Zusammenfassung
Stefan Heym wurde am 10. April 1913 unter dem Namen Helmut Flieg im sächsischen Chemnitz geboren und verbrachte in einer jüdischen Kaufmannsfamilie der Textilindustrie eine bürgerliche Kinder- und Jugendzeit. Als ein von ihm verfasstes antimilitaristisches Gedicht in der lokalen Presse erschien, reagierten die Nationalsozialisten mit politischem Druck. Der achtzehnjährige Schüler wurde daraufhin vom Gymnasium relegiert.1 Nur der Umzug in die weltoffenere Stadt Berlin ermöglichte es ihm, sein Abitur zu machen und ein Studium der Philosophie, Germanistik und Zeitungswissenschaft zu beginnen. Doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte den Studenten in unmittelbare Gefahr, der im März 1933 in die Tschechoslowakei nach Prag emigrierte. Um seine in Deutschland gebliebene Familie nicht zu gefährden, entschied er sich dort für das Pseudonym Stefan Heym.2 Im Prager Exil schloss er sich einer Gruppe kommunistischer Schriftsteller an und veröffentlichte Gedichte, Feuilletons, Reportagen und Kritiken.3 1935 ging Heym in die Vereinigten Staaten, wo er mit Hilfe des Stipendiums einer jüdischen Studentenvereinigung sein Germanistikstudium 1936 abschließen konnte.4 Neben seiner literarischen und publizistischen Tätigkeit musste Heym verschiedene Gelegenheitsjobs annehmen, bis er Ende der dreissiger Jahre eine Stelle als Chefredakteur der antifaschistischen Wochenzeitung Deutsches Volksecho erhielt, die ein Forum für die deutschamerikanischen Gegner des Nationalsozialismus bildete.
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Literatur
In diesem Gedicht, das am 7. September 1931 in der sozialdemokratischen Chemnitzer Volksstimme unter dem Titel „Exportgeschäft“ erschien, kommentierte er satirisch die Entscheidung der Generalität der Reichswehr, einige Offiziere als Instrukteure der Kuomintang-Armee nach China zu entsenden.
Nachruf: 84.
Heym publizierte u.a. in den deutschsprachigen Zeitschriften Weltbühne, Neue Deutsche lätter, Gegen-Angriff Simpel, Neue Weltbühne, Das Wort.
Heym schrieb seine Magisterarbeit über die politische Satire Atta Troll von Heinrich Heine.
Hostages. A Novel, New York 1942; London 1943.
Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in Hollywood verfilmt. Die deutsche Übersetzung des auf Englisch geschriebenen Romans erschien erst viele Jahre später unter dem Titel Der Fall Glasenapp, 1958 in Leipzig, 1976 in München. Der Roman verbindet eine Liebesgeschichte mit einer Kriminalhandlung, ist aber auch eine psychologische Charakterstudie, in der die Brutalität und Unmenschlichkeit des faschistischen Denkens gezeigt wird. Der Roman wurde begeistert aufgenommen und breit rezipiert, rief aber auch Kritik hervor, die sich vor allem gegen die Schwarz-Weiß-Darstellung der Figuren im Roman richtete.
Einige dieser Texte wurden in den achtziger Jahren in Reden an den Feind, München 1986, veröffentlicht.
„Nachdenken über Deutschland“, Gespräch mit Günter Grass in Brüssel, November 1984, in: Einmischung: 46.
Crusaders. A Novel of Only Yesterday, Boston 1948; (dt.) Kreuzfahrer von heute, Leipzig 1950; (u.d.T.) Der bittere Lorbeer, München 1950. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und erreichte eine hohe Auflage und Popularität.
Die Vorarbeit zu diesem Buch war der Roman Of smiling peace, Boston 1944; London 1944.
The Eyes of Reason, Boston 1951. Die deutsche Übersetzung u.d.T. Die Augen der Vernunft erschien 1955 in Leipzig. In diesem Buch tritt Heyms sozialistische Überzeugung deutlich hervor, indem er die kommunistische Machtübernahme in Prag 1948 als einen Schritt zu mehr Freiheit interpretierte.
Heyms politische Lyrik war stark von Kurt Tucholsky beeinflusst, aber auch von Erich Kästner, Walter Mehring und der Feuilletonkultur der 20er-Jahre. Neben den zahlreichen Arbeiten der,kleinen Form‘war Heym auch als Theaterautor tätig: Gestern-Heute-Morgen, Deutschamerikanisches Festspiel (UA), Chicago 1935; Die Hinrichtung Schauspiel, Chicago 1935; Tom Sawyers großes Abenteuer, Jugendstück nach Mark Twain in sechs Bildern (mit Hanus Burger), UA 1937, tschech; dt. Berlin 1952.
Heym wies später auf die amerikanischen Wurzeln seines Schaffens hin; er betrachtete amerikanische Autoren stärker als seine literarischen Ahnen als deutsche Schriftsteller. Besonders großen Einfluss auf seine Sprache und Handlungsführung seiner Bücher hätten Mark Twain und Hemingway ausgeübt („Gelitten und nicht mehr“, 5.6.1981, in: WuU: 465).
Eine Auswahl dieser Zeitungsartikel und Essays wurde in Buchform veröffentlicht: Im Kopf - sauber, Schriften zum Tage, Leipzig 1954; Offen gesagt, Neue Schriften zum Tage, Berlin 1957.
Forschungsreise ins Herz der deutschen Arbeiterklasse. Nach Berichten 47 sowjetischer Arbeiter, Reportagen, Berlin 1953; Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Reportage, Berlin 1954; Keine Angst vor Russlands Bären, Publizistik, Düsseldorf 1955; Das kosmische Zeitalter, Bericht, Berlin 1959; Die Kannibalen und andere Erzählungen, Leipzig 1953.
Schatten und Licht. Geschichten aus einem geteilten Land, Leipzig 1960. In den meisten dieser Geschichten stellt Heym dem neuen Staat DDR die Bundesrepublik als Negativbild gegenüber (Abwerbungsversuche ostdeutscher Intellektueller, Schwarzmarktgeschäfte, Kommunistenhass, sexuelle Unmoral, Geld- und Machtgier, Skrupellosigkeit). Dagegen erscheint die DDR in idealisiertem Licht; sie zeichnet sich vor allem durch das Streben nach einer,besseren‘Gesellschaft aus und zeigt wenig Mängel.
Goldsborough. A Novel, Leipzig 1953; New York 1954. Der Roman erschien später noch u.d.T. Die Liebe der Miss Kennedy, Berlin/DDR 1958, und u.d.T. Goldsborough, 1978 in München. Heym thematisierte in diesem Buch auch antikommunistische Tendenzen in den USA und zielte auf eine realistische Darstellung der Arbeiter und ihres Lebens.
In Westdeutschland erschien der Roman u.d.T. Fünf Tage im Juni, München 1974.
Die Papiere des Andreas Lenz erschien 1963 in Leipzig. 1964 wurde die englische Fassung The Lenz Papers in London veröffentlicht, im Jahr 1965 in deutscher Sprache u.d.T. Lenz oder Die Freiheit. Ein Roman aus Deutschland in München.
Eine schlüssige Interpretation des Romans bietet Hutchinson 1999: 93ff.
Der biografische Roman Lassalle erschien 1969 in München und die englische Fassung u.d.T. Uncertain Friend im gleichen Jahr in London.
Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe. Erzählt nach den Aufzeichnungen eines gewissen Josiah Creech, Zürich 1970; The Queen against Defoe. The Queen against Defoe and Other Storys, New York 1974; Der König David Bericht. Roman, München 1972; in der engl. Fassung u.d.T. The King David Report, New York 1973.
Lassalle, Berlin (DDR) 1974. Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe, Leipzig 1974; Der König-David-Bericht, Berlin (DDR) 1973.
Casimir und Cymbelinchen. Zwei Märchen, Berlin (DDR) 1966; Cymbelinchen oder der Ernst des Lebens. 4 Märchen für kluge Kinder, Gütersloh 1975.
Erzählungen. Berlin (DDR) 1976; Die richtige Einstellung und andere Erzählungen, München 1977.
Auskunft. Neue Prosa aus der DDR, hg. von Stefan Heym, München 1974; Auskunft 2. Neueste Prosa aus der DDR, hg. v. Stefan Heym, München 1978.
Nachruf: 773.
Ahasver, München 1981.
Schwarzenberg, München 1984.
Z.B. Wege und Umwege, München 1980, erw. Aufl. 1985.
Atta Troll. Versuch einer Analyse, München 1983.
Nachruf, München 1988.
„Dichtung und Wirklichkeit“, Gespräch mit Günter Gaus in Gravenbruch, Frankfurt a.M., Oktober 1985, in: Einmischung: 88.
Rede auf der Berliner Demonstration auf dem Alexanderplatz, 4.11.1989; Rede auf einer Demonstration am 9.12.1989 in Berlin; Stalin verlässt den Raum. Politische Publizistik, hg. v. H. Henniger, Leipzig 1990.
Aufruf „Für unser Land“, 28. November 1989.
Z.B. Auf Sand gebaut. Sieben Geschichten aus der unmittelbaren Vergangenheit, München 1990; Filz. Gedanken über das neueste Deutschland, München 1992; Einmischung, Gespräche, Reden, Essays, hg. von Inge Heym/H. Henniger, München 1990; Heym, Stefan und Werner Heiduczek: Die sanfte Revolution, Prosa, Lyrik, Protokolle, Erlebnisberichte, Reden, Leipzig/Weimar 1990.
Dazu gehören u.a.: 1990 Sonderpreis Schriften und Freiheiten der französischen Gutenberg-Preise; Ehrendoktorwürde der Universität Bern; 1991 Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge; 1992 Kulturpreis Chemnitzer Ernst; 1993 Jerusalem-Preis.
Der Winter unsers Mißvergnügens. Aus den Aufzeichnungen des OV Diversant, München 1996.
„Dann möchte ich sagen, dass ich überhaupt gegen derartige Etikettierungen bin: Eurokommunismus, Sowjetkommunismus, asiatischer Kommunismus, Gott-weiß-was-fiir-Kommunismus.“(„Beschlagnahmtes Gespräch“, 25.7.1977, in: WuU: 418).
„Beschlagnahmtes Gespräch“, 25.7.1977, in: WuU: 424.
Unterscheidung der Begriffe des Politischen nach Münkler 1990.
„Gott, die Wirklichkeit und die Deutschen“, Gespräch mit Horst-Eberhard Richter auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt a.M., Juni 1987, in: Einmischung: 132.
Heym nannte z.B. folgende DDR-Rituale als Übernahme nationalsozialistischer Traditionen: „die langen Ansprachen mit einstudiertem Echo, die Aufmärsche, die Fahnen und Fähnchen gehäuft und die Transparente mit ihren ewig selben Losungen, die markigen Lieder und Sprechchöre, die Gestik, gereckt jetzt allerdings die Fäuste statt der früheren fünf Finger plus Handfläche, der Ordens- und Medaillensegen, endlich der Stechschritt und, ach Gott ja, der Nationalpreis; nur die riesigen Ikonen der Führer der Bewegung, im Zuge mitgetragen, waren Stalinsches Gut.“(„Über die Permanenz der Provisorien“, Rede in Bad Sassendorf zum 40. Gründungsjubiläum der Bundesrepublik, April 1989, in: Einmischung: 197).
Nachruf 1988: 560. In seinen Erinnerungen berichtet Heym, von der Täglichen Rundschau im Jahr 1954 zu diesem Nachruf auf Stalins ersten Todestag gedrängt worden zu sein. Auch wenn er heute nicht mehr zu diesem Text stehen könne, gebiete es doch die Ehrlichkeit, seine damalige „Verblendung“ungeschminkt zu dokumentieren.
Ebd.: 335.
„Revolutionen werden für die Freiheit gemacht“, Interview mit Fred David, Die Weltwoche, April 1987, in: Einmischung: 123.
„Ich falle in Ungnade“, 22.5.1955, in: WuU: 301.
„Ein Vorschlag“, 25.11.1956, in: WuU: 311.
„Quantität und Qualität“, 27.3.1955, in: WuU: 295.
„Gedanken während einer Konferenz“, 16.12.1956, in: WuU: 314.
„Ein Vorschlag“, 25.11.1956, in: WuU: 311.
Heym bezog sich auf Art. 138 der DDR-Verfassung: „Dem Schutz der Bürger gegen rechtswidrige Maßnahmen der Verwaltung dienen die Kontrolle durch die Volksvertretungen und die Verwaltungsgerichtsbarkeit.“(ebd.: 312).
