Zusammenfassung
Im 20. Jahrhundert hat das Femsehen in westlichen Gesellschaften die Position eingenommen, die in der Antike der Mythos innehatte. Beide erklären Welt in einem additiven Angebotssystem aus symbolhaften Geschichten. Die Erzählungen des Femsehens unterteilen Welt in einsehbare Handlungseinheiten, die der Zuschauer in seiner unmittelbaren Lebensumwelt rezipieren kann. Der Zuschauer weiß, was er von den Programmformen flir seine individuelle Existenz erwarten kann. So vermitteln ihm Informationssendungen die Illusion der objektiven Weltsicht und ermöglichen den bemhigenden Eindmck subjektiver Sicherheit, da die Katastrophen meistens woanders stattfinden. Krimis dienen der Bestätigung von Wertvorstellungen, schließlich siegt das Gute und kann die Bedrohung des Bösen abgewehrt werden. Die festgelegten Erlebniswelten der Programmformen sind eine Ursache flir die täglich mehrstündige Rezeption der Zuschauer von immer neuen Variationen der alten Geschichte von Schuld und Sühne.
“Homer und Fernsehen erhellen sich wechselseitig” (Walter J. Ong)
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Bleicher, J.K. (1999). Vorbemerkung. In: Fernsehen als Mythos. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83337-2_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83337-2_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13360-7
Online ISBN: 978-3-322-83337-2
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