Zusammenfassung
Als der preußische Historiker Heinrich von Sybel (1817–1895) 1848 im Archiv des französischen Außenministeriums vorstellig wurde, um dort Akten einzusehen, stieß er auf Unverständnis. Historiker, so belehrte ihn der Pariser Archivdirektor, seien Literaten. In seinem Haus würden aber Akten gesammelt, und mit denen könne ein Schriftsteller wie er überhaupt nichts anfangen.1 Der Verfasser historischer Werke als Literat — das ist eine Auffassung, die im 19. Jahrhundert eher die Regel als die Ausnahme gewesen sein dürfte. Noch Theodor Mommsen (1817–1903) hat in seiner Rektoratsrede vom 15. Oktober 1874 den Geschichtsschreiber „mehr zu den Künstlern als zu den Gelehrten“ gerechnet,2 und dass er selbst 1902 den Nobelpreis für Literatur erhielt, liest sich im Nachhinein wie eine Bestätigung seiner Charakterisierung des Historiographien.
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Literature
Cornelia Visman: Geschichtenerzähler vor dem Recht. Akten und „Litteralien“ entstammen demselben Wahrheitsparadigma. In: Frankfurter Rundschau, 11.12.2001, 20.
Theodor Mommsen: Reden und Aufsätze. Berlin 1905, 11, zitiert nach Jörn Rüsen: Geschichtsschreibung als Theorieproblem der Geschichtswissenschaft. Skizze zum historischen Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion. In: Reinhart Koselleck / Heinrich Lutz / Jörn Rüsen (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung (Beiträge zur Historik 4). München 1982, 14–35, Zitat 20.
Peter Borowsky / Barbara Vogel / Heide Wunder: Einführung in die Geschichtswissenschaft I. Grundprobleme, Arbeitsorganisation, Hilfsmittel (Studienbücher Moderne Geschichte 1). 5., überarbeitete und aktualisierte Aufl. Opladen 1989, 16 (Hervorhebung im Original). Zur Entstehungsgeschichte der „Einführung“ siehe den Beitrag von Barbara Vogel in diesem Band.
Knapper Überblick bei Hans-Ulrich Wehler: Historische Sozialwissenschaft. Eine Zwischenbilanz nach dreißig Jahren. In. Ders.: Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998, 142–153.
Vgl. auch Jürgen Kocka: Geschichtswissenschaft und Sozialwissenschaft. Wandlungen ihres Verhältnisses in Deutschland seit den 30er Jahren. In: Konrad H. Jarausch u.a. (Hg.): Geschichtswissenschaft vor 2000. Perspektiven der Historiographiegeschichte, Geschichtstheorie, Sozial- und Kulturgeschichte. Festschrift für Georg H. Iggers zum 65. Geburtstag. Hagen 1991, 345–359; ders.: Historische
Sozialwissenschaft: Auslaufmodell oder Zukunftsvision? (Oldenburger Universitätsreden 107). Oldenburg 1999.
Hayden White: Metahistory. The Historical Imagination in Nineteenth-Century Europa. Baltimore-London 1975 (zuerst 1973), DC; ders.: The Historical Text as Literary Artefact. In: Robert H. Carnary / Henry Kozicki (Ed.): The Writing of History. Literary Form and Historical Understanding. Madison 1978,41–62.
Franz M Wimmer (Philosoph): Geschichtsschreibung als literarische Kunst. Hayden Whites „Metahistory!“. In: Ders. / Herta Nagl-Docekal (Hg.): Neue Ansätze in der Geschichtswissenschaft (Conep-tus-Studien 1). Wien 1984, 153–162;
Irmgard Wagner (Germanistin): Geschichte als Text. Zur Tropologie Hayden Whites. In: Wolfgang Küttler u.a. (Hg.): Geschichtsdiskurs. Bd. 1: Methoden der Historiographiegeschichte. Frankfurt/Main 1993, 212–232;
Hans-Jürgen Lüsebrink (Romanist): Tropologie, Narrativik, Diskurssemantik. Hayden White aus literaturwissenschaftlicher Sicht. In: Ebd., 355–364. Ich folge hier der Darstellung von Wolfgang Weber: Hayden White in Deutschland. In: Storia della Storiografia 25 (1994), 89–102, 90 mit Anm. 4.
Jörn Rüsen: Narrativität und Modernität in der Geschichtswissenschaft. In: Pietro Rossi (Hg.): Theorie der modernen Geschichtsschreibung. Frankfurt/Main 1987, 230–237, 230 (nach Weber [Anm. 6], 91).
So die Kritik des Althistorikers Arnaldo Momigliano: La retorica della storia e la storia dell retorica: sui tropi di Hayden White. In: Ders.: Sui fundamenti della storica antica. Turin 1984, 456–476, 466.
Die vielleicht schönste und poetischste Liebeserklärung, die jemals dem vermeintlich trockenen Aktenstudium in Archiven gewidmet wurde, stammt von Arlette Farge: Le goût de l’archive. Paris 1989.