„Gedanken während einer Konferenz“, 16.12.1956, in: WuU: 316.
Ebd.: 314.
„Zwei Alternativen“, 24.5.1973, New York Times, in: WuU: 390.
„Über die Permanenz der Provisorien“, April 1989, Rede in Bad Sassendorf zum 40. Gründungsjubiläum der Bundesrepublik, in: Einmischung: 201.
„Der Konflikt der Gewerkschaft im Sozialismus“, 12.8.1956, in: WuU: 308.
„Keine Angst, von mir geschieht Ihnen nichts“, Gespräch nach einer Lesung im VEB Ingenieur-Hochbau Berlin-DDR, Februar 1989, in: Einmischung: 184.
„Aber Herr Tillich!“, 8.5.1954, in: WuU: 285–287; „Aber, aber, Herr Tillich!“, 20.6.1954, in: WuU: 288–291. Heym reagierte in diesen Artikeln auf ein westliches Propaganda-Flugblatt, das 1954 über Berlin abgeworfen und von „einem gewissen Tillich“unterzeichnet worden war. Heym machte sich über die Inhalte und Fehler (auch Rechtschreibfehler) dieses Flugblatts lustig, woraufhin er einen Brief von Ernst Tillich erhielt. Darauf antwortete Heym erneut öffentlich mit scharfen Worten: Trotz des zahmen, höflichen Tons zeige Tillich in seinem Brief doch ein „SS-Temperament“und sei politisch eindeutig zu verorten: „Himmler, wie wir wissen, liebte die Blumen, Göring liebte die Tiere, und Tillich liebt Verse — noch dazu von Stefan Heym.“(ebd.: 290).
„Bundesdeutsche Reflexionen“, 6.12.1965, damals unveröffentlicht, erst 1980 erschienen in: WuU: 359–366.
Interview in Kulturni Zivot 51, 17.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67.
„Bürgerliche Hosen“, 10.7.1955, in: WuU: 304f.
„Zwei Alternativen“, 24.5.1973, New York Times, in: WuU: 386–390.
Ebd.: 388. Heym führte dazu aus, dass das große westliche Warenangebot zwar angesichts der ökonomischen Mängel in der DDR Bedürfnisse wecken könne; direkt gefragt, würde sich die Mehrheit der DDR-Bürger aber immer gegen den Kapitalismus und fur den Sozialismus entscheiden.
„Zwei Alternativen“, 24.5.1973, New York Times, in: WuU: 389. Zudem sei die DDR nie eine „geschlossene Reservation“gewesen, da die westlichen Medien nahezu in der ganzen Republik empfangen werden konnten.
Ebd.: 390.
„Unser Schweigen wird lauter sein“, Interview mit Koos Koster vom holländischen Fernsehen, Ende Juni 1979, in: WuU: 449.
„Leben in Ostdeutschland“, 23.3.1975, New York Times Magazine, in: WuU: 391–403.
Ebd.: 392.
Ebd.: 393.
Ebd.
„Über Deutschland“, 1.11.1983, Rede auf dem „Münchner Podium in den Kammerspielen 1983“, in: WuU: 551.
„Leben in Ostdeutschland“, 23.3.1975, in: WuU: 395. Natürlich muss bedacht werden, dass Heym sich hier in westlichen Medien äußerte und damit vermutlich aus taktischen Gründen diese heikle Frage ausweichend beantwortete.
„Über den Frieden“, April 1982, Rede vor jungen Gewerkschaftern in Dortmund, in: WuU: 480.
„Überlegungen 1983“, 22.4.1983, Zum Schriftstellertreffen in Berlin-West, in: WuU: 513.
Ebd.
„Über den Frieden“, April 1982, Rede vor jungen Gewerkschaftern in Dortmund, in: WuU: 483.
Ebd.
„Überlegungen 1983“, 22.4.1983, Zum Schriftstellertreffen in Berlin-West, in: WuU: 514.
„Nach Tschernobyl und Reykjavik. Rede auf dem jugoslawischen Schriftstellerkongress in Belgrad, Oktober 1986, in: Einmischung: 114ff.
„Über Deutschland“, 1.11.1983, Rede auf dem „Münchner Podium in den Kammerspielen 1983“, in: WuU: 554.
„Zum geteilten Deutschland“, Interview mit Hans Willauer, Südkurier, Februar 1985, in: Einmischung: 84.
Heym nannte für die Bundesrepublik z.B. die strukturelle Arbeitslosigkeit und ökonomische Überproduktion, die mit den Mitteln der freien Marktwirtschaft allein nicht zu lösen seien und stärkere Eingriffe des Staates erforderlich machten. Die geringere Arbeitslosigkeit in der DDR liege z.T. an der besseren Kaschierung, da die meisten Arbeitslosen im Leerlauf der bürokratischen Apparate beschäftigt seien („Über Deutschland“, Rede auf dem „Münchner Podium in den Kammerspielen, 1.11.1983, in: WuU: 555).
Ebd.: 556.
Ebd.: 552.
„Nachdenken über Deutschland“, Gespräch mit Günter Grass in Brüssel, 21.11.1984, in: Einmischung: 60.
„Plötzlich hebt sich der Boden“, 31.5.1982, Spiegel-Gespräch, in: WuU: 487.
„…daß wir selbst vielleicht auch Gott sind“, 5.10.1984, in: WuU: 519.
Ebd.
„Über Juden und Christen“, 22.8.1982, Rede vor dem International Council of Christians and Jews, in: WuU: 507.
„Gott, die Wirklichkeit und die Deutschen“, Juni 1987, Gespräch mit Horst-Eberhard Richter auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt a.M., in: Einmischung: 127.
„…daß wir selbst vielleicht auch Gott sind“, 5.10.1984, Publik-Forum, in: WuU: 517. Letztlich wurde aber nicht die Religionskritik, sondern die Frage nach den sozialen Ursachen der Krise, die zum Nationalsozialimus führte, wesentlich für seine politische Sozialisation: Über die soziale Frage fand er zum Marxismus, während die jüdische Tradition vor allem über die Literatur große Bedeutung für ihn erhielt (Heine, Lessing, Mendelssohn).
Ebd.:522f.
Ebd.: 523.
Stefan Heym im Gespräch mit Gerd Courts, Kölner Stadt-Anzeiger, 30.10./1.11.1981.
„Revolutionen werden für die Freiheit gemacht“, April 1987, Interview mit Fred David, Die Weltwoche, in: Einmischung: 118ff.
„Ich kann mir ein Leben ganz ohne Ironie nicht vorstellen“, November 1988, Gespräch mit Michael Geyer, Radio Bremen „Talkshow III nach Neun“, in: Einmischung: 176.
„Warten auf Perestroika“, Interview mit Lorenzo Maugeri, L’Unita, Mai 1989, in: Einmischung: 207.
Ebd.
„Warum trete ich für die PDS an?“, in: Sabath/General 1994: 9.
„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR”, 29.7.1953, in: WuU: 277.
„Antworten auf Fragen“, 16.1.1964, in: WuU: 340f.
„Der Schriftsteller und die Macht“, Januar 1956, Rede auf dem IV. deutschen Schriftstellerkongress, in: WuU: 329.
„Die Langeweile von Minsk“, Kulturni Zivot, Bratislava, 20.8.1965, in: WuU: 354.
„Stalin verläßt den Raum“, Dezember 1964, Rede auf dem Internationalen Colloquium der Schriftsteller sozialistischer Länder, in: WuU: 351.
„Die Langeweile von Minsk“, Kulturní Zivot, Bratislava, 20.8.1965, in: WuU: 354.
„Antworten auf Fragen“, Interview mit Sowjetskaja Kultura, 16.1.1964, in: WuU: 342.
„Kompromißlose Suche nach der Wahrheit“, 16.7.1964, Diskussionsbeitrag zur Freien Tribüne auf dem Film-Festival in Karlovy Vary, in: WuU: 345.
„Denn der Schriftsteller ist der Ingenieur der menschlichen Seele — man muß ihm allerdings gestatten, seine komplizierte Tätigkeit richtig auszuüben und sich tatsächlich mit der Seele des Menschen zu befassen.“(„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29.7.1953, in: WuU: 277).
„Leben in Ostdeutschland“, New York Times Magazine, 23.3.1975, in: WuU: 403.
„Unser Schweigen wird lauter sein”, Ende Juni 1979, Interview mit Koos Koster vom holländischen Fernsehen, in: WuU: 450.
„Gelitten und nicht mehr“, 5.6.1981, in: WuU: 475.
„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29.7.1953, in: WuU: 281.
„Ich falle in Ungnade“, 22.5.1955, in: WuU: 300.
Ebd.: 301. In der westlichen Presse konnte er sich zu dieser Zeit eine „richtige Diskussion mit richtiger Kritik“überhaupt nicht vorstellen.
„Ich habe geschrieben, was ich für richtig hielt“, Regina General im Gespräch mit Stefan Heym, in: Sabath/General 1994:68.
„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29.7.1953, in: WuU: 280.
Ebd.
„Der Schriftsteller und die Macht“, Rede auf dem IV. Deutschen Schriftstellerkongress, Januar 1956, in: WuU: 326.
„Beobachtungen zum Pressewesen in der DDR“, Juli 1953, in: WuU: 271f.
„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29. Juli 1953, in: WuU: 283.
Ebd.
„Der Schriftsteller und die Macht“, Rede auf dem IV. deutschen Schriftstellerkongress, Januar 1956, in: WuU: 330.
Heym berichtet, dass er sich dementsprechend in einer Unterredung mit Horst Sindermann geäußert habe (Nachruf. 627). Dazu zählte Heym z.B. rassistische, gewaltverherrlichende Literatur oder Texte zur Glorifizierung der nationalsozialistischen Verbrechen. („Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29.7.1953, in: WuU: 277).
„Die Langeweile von Minsk“, Kulturní Zivot, Bratislava, 20.8.1965, in: WuU: 356.
Ebd.
Ebd.
„Das Messer an der Kehle“, 26.4.1979, FAZ, in: WuU: 437.
„Es geht um das Wort“, Erklärung fur das ZDF, 12.5.1979, in: WuU: 440f.
„Leben in Ostdeutschland“, New York Times Magazine, 23.3.1975, in: WuU: 401.
„Beobachtungen zum literarischen Leben in der DDR“, 29.7.1953, in: WuU: 283.
„Fragmente“, 31.12.1962, bis 1980 unveröffentl, in: WuU: 334–339.
Ebd.: 337.
Ebd.: 338.
„In einigen Ländern ist es heute Mode, sich von der Wirklichkeit abzuwenden, sich ins eigene Ich zurückzuziehen, ein sonderbares Durcheinander von Wörtern zu konzipieren, abstruse Metaphern zu verwenden, eine alptraumhafte Welt zu schaffen, nur um seine kühne Revolte gegen die Wirklichkeit und absolute Unabhängigkeit von dieser zu beweisen. (…) Eine konfuse Art zu schreiben, widerspiegelt nur die Konfusion im eigenen Leben des Autors.“(„Die Dialektik im Schaffensprozeß des Schriftstellers“, 17.11.1979, Festansprache auf der Jahrestagung des PEN-Clubs der Niederlande, in: WuU: 455).
„Dichtung und Wirklichkeit“, Gespräch mit Günter Gaus in Gravenbruch, Frankfurt a.M., Oktober 1985, in: Einmischung: 86.
Zu dieser Entwicklung Hutchinson 1999: 173.
Nachruf: 490.
Nachruf: 364.
Hutchinson 1992. — TV-Film „Die Stefan Heym Legende“(ORB, 1998).
In seiner Autobiografie schildert Heym seine gute Lebens- und Arbeitssituation: Er konnte nach einigen Monaten in einer kleinen Wohnung mit seiner Familie in ein großes Haus in der Grünauer Intelligenzsiedlung in einem Vorort von Berlin mit günstiger Miete einziehen und er hatte Auto und Telefon zur Verfügung. Kurz nach seiner Ankunft erhielt er den Auftrag, aus seinem Roman Crusaders ein Treatment fur eine geplante DEFA-Verfilmung anzufertigen (Nachruf: 537, 561, 564).
Nachruf. 558.
Einige seiner Bücher wurden bei der Einfuhr beschlagnahmt, weil sie der Parteiideologie widersprachen; als Journalist bei der Täglichen Rundschau musste er die Zensur einer seiner Artikel hinnehmen; seine Erzählung Lern Kimble konnte nicht erscheinen, weil sie das Konzept des Sozialistischen Realismus nicht erfüllte; seinem Roman Eyes of Reason wurde zunächst die Veröffentlichungsgenehmigung versagt, wodurch er die zuständige staatliche Instanz für Druckgenehmigungen kennen lernte, das Amt für Literatur und Verlagswesen (Nachruf: 550f). 152 Nachruf: 550.
