Zusammenfassung
Wer während der vergangenen Zeit die anhaltende kriminalpolitische Diskussion verfolgt hat, kann nicht übersehen, dass die Jugendhilfe bei der Frage der geschlossenen Unterbringung erneut unter Druck geraten ist - und zwar von zwei Seiten her. Da ist zunächst eine nicht abreißende Flut von Berichten über Kinder- und Jugendgewalt mit ihren abschreckenden Beispielen von Verwahrlosung und offenem Hass, bei denen die Frage nach Gründen und Ursachen häufig in ohnmächtigem Unverständnis mündet. Und da ist auf der anderen Seite die Zunahme einer populistischen Grundstimmung in unserem Land, die für komplexe Probleme nach simplen Antworten verlangt. Die z.B. von der Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft freigesetzten Ressentiments sind dafür ein besonders problematisches Beispiel. Sicherlich bedarf auch die auf Dramatisierung abzielende Strategie der Massenmedien in diesem Zusammenhang der Kritik. Zumindest Teile der Medienlandschaft besitzen bei der Berichterstat-tung über (Jugend)Kriminalität ein genuines Eigeninteresse an der Präsentation extremer Einzelfälle, die mit Hilfe selektiver Darstellungstechniken zu Vorboten einer angeblich drohenden Normalisierung von Delinquenz und Gewalt erklärt werden können. Dass Medien auf diese Weise selbst zum Verstärker von Gewaltkreisläufen mit fatalem Ausgang werden können, wissen wir heute. Trotzdem klärt der Hinweis auf Medieninteressen nicht die Sache selbst. Für die Häufung von Beispielen extremer Gewaltbereitschaft und psychosozialer Verwahrlosung muss es tiefere Gründe geben - hier zu Lande wie auch in zahlreichen vergleichbaren Ländern, die bekanntlich mit sehr ähnlichen Problemen konfrontiert sind.
Das Thema „geschlossene Unterbringung“ wurde in den letzen Jahren sowohl in der Jugendhilfe als auch im kriminalpolitischen Zusammenhang wiederholt diskutiert. Der vorliegende Text verarbeitet Aussagen aus verschiedenen Beiträgen, die der Autor zu diesem Thema in neuerer Zeit veröffentlicht hat.
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Literatur
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von Wolffersdorff, C. (2003). Was tun, wenn nichts mehr geht?. In: Struck, N., Galuske, M., Thole, W. (eds) Reform der Heimerziehung. Blickpunkte Sozialer Arbeit, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89888-3_4
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