Alexander Bird hat mit Blick auf die Sozialwissenschaften darauf aufmerksam gemacht, dass in Großbritannien die Regierung von Margaret Thatcher stets von „social research“ statt wie bisher von „social science“ gesprochen habe. Bird vermutet, dass diese terminologische Abwertung dazu diente, die staatliche Unterstützung für die Sozialwissenschaften zu reduzieren; Alexander Bird: The Concepts of Scientific Method and Explanation. In: Interpretare, Heft 3 (April 2000), 116–149, 116.
Franklin Rudolf Ankersmit: History and Tropology. The Rise and Fall of Metaphor. Berkely-Los Angeles-London 1994, 168f.;
diesem Urteil folgt Dan Stone: Paul Ricoeur, Hayden White and Holocaust Historiography. In: Jörn Stückrath / Jörg Zbinden (Hg.): Metageschichte: Hayden White und Paul Ricoeur. Dargestellte Wirklichkeit in der europäischen Literatur im Kontext von Husserl, Weber, Auerbach und Gombrich (Interdisziplinäre Studien 2). Baden-Baden 1997, 254–274, 268.
So hält z.B. Richard J. Evans Hayden White für den einflussreichsten Denker, der den Weg zur postmodernen Historiographie geebnet hat; Richard J. Evans: In Defence of History. 2., um ein Nachwort erweiterte Aufl. London o.J., 354; ähnlich Serpil Oppermann: The Interplay between Historicism and Textuality. Postmodern Histories. In: Johannes Angermüller / Martin Nonhoff (Hg.): PostModerne Diskurse zwischen Sprache und Macht (Argument Sonderband N.F. 274) Hamburg-Berlin 1999, 154–163, 155;
und Chris Lorenz: Konstruktion der Vergangenheit. Eine Einführung in die Geschichtstheorie (Beiträge zur Geschichtskultur 13). Köln-Weimar-Wien 1997, 170–187. Für die Bedeutung Whites spricht nicht zuletzt, dass die Zeitschrift „History and Theory“ der Auseinandersetzung mit seinem Hauptwerk ein eigenes Beiheft gewidmet hat: Metahistory: Six Critiques (History and Theory, Beiheft 19). Middletown 1980. Zur Bedeutung Whites für den „linguistic turn“ s. Ankersmit (Anm. 11), 63f, und Mirjana Gross: Von der Antike bis zur Postmoderne. Die zeitgenössische Geschichtsschreibung und ihre Wurzeln. Wien-Köln-Weimar 1998, 399–405.
Darunter verstehe ich vor allem die in der Einleitung von „Metahistory“ (Anm. 5), 1–42, skizzierte Theorie. In der Forschung wird zum Teil bezweifelt, dass White auch heute noch an ihr festhält — so z.B. von Christopher Kent: Historiography and Postmodernism. In: Canadian Journal of History. Dezember 1999 (unpaginierte Online-Version bei http://www.nexis.com);
ähnlich Egon Flaig: Kinderkrankheiten der Neuen Kulturgeschichte. In: Rainer Maria Kiesow / Dieter Simon (Hg.): Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Zum Grundlagenstreit in der Geschichtswissenschaft. Frankfurt/Main-New York 2000, 26–47, 34f. Dagegen spricht erstens, dass sich White nie explizit von der „Metahistory“ distanziert hat. Zweitens gibt es in seinem Werk keine alternative Theorie, die von ihrem Anspruch mit den Ausführungen in der Einleitung der „Metahistory“ konkurrieren könnte. Und drittens vertraut White auch in seinen nach der „Metahistory“ publizierten Arbeiten auf das Herzstück seines ursprünglichen Ansatzes, nämlich die Erklärungskraft der Tropologie — z.B. in Hayden White: The Question of Narrative in Contemporary Historical Theory. In: Ders.: The Content of the Form. Narrative Discourse and Historical Representation. Baltimore-London 1990, 26–57, insbesondere 47.
White: Metahistory (Anm. 5), 2 (Hervorhebung im Original).
Ebd., X.
Die Formulierung von der „kanonischen These“ entnehme ich François Dosse: Geschichte des Strukturalismus. Bd. 1: Das Feld des Zeichens 1945–1966. Frankfurt/Main 1999, 58. Whites Abhängigkeit von der strukturalen Linguistik nimmt aus heutiger Sicht bisweilen skurrile Züge an. Wenn er beispielsweise in seiner Darstellung des Geschichtsbildes der Aufklärung Männer mit lexikalischen Elementen vergleicht und ihre grammatikalische Klassifizierung vorschlägt (Metahistory [Anm. 5], 65), dann stellt sich in Anbetracht des ausbleibenden Erkenntniszuwachses die Frage, ob hier nicht eine Methode zur Marotte degeneriert.
Zum Stand der Theoriedebatte, als White „Metahistory“ verfasste, siehe auch: Hayden White: Entgegnung auf Georg H. Iggers. In: Geschichte und Gesellschaft 27 (2001), 341–349, 342f.