Nachruf: 537.
Der tschechoslowakische Politiker Rudolf Slánský war 1945–51 Generalsekretär der Kommunistischen Partei KPC und wurde mit Stalins Zustimmung von seinem Rivalen Klement Gottwald nach einem stalinistischen Schauprozess (20.-27. November 1952) zum Tode verurteilt und hingerichtet (und im Jahr 1968 rehabilitiert).
Nachruf: 552.
„Versuch eines Bildnisses“, 2.11.1966, in: WuU: 256–260.
Ebd.: 264.
„Memorandum“, 21. Juni 1953, in: WuU: 268.
Nachruf: 574.
Heym berichtet, dass er z.B. nach dem Erscheinen seines Artikels über Angestellte im Jahr 1953 zahlreiche Briefe von Angestellten erhalten habe, die sich zu Fragen der Gehaltseinstufung äußerten.
Nachruf: 592.
Bestand Otto Grotewohl, Ministerpräsident der DDR, SAPMO-BA, NY 4090/543.
Auch wenn er sich hauptsächlich für die Belange der DDR-Bürger engagierte, kam es auch vor, dass er andere Missstände anklagte. So setzte er sich nach einer Sowjetunion-Reise dafür ein, dass sowjetische Schriftsteller von DDR-Verlagen Honorare in etwa der gleichen Höhe wie DDR-Schriftsteller bekommen sollten (SAdK, Berlin, Archiv des SV, Nr. 98, Stefan Heym an Otto Grotewohl, 10.12.1958).
Stefan Heym an Ludwig Eisermann, Büro Otto Grotewohl, 1.10.1953, in: SAPMO-BA, NY 4090/543.
Stefan Heym an Ludwig Eisermann, Büro Otto Grotewohl, 24.9.1954, in: ebd.
Stefan Heym, Anruf vom 21.10.1953, in: ebd.
Gutachten von Gärtner-Scholle, in: SAPMO-BA, DR1/4000.
Verlagsgutachten des List-Verlags, 17.6.1954, in: SAPMO-BA, DR1/4000.
Dennoch sammelte das MfS auch schon in den fünfziger Jahren beim MfS Hinweise zu Heyms politischer Haltung. So informierte ein Gl 1956 über den „feindlichen Charakter“Heyms, der auch in seinen Werken zum Ausdruck käme (Walther 1996: 569, 672).
Nachruf: 574ff., 605.
Nachruf: 606.
Heym schickte dem persönlichen Referenten Otto Grotewohls z.B. die Abschrift einer „Offen ge-sagt“-Kolumne über Kunst- und Theaterkritik mit den Worten: „Da der Herr Ministerpräsident sein Interesse für Kunstangelegenheiten gezeigt hat, so können sie ihm die Sache vielleicht in einer stillen halben Stunde einmal vorlegen.“(Stefan Heym an Ludwig Eisermann, 4.1.1954, in: SAPMO-BA, NY 4090/543). Nach der Lektüre von Heyms Manuskript Goldsborough zeigte sich Grotewohl „begeistert von der Klarheit der politischen Konzeption“und hoffte, dass der Autor bald einen neuen Roman schreibe, „der unsere Probleme behandelt“(Otto Grotewohl an Stefan Heym, 21.6.1954, in: SAPMO-BA, NY 4090/543).
Wörtlich lautete dieser Abschnitt: „Indes ist klar, daß nicht alles in bester Ordnung ist, und auch nicht sein kann. Es ist klar, daß es Mängel gibt, die man ohne Angst vor Kritik aufdecken und dann beseitigen muß. Die Frage ist doch die: Entweder wir, die ganze Partei, erlauben den parteilosen Bauern und Arbeitern, uns zu kritisieren, oder sie werden uns durch Aufstände kritisieren. (…)“. (Stalins Werke Bd. 7: 27, zit. n. Nachruf: 572).
Nachruf. 572.
Karl Böhm, Amt für Literatur und Verlagswesen, SED-Hausmitteilung vom 11.11.1954, in: SAPMO-BA, Druckgenehmigungen 1954–1965, DR 1/4000.
Ebd.
Zit.n. Jäger 1994:79.
Er kommentierte kurz in einer Kolumne: „In der Deutschen Demokratischen Republik haben die Arbeiter und ihre Partei dem unerhörten Druck des Klassenfeindes standgehalten. Sie haben sich durch den ungarischen Wirrwarr nicht verwirren lassen.“(„Gedanken während einer Konferenz“, 16.12.1956, in: WuU: 316).
Heym berichtet, dass er dem damaligen Leiter der ZK-Abteilung Agitation und Propaganda, Horst Sindermann, erklärt habe, dass auch er „in dieser Zeit und in dieser Gegend Europas Zensur und gelegentlich sogar eine Kürzung offizieller Verlautbarungen fur legitim halte; nur dürfe man das nicht so plump machen, wie in diesem Fall geschehen. Was seine Kolumne aber beträfe, so betrachte er sich als seinen eigenen Zensor (Nachruf: 627). Sindermann habe ihm dann vorgeschlagen, seine Texte für die Kolumne mit ihm vor der Veröffentlichung zu ‚besprechen‘, wenn er seine Kolumne weiterführen wolle, was Heym aber abgelehnt habe, weil er darin inakzeptable Zensur sah (Nachruf: 628).
Nachruf: 586.
Ebd.: 565ff.
Ebd.: 569.
„Memorandum“, 21.6.1953, gerichtet an Oberst Michail Petrowitsch Sokolow, Chefredakteur der Täglichen Rundschau, von der Sowjetarmee hg. deutsche Zeitung in Berlin, in: WuU: 261. Dazu auch Nachruf 568.
„Memorandum“, 21.6.1953, in: WuU: 265.
Nachruf: 569. Viele Jahre später bezeichnete er diese pauschale Verurteilung als „falsche Haltung“, die aber aus damaliger Sicht seinem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit und der Angst vor dem erneuten Verlust einer endlich gefundenen Heimat entsprungen sei: „… man stünde wieder da wie mehrmals schon, schütz- und heimatlos, und kein Ort mehr, kein Land, wohin sich noch flüchten ließe.“(ebd.).
Heym erläutert dieses Verfahren am Beispiel der Lebensmittelkarten — ihr Entzug wie auch die Rücknahme des Entzugs wurde mit den gleichen Worten begründet: „Zur Verbesserung des Lebensstandards“(„Memorandum“, 21.6.1953, in: WuU: 263).
In diesem Kommuniqué hatte das ZK der SED schwer wiegende Fehler u.a. in Bezug auf die Lebensmittelverteilung eingestanden.
„Memorandum“, 21.6.1953, in: WuU: 264.
Wären die aufgebrachten Arbeiter sofort über die „wahren Zusammenhänge“und die Rolle des Westens in der DDR-Presse aufgeklärt worden, hätte man nach Heyms Ansicht die westlichen Provokateure von den Arbeitern isolieren und entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Dinge nehmen können („Beobachtungen zum Pressewesen“, Juli 1953, in: WuU: 266–270).
„Memorandum“, 21.6.1953, in: WuU: 262.
„Beobachtungen zum literarischen Leben“, 29.7.1953, in: WuU: 283.
Zum offiziellen SED-Standpunkt: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in acht Bänden. Hg. v. Institut f. Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Band 7. Allerdings unterlag auch dieses Bild im Lauf der Zeit einem (moderaten) Wandel. Mohr 1978 stellt fest, dass das Thema 17. Juni im Unterschied zur Ulbricht-Ära von der Partei unter Honeckers Führung weniger emotional und stärker im internationalen Kontext betrachtet wurde.
Zur westlichen Interpretationslinie Baring 1983. — Spittmann/Fricke 1982. — Kowalczuk et al. 1996.
Die Verarbeitung des 17. Juni 1953 in der ost- und westdeutschen Literatur verblieb mehrheitlich im jeweiligen politisch-ideologischen Interpretationsrahmen. Dazu Hutchinson 1981. — Pernkopf 1982.
Nachruf: 654.
Otto Grotewohl an Stefan Heym, 17.8.1960, in: SAPMO-BA, NY 4090/543.
Albert Norden an Stefan Heym, 13.3.1961, sowie: Gutachten über Der Tag X von Stefan Heym, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.028/94. Norden übernahm die Einschätzung des Gutachters nicht nur sinnfemäß, sondern häufig in wörtlichen Formulierungen.
Ebd.
So berichtet Heym, dass sich z.B. der Volkskammerpräsident Johannes Dieckmann und der Vorsitzende des FDGB-Gewerkschaftsbundes Herbert Warnke positiv geäußert hätten. Ulbricht habe überhaupt nicht reagiert (Nachruf. 656f.).
Nachruf 658f.
Ebd.: 659.
Ebd.: 661.
Ebd.
Bericht vom 23.12.1961 über die Mitgliederversammlung des Berliner Bezirksverbandes des Deutschen Schriftstellerverbandes am 14.12.1961, in: SAPMO-BA, DY 3 0/IV2/2.026/95. Die Verfasser waren Otto Braun, 1. Sekretär des DSV, und Annemarie Lange, DSV-Parteisekretärin, Bezirksverband Berlin.
Ebd.
Paul Verner, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, an Alfred Kurella, 4.1.1962: Bericht über die Mitgliederversammlung des Berliner Bezirksverbandes des DSV am 14.12.1961, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.026/95.
Über die fragliche Mitgliederversammlung des Berliner Bezirksverbandes des DSV ließ sich Paul Verner, PB-Mitglied und 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, Berichte von Parteifunktionären des Schriftstellerverbands anfertigen, die er dann an Alfred Kurella, den Leiter der PB-Kulturkommission schickte. Dessen persönlicher Referent Erhard Scherner, der bei der Schriftstellerversammlung auch anwesend war, ergänzte und korrigierte dann nochmals die Einschätzung in den Berichten und beurteilte sie in diesem Fall als „zu flüchtig und zu geglättet“. Scherner hatte die Absicht Heyms unterstrichen, „seinen Streit mit unserer Kulturpolitik zur aufklärungs- und diskussionsbedürftigen Sache aller zu machen. (...) Dabei ging Heym, wie meist, ziemlich geschickt vor und warf nur die Stichpunkte in die Debatte.“ (Erhard Scherner an Alfred Kurella, 9.1.1962: Bemerkungen zu dem Bericht der Genossen Braun und Lange über die Berliner Schriftstellerversammlung, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.026/95).
Alfred Kurella an Walter Ulbricht, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.026/95.
Information des Stellvertreters des Ministers für Kultur über das XIV. Internationale Filmfestival in Karlovy Vary an die Mitglieder und Kandidaten des Politbüros, an die Mitglieder der Ideologischen Kommission (Persönliche Verschlußsache), in: SAPMO-BA, DY 30/1V A2/9.01/27. Heym hatte auf persönliche Einladung der tschechoslowakischen Veranstalter teilgenommen. Die DDR war mit einer offiziellen Delegation und dem vom Ministerium für Kultur ausgewählten Filmbeitrag „Der geteilte Himmel“ (literarische Vorlage von Christa Wolf) vertreten.
Ebd.
Ebd.
Nachruf: 682f.
„Stalin verläßt den Raum“, Rede auf dem Internationalen Colloquium der Schriftsteller sozialistischer Länder im Dezember 1964, in: WuU: 348–352. In der DDR wurde diese Rede nicht publiziert, aber am 5.2.1965 in der westdeutschen Zeit veröffentlicht.
Ebd.: 352.
Ebd.: 350.
Ebd.:349f.
Ebd.: 350.
Ebd.: 351.
Nachruf. 685.
Bericht über das Internationale Schriftsteller-Kolloquium vom 1. bis 5.12.1964 in Berlin, in: SAdK, Nr. 358: Bl. 48.
„Notwendiges Streitgespräch — Christa Wolf“, ndl 13/1965, in: DdA 1: 402.
Klaus Gysi war damals Leiter des Aufbau-Verlags (1957–1966) und Mitarbeiter des MfS (IM „Kurt“), außerdem Mitglied des Präsidiums des Kulturbundes und ab 1966 (bis 1973) Minister für Kultur.
Bericht über das Internationale Schriftsteller-Kolloquium vom 1. bis 5.12.1964 in Berlin, in: SAdK, Nr. 358: Bl. 59.
