f. u. S. 595.
Ders.: Die Germanen. Volkstümliche Darstellungen aus Geschichte, Recht, Wirtschaft und Kultur. Leipzig 1905, das Widmungsblatt, es ist datiert: „Breslau, Pfingsten 1905“.
München ‘Hauptstadt der Bewegung’. Münchner Stadtmuseum 1993, S. 54, Kat. Nr. 4.1. mit Abb. von 1908.
Mosebach, Martin: Der gute Ton. Lesen und schreiben mit Ludwig Reiners. In: FAZ v. 20.1.1996, Nr. 17, S. 29. - Reiners, Ludwig: Stilkunst. 129.-140. Tausend. München 1991.
Schwaner, Wilhelm: Unterm Hakenkreuz. Bundesbuch der Volkserzieher. Volkserzieherverlag [Wilhelm Schwaner] Berlin-Schlachtensee, Haus Waldeck, 1913, 515 S.
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Brückner, W. (1998). Die unmittelbare Herkunft der Devise als ausformuliertem Sinnspruch. In: „Arbeit macht frei“. Otto-von-Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92320-2_4
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