White: Metahistory (Anm. 5), 7–11. Von allen Übersetzungsvorschlägen für den Ausdruck „modes of emplotment“ scheint mir „Formen der Dramatisierung“ am besten die Intention Whites zu treffen. Der Vorschlag stammt von Herta Nagl-Docekal: Läßt sich die Geschichtsphilosophie tropologisch fundieren? Kritische Bemerkungen zur Annäherung der Analytischen Philosophie an den Strukturalismus. In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hg.): Objektivationen des Geistigen. Beiträge zur Kulturphilosophie in Gedenken an Walther Schmied-Kowarzik (1885–1958) (Schriften zur Kultursoziologie 5). Berlin 1985, 201–214,203.
White hat diese vier Erzählmuster übernommen von Northrop Frye: The Anatomy of Critiscm: Four Essays. Princeton 1957; s. Metahistory (Anm. 5), 7f. mit Anm. 5; Hayden White: Interpretation in History. In: Ders.: Tropics of Discourse. Essays in Cultural Criticism. Baltimore-London 1985, 51–80, 61f.
White: Metahistory (Anm. 5), 8f.
Ebd., 149–162. Die Tatsache, dass Michelet sich selbst nicht als Romantiker verstand, wie White betont (ebd., 149), ist dabei völlig unerheblich. Worauf es bei der Klassifizierung à la White allein ankommt, ist die formal analysierbare Modellierung der Erzählstruktur.
Ebd., 9.
Ebd., 163–190.
Ebd., 9.
Ebd., 191–229, insbesondere 195, 205, 215–218.
Ebd., 10
Ebd., 230–264, insbesondere 232f, 244–247, 250f, 259f.
Ebd., 13–20. White bezieht sich explizit auf Stephen C. Pepper: World Hypotheses: A Study in Evidence. Berkeley-Los Angeles 1966.
White: Metahistory (Anm. 5), 22–29, insbesondere 22 mit Anm. 11.
Ebd., 29.
Jörn Stückrath: Typologie statt Theorie? Zur Rekonstruktion und Kritik von Hayden Whites Begrifflichkeit in „Metahistory“. In: Stückrath / Zbinden (Anm. 11), 86–103, 88; s. auch Siegfried Kohlhammer: Die Welt im Viererpack. Zu Hayden White. In: Merkur 52 (1998), 898–907.
So auch Kohlhammer (Anm. 30), 904, und Stückrath (Anm. 30), 98.
White: Metahistory (Anm. 5), 30.
So auch Stückrath (Anm. 30), 100.
White: Metahistory (Anm. 5), 30.
Ebd., 30f. (Hervorhebung im Original).
Ebd., 31. Den irrationalen Charakter des poetischen Akts bei White betont auch Herta Nagl-Docekal: Ist Geschichtsphilosophie heute noch möglich? In: Dies. (Hg.): Der Sinn des Historischen. Ge-schichtsphilosophische Debatten. Frankfurt/Main 1996, 7–63, 26.
White: Metahistory (Anm. 5), 31; der Hinweis auf Kenneth Burke: A Grammar of Motive. Berkeley-Los Angeles, 503–517, findet sich in Metahistory (Anm. 5), 33; s. auch Hayden White: Introduction: Tropology, Discourse, and the Modes of Human Consciousness. In: Ders.: Tropics (Anm. 18), 1–25, 5.
Nach Stückrath (Anm. 30), 99; knapper Überblick zur Geschichte der Tropen mit Verweis auf Hayden White und weiterführender Literatur bei Eberhard Ostermann: Tropen; Tropos. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. von Joachim Ritter und Karl Gründer. Bd. 10. Basel 1998, 1520–1523.
White: Metahistory (Anm. 5), 34–36.
Ebd., 37.
Ebd., 147–162.
Ebd., 67.
Ebd. 177f.
Ebd., 244–247, 250f.
Vgl. Patrick Bahners: Die Ordnung der Geschichte. Über Hayden White. In: Merkur 46 (1992), 506–521, 507f. Dass Whites Theorie und seine Einzelanalysen oft nicht zusammenpassen, kritisiert auch Stückrath (Anm. 30), 89f; White: Entgegnung (Anm. 16), 344, betont dagegen, dass der theoretische Teil erst nach und als Frucht der Auseinandersetzung mit Historikern des 19. Jahrhunderts entstanden sei.
An dieser Auffassung hält White auch in jüngeren Arbeiten fest: Hayden White: Literary Theory and Historical Writing. In: Ders.: Figurai Realism. Studies in the Mimesis Effect. Baltimore-London 2000, 1–26, 6; ders: Entgegnung (Anm. 16), 346f.
So ist sich z.B. Dan Diner (* 1946) in seinem Werk „Das Jahrhundert verstehen. Eine universalhistorische Deutung“ (München 1999) durchaus bewusst, dass seine Darstellung eine bestimmte literarische Form hat. Er betont etwa, dass die „Orientalische Frage“ seiner Deutung als „historische Trope, als Metapher der Geschichtserzählung“ diene (ebd., 15). Im Folgenden wird die Setzung von Schwerpunkten aber argumentativ begründet (ebd., 16–18). Ähnliches gilt tur Richard J. Evans (* 1947), der den Einfluss der literarischen Darstellungen von Epidemien, etwa in Albert Camus’ (1913–1960) Die Pest oder in Thomas Manns (1875–1955) Tod in Venedig, für seine Studie über die Cholera in Hamburg nicht verschweigt, sein eigenes Werk aber als wissenschaftlich versteht; vgl. Richard J. Evans: 48 Death in Hamburg. Society and Politics in the Cholera Years 1830–1910. Oxford 1987, VIIf.
