Zusammenfassung
Christa Wolf (geb. 1929), hat zwischen 1949 und 1953 in Jena und Leipzig Germanistik studiert, danach war sie als Lektorin und Literaturkritikerin tätig. Sie zählt, wie auch Hermann Kant, zu den Repräsentanten einer Generation, die wenn schon nicht ihre Jugend, so doch entscheidende Jahre der politischen, intellektuellen und beruflichen Orientierung in der DDR erlebten. Dies bedeutet auch, daß sie kaum in schriftstellerische Praxis eintreten konnten, ohne sich zugleich im kulturpolitischen Spannungsfeld zu engagieren und zu exponieren. Christa Wolf hat von ihrer Position im Literaturbetrieb und in der SED aus denn auch durchaus versucht, die damals in der DDR üblichen kulturpolitischen Konzeptionen durchzusetzen. Sie beteiligte sich an der Disziplinierung der Autoren, der alten bürgerlichen (wie Ehm Welk) oder der nachwachsenden jungen (wie Egon Günther). Christa Wolf war gewiß gutgläubig. Sie war nie opportunistisch oder zynisch, glaubte, was sie schrieb, oder wollte wenigstens daran glauben. Wenn man jene frühen Zeitschriftenartikel heute liest, spürt man, wieviel psychische Energie sie damals bereits aufwenden mußte, um ihre Zweifel niederzuhalten. Später, aus der Distanz, hat Christa Wolf gesagt, sie habe damals ihre Lektionen nur zu gut gelernt, nicht nur in den Seminaren, sondern auch aus den Grundsatzartikeln der Presse. Wer damals nicht auf Linie hielt, war entweder ein Anhänger des Subjektivismus oder des Objektivismus. Im ersten Fall hatte er sich von den Massen isoliert, im zweiten Fall hatte er sich von dem irritieren lassen, was er sah. Man lese Christa Wolfs Artikel Eine Lektion über Wahrheit und Objektivität im Juli-Heft 1958 der Neuen Deutschen Literatur.
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Literaturhinweise
Christa Wolf: Der geteilte Himmel, München 1973 (= dtv 915).
Christa Wolf: Nachdenken über Christa T., Darmstadt und Neuwied 1971 (= Sammlung Luchterhand 31).
Christa Wolf: Kindheitsmuster, Darmstadt und Neuwied 1979 (= Sammlung Luchterhand 277).
Christa Wolf: Lesen und Schreiben. Aufsätze und Prosastücke, Darmstadt und Neuwied 1972 (= Sammlung Luchterhand 90).
Klaus Sauer (Hrsg.): Materialienbuch zu Christa Wolf, Darmstadt und Neuwied 1979 (= Sammlung Luchterhand 265).
Alexander Stephan: Christa Wolf, München 1976 (= Autorenbücher 4). Text + Kritik H. 46 ( Christa Wolf ), München 1975.
Manfred Jäger: Auf dem langen Weg zur Wahrheit. Fragen, Antworten und neue Fragen in den Erzählungen, Aufsätzen und Reden Christa Wolfs, in: M. J.: Sozialliteraten. Funktion und Selbstverständnis der Schriftsteller in der DDR, Düsseldorf 1973, S. 11 ff. (= Literatur in der Gesellschaft 14).
Manfred Behn (Hrsg.): Wirkungsgeschichte von Christa Wolfs,Nachdenken über Christa T.’, Königstein/Ts. 1979.
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Schütz, E., Vogt, J. (1980). Christa Wolf. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91544-3_10
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