Zusammenfassung
Die Annahme, unmittelbar nach 1945 habe es in der Öffentlichkeit der sowjetischen Besatzungszone heftige Auseinandersetzungen zwischen marxistischen und bürgerlichen Positionen gegeben, geht fehl. Für die entscheidende Aufbauphase bemühten sich gerade kommunistische Autoren darum, ein ‚Reich des Geistes‘ zu beschwören, dem nun endlich nach den dunklen Jahren der faschistischen Barbarei wieder sein Recht gegeben werden müsse. Statt Analyse (die auch vielen hätte wehtun müssen) gab es oft Metaphorisches zu hören: „Das Volk, das im Dunkeln wandelt, es sieht ein großes Licht, und die da wohnen im Schatten des Todes, es scheint helle über sie. Das einzige große Licht, das über unserem Volke, das im Dunkeln wandelt, erscheinen kann, ist das Licht der Erkenntnis, das der Vernunft, das der Wahrheit. Nur dieses Licht vermag auch die Augen derer zu erhellen, die im Schatten des Todes wohnen und sie mit neuer Zukunftshoffnung zu erfüllen.“1 So Johannes R. Becher in einer frühen Nachkriegsrede mit dem Titel Wir, Volk der Deutschen, in der er auf seinen Gedichtband Volk im Dunkeln wandelnd Bezug nimmt. Der erste Satz des Zitats stammt aus Händels Oratorium Der Messias; aber Bechers weiterführende Paraphrasierungen verdämmern im leeren Pathos, auch wenn in die erborgte biblische Sprachkraft das Lob der Vernunft eingelagert ist.
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Literaturhinweise
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Schütz, E., Vogt, J. (1980). Rückkehr der Emigranten: Becher und Seghers, Zweig und Brecht. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91544-3_4
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