Zusammenfassung
Der Anstoß für diese Arbeit mag in eben diesem Mahnen zur Skepsis gegenüber idealisierten Bildern von Frau und Weiblichkeit begründet sein, die Simone de Beauvoir bereits Ende der vierziger Jahre formuliert hat. Das Lob von Männern an die „wahre Frau“ umgarnt in verführerischer Weise,1 und es liegt daher nahe, diesem Idealbild zu folgen. Bei genauem Hinschauen wird aber deutlich, daß die „wahre Prau“ nicht aus altruistischen Gründen von Männern idealisiert und verehrt wird. Das Lob von Männern gegenüber der „wahren Frau“ ist selbstsüchtig, was spätestens dann erkennbar wird, wenn die Frage nach der Stellung von Frauen im Dasein in der Gesellschaft aufkommt, die Männer keineswegs einnehmen wollen. „Wahres Frausein“ ist also verbunden mit gesellschaftlich nicht erstrebenswerten Positionen, deren Nachteile die Vorteile des „Umgarnens“ nicht wettmachen.
„Wir wollen uns also nicht durch die Zahl und die Heftigkeit der Attacken gegen die Frauen einschüchtern, aber auch nicht durch das selbstsüchtige Lob umgarnen lassen, das der ‘wahren Frau’ gespendet wird; ebensowenig darf uns der Enthusiasmus in unserem Urteil beeinflussen, den die Männer für eine Stellung im Dasein hegen, die sie um nichts in der Welt selber einnehmen möchten“ (Simone de Beauvoir, 1949, S. 19).
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Literatur
Diese „verführerische“ Weise mag Ende der vierziger Jahre etwas anders ausgesehen haben als heute. Auch das Bild der „wahren Frau“ würde heute vermutlich anders benannt, wenngleich die Normierungen von Weiblichkeit ähnlich streng und einschränkend sein können.
Dementsprechend werden diskurstheoretische Theorieansätze zur Konstruktion und Dekonstruktion von Geschlecht in dieser Arbeit nicht vertiefend dargestellt.
Gildemeister und Wetterer (1992) verwenden den Begriff „Rezeptionssperre“ Anfang der 1990er Jahre zur Beschreibung der fehlenden Rezeption in Teilen der Frauenforschung von Ansätzen, die Alternativen zur „Positivierung“ von Differenz entwickeln.
Mit der Formulierung „nicht-explizite“ Frauen- und Geschlechterforschung sind Ansätze und Untersuchungen gemeint, die sich zwar wesentlich mit der Kategorie Geschlecht beschäftigen, sich aber selber nicht explizit als Teile dieses Forschungsgebietes ausweisen oder Bezug auf dieses nehmen.
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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Weber, D. (2005). Einleitung. In: Geschlechterkonstruktion und Sozialpsychologie. Forschung Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80679-6_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80679-6_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14490-0
Online ISBN: 978-3-322-80679-6
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