Ich glaube, dass dieses Selbstverständnis von Historikerinnen und Historikern so allgemein gehalten ist, dass die meisten ihm zustimmen könnten. Es lehnt sich an die klassische Definition von Edward Hallett Carr an: „Das Studium der Geschichte ist ein Studium der Ursachen.“ (Edward Hallett Carr: Was ist Geschichte? 6. Aufl. Stuttgart u.a. 1981, 86). Allerdings hat Charles S. Maier- nicht ohne Ironie — angemerkt, dass man zumindest in den USA leicht in den Verdacht gerate, einem angestaubten Positivismus des 19. Jahrhunderts anzuhängen, wenn man als Historiker an der Möglichkeit einer kausalen Analyse festhalte; s. Charles S. Maier: Consigning the Twentieth Century to History: Alternative Narratives for the Modern Era. In: The American Historical Review 105 (2000), 807–831, 811 mit Anm. 6.
White: Metahistory(Anm.5), 31, Anm. 13. Vgl. auch ders.: Literary Theory (Anm. 46), 179f.,Anm. 18, in der White beschreibt, in welcher Reihenfolge er Autoren zum Thema Tropen gelesen habe.
Für Vico zum Beispiel sind die Tropen zwar notwendige Formen der Erklärung („necessari modi di spiegarsi“), aber gerade nicht von Wissenschaftlern, sondern von Völkern in einem frühen Stadium der kulturellen Entwicklung, wie aus den weiteren Erklärungen im Abschnitt 409 seiner „Neuen Wissenschaft“ hervorgeht. Ich beziehe mich auf die dritte verbesserte Auflage, die 1744 in Neapel erschien: Giambattista Vico: Principi di Scienza nuova. In: Ders.: Autobiografia, Poesie, Scienza Nuova. Hg. von Pasquale Soccio. o.O. [Mailand] 2000, 206–560, 348. White hat seine Interpretation Vicos verteidigt in Hayden White: The Tropics of History: The Deep Structure of the New Science. In: Ders.: Tropics (Anm. 18), 197–217; ihr folgt z.B.
Michael Mooney: Vico in the Tradition of Rhetoric. Princeton 1985, 229 mit Anm. 114. Gegen Whites Lesart argumentiert Nagl-Docekal: Geschichtsphilosophie (Anm. 17), 211f.
Hayden White war bis zu seiner Emeritierung Professor „of the history of consciousness“ an der Universität Santa Cruz in Kalifornien. Kohlhammer (Anm. 30), 902, sieht entsprechend Whites Ziel darin, eine allgemeine Bewusstseinstheorie zu formulieren. Zum intellektuellen Werdegang Whites, der seine Karriere als Experte für mittelalterliche Kirchengeschichte begann, s. Russell Jacoby: A New Intellectual History? In: The American Historical Review 97 (1992), 405–424, 407–413; Hans Kellner: A Bedrock of Order: Hayden White’s Linguistic Humanism. In: Metahistory: Six Critiques (Anm. 12), 1–29,3.
Hayden White: Freud’s Tropology of Dreaming. In: Ders.: Figurai Realism (Anm. 46), 101–125, insbesondere 104, 125; ders.: Introduction (Anm. 37), insbesondere 6–12.
Ebd., 7
Vgl. Eckhard Kessler: Das rhetorische Modell der Historiographie. In: Reinhard Koselleck / Heinrich Lutz / Jörn Rüsen (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung (Beiträge zur Historik 4). München 1982, 37–85.
Gabriella Valera: Le ragioni della storia. Ermeneutica, „linguistic turn“ e storiografia nella reazione italiana a „Metahistory“ di Hayden White. In: Storia della Storiografia 25 (1994), 121–152, insbesondere 124f, 148, 150;
Brian Vickers: In Defence of Rhetoric. Oxford 1989, 441f, 453. Carlo Ginzburg plädiert dafür, die Kategorie des Beweises (la prova), die Teil der klassischen Rhetorik war, zu reaktivieren, um die Arbeit der Historiker besser zu verstehen;
vgl. Carlo Ginzburg: Introduzione. In: Ders.: Rapporti di forza. Storia, retorica, prova. Mailand 2000, 13–49, 13. Eine stärker das Rationale betonende Alternative zu Whites poetischer Rudimentär-Rhetorik stammt von Chaim Perelman / Lucie Olbrechts-Tyteca: The New Rhetoric: A Theory of Argumentation. Notre Dame-London 1971.
Dies weist Stückrath (Anm. 30) detailliert nach.
Dass White sich weder klar für eine wissenschaftstheoretische Position ausspricht noch seine Behauptungen zum Wesen der Wissenschaft erläutert, beklagt auch José Carlos Bermejo Barrera: L’architecture de l’imagination. In: Storia della Storiografia 25 (1994), 103–119, 115.
White: Figurai Realism (Anm. 46), 2; vgl. auch ders.: The Burden of History. In: Ders.: Tropics (Anm. 18), 27–50, 40.
