Zusammenfassung
Im berühmten zweiten Chorlied, noch vor der Entfaltung des zentralen Konflikts der Tragödie, läßt Sophokles die alten Männer aus Theben seine Ansicht vom Wesen des Menschen aussprechen:
„Ungeheuer ist viel. Doch nichts
Ungeheuerer, als der Mensch.
Denn der, über die Nacht
Des Meers, wenn gegen den Winter wehet
Der Südwind, fähret er aus
In geflügelten sausenden Häusern.
Und der Himmlischen erhabene Erde
Die unverderbliche, unermüdete
Reibet er auf; mit dem strebenden Pfluge,
Von Jahr zu Jahr,
Treibt sein,Verkehr er, mit dem Rossegeschlecht’,
Und leichtträumender Vögel Welt
Bestrickt er, und jagt sie;
Und wilder Tiere Zug,
Und des Pontos salzbelebte Natur
Mit gesponnenen Netzen,
Der kundige Mann,
Und fängt mit Künsten das Wild,
Das auf Bergen übemachtet und schweift.
Und dem rauhmähnigen Rosse wirft er um
Den Nacken das Joch, und dem Berge
Bewandelnden unbezähmten Stier.
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Literatur
Chasseguet-Smirgel, J. (1987): Das Ichideal. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Freud, S. (1915): Zeitgemäßes über Krieg und Tod. GW X. Frankfurt/M.: S. Fischer.
Freud, S. (1924): Der Untergang des Ödipuskomplexes. GW XIII. Frankfurt/M.: S. Fischer.
Mitscherlich, A./M. Mitscherlich (1967): Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. München: Piper.
Für die Sophokles-Texte wurden folgende Übersetzungen herangezogen:
Hölderlin, F. (1804): Antigonae. Frankfurt/M.: F. Wilmans (zweites Chorlied).
Willige, W./K. Bayer (Hrsg.) (1966): Sophokles. Tragödien und Fragmente. München: E. Heimeran.
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Ohlmeier, D. (2000). „Doch nichts ungeheuerer, als der Mensch“. Zu der Antigone des Sophokles. In: Lahme-Gronostaj, H., Leuzinger-Bohleber, M. (eds) Identität und Differenz. Beiträge zur psychologischen Forschung, vol 40. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91619-8_10
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