Zusammenfassung
Etwa in der Mitte des letzten von R D. Brinkmann zu Lebzeiten autorisierten Buches, des Lyrikbandes Westwärts 1&2, findet sich unter dem Titel Eine Komposition, für M. ein poetologisches Gedicht. Es ist der vorläufig letzte Text einer über das Werk verteilten Reihe von Gedichten, in denen Brinkmann jene „schweigsame [...] Niederlegung eines Wortes auf das Weiße eines Papiers, wo es weder Laut noch Sprecher geben kann“1 praktiziert und thematisiert, die — nach einer Formulierung Foucaults — die moderne literarische Rede hervortreten läßt. Es handelt sich in diesem Fall weder um den einfachen Kontrast zwischen einer stummen Buchstäblichkeit und einer neutralen Schreibfläche, noch um die Annahme eines voraussetzungslosen Ortes der Sprache. Auch wenn die literarische Schreibweise sich vom „Diskurs der Vorstellungen“ abwendet, bearbeitet sie diesen dennoch auf eine eigene Weise. Im 20. Jahrhundert bekommt sie es dabei mehr und mehr mit technischen Medien der Repräsentation zu tun, deren Laute und Bilder den allgemeinen Vorstellungsraum wirkmächtig umgestalten. Wenn sich die Literatur auf sich selbst zurückfaltet, dann durchquert sie in dieser Wendung all die Reden, in denen das zeitgenössische Wissen und die zeitgenössischen Phantasmen formiert sind. Sie tritt auch in Kontakt mit den Techniken der Information, die neben und mit dem geschriebenen Wort existieren. Die Texte Brinkmanns, die den für diese Untersuchung reduzierten Kern einer poetologischen Reihe bilden, verweisen den poetischen Akt sowohl auf seine schreibtechnischen Voraussetzungen wie auch auf seinen Ort im Feld diskursiver und medialer Konkurrenzen2.
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Bauer, T. (2002). Eine poetologische Serie. In: Schauplatz Lektüre. Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90836-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90836-0_2
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Print ISBN: 978-3-8244-4491-5
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