White: Metahistory (Anm. 5), 12.
Ebd., 13,429.
Ebd., 13.
Ebd., 7, 428; ders.: Historical Emplotment and the Problem of Truth in Historical Representation. In: Ders.: Figurai Realism (Anm. 46), 27–42, 27.
White: Metahistory (Anm. 5), 429.
Ebd., 4, 26, 432.
Ebd., 433.
Allerdings hat White in einem frühen Aufsatz von 1966 die Parallelen zwischen Kunst und Naturwissenschaften betont; s. White: Burden (Anm. 58), insbesondere 46. Dieser Gedanke spielt in der „Metahistory“ keine Rolle mehr. Wie er hätte weiterentwickelt werden können, zeigt Paul K. Feyerabend: Wissenschaft als Kunst. Frankfurt/Main 1984.
Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. 2., revidierte und um ein Postskriptum erweiterte Aufl. Frankfurt/Main 1967 (zuerst engl.: Chicago 1962);
einen Überblick über die Diskussion bis in die erste Hälfte der 1970er Jahre gibt Werner Diederich (Hg.): Theorien der Wissenschaftsgeschichte. Beiträge zur diachronen Wissenschaftstheorie. Frankfurt/Main 1974.
Eine anschauliche Darstellung davon, wie sich Francis Bacon das Verfahren der Induktion vorstellte, findet sich in Wolfgang Krohn: Francis Bacon. München 1987, 143–146.
Poppers Kritik an der Induktion und Rudolf Carnaps Bemühungen, dennoch an einer modifizierten Fassung des induktiven Schließens festzuhalten, schildert Wolfgang Stegmüller: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Eine kritische Einführung. Bd. 1. 6. Aufl. München 1978, 399–411;
zur Diskussion zwischen Popper und Hans Reichenbach über die Induktion s. auch Barry Gower: Scientific Method. A historical and philosophical introduction. London-New York 1997, 189–211.
Ich folge hier der Einschätzung von Elisabeth Ströker: Einführung in die Wissenschaftstheorie. 2., um ein Nachwort erweiterte Aufl. Darmstadt 1977, 32, Anm. 13; ähnlich Tania Eden / Julian Nida-Rümelin: Einführung. In: Julian Nida-Rümelin (Hg.): Philosophie der Gegenwart in Einzeldarstellungen. Von Adorno bis v. Wright. Stuttgart 1991, XII–XXVI, XXI.
Wie unbefriedigend diese Methodologie für junge Naturwissenschaftlicher angesichts des rasanten Wandels während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in der Physik war, geht aus dem Rückblick hervor von J. Bronowski: Humanism and the Growth of Knowledge. In: Paul Arthur Schilpp (Hg.): The Philosophy of Karl Popper (The Library of Living Philosophers 14). Bd. 1. La Salle/Ill. 1974, 606–631, 607f.
Beispiele, darunter die Verteidigung des heliozentrischen Modells durch Galilei gegen die Aristote-liker, in: Paul K. Feyerabend: Against Method: Outline of an Anarchistic Theory of Knowledge. In: Michael Radner / Stephen Winokur (Ed.): Analyses of Theories and Methods of Physics and Psychology (Minnesota Studies in the Philosophy of Science 4). Minneapolis 1970, 17–130, 45–69; ders.: Von der beschränkten Gültigkeit methodologischer Regeln. In: Neue Hefte für Philosophie, Heft 2/3 (1972), 124–171; ders.: Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie. Frankfurt/Main 1976, 108–145.
In diese Richtung argumentiert etwa Nancy Cartwright: The Dappled World. A Study of the Boundaries of Science. Cambridge u.a. 1999.
Vgl. auch Paul K. Feyerabend: Erkenntnis ohne Theorie. Vom Nutzen der Abstraktion und vom Recht des Besonderen. In: Lettre International, Heft 16 (1992), 66–71.
S. dazu Borowsky / Vogel / Wunder (Anm. 3), 157–174.
Zu diesem Ergebnis kommt auch — mit expliziter Kritik an Hayden White — Evans: Defence (Anm. 12), 66. Der Physiker und Wissenschaftstheoretiker John Ziman hat vorgeschlagen, die unhaltbare Vorstellung einer klar definierten und stets anwendbaren wissenschaftlichen Methode durch den Begriff einer methodologischen Kultur (methodological culture) zu ersetzen. Dieses Konzept ist so weit gefasst, dass es einen fließenden Übergang von den Natur- zu den Human- und Sozialwissenschaften erlaubt; John Ziman: Real Science. What it is, and what it means. Cambridge 2000, 145–147.
Kellner (Anm. 51), 13.
Ich folge hier der Darstellung von Umberto Eco: Die Suche nach der vollkommenen Sprache. München 1997, 219, 276–290, 317f.
Ziman (Anm. 74), 149f.