Bericht der Abteilungsleiterin Dr. Kocialek, HV Verlage und Buchhandel, Abt. Belletristik, Kunstund Musikliteratur, 11.12.1964 über das Internationale Schriftstellerkolloquium vom 1.12. bis 5.12.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/1V A2/9.04/487.
Bericht der HV Verlage und Buchhandel über Probleme der gegenwärtigen Verlagspolitik (vermutl. 1965), in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.04/487.
Zusammenfassender Bericht des Sekretariats des Deutschen Schriftstellerverbands über den Verlauf des Internationalen Kolloquiums vom 1. bis 5.12.1964 mit dem Thema „Die Existenz zweier deutscher Staaten und die Lage der Literatur“, 8.12.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.028/78.
Bericht des DSV „Zur Situation in der sozialistischen Gegenwartsliteratur. Die literaturpolitische Konzeption des DSV zur Verwirklichung der Beschlüsse des VI. Parteitages der SED und der 2. Bitterfelder Konferenz“, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.04/487.
Ebd.
Aktennotiz vom 24.2.1965 über eine Unterredung Erich Wendts mit Stefan Heym am 23.2.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/68. Anwesend war auch Bruno Haid, damals Leiter der HV Verlage und Buchhandel. Heyms Wiedergabe des Gesprächsablaufs in seiner Autobiografie entspricht im Wesentlichen der amtlichen Aktennotiz (Nachruf. 687f).
Ebd.
Stark verkürzte Niederschrift über eine Unterredung des Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates Genossen, Alexander Abusch, mit dem Schriftsteller Stefan Heym am 2. August 1965, 12.00 Uhr bis 13.10 Uhr, Protokollant: Werner Baum, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/68.
Heym berichtet, dass er erfolglos versucht habe, den Roman in London und Westdeutschland zu veröffentlichen, der dort auf Skepsis, Bedenken, manchmal sogar Empörung gestoßen war. Da er inzwischen Mängel an seinem Roman festgestellt hatte (er habe an einzelnen Punkten der Darstellung und am Verhalten einiger seiner Figuren gezweifelt, nicht aber an der Gültigkeit des Buches und den Hauptlinien), entschied er sich für eine gründliche Überarbeitung und verzichtete erst einmal auf weitere Veröffentlichungsverhandlungen (Nachruf. 689).
Stark verkürzte Niederschrift über eine Unterredung des Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates, Genossen Alexander Abusch, mit dem Schriftsteller Stefan Heym am 2. August 1965, 12.00 Uhr bis 13.10 Uhr, Protokollant: Werner Baum, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/68. Die folgende Analyse des Gesprächs zwischen Abusch und Heym bezieht sich auf diese Quelle.
Information über ein Gespräch Bruno Haids mit Heyms Rechtsanwalt am 30.6.1965. Diese Information wurde sofort an das Politbüro-Mitglied und den Leiter der Ideologischen Kommission, Kurt Hager, weitergeleitet, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148G. Dazu auch SAdK, Nr. 370, Mitteilungen Erich Wendts im Hinblick auf die beiden Schiedsverfahren beim DSV zwischen Stefan Heym und dem Paul-List-Verlag Leipzig, 9.12.1966: Bl. 85ff.
Brecht habe sich 1955 so geäußert: „‚Ich werde Ihnen sagen, wann die in der Sowjetunion wieder eine Literatur haben werden. Wenn dort ein Roman erscheint, der ungefähr mit den Worten beginnt, — er dachte nach —,mit den Worten: Minsk ist eine der langweiligsten Städte der Welt.‘“ („Die Langeweile von Minsk“, in: WuU: 353). Allerdings ließ Heym keinen Zweifel daran, dass auch diese Realismus-Auffassung im Rahmen eines sozialistischen Realismus zu verstehen sei (ebd.: 354).
„Die Langeweile von Minsk“, 20.8.1965, in: WuU: 354.
Ebd.: 355.
Ebd.:355f.
Ebd., 357.
Nachruf. 686.
„Die Langeweile von Minsk“, 20. August 1965, WuU: 354.
SAPMO-BA, DY 30/IV 2/1/335 (Material aus dem Jahr 1965).
Alfred Kurella an Kurt Hager, 5.9.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67.
Information der Bezirksleitung Berlin an das ZK der SED über einige ideologische Erscheinungen im künstlerischen Bereich, 19.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/1/335: Bl. 46.
Livesendung in Hessen III, 13.10.1965, 20.15 Uhr: „Heute abend Kellerclub. Junge Leute diskutieren mit dem Schriftsteller Stefan Heym.“
ZK-Abt. Kultur an Kurt Hager, 1.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148.
Nachruf: 701.
Nachruf: 701 ff.
Abschrift eines Berichts über ein Gespräch mit Stefan Heym, das Bruno Haid, Leiter der HV Verlage und Buchhandel, am 13. Dezember 1965 führte, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67. Laut Verteiler hatte Haid Abschriften an die höchste Führungsebene, an Hager, Ulbricht und Honecker geschickt.
Ebd.
Ebd.
Haid bezog sich auf die Veröffentlichung Biermanns Die Drahtharfe im Westberliner Wagenbach-Verlag 1965.
Nachruf: 702.
Ebd.
Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1972: 1078.
In: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1972.
Paul Verner auf dem 11. Plenum des ZK am 15/17.12.1965, in: SAPMO-BA, NY 4281/63.
Rede Paul Verners zur Auswertung des 11. Plenums des ZK am 21.12.1965, in: ebd.
Ebd.
Nachruf. 709ff. Das Gespräch fand am 22. Dezember 1965 im Innenministerium statt. 212 272 Nachruf: 712.
Erich Mielke am 20.1.1966 auf der zentralen Parteiaktivtagung vor seinen Mitarbeitern, in: Walther 1996: 51.
Siegfried Wagner an Prof. Dr. Hans Koch, 3.1.1966, in: SAdK, Berichte und Informationen ZK der SED, 1966/1967, Nr. 521, Bd. 1. Prof. Hans Koch hatte auch die Funktion des 1. Sekretärs und des stellvertretenden Vorsitzenden des DSV inne, ab 1963 war er Abgeordneter der Volkskammer und gehörte der Kulturbund-Fraktion an.
Prof. Hans Koch an Siegfried Wagner, ZK-Abteilung Kultur. 4.1.1966, in: SAdK, Berichte/Informationen des ZK der SED, 1966/1967, Nr. 521, Bd. 1: Bl. 76.
Hans Koch an Siegfried Wagner, ZK-Abt. Kultur, Brief vom 4.1.1966, in: SAdK, Berichte/Informationen ZK der SED, 1966/1967, Nr. 521, Bd. 1: Bl. 76f.
Ebd.:Bl. 78.
Ebd.: Bl. 79.
in diesem Tenor hatte der DSV wenige Wochen vor Heyms Rede eine Solidaritätsadresse an Walter Ulbricht geschickt und für die „Hilfe der Partei“ in der Frage der Schriftsteller Biermann und Heym gedankt (Sabath 1994:36).
„Tatsachen und Dokumente”, Februar 1966, Rede auf der Vollversammlung des Berliner Schriftstellerverbands, in: WuU: 368.
Ebd.: 370.
Ebd.: 371. Heym zitierte aus der Wahrheit-Ausgabe vom 6.11.1965.
Ebd.: 373. Die Zeitungsartikel bezogen sich im Wesentlichen auf seine Auftritte bei seiner Lesereise durch westdeutsche Städte im November 1965.
Ebd.: 374.
Ebd.
Der führende Parteifunktionär habe Heym bestätigt, dass er ein bleibendes Werk geschaffen habe („Es wird Epoche machen.“), das mit einer „unerhörten Kraft der Sprache und der Schilderung“ geschrieben sei; es handle sich um ein „psychologisches Meisterwerk und Geschichtsdokument von ganz großem Rang, von höchstem Wahrheitsgehalt und wahrhaft großartigem Einfühlungsvermögen in die Denkart und Handlungsweise von Menschen“. Dann folgte der entscheidende Zusatz: „Ich kann nur hoffen, dass es baldigst — ohne Abstriche oder Zusätze — erscheint.” (ebd.: 375).
Ebd.: 378.
Ebd.: 376.
Ebd.: 373.
Ebd.: 376.
Information von Alexander Abusch vom 26.2.1966 über Heyms Rede vor der Vollversammlung des Berliner Schriftstellerverbands, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148.
Diskussionsgrundlage des Vorstandes des Berliner Verbandes des DSV für die Mitgliederversammlung am 25. Februar 1966, in: SAdK, Nr. 303: Bl. 14ff.
Henryk Keisch auf der Mitgliederversammlung des Berliner Bezirksverbandes des DSV am 25. Februar 1966, in: ebd.: Bl. 82f. Keisch betonte, er sei zwar nicht in allen Punkten der Auffassung Heyms, meinte aber, man müsse Kritik zulassen und darüber diskutieren, nicht den Kritisierenden angreifen. Heym lasse doch keinen Zweifel daran, dass er zur DDR stehe und seine Kritik auf der Basis dieses Solidaritätsbekenntnisses vorbringe.
Rainer Kerndl auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.. Bl. 85ff.
Paul Wiens auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 90f.
Eva Strittmatter auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 121.
Hermann Kant auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 123f.
Werner Ilberg auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 128.
Alexander Abusch auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 92ff.
Ebd.:Bl. 96.
Ebd.:Bl. 100.
Ebd.:Bl. 102f.
Ebd.:Bl. 103.
Klaus Gysi auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 109.
Ebd.
Ebd.: Bl. 110.
Ebd.: Bl. 116.
Ebd.:Bl. 117.
Stefan Heym auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 139.
Ebd.: Bl. 139f.
Alexander Abusch auf der Versammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 141.
Bericht über die Mitgliederversammlung des Berliner SV am 25.2.1966, in: ebd.: Bl. 27.
Ebd.
Ebd.: Bl. 28f.
Ebd.: Bl. 29.
Alexander Abusch, Information vom 26.2.1966, über Stefan Heyms Rede vor der Vollversammlung des Berliner Schriftstellerverbands, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148.
Franz Leschnitzer, Vorstandsmitglied des DSV-Bezirksverbands Berlin, hatte Heym in einem Brief vom 18.1.1966 an einige Freunde und Kollegen gegen die Kritik des 11. ZK-Plenums in Schutz genommen. Dafür musste er sich in einem Gespräch mit hochrangigen DSV-Funktionären rechtfertigen. Am 24. Oktober hatte sich Leschnitzer erneut für Heym eingesetzt. Kurellas persönlicher Referent Erhard Scherner berichtete, Leschnitzer sei auf der Versammlung provokant geworden und habe versucht, „eine Stefan-Heym-Debatte zu erzwingen“; bis auf eine Gegenstimme war der Antrag Leschnitzers jedoch abgelehnt worden. So wurde die Versammlung in den Augen Scherners doch noch zu einer „gelungenen“Verbandsversammlung (Erhard Scherner, 25.10.1966: Information über das Auftreten von Franz Leschnitzer auf der Mitgliederversammlung der Berliner Schriftsteller am 24.10.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148). Laut Bericht des DSV-Sekretärs Horst Eckert hatte Leschnitzer sein Verhalten aber bedauert und versprochen, sich künftig einzuordnen. Die Formulierung (Leschnitzer „zeigte... Nachdenklichkeit“) hebt — unfreillig — die demonstrative Komponente des Einsicht-Zeigens hervor. Eckert konnte damit den erfolgreichen Abschluss eines Gesprächs vermelden, in dem ein ungehorsames Verbandsmitglied wieder in die Pflicht genommen wurde (Horst Eckert über eine Aussprache mit Franz Leschnitzer, 29.11.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148).
Information über die publizistische Tätigkeit Stefan Heyms, 31.3.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.04/487.
Information über die publizistische Tätigkeit Stefan Heyms, 31.3.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.04/487.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
So habe er z.B. in einem Interview mit Kulturny Zivot Ende 1965 die ältere Generation der Herrschenden in der DDR mit der Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts verglichen. Wie die Arbeiter gegen die
Information über die publizistische Tätigkeit Stefan Heyms, 31.3.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.04/487.
In seiner Autobiografie äußerte sich Heym zu diesem Papier, das er damals (unbeabsichtigt) in die Hände bekommen habe: „Der Leser wird zugeben, dass es für einen Schriftsteller nicht ohne Reiz ist, in einem Staate zu arbeiten, in dem, wie dieses Dokument bezeugt, seine Worte so ernst genommen werden.“ (Nachruf: 719).
