Zusammenfassung
Die ersten Nachkriegsromane der DDR, die nicht mehr in der Emigration entstanden sind, legen Zeugnis ab von den Schwierigkeiten der neuen Schriftsteller mit den neuen Stoffen, aber auch von der Allmacht einer dogmatisch-stalinistischen Kunstpolitik: der Romansozialist der Gründerjahre ist ein abgrundtief gutes, vernünftiges, fleißiges, in der Regel geschlechtsloses Wesen. Der XX. Parteitag der KPdSU (und Chrustschows Abrechnung mit Stalin) im Februar 1956 setzt auch für die DDR ein wichtiges kulturpolitisches Datum. Zwei Jahre später erscheint der erste Welterfolg der neuen DDR-Literatur, Bruno Apitz’ Roman Nackt unter Wölfen, der die Geschichte einer Widerstandsgruppe im KZ Buchenwald erzählt, aber darüber hinaus auch grundsätzliche Fragen einer sozialistischen Moral thematisiert. Auf Apitz folgt Anfang der 60er Jahre die sogenannte ‚Ankunftsliteratur‘ (nach Brigitte Reimanns Ankunft im Alltag); sie setzt sich mit den Konflikten auseinander, die aus der ‚Ankunft‘ der Helden im Sozialismus resultieren, aber auch sie erliegt mitunter noch der Gefahr, in einer „klein-erzieherischen Jugendliteratur“1 stehenzubleiben, die den Prozeß der Eingliederung nur als Anpassung schildert. Erst Christa Wolf überwindet mit ihrer Erzählung Der geteilte Himmel (1963) derart enge Perspektiven. Die zentralen Konflikte dieser neuen Literatur erwachsen aus dem Widerspruch zwischen den Ansprüchen des Helden, seine Persönlichkeit unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten der neuen Gesellschaft zu entfalten und den Hemmnissen, die ihm gerade diese Gesellschaft bei der Realisierung entgegensetzt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturhinweise
Hermann Kant: Die Aula, Frankfurt/M. 1968 (= Fischer Taschenbücher 931). Hermann Kant: Das Impressum. Roman, Frankfurt/M. 1975 (= Fischer Taschenbücher 1630 ).
Hermann Kant: Der Aufenthalt. Roman, Darmstadt und Neuwied 1979 (= Sammlung Luchterhand 294).
Hermann Kant: Ein bißchen Südsee. Erzählungen, Darmstadt und Neuwied 1979 (= Sammlung Luchterhand 264).
Heinz Blumensath/Christel Uebach: Einführung in die Literaturgeschichte der DDR. Ein Unterrichtsmodell, Stuttgart 1975 (= Zur Praxis des Deutschunterrichts 5).
Hans Jürgen Schmitt (Hrsg.): Einführung in die Theorie, Geschichte und Funktion der DDR-Literatur, Stuttgart 1975 (= Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft 6).
Autorenkollektiv unter Leitung von Horst Haase: Geschichte der Literatur der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin/DDR 1976.
Fritz J. Raddatz: Traditionen und Tendenzen. Materialien zur Literatur der DDR, 2. Ausgabe Frankfurt/M. 1976 (= suhrkamp taschenbuch 269).
Dieter Schlenstedt: Ankunft und Anspruch. Zum neueren Roman in der DDR, in: Sinn und Form 10 (1966), S. 814 ff.
Wolfgang Spiewok: Hermann Kant, in: Hans Jürgen Geerdts (Hrsg.): Literatur der DDR in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1972, S. 416 ff.
Rights and permissions
Copyright information
© 1980 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schütz, E., Vogt, J. (1980). Hermann Kant. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91544-3_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91544-3_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11425-5
Online ISBN: 978-3-322-91544-3
eBook Packages: Springer Book Archive