Schon 1935 hat Ludwik Fleck (1896–1961) am Beispiel der Erforschung der Syphilis nachgezeichnet, wie historisch erforschbare Denktraditionen allererst konstruieren, was in der Medizin zu einem bestimmten Zeitpunkt als Tatsache gilt und was nicht: Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Mit einer Einleitung hg. von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle. Frankfurt/Main 1980; vgl. auch Hans-Jörg Rheinbergers faszinierende Fallstudie zur Proteinsynthese im Bostoner Labor des Biochemikers Paul Charles Zamecnik von 1947 bis 1962: Hans-Jörg Rheinberger: Toward a History of Epistemic Things. Synthesizing Proteins in the Test Tube. Stanford 1997, insbesondere Kapitel 11 („Historiali-ty, Narration, and Reflection“), 176–186.
Dass der Begriff „Tatsache“, wie wir ihn heute verwenden, sich erst seit dem 16. Jahrhundert herausbildete, zeichnet nach: Lorraine Daston: Wunder, Beweise und Tatsachen. Zur Geschichte der Rationalität. Frankfurt/Main 2001.
Vgl. Andrew Pickering: Constructing Quarks. A Sociological History of Particle Physics. Edinburgh 1984;
kritisch dazu: Ian Hacking: Was heißt „soziale Konstruktion“? Zur Konjunktur einer Kampfvokabel in den Wissenschaften. Frankfurt/Main 1999, 109–118;
Ronald N. Giere: Science without Laws. Chicago-London 1999, 21
Eco (Anm. 76), 317.
Vgl. Stückrath (Anm. 30), 99–102.
So auch Jacoby (Anm. 51), 405–424, insbesondere 413, 418, 424. Die heutige Wissenschaftstheorie ist sehr viel aufmerksamer als White gegenüber der Tatsache, dass es sich oft außerwissenschaftlichen Gründen verdankt, welche metawissenschaftlichen Klassifikationsschemata sich durchsetzen. „One can only wonder how the philosophy of science in North America would appear today if the Social Democrats rather than the National Socialists had come to power in Germany in 1933“, schreibt der Physiker und Wissenschaftstheoretiker Giere ([Anm. 79], 15) mit Blick auf den Einfluss deutscher Emigranten wie Hans Reichenbach.
Siehe dazu den Abschnitt „Das Ideal der deduktiven Systematisierung“ in John Losee: Wissenschaftstheorie. Eine historische Einfuhrung. München 1977, 31–36.
Vico: Scienza Nuova (wie Anm. 50), Abschnitt 401.
White: Metahistory (Anm. 5), 331–374.
Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, Abschnitt 58. In: Ders.: Werke. Hg. von Karl Schlechta. Bd. 2. Nachdruck der 6., durchgesehenen Aufl. Frankfurt/Main-Berlin-Wien 1976, 281–533, 351f.
So Kellner (Anm. 51), 8.
Eine Fülle von Belegen dafür, wie abenteuerlich postmoderne Theoretiker mit naturwissenschaftlichen Begriffen jonglieren, findet sich in Alain Sokal / Jean Bricmont: Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen. München 1999.
Golo Mann: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1958, 962.
Vgl. Yaacov Lozowick: Hitlers Bürokraten. Eichmann, seine willigen Vollstrecker und die Banalität des Bösen. Zürich-München 2000;
zur Frage, warum sich die große Mehrheit der Deutschen bis 1945 loyal zur NS-Diktatur verhalten hat, s. auch Robert Gellately: Backing Hitler. Consent and Coercion in Nazi Germany. Oxford 2001; Klaus Hildebrand: Gekettet an den Führer [Rezension von „Backing Hitler“]. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.7.2001, 8; Birgit Weidinger: Guter Diktator. Robert Gellatelys Buch über Hitler und die deutsche Ordnungsliebe. In: Süddeutsche Zeitung, 9.3.2001, 18; Thomas Kielinger: Was wussten die Deutschen, und wann wussten sie es? In: Die Welt, 8.3.2001, 29.
Vgl. Frank Bajohr: „Arisierung“ in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte 35). Hamburg 1997.
Siehe dazu Jürgen W. Falter: Wer verhalf der NSDAP zum Sieg? Neuere Forschungsergebnisse zum parteipolitischen und sozialen Hintergrund der NSDAP-Wähler 1924–1933. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 28–29/79, 14.7.1979, 3–21; ders.: Der Aufstieg der NSDAP im Spiegel der Wahlen. Opladen 1984; ders.: Hitlers Wähler. München 1991.
Gerhard Botz: Was gewinnt die Geschichtsforschung durch die Quantifizierung? Versuch einer Bestandsaufnahme und Bewertung internationaler Strömungen der quantifizierenden Geschichte. In: Nagl-Docekal / Wimmer (Anm. 6), 48–70, 60, 70; ähnlich Manfred Thaller: Ungefähre Exaktheit. Theoretische Grundlagen und praktische Möglichkeiten einer Formulierung historischer Quellen als Produkte „unscharfer“ Systeme. In: Ebd., 77–100, 79f.
Ähnlich Reinhard Koselleck: Einführung. In: Hayden White: Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen (Sprache und Geschichte 10). Stuttgart 1986, 1–6, 2. Später hat sich White allerdings mit Droysen beschäftigt, s. Hayden White: Droysen’s Historik: Historical Writing as Bourgeois Science. In. Ders.: Content (Anm. 13), 83–103.