Bruno Haid, Bericht vom 6. April 1966 über sein Gepräch mit Stefan Heym am 31.3.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
Ebd.:2ff.
Ebd.: 5.
Ebd.: 4.
Ebd.: 3.
„Das begründete er damit, daß Biermann sehr überheblich sei und dann, wenn eine staatliche oder Parteistelle mit ihm sprechen würde, sofort annehmen würde, ohne ihn — Biermann — ginge es nicht und jetzt kommen sie, weil sie mich brauchen. Sollten ihm dann in diesem Gespräch unangenehme Wahrheiten gesagt werden, so würde er bocken und das Gespräch würde keinen Nutzen bringen. Wenn er — Heym — dabei wäre, dann könnte er in diesen beiden extremen Fällen helfen, dem entgegen zu wirken.“ (ebd.: 6).
Heym hatte seine Einladungen an Haid übergeben, der sie wiederum an Hager weiterreichte (SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67).
Bruno Haid, Bericht vom 6. April 1966 über sein Gepräch mit Stefan Heym am 31.3.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67: Bl. 6.
Nachruf: 719.
Ebd.
Aktennotiz von Arno Röder, ZK-Abt. Kultur, über ein Gespräch bei Prof. Norden mit dem Schriftsteller Stefan Heym am 18.10.1966, Bericht vom 21.10.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.028/78. Die folgenden Zitate stammen aus dieser Quelle.
Aktennotiz der Abteilung Kultur des ZK der SED vom 17.11.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.028/78. Folgende Zitate aus dieser Quelle.
Albert Norden an Walter Ulbricht, ‚Genossen Honecker zur Kenntnis‘, 22.11.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.028/78.
Arno Hochmuth, ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 19.12.1969, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
Nachruf: 728.
Heym schildert die letzten Monate im Leben des sozialistischen deutschen Politikers und Publizisten Ferdinand Lassalle (1825–1864), der zur Zeit der Revolution 1848/49 zu dem Kreis um Marx und Engels stieß, aber auf Grund differierender politischer Vorstellungen (wie z.B. der Staatsauffassung) zu ihrem Gegenspieler wurde.
„Beschlagnahmtes Gespräch“, 25.7.1977, in: WuU: 419.
Nachruf: 729.
Aufbau-Verlag an Kurt Hager, 6.12.1968, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67.
Gutachten zu Lassalle von Richard Sperl vom 10.9.1968, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67. Die im Roman unwidersprochen bleibende Sicht Lassalles sei zu kritisieren, weil sie weitgehend den „Entstellungen heutiger Marxverfälscher“ entspräche. Demnach waren Marx und Engels zwar begabte Wissenschaftler und Theoretiker, aber nicht mit der praktischen Arbeiterbewegung verbunden. Als Beweis zitierte der Gutachter aus dem Manuskript: Marx „konnte sich nie über den ekelhaften Dunst der in seiner Küche dampfenden Windeln erheben“, während Engels in Manchester „den Herrenreiter spielte, Profite machte wie jeder Bourgeois, mehrere Weiber aushielt“ (ebd.: 4ff).
In der englischen Fassung u.d.T. Uncertain Friend (London 1969), im gleichen Jahr u.d.T. Lassalle. Ein biographischer Roman in München.
Der Schriftsteller Wolfgang Körner fand in diesem Buch zwar keinen oberflächlichen Sozialistischen Realismus und auch kaum „agitatorische Passagen, Pathos, vordergründig aufgetragene Ideologie“. Nach literaturästhetischen Maßstäben der Bundesrepublik bescheinigte er dem Roman aber formalästhetische Rückständigkeit und sprachlichen Traditionalismus. Heym erzähle in einer Sprache, die ihn schaudern lasse; er erzähle ungebrochen als allwissender Erzähler, „adjektivreich, in blumigen Metaphern und Lyrismen ergehend, also hoffnungslos anachronistisch mit gestalterischen Mitteln...“ (Rezension vom 31.10.1969).
Horstmann in Tagesspiegel, 22.2.70: „Sollte es also doch möglich sein, dass DDR-Verlage auch Wert auf beispielsweise literarische Qualität legen? Man sollte nach der Lektüre eines solchen Produkts wenigstens versucht sein, in diese Richtung umzudenken.“ (ebd.).
Arno Hochmuth, Leiter der ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 22.7.1969, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/67.
Kurt Hager an die ZK-Abt. Kultur, 25.7.1969, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
So lehnte der Verlag ‘Der Morgen’ die Veröffentlichung des Buches ab; er hatte die kritische Einschätzung des Manuskripts durch den Aufbau-Verlag in wesentlichen Punkten übernommen (Aktennotiz über ein Gespräch mit dem Verlag ‘Der Morgen’ zu Heyms ‚Lassalle‘ am 11.6.1970, Abt. Belletristik, Kunst- und Musikliteratur, FG Deutsche Gegenwartsliteratur, 12.6.1970, in: ebd.).
Stefan Heym an Klaus Gysi, Minister für Kultur, 16.10.1970, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
Stefan Heym an Kurt Hager, 22.1.1971, in: SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
Stefan Heym an Kurt Hager, 19.2.1971; 23.7.1971. — Erika Hinckel, Büro Kurt Hager, an Stefan Heym, 2.8.1971. — Stefan Heym an Kurt Hager, 3.1.1972; 11.2.1972. — Fernschreiben-Telegramm von Kurt Hager an Stefan Heym, 3.3.1972, in: SAPMO-BA, IV B2/2.024/89.
Erika Hinckel, Büro Kurt Hager, Notiz vom 11.4.1972 über ein Gespräch mit Stefan Heym am 23.3.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Beim Gespräch anwesend war auch der Minister für Kultur, Klaus Gysi.
Ebd.
Das Gespräch fand am 24.3.1972 in Heyms Wohnung statt und kam auf Anregung der HV-Mitarbei-terin Dr. Kocialek zustande (Dr. Schöbel, Paul List-Verlag, an Kurt Hager, 3.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89).
Heym hatte dem List-Verlag schon einige Jahre zuvor den Lassalle-Roman zur Veröffentlichung angeboten. Der Verlag hatte damals mit dem Hinweis auf ein begrenztes Papierkontingent abgelehnt. Nach der inzwischen stattgefundenen Überarbeitung wollte sich der Verlag nun das Recht vorbehalten, das Manuskript durch Gutachter erneut beurteilen zu lassen.
„Meines Wissens sind die Normen des Verlagswesens andere. Wenn der Schriftsteller XY, dessen Werk ein Verlag kennt und dessen Titel dieser Verlag mit Profit jahrelang veröffentlicht hat, mit einem Buchprojekt zu diesem Verlag kommt und auch nur ein Exposé dazu vorlegt, das den Verlag interessiert, so erhält er selbstverständlich einen Verlagsvertrag und ein Drittel des zu erwartenden Honorars als Vorschuß; ein zweites Drittel erhält er bei Ablieferung des Manuskripts und das letzte Drittel nach Abrechnung der ersten Auflage. Das sind die Normen.“ (Heym an H. Schöbel, 14.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89).
Stefan Heym an Kurt Hager, 5.5.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
Stefan Heym an H. Schöbel, 14.4.1972. — H. Schöbel an Stefan Heym, 26.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
H. Schöbel an Kurt Hager, 3.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
Ebd.
Schöbel hatte eine Aufstellung über die im List-Verlag erschienenen Bücher Heyms beigelegt: „Zusammenstellung über Veröffentlichungen (Erst- und Nachauflagen) der Werke Stefan Heyms im Paul List Verlag Leipzig während der letzten 10 Jahre”, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
„Er sagte wörtlich: ‚Wenn diese ganze Frage des Erscheinens oder Nichterscheinens von neuem beginnt und sich diese Leute vom Ministerium wieder mit der Sache beschäftigen, dann schmeiße ich den ganzen Kram hin und dann können mich alle am Arsche lecken.‘“ (H. Schöbel über eine Aussprache mit Stefan Heym am 24.3.1972 in dessen Wohnung in Berlin-Grünau, 3.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89).
Stefan Heym, Filz 1994: 18ff. — Dazu auch Fisher 1992.
Filz 1994: 19.
Hutchinson (1999: 127ff.) führt dieses Verfahren an verschiedenen Beispielen vor: So stelle Heym z.B. durch die Wahl des Wortes „Abweichler“ im Titel des Flugblatts automatisch eine Assoziation zum Sprachgebrauch der DDR her (im historischen, englischen Orginaltext steht hier das Wort „dissenters“ = Dissident). Auch die Bezeichnung eines Staatsbeamten als „den für Presse zuständigen Boten der Königin“ evoziere DDR-Sprache. Durch die Wahl des Vokabulars würden subtile Bezüge zur DDR-Wirklichkeit hergestellt, zum Teil aber auch direkt auf erkennbare kulturpolitische Ereignisse angespielt.
Verlagsgutachten von Jürgen Brinkmann, 28.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Der Schriftsteller Brinkmann wurde am 8.6.1972 (also wenige Monate nach diesem Gutachten) vom MfS verpflichtet und arbeitete bis 1987 als GMS. Damals war er Autor und kommissarischer Cheflektor des Paul-List-Verlages Leipzig (Walther 1996: 751). Die folgenden Zitate stammen aus dieser Quelle.
Jürgen Brinkmann an Lothar Neumann, SED-Bezirksleitung, Abt. Kultur, 15.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
Gutachten von Manfred Künne, 29.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Manfred Künne war Autor des List-Verlages, der als sog. Schriftsteller-IM (GI/IMS/IMV „Frank“) von 1958 bis 1981 für das MfS arbeitete. Die folgenden Zitate beziehen sich auf diese Quelle.
H. Schöbel, Leiter des Paul List-Verlages Leipzig, an Stefan Heym, 26.4.1972, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
Niederschrift des Gesprächs mit Stefan Heym, Fernsehsendung Report (München) der ARD-Fernsehanstalten, 20.15 Uhr, 27.4.1970, Staatl. Komitee für Rundfunk, Abteilung Information, SAPMO-BA , DY 30/IVA 2/2.024/67.
Ebd.
Nachruf: 760ff.
Hutchinson 1999: 134ff.
Heinrich Boll: „Der Lorbeer ist immer noch bitter“, Rezension in: Der Spiegel, 18.9.1972: 158.
Hutchinson 1999: 139f.
Ebd.
Ebd.: 135. Der biblische König David erscheint als Dichter und poetischer Liedersänger, als großer Feldherr, der die Stämme Israels zu einem mächtigen Staat vereinte und als Prophet, der sich von Gott auserwählt sah. Andererseits erweist er sich aber auch als opportunistischer Politiker, gnadenloser Krieger und manchmal auch skrupelloser Tyrann. Heym befindet sich mit dieser David-Interpretation im Einklang mit neuerer Bibelforschung und Historiografie. In theologischer Perspektive ist der Roman auch als Kritik an der Bibel und am Missbrauch der Religion zu lesen. Dazu Dietrich 1976.
Rolf Michaelis: Rezension zw Der König David-Bericht, FAZ, 16.6.1972.
Exemplarisch für die unmittelbare Parallelisierung des König David mit Stalin siehe Reich-Ranicki 1972.
Hutchinson (1999: 137) weist darauf hin, dass Herkunft, Aufstieg und Persönlichkeit Davids Parallelen zu Stalin zeigen, der Heerführer Joab an Trotzki und Davids ‚geheime Liste‘ an Lenins ‚Testament‘ erinnert.
Hutchinson (1999: 136ff.) analysierte diesen Spracheinsatz Heyms ausführlich und nannte verschiedene Beispiele. Aus dem sowjetischen Sprachfundus stammt z.B. die verwendete Formulierung „Wunderbare Leistungen“ aus der Stalinzeit oder der bekannte Ausspruch Trotzkis vom „Kehrrichthaufen der Geschichte“. Die Sprache ist außerdem durchsetzt mit den bekannten Floskeln zur Diffamierung politischer Gegner in SU und DDR wie ‚Abweichung‘, ‚Gruppenbildung‘ ‚Unterwanderung‘ ‚Verschwörung‘.
Hutchinson 1999: 141.
Reich-Ranicki 1972: 83.
Bohnert 1986: 146ff.
Geschichte der deutschen Literatur 1977: 607.
Für die positiven Besprechungen exemplarisch Zehm 1972, der das Buch als „brillant, amüsant, elegant“ bezeichnete: Heym sei das „Kunststück“ gelungen, „Kritik der Geschichte und Kritik der Gegenwart ohne Krampf ganz eng miteinander zu verbinden“. Reich-Ranicki 1972 fand das Buch an manchen Stellen „peinlich“, überwiegend aber „lesenswert und auf makabre Weise amüsant“. Sander (1972: 755) attestierte Heym nicht nur „verfehlte Stoffwahl“, sondern charakterisierte seinen Stil als „Mixtur aus umständlicher Altertümelei, anspielender Pfiffigkeit und (...) ultramoderner Sauce“.