Hayden White: The Modernist Event. In: Ders.: Figurai Realism (Anm. 46), 66–86, 69f.
Die gedankliche Nähe zwischen White und Gentile betont Carlo Ginzburg: Just one Witness. In: Saul Friedlander (Ed.): Probing the Limits of Representation. Nazism and the „Final Solution“. Cambridge/ MA-London 1992, 82–96; zu Gentile s. Anthony James Gregor: Giovanni Gentile: Philosopher of Fascism. New Brunswick u.a. 2001; sowie Ingrid Maria Weinand: Geschichtsschreibung und Geschichtstheorie in Italien zur Zeit des Faschismus: Benedetto Croce, Giovanni Gentile, Adolfo Ormodeo, Gioacchino Volpe. Phil. Diss. Ms. Düsseldorf 1997.
Zu den Revisionisten siehe Pierre Vidal-Nacquet: Assassins of Memory. Essays on the Denial of the Holocaust. New York 1992; Deborah Lipstadt: Denying the Holocaust. The Growing Assault on Truth and Memory. 2., um ein neues Vorwort erweiterte Aufl. New York u.a. 1994.
Zu Faurisson s. Vidal-Nacquet (Anm. 97), 50f, und Lipstadt (Anm. 97), 160–164; zu der von Irving verbreiteten Legende von Hitlers Sympathien für die Juden s. Richard J. Evans: Lying About Hitler. History, Holocaust, and the David Irving Trial. New York 2001, insbesondere 46, 72, 78f.
So behauptete Irving am 1.11.1992 in Kanada, seine Gegner hätten Angst vor ihm, weil er im Unterschied zu ihnen „wirkliche Geschichte“ (real history) schreibe; nach Evans (Anm. 98), 22.
Vgl. ebd., 21.
Den Anstoß zum Prozess gab die Studie von Lipstadt (Anm. 97). Über das Verfahren informieren Evans (Anm. 98), der als Gutachter auftrat, sowie die zu einem Buch zusammengefassten Gerichtsreportagen von Eva Menasse: Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving. Berlin 2000.
Zitiert nach Evans (Anm. 98), 218.
Ebd., 220.
Hayden White: Historical Emplotment and the Problem of Truth. In: Friedlander (Anm. 96), 37–53, 38.
Ebd., 40.
Ebd., 38.
Hayden White: The Politics of Historical Interpretation: Discipline and De-Sublimation. In: Ders.: Content (Anm. 13), 58–82, 77f.
White: Emplotment (Anm. 104), 42f. White bezieht sich auf Andreas Hillgruber: Zweierlei Untergang: Die Zerschlagung des Deutschen Reiches und das Ende des europäischen Judentums. Berlin 1986.
White: Literary Theory (Anm. 46), 17f., 22. Sieht man mit Patrick Joyce das entscheidende Charakteristikum postmodemer Geschichtsschreibung darin, dass ihr zufolge die Ereignisse, Strukturen und Prozesse der Vergangenheit ununterscheidbar von den Formen ihrer Darstellung in Dokumenten und im historischen Diskurs sind, dann ist White kein postmoderner Theoretiker; Patrick Joyce: History and Post-Modernism. In: Past and Present 133 (1991), 204–229, 208. White spricht zwar einmal von „we Postmodernists“ (Response to Arthur Marwick. In: Journal of Contemporary History 30 [1995], 233–246, 243), aber dies kann auch ironisch gemeint sein, weil er sich an dieser Stelle gegen ein Zerrbild der Postmoderne verteidigt. Georg Iggers (* 1926) stellt dagegen White unmissverständlich in eine Reihe mit Denkern wie Roland Barthes (1915–1980), Paul de Man (1919–1983), Jacques Derrida (* 1930) und Michel Foucault (1926–1984) und behauptet, White leugne die Möglichkeit der Erkenntnis historischer Wirklichkeit; s. Georg G. Iggers: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang. 2., durchgesehene und mit einem Nachwort versehene Aufl. Göttingen 1996, 54, 87f, 91, 94; ders.: Historiographie zwischen Forschung und Dichtung. Gedanken über Hayden Whites Behandlung der Historiographie. In: Geschichte und Gesellschaft 27 (2001), 327–340.
Hayden White: The Value of Narrativity in the Representation of Reality. In: Ders.: Content (Anm. 13), 1–25, Zitat 9 (meine Hervorhebung, R.U.). Vgl. aber White: Metahistory (Anm. 5), 60, 80, in der die aufklärerische Kritik an den Annalen, es mangele ihnen an Begrifflichkeit und der Fähigkeit zur Interpretation, von White geteilt wird.
White: Politics (Anm. 107), 80.
Ebd.
Die gedankliche Nähe Whites zu Nietzsche betont auch Carlo Ginzburg: Ancora su Aristotele e la storia. In: Ders.: Rapporti (Anm. 55), 51–67, 52.
Vgl. Umberto Eco: Die Grenzen der Interpretation. München 1995, insbesondere 11–55; Paul Ricoeur: Das Rätsel der Vergangenheit. Erinnern — Vergessen — Verzeihen (Essener kulturwissenschaftliche Vorträge 2). Göttingen 1998, 121.