Die Interpretation des Werks sollte allerdings nicht auf diese Aussage reduziert werden, denn Heym verstand den Roman auch als Resultat einer Bibellektüre aus marxistischer Perspektive („Beschlagnahmtes Gespräch“, 25.7.1977, in: WuU: 426). Die dominante Rezeption liegt dem Anliegen Heyms aber sehr nah, wenn auch der Begriff der ‚Abrechnung‘ zu radikal erscheint und eher durch kritische Auseinandersetzung ersetzt werden sollte.
Stefan Heym an Hr. Ret, DSV, 17.1.1968, in: SAdK, Nr. 160: Bl. 8.
Offensichtlich hatte man sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, diesen Vorgang zu vertuschen und den Brief mit offenem Kuvert an ihn weitergegeben: „Würden Sie es gern haben, wenn Sie einen an Sie adressierten Brief offen und ohne Kuvert erhielten? Wenn Sie annehmen müssten, dass dieser Brief von allen möglichen Seelen erst einmal gelesen worden ist? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den zuständigen Kollegen mitteilten, dass zukünftige Briefe an mich, die eventuell über den Verband adressiert sind, geschlossen und im Kuvert an mich weiterzuleiten sind. Gelesen werden sie sowieso, aber das braucht nicht noch bei Ihnen zu geschehen.“ (Stefan Heym an den DSV, 13.11.1970, in: SAdK, Nr. 202: Bl. 3).
„Der Mangel an Demokratie, seit vielen Jahren im Verband bemerkbar, manifestiert sich hier auf persönlich unangenehme Weise.“ Zu seinen offensichtlich als zu wenig eingeschätzten Mitgliedsbeiträgen merkte er an, dass sein Einkommen aus Gründen, „die Ihrem Vorstand gut bekannt sein dürften, äußerst niedrig ist. Ihr Vorstand hat ja in unangenehmster Weise zu dem Boykott beigetragen, den ich hier in der DDR zu spüren bekomme.” (Stefan Heym an den DSV, 15.4.1970, in: SAdK, Nr. 202: Bl. 5).
„Ich hoffe, daß wir nun die Angelegenheit in Ordnung gebracht haben, wiederhole aber, daß zukünftige Mahnungen, falls das notwendig wird, in höflichem und kameradschaftlichem Ton abgefasst werden sollten. Auch wenn bei gewissen Leuten der Eindruck besteht, daß der SV nichts anderes sei als ein Rekrutenverein, so teile ich diese Meinung nicht und werde mich jedem Unteroffizierston widersetzen.“ (Stefan Heym an den DSV, Bezirksverband Berlin, 22.5.1970, in: SAdK, Nr. 202).
Kurt Hager an Stefan Heym, 10.4.1973, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89: „Lieber Stefan Heym! Zu Ihrem heutigen 60. Geburtstag übermittle ich Ihnen herzliche Glückwünsche. Sie haben durch Ihr Leben und Werk einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen Faschismus und Imperialismus geleistet und ihren Lesern bleibende Eindrücke vermittelt. Sie haben in der DDR ihre Heimat gefunden, wo sich im gemeinsamen Wirken aller Werktätigen die neue sozialistische Gesellschaft herausbildet. Ich wünsche Ihnen noch viele Jahre erfolgreiches Schaffen und gute Gesundheit. Mit sozialistischem Gruß, Ihr Kurt Hager“. Sogar der entmachtete Ulbricht übermittelte als Vorsitzender des Staatsrats dem „Nationalpreisträger“ Heym seinen Glückwunsch: „Sehr geehrter Herr Stefan Heym! Anläßlich Ihres 60. Geburtstages grüße und beglückwünsche ich Sie herzlich. Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und persönliches Wohlergehen sowie weitere Erfolge in Ihrem schriftstellerischen Wirken im Dienste des Friedens und des Sozialismus. Walter Ulbricht“ (Abschrift Staatstelegramm LXS, Berlin, 10.4.1973, in: ebd.).
Stefan Heym an Kurt Hager, 16.2.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Heym hatte eine Einladung des PEN-Zentrums Niederlande zur internationalen PEN-Konferenz in Amsterdam im Mai 1976 an Hager mit folgenden Worten geschickt: „Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Frage meiner Reise zu einer solchen Konferenz auch mit Ihnen besprochen werden wird; daher dieser Brief. Mit gleicher Post habe ich auch an den Genossen Hoffmann geschrieben. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie veranlassen könnten, daß die Angelegenheit in gutem Sinne behandelt werden wird. Mit freundlichen Grüßen Ihr...“. Heym durfte reisen.
Hans-Joachim Hoffmann, Minister für Kultur, an Kurt Hager, 7.1.1975, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Hoffmann fragte z.B. an, wie er sich im Fall Heym verhalten solle, der eine Ausreise für Januar 1975 in die Bundesrepublik beantragt habe, um aus seinem Roman König David Bericht zu lesen. Da Heym bereits zugesagt habe [!], stelle sich nun die Frage, ob er den Antrag auf Ausreise einleiten solle. Hager bemerkte handschriftlich: „Die Reise kann genehmigt werden.“ (Kurt Hager, 8.1.1975, in: ebd.).
Kurt Hager an Erich Honecker, 15.5.1973, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Hager war der Meinung, dass man Heym die Ausreise nach Saarbrücken bewilligen sollte, ebenso plädierte er dafür, die Dreharbeiten in seiner Wohnung über eine Sendung mit dem Thema Exil-Literatur zu genehmigen.
Kurt Hager an Erich Honecker, 30.10.1974, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Heym habe einen Ausreiseantrag gestellt, um im Rahmen der „Europäischen Akademie“ in Westberlin aufzutreten, er teile aber den Standpunkt des Kulturministers Hoffmann, dass es besser sei, Heym keine Genehmigung zu erteilen.
SAPMO-BA, DY 30/VI A2/2.024/67.
Nachruf: 775.
Seit dieser Zeit beschäftigten sich hauptamtliche MfS-Mitarbeiter kontinuierlich mit seinem Fall und mehrere IM und ‚Kontaktpersonen‘ berichteten regelmäßig über ihn (Walther 1996: 253, 257, 598, 603, 615,619, 775, 800).
„IM Frieda” berichtete über Heyms politische Haltung, seine freundschaftlichen Verbindungen und persönlichen Kontakte, seine literarische Arbeit und geplanten Westveröffentlichungen sowie über „operativ interessante“ Post- und Literatursendungen. Dabei übergab sie auch Dokumente und Tagebuchauf-zeichnungen dem MfS vorübergehend zur Ablichtung. Heym publizierte 1996 ein Buch über seine Stasi-Bespitzelung unter dem Titel Der Winter unsers Mißvergnügens. Aus den Aufzeichnungen des OV Diversant, das Dokumente, Erzählpassagen und persönliche Gedanken enthält, in denen Heym die Ereignisse aus Distanz reflektiert und knapp kommentiert.
Nachruf: 786. Das zunächst in englischer Sprache geschriebene Manuskript A Day Marked X hatte nach der Fertigstellung Ende der fünfziger Jahre keine Druckgenehmigung für die DDR erhalten.
Nachruf: 786.
Ebd.: 787.
Ebd.
Zu den Veränderungen zwischen erster und überarbeiteter Fassung siehe Hutchinson 1992: 95f. „‘Trotz ihrer Fehler und Mängel‘, sagte er, ‚es gibt nur die eine Partei, nur die eine Fahne. Ich meine das nicht als Freibrief für all die Feiglinge, Dummköpfe, Schönfärber und Beamtenseelen, an denen es bei uns in der Partei nicht mangelt. Ich meine es als Verpflichtung für Genossen mit Herz, aus dieser Partei ihre Partei zu machen...‘“ (5T: 261)
Dazu gehören die unplausiblen Beziehungen der Personen, die zum Teil auf seltsamen Zufällen beruhen und in ihrer Entwicklung nicht nachvollziehbar sind, aber auch die Verknüpfung der Handlungsstränge, die an vielen Stellen konstruiert wirkt. Dazu Hutchinson 1992: 97. 414 Nachruf: 787f.
Die dokumentarischen Teile und Zitate sind z.B. Rundfunkmeldungen des RIAS, Ausschnitte aus Artikeln des FDGB-Organs oder Ausschnitte aus den Reden Ulbrichts und Grotewohls.
Heym stellt die Lebensstile und Verhaltensweisen in Ost und West plakativ und kontrastiv gegenüber. Die DDR wird auf den meisten Gebieten als das ‚fortschrittlichere‘ Land gezeigt, z.B. hinsichtlich der Geschlechterfrage oder der Bewältigung des Nationalsozialismus. Heym unterstützt das politische Feindbild mit subtilen Mitteln der Figurengestaltung. So wird z.B. über Personen, deren Handlungen im ‚3. Reich‘ mit ihrer destruktiven Rolle in der Bundesrepublik korrespondieren, ein politisch-ideologischer Zusammenhang zwischen den beiden Systemen nahegelegt (siehe Hutchinson 1992: 99f).
Nachruf: 788.
Stefan Heym, der bereits ein Angebot vom Münchner Verlag Bertelsmann hatte, versuchte das Buch auch beim DDR-Verlag Neues Leben unterzubringen, um ein paralleles Erscheinungsdatum in Ost und West zu erreichen. Doch der DDR-Verlag habe die Weltrechte beansprucht und Heym eine lange Änderungsliste vorgelegt, die besonders das dargestellte Bild der Partei im Roman betraf. Da Heym diese Forderungen nicht habe erfüllen wollen, sei der Vertragsabschluss gescheitert (Nachruf. 791).
Ebd.: 788. Der neue Titel war insofern neutraler, als er nicht mehr auf einen (vorgeblichen) Plan des Westens anspielte, der nach Auffassung der DDR-Führung existierte: Der ‚Tag X‘ bezeichnete demnach jenen Tag in der Zukunft, an dem die westdeutsche Armee in die DDR einmarschieren würde mit dem Ziel, das Land zu okkupieren, um es dem Westen anzugliedern. Die SED-Führung hatte dieses (angeblich existierende) Konzept bei der Interpretation der Juni-Unruhen fur ihre Zwecke instrumentalisiert. Der Verzicht auf diesen Titel bei der Veröffentlichung in Westdeutschland bedeutete auch einen Verzicht auf dieses Denkmuster des Kalten Krieges.
Bentzien 1995: 243. PB-Mitglied Hans Bentzien, in den sechziger Jahren Minister für Kultur und Anfang der siebziger Jahre Leiter des Verlags Neues Leben, schilderte die Gründe für eine gescheiterte Veröffentlichung in der DDR später aus seiner Sicht und wehrte sich gegen die Darstellung in Heyms Autobiografie. Bentzien gab dem Schriftsteller selbst die Schuld, dass der Roman nicht in der DDR hätte erscheinen können: Heym habe die Rechte an den westdeutschen Verlag Bertelsmann vergeben, nachdem sich Bentzien in der Kulturbürokratie erfolgreich für eine Publikation des Romans in der DDR eingesetzt und sich mit Heym mündlich einig geworden sei. Bentzien, der sich ein „verlegerisches Geschäft“ versprochen hatte, beurteilte dieses Verhalten Heyms als Wortbruch, er sah sich von ihm durch diese Westveröffentlichung „im Stich“ gelassen: „Das Buch hat damit eine recht gute Verbreitung gefunden und der Autor hat sich viel Geld verdient, aber es muß hier der Redlichkeit halber gesagt werden, daß die DDR dabei war, das über sein Buch verhängte Verdikt aufzuheben. Die von unserer Lektorin in bester Absicht ausgearbeiteten 8 Hinweise für eine Verbesserung des Manuskripts als Zensurbedingungen zu betrachten, ist unkorrekt, zumal sie Punkt für Punkt berücksichtigt worden sind. Außerdem kürzte Heym Handlungsstränge, die in Westberlin spielten, sehr stark.“ (ebd.: 245). Nach der Veröffentlichung des Romans in der Bundesrepublik sei es dann nicht mehr „zumutbar“ gewesen, die Rechte für die DDR bei Bertelsmann zu erwerben.
Ebd.
Z.B. Büke 1974. — Schoeller 1974. — Zehm 1974. — Werth 1974. — Raddatz 1974.