So zeigt Peter Mengel, dass man z.B. zwar im Prinzip Argumente der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er Jahre in die klassische logische Form des modus ponens bringen kann, dass dies aber wenig zur Klärung beiträgt; vgl. Peter Mengel: Von Überraschungen beim Argumentieren. In: Dialektik, Heft 1/1999, 141–153.
Die Suspendierung der Wahrheitsfrage zugunsten der Wirkung kritisieren auch Bahners (Anm. 45), 517–519, und Carlo Ginzburg: Just one Witness. In: Friedlander (Anm. 96), 82–96, 93.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass die Rede von den geografischen Tropen in Claude Levi-Stauss’ melancholischem Reisebericht „Traurige Tropen“ (Köln 1974, zuerst frz.: Paris 1955) ebenso metaphorisch ist wie die Verwendung dieses Titels zur Kennzeichnung der rhetorischen Tropen Hayden Whites.
White: Literary Theory (Anm. 46), 7f.
Conan Doyle: Eine Studie in Scharlachrot (zuerst engl.: 1888), zitiert nach Thomas A. Sebeok / Jean Umiker-Sebeok: „Sie kennen ja meine Methode.“ Ein Vergleich von Charles S. Peirce und Sherlock Holmes. In: Umberto Eco / Thomas A. Sebeok (Hg.): Der Zirkel oder im Zeichen der Drei: Dupin, Holmes, Peirce (Supplemente 1). München 1985, 28–87, Zitat 66.
Dieses Vorgehen entspricht in seinen Grundzügen dem, was der Zeichentheoretiker Charles S. Peirce als Abduktion bezeichnet hat; vgl. ebd., 46f., 78, Anm. 6.
Die Arbeit des Historikers ähnelt von daher auch derjenigen eines Richters: s. Carlo Ginzburg: II guidice e lo storico. Considerazioni in margine al processo Sofri. Turin 1991, 30.
So Carlo Ginzburg: Spurensicherung. Der Jäger entziffert die Fährte, Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli — die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. In: Ders.: Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Berlin 1995, 7–44, 16;
ähnlich Alain Corbin: Zur Geschichte und Anthropologie der Sinneswahrnehmung. In: Christoph Conrad / Martina Kessel (Hg.): Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung. Stuttgart 1998, 121–140, 133.
Simon Schama nennt seine Schilderungen, in denen er Archivmaterial verwendet, aber auch Aussagen eines fiktiven Zeitzeugen „historische Novellen“, hält aber gleichwohl an der Trennung von Fakt und Fiktion fest; s. Simon Schama: Wahrheit ohne Gewähr. Über zwei historische Todesfälle und das Vexierbild der Geschichte. München 1993, 307, 311. In einer Rezension von Simon Scha-mas Biografie „Rembrandts Augen“ (Berlin 2000) spricht Wolfgang Kemp von „imaginative[r] Geschichtsschreibung“; s. Wolfgang Kemp: Aufs Stichwort begann es zu schütten. Warum das gewichtigste Buch über Rembrandt größtenteils von Rubens handelt. In: Literaturen, Heft 11/2000, 66–68, Zitat 67; ähnlich E. H. Gombrich: Portrait of the Artist as a Paradox. In: The New York Review of Books, 20.1.2000, 6–10.
So geschehen mit David Abraham, nachdem ihm nachgewiesen wurde, dass seine Studie „The Collapse of the Weimar Republic“ (Princeton 1981) hunderte Fehler enthielt; s. dazu Schilderung von Evans: Defence (Anm. 12), 116–123.
Ich folge hier Überlegungen von Barrera: L’architecture (Anm. 57), insbesondere 110 mit Anm. 20, 115, 119.
White: Response (Anm. 109), 243.
Vgl. James N. Davidson: Kurtisanen und Meeresfrüchte. Die verzehrenden Leidenschaften im klassischen Athen. Berlin 1999.
Ich entnehme dieses Beispiel Botz (Anm. 93), 62.
Vgl. Iggers: Geschichtswissenschaft (Anm. 109), 111; ähnlich Peter Jelavich: Methode? Welche Methode? Bekenntnisse eines gescheiterten Strukturalisten: In: Conrad / Kessel (Anm. 122), 141–159.
Zum Folgenden s. Paul Ginsborg: L’Italia del tempo presente. Famiglia, società civile, Stato 1980–1996. Turin 1998, 215–226. Für die anregenden Diskussionen zu diesem Thema unter dem blauen Himmel der Toskana möchte ich mich herzlich bedanken bei Silvia Cassioli (Il Sasso, Montepulciano).
Geoffrey Hawthorn: Plausible Worlds. Possibility and Understanding in History and the Social Sciences. Cambridge u.a. 1991, 187.
Vgl. auch Jürgen Kocka: Zurück zur Erzählung? Plädoyer für historische Argumentation. In. Ders.: Geschichte und Aufklärung. Aufsätze. Göttingen 1989, 8–20.
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Unruh, R. (2003). Traurige Tropen. In: Hering, R., Nicolaysen, R. (eds) Lebendige Sozialgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89787-9_10
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