Reich-Ranicki 1974, in: ders. 1991: 88.
Nachruf: 794.
Ebd.
Heym vermutete, dass ihn die Staatssicherheit mit fingierten Telefonanrufen zu unbedachten Äußerungen provozieren und psychisch zermürben wollte (ebd.: 796).
Wie es aus den Akten der Staatssicherheit hervorgeht (Walther 1996: 253, 257).
Zur Entspannung der Situation habe er Texte ausgewählt, die die Zensur vermutlich ohne Probleme passieren würden. Die Schmähschrift habe er als pièce de résistance, die Erzählung Das Wachsmuth Syndrom als „heitere Einlage“ eingefügt. Heym hatte sich jedoch verschätzt. Eine Spiegel-Besprechung der Wachsmuth-Geschichte, die zeitgleich in Westberlin erschienen war, alarmierte die SED-Führung. Der Ostberliner Morgen-Verlag musste die Auslieferung des Bandes stoppen und es wurden alle Exemplare eingestampft. Der Erzählband erschien dann ohne das Wachsmuth-Syndrom (ebd.: 793).
Ermutigt durch das Aufbruchklima nach dem VIII. Parteitag hatten die Schriftsteller Martin Stade, Ulrich Plenzdorf und Klaus Schlesinger eine Autoren-Anthologie konzipiert, die Gegenwartsliteratur über Berlin versammeln sollte. Das Besondere an diesem Projekt war die neue Form der Herausgeberschaft, da man die Manuskripte nach kollektiver Überarbeitung druckfertig einem Verlag zur Veröffentlichung anbieten und Veränderungswünsche des Lektorats oder der HV nicht mehr akzeptieren wollte. Dieses Konzept bedeutete nichts anderes als den Ausschluss sämtlicher staatlicher Zensurinstanzen.
Plenzdorf/Schlesinger/Stade 1995: 9f.
MfS-Information über die Vorbereitung einer Anthologie von Erzählungen durch mehrere Schriftsteller der DDR unter Ausschaltung der Verlagslektoren, 10.11.1975, in: Plenzdorf et al. 1995:225.
Ebd.: 226f.
Ebd.: 12. — Walther 1996: 85.
Dokumentiert in Walther 1996: 86.
Die Annahme, dass Stefan Heym der ideologische Kopf des Projektes gewesen sei, war jedoch eine Fehleinschätzung des MfS. Siehe Plenzdorf/Schlesinger/Stade 1995: 19, 232.
Peter Heidt, ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 21.11.1975, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/63.
„Leben in Ostdeutschland“, New York Times Magazine, 23.3.1975, in: WuU: 401ff.
Information über negative und feindliche Aktivitäten von Personen aus dem kulturellen Bereich, HA XX des Ministeriums fur Staatssicherheit, Berlin, 29.4.1975, in: Zensur in der DDR 1991: 111f. Als Beispiel wurde das Buch Fünf Tag im Juni genannt; aber auch der König David Bericht und Die Schmähschrift, die „fragwürdige Positionen“ enthalten würden.
Ebd.: 112f.
Ebd.: 113.
1975/76 hatte das MfS für die Bekämpfung der damaligen ‚Hauptfeinde im Innern‘ Wolf Biermann (ZOV „Lyriker“), Robert Havemann (OV „Leitz“), Rudolf Bahro (OV „Konzeption“) und Stefan Heym (OV „Diversant“ — bereits 1966 eröffnet) eine spezielle Sondertruppe geschaffen, die Operativgruppe der HA XX (HA XX/OG). In der Anfangszeit bearbeitete diese OG primär diese vier Personen, die besondere Beziehungen in den Westen unterhielten (wie z.B. durch Westveröffentlichungen), später wurden noch weitere, als kritisch geltende Kulturschaffende der DDR, der Bundesrepublik und Westberlins einbezogen. Alle diese Personen betrachtete das MfS als „feindliche Stützpunkte“, die die Ausbreitung der „politisch-ideologischen Diversion“ (PID) und der „politischen Untergrundtätigkeit“ (PUT) in der DDR vorantrieben (siehe Walther 1996: 183f).
Die fünfte Nachauflage seines Buches Der König David Bericht sollte die beträchtliche Höhe von 15.000 Exemplaren erhalten: „Damit erreicht dieses Buch, das in seiner historischen Thematik mit seinen aktuellen Bezügen und Anspielungen alles andere als sozialismusfreundlich ist, eine Gesamtauflage von 80 Tausend Exemplaren. Wir haben mit Gen. Höpcke schon im Vorjahr darüber diskutiert, daß die Zulassung eines Buches aus taktischen Gründen nicht gleichzusetzen ist mit seiner Massenverbreitung. Wir haben ihm jetzt empfohlen, ob die Nachauflage für 1977 ohne Aufhebens auszusetzen ist.“ (Information zur thematischen Planung für die Verlagsproduktion 1977, ZK-Abt. Kultur, Sektor Verlage, 13.9.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/18559 (vorl. Sign.)).
Stefan Heym an das Präsidium des SV der DDR, 8.11.1976, in: In Sachen Biermann: 267.
Nachruf: 801.
Ebd.
Ebd.: 802.
Ebd.
Dpa-Meldung (Ostberlin) und FAZ, 18.11.1976.
ZDF-Sendung „Heute“, 18.11.1976.
Die anderen Gesprächsteilnehmer waren die Schriftsteller Christa Wolf, Jurek Becker, Ulrich Plenzdorf, Klaus Schlesinger, Dieter Schubert, die Schauspieler Manfred Krug, Angelica Domröse, Hilmar Thate, Jutta Hoffmann, der Filmregisseur Frank Beyer und der Dramatiker Heiner Müller. Das Treffen am 20.11.1976 fand im Haus Manfred Krugs statt, der das Gespräch heimlich auf Tonband aufzeichnete (Krug 1996).
Ebd.: 42. Dem widersprach Lamberz heftig und bezeichnete sie als „das normale Völkerrecht eines jeden Staates“.
Heym erläuterte, dass Biermann ein gültiges Wiedereinreisevisum hatte, das ihm gewährt werden musste; nach der Rückkehr hätte ihm ein öffentliches Gerichtsverfahren zugestanden, in dem ein Staatsanwalt seinen Gesetzesverstoß hätte nachweisen müssen.
Ebd.: 43.
Ebd.: 41. Jurek Becker unterstrich diese Ansicht Heyms: In einem SFB-Kommentar sei die NSDAP-Mitgliedsnummer von „Dr. K.“ — Dr. Kertzscher — veröffentlicht worden: „Das ist eine peinliche Sache. Ich könnte heulen vor Scham, wenn ich eine solche Nachricht höre.“ (ebd.: 42).
Krug 1996: 17.
Ebd.: 23.
Neben Manfred Krug und Jurek Becker.
Ebd.: 36.
Ebd.: 101.
Ebd.: 45.
Ebd.: 44.
Ebd.
Ebd.: 46.
Ebd.: 83.
Ebd.: 91.
Ebd.: 71.
„Aufzeichnungen über ein Gespräch im Hause von Manfred Krug, Büro Werner Lamberz, 20.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51: Bl. 45f.
Ebd.: Bl. 48f.
Ebd.: Bl. 49f.
Ebd.: Bl.49.
Ebd.: Bl. 51.
In einer „Konzeption zur weiteren politisch-operativen Bearbeitung feindlicher personeller Stützpunkte im geistig-kulturellen Bereich“ vom 12. Februar 1977 wurden für sechs „Organisatoren und Inspiratoren“ der „Organisierung einer breitangelegten konterrevolutionären Bewegung“ Ziele der operativen Bearbeitung und Methoden detailliert festgelegt. Zu diesen sechs Personen gehörte auch Stefan Heym (Walther 1996: 154).
HA XX am 8.4.1976: Zu einigen Problemen des feindlichen Wirkens unter Kulturschaffenden, der medizinischen Intelligenz und anderen Intellektuellen sowie zur Bekämpfung der politischen Untergrundtätigkeit unter jugendlichen und studentischen Personenkreisen, in: Walther 1996: 88.
Nachruf: 806.
Ebd.: 807–811.
Ebd.: 811.
Das geht auch aus seinem Buch Der Winter unsers Mißvergnügens hervor, in dem er die menschenfeindlichen Methoden des MfS in der Bekämpfung seiner Person offen legte: moralischer Druck, Psychoterror, finanzielle Einbußen, Demütigungen und Erpressung. Die geheimdienstlichen Maßnahmen betrafen zum Teil auch die Familie, Freunde und das weitere soziale Umfeld.
„Antwort an Konrad Naumann“, Rede nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns vor der Plenarsitzung des Berliner SV am 31. März 1977, in: WuU: 428–432.
ZK-Abt. Kultur, Information über den Verlauf der Berichtswahlversammlung am 31.3.1977 des SV der DDR, Bezirksverband Berlin, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/63.
ZK-Abt. Kultur, Information über Veröffentlichungen von Stefan Heym, Jurek Becker, Günter Kunert und Heiner Müller in der Westpresse, 27.9.1977, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
Heym hat in seiner Autobiografie daraufhingewiesen, dass der Schriftsteller Jan Petersen, ein Nachbar in der Grünauer Intelligenzsiedlung, Vorbild für die Romanfigur Collin war (Nachruf: 813).
Nach eigener Aussage hat Heym in der Urack-Figur vor allem Züge von Richard Stahlmann verarbeitet, einem Abteilungsleiter des MfS (Nachruf: 815). Es sind aber auch Parallelen zwischen Urack und dem DDR-Geheimdienstchef Mielke festzustellen.
Janka 1989: 119. Walter Janka, damals Leiter des Aufbau-Verlags, war zusammen mit dem Chefredakteur der Wochenzeitung Sonntag, dessen Stellvertreter Gustav Just und dem Rundfunkredakteur Richard Wolf wegen staatsfeindlicher Tätigkeit angeklagt worden. Im Prozess vom 23. bis 26.7.1957 in Ost-Berlin wurde Janka vorgeworfen, dass er 1956 Georg Lukács von Budapest nach Ost-Berlin schmuggeln wollte, um ihn zum führenden Kopf einer „konterrevolutionären Gruppe“ zu machen. Janka ließ sich nicht zu einem Geständnis zwingen und wurde daraufhin mit fünf Jahren Zuchthaus bestraft, erkrankte auf Grund der menschenunwürdigen Haftbedingungen und wurde nach anhaltenden internationalen Protesten 1960 entlassen. Am 5.1.1990 wurde das Urteil von 1957 aufgehoben.
Hutchinson (1999: 165) gibt einen Überblick über die Analogien bekannter DDR-Persönlichkeiten und den Figuren in Collin: „Curd“ erinnert an Johannes R. Becher, „Weinreb“ an den Schriftsteller Stephan Hermlin, „Keres“ an G. Lukács, „Faber“ an Paul Merker, „Havelka“ vereint das Schicksal der als „Harich-Gruppe“ angeklagten Personen (Wolfgang Harich, Walter Janka, Manfred Hettwig, Bernhard Steinberger).
Heym hat im Nachruf beschrieben, was ihn an dieser Problematik interessierte: „Das Grundthema ist die Relativierung des kategorischen Imperativs durch die neue Ethik der neuen Macht oder, wie der Genosse Urack es formuliert, was gut ist für die Revolution, ist gut; wobei es eben Urack und seinesgleichen sind, die bestimmen, was gut ist für die Revolution, und auf die Weise alles rechtfertigen, auch das Böseste und Blutigste, und vielleicht sogar recht haben damit.“ (Nachruf: 818). Obwohl im Roman deutlich wird, dass Heym die Position Uracks nicht teilt, zeigt der Nachsatz, dass auch beim Autor Unsicherheit in der Frage bleibt, ob die erfolgreiche revolutionäre Umgestaltung einer Gesellschaft tatsächlich Gewalt und inhumane Methoden erforderlich macht. Wenn ja, stellt sich wiederum die Frage, ob dieser Preis in Kauf genommen werden kann oder ob damit das gesamte Projekt moralisch zum Scheitern verurteilt ist und über das Ziel einer Gesellschaftsreform statt einer revolutionären Veränderung nachgedacht werden müsste.
Heym erinnerte sich z.B. an eine Warnung des Leiters des Büros für Urheberrechte, er solle nicht vergessen, Verlagsverträge für laufende Projekte vorzulegen, sonst verstoße er gegen das Devisengesetz der Republik (Nachruf: 821).
„Über Collin“, Interview mit dem ARD-Korrespondenten Fritz Pleitgen, 23.1.1979, in: WuU: 434.
Ebd.: 435.
Ebd.: 435.
Serke in stern, 1.3.1979: 80–82, 86f.
Biermann in Die Zeit, 30.3.1979: 41–42.
Dazu z.B. Fricke/Sauer 1979.
Diese Verordnung wurde 1961 unter der Verantwortung des Ministers für Kultur Klaus Gysi ins Werk gesetzt. Davor konnten die Autoren ihre Buchrechte nach Absprache mit ihrem DDR-Verlag direkt an ausländische Verlage vergeben und über die daraus entstehenden Auslandskonten frei verfügen. Überließen sie die Auslandsrechte ihrem DDR-Verlag, erhielten sie keinen Anteil aus dem finanziellen Erlös im Westen, weshalb die DDR-Verlage nur selten von den Autoren die Weltrechte erhielten. Bis zum 11. Plenum 1965 hatte es noch die Möglichkeit von Ausnahmeregelungen bei Verträgen mit Westdeutschland und Westberlin gegeben, die nur angemeldet werden mussten, aber nicht genehmigungspflichtig waren (Barck/Langermann/Lokatis 1997: 212f., 222).
Angesichts drohender Sanktionen unter Ulbricht erforderte diese Praxis großen Mut, den nur wenige aufbrachten, wie z.B. Heym, Biermann oder Havemann. Autoren, die ungenehmigt im Westen veröffentlichten, hatten anschließend meist erhebliche Probleme, in der DDR einen Verlag zu finden. Die westlichen Verlage und Medien waren in der Zeit des Kalten Krieges zudem kaum daran interessiert, sozialistischen Autoren ein Forum zu bieten. In dieser Zeit wurde in der Bundesrepublik der Kauf und Vertrieb von sozialistischer Literatur aus DDR-Verlagen auch massiv behindert (Tiepmar 1997). Für importierte DDR-Literatur wurde als Ausgleich ein entsprechend hoher Export westdeutscher Literatur in die DDR gefordert (Lokatis 1997: 50).
Lehmstedt (1997: 356) nennt die zentralen Wege, auf denen DDR-Leser an Bücher aus westdeutscher Verlagsproduktion kamen: u.a. durch die Deutsche Bücherei in Leipzig mit einer „offiziell-legalen“ und einer „inoffiziell-illegalen“ Ausleihe; durch die Leipziger Buchmesse, auf der westliche Verlagsmitarbeiter Bücher verschenkten oder Besucher einzelne Exemplare ‚mitgehen‘ließen sowie über Buchhandlungen im sozialistischen Ausland. Wichtige Akteure des Buchtransfers waren Rentner, Diplomaten, Handelsvertreter sowie in der DDR akkreditierte westliche Journalisten und ihre Angehörigen.
In den siebziger Jahren waren in der Bundesrepublik auch zahlreiche Bücher von DDR-Autoren mit Genehmigung der DDR-Behörden veröffentlicht worden. Das Werbepotenzial der Schriftsteller für ihren Staat in der Bundesrepublik war beachtlich, wenn auch nicht in propagandistischem Sinne, sondern hinsichtlich eines Zuwachses an Akzeptanz und Sympathie. Der SV-Präsident Hermann Kant hatte dieses Ziel der SED-Führung in der westlichen Öffentlichkeit klar ausgesprochen (Kant in Literatur konkret 1979: 27).
„Über Collin“, Interview mit dem ARD-Korrespondenten Fritz Pleitgen, 23.1.1979, in: WuU: 436.
Bericht vom 27. September 1978 (Walther 1996: 723).
„Gegen Heym und [Rolf] Schneider sollten kurzfristig Ordnungsstrafverfahren durch den Leiter der Hauptverwaltung Verlage im Ministerium für Kultur eingeleitet werden. Auf der Grundlage des damit erwiesenen Tatbestandes der nichtgenehmigten Veröffentlichungen wären zusätzlich seitens der zuständigen staatlichen Organe durch Heranziehen des Devisengesetzes der DDR die betreffenden Schriftsteller mit einer empfindlichen Geldstrafe (z.B. in Höhe des Gegenwertes ihrer ungesetzlichen Einnahmen) zu belegen. Die rechtlichen Voraussetzungen wurden hierzu im Fall von Heym geprüft. Gemäß § 6, Ziffer 3, und 17, Absatz 1, Ziffer 2 des Devisengesetzes vom 19.12.1973 ist gegebenenfalls die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens möglich. Es sollte vorerst vermieden werden, eine größere Gruppe von Autoren mit analogen Maßnahmen zu konfrontieren und länger als drei Monate zurückliegende Verstöße heranzu-ziehen, um zu verdeutlichen, daß mit den Handlungen von Schneider und Heym bestimmte Grenzen überschritten wurden, die Sanktionen herausfordern. Konsequenz sollte aber bei allen künftigen Verstößen gezeigt werden, ohne die gebotene Differenzierung außer acht zu lassen.“ (Walther 1996: 96f.).
Vermerk der HA XX vom 19. Februar 1979 (Walther 1996: 98).
Neben einem Reiseverbot für Heym und Schneider sollten anerkannte Literaturwissenschaftler Argumentationen erarbeiten, „die die in diesen Büchern vorgenommenen Geschichtsfälschungen, Verleumdungen sowie das geringe literarische Niveau belegen“. In den Büchern ‚dargestellte‘Personen könnten dazu bewegt werden, Verleumdungsklagen gegen die Autoren einzureichen. Das MfS schlug nicht nur gesteuerte Rezensionen in der DDR-Presse vor, sondern plante auch die Veröffentlichung negativer Besprechungen in kommunistischen Zeitungen im Westen: „Vorbereitung von Rezensionen zu den Romanen ‚Collin‘und ‚November‘, die zu einem geeigneten Zeitpunkt in Presseorganen nichtsozialistischer Staaten veröffentlicht werden können. Dabei sollte geprüft werden, ob die Möglichkeit besteht, in satirischen Beiträgen die Bereicherungssucht von Schneider und Heym und insbesondere bei Schneider dessen geringe literarische Leistung aufzugreifen.“ (Walther 1996: 97). Tatsächlich waren der Strafprozess und die Verurteilung Heyms auch von negativen Rezensionen begleitet. In einem im Sonntag veröffentlichten Gespräch beurteilte der parteikonforme DDR-Literaturwissenschaftler Hans Koch Collin als „antikommunistischen Schmarren“ (Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 694).
Laut Strafanzeige war am 23.3.1979 im Postzollamt Berlin eine Buchsendung mit zehn Exemplaren des Collin abgefangen worden, die der Bertelsmann-Verlag an Heym geschickt hatte. Daraus ergab sich für die Justizbehörden der Verdacht auf „Durchführung bzw. Veranlassung ungenehmigter Devisenwertumläufe (§17 Abs. 1 Devisengesetz), begangen durch Vornahme einer Veröffentlichung auf Honorarbasis im Devisenausland“ („Präzedenzfall“, in: Heym, Filz, 1994: 7).
Nachruf: 825.
Der hier hergestellte Zusammenhang zwischen Westveröffentlichungen und ‚niederen‘(finanziellen) Motiven war kein Einzelfall. So hatte PB-Mitglied Konrad Naumann die in den westlichen Medien publizierenden Schriftsteller öffentlich der Geldgier bezichtigt und konstatiert, dass einige Personen mit ihrer „DDR-Heimat“ brechen würden wegen „eines entsprechenden Geldkontos aus dem kapitalistischen Westen“ (Rede von Konrad Naumann, 1. Sekretär der Bezirksleitung Berlin „Unsere Hauptstadt erfolgreich auf dem Wege des IX. Parteitages“, auf der 8. Tagung des ZK der SED am 25. Mai 1978, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 546).
Nachruf: 827.
„Sehr geeehrter Herr Staatsratsvorsitzender, mit wachsender Sorge verfolgen wir die Entwicklung unserer Kulturpolitik. Immer häufiger wird versucht, engagierte, kritische Schriftsteller zu diffamieren, mundtot zu machen, oder, wie unseren Kollegen Stefan Heym, strafrechtlich zu verfolgen. Der öffentliche Meinungsstreit findet nicht statt. Durch die Koppelung von Zensur und Strafgesetzen soll das Erscheinen kritischer Werke verhindert werden. (…) Wir sind gegen die willkürliche Anwendung von Gesetzen; Probleme unserer Kulturpolitik sind mit Strafverfahren nicht zu lösen. (…) Wir bitten Sie, sich unserer Sorgen anzunehmen. (…). Der Protestbrief vom 16.5.1979 war von Kurt Bartsch, Jurek Becker, Adolf Endler, Erich Loest, Klaus Poche, Klaus Schlesinger, Dieter Schubert, Martin Stade unterzeichnet worden (SAdK, Nr. 1255). Am 22.5. wurde in der ARD-Tagesschau über den Inhalt und die Unterzeichner des Offenen Briefes berichtet.
„Einige wenige kaputte Typen wie die Heym, Seyppel oder Schneider, die da so emsig mit dem Klassenfeind kooperieren, um sich eine billige Geltung zu verschaffen, weil sie offenbar unfähig sind, auf konstruktive Weise Resonanz und Echo bei unseren arbeitenden Menschen zu finden, repräsentieren gewiß nicht die Schriftsteller unserer Republik. (…) Meine Schriftstellerkollegen und ich sind und bleiben der Partei für immer in Treue verbunden.“ (ND, 22.5.1979, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 696f). Das MfS lobte ihn ausdrücklich für diesen Brief (Walther 1996: 486).
SAdK, Nr. 1255. — Sendung im RIAS, 20.4.1979.
„Es geht um das Wort“, Erklärung für das ZDF, 12. Mai 1979, in: WuU: 440f.
Nachruf: 834.
Dass diese Vermutung berechtigt war, zeigt der etwa zeitgleich geführte Prozess gegen Havemann, der ebenfalls auf Grund ungenehmigter Westveröffentlichungen des mehrfachen Devisenvergehens angeklagt worden war. Havemann hatte sich mit ähnlichen Argumenten wie Heym verteidigt und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit angeprangert. Havemann wurde am 20. Juni 1979 für sein autobiografisches Buch Ein deutscher Kommunist (das 1978 im Rowohlt-Verlag erschienen war) wegen Verletzung des Devisengesetzes zu 10.000 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Unterschied zu Heym ging Havemann in Berufung, die am 18. Juli aber als „offensichtlich unbegründet“ verworfen wurde (Stefan Heym, Filz 1994: 13f).
„Für eine Literatur, die den realen Sozialismus stärkt. Das Präsidium des SV der DDR tagte in Berlin, Entschließung vom 23. Mai 1979, ND, 24.5.1979, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 697.
Als Hauptkritikpunkte wurden vorgebracht: der Anspruch der Parteiführung auf Entscheidungsmonopol, die Entmündigung der Bürger, die fehlende Informations-, Reise- und Meinungsfreiheit, das ideologisch geprägte ‚falsche‘Bild von Geschichte und Politik, die Einseitigkeit der Darstellung in den Medien. Ein ehemaliger Uni-Dozent und Verlagslektor, der gerade als Hilfsarbeiter beschäftigt war (!), hatte Heym einen Solidaritätsbrief geschrieben, den er auch an Honecker, Hager und Kant sandte (SAdK, Nr. 1255). Einige DDR-Bürger trauten sich auch, unter ihrem richtigen Namen umfassende Kritik an der SED-Politik zu üben (Brief an den Bezirksverband Berlin des SV der DDR, 13. Juni 1979. Das Original des Briefes trug die Unterschriften von 38 Unterzeichnern, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/63).
Interview von Hermann L. Gremliza mit Hermann Kant, dem Präsidenten des SV der DDR: „Die Ausschlüsse waren der gewünschte Endpunkt“, in: Literatur konkret 1979: 24–29 (Zitat ebd.: 24).
Ebd.: 26.
ZK-Abt. Kultur, Überlegungen zur weiteren Arbeit mit einigen Schriftstellern, 31.5.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
Ebd.
In dem Papier der ZK-Abt.-Kultur „Kurze Information zu Stimmungen und Meinungen im kulturellen Bereich“ vom 24.5.1979 kam man ‚allgemein‘zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Kulturschaffenden die Politik der Partei im Umgang mit den westveröffentlichenden Schriftstellern billigte, was sich an der Unterstützung des Offenen Briefes des parteitreuen Dieter Noll zeige. In den weiteren Ausfuhrungen wird aber klar, dass das behauptete Resultat interessenbestimmt geschönt wurde, da es zahlreiche kritische Gegenstimmen zu Nolls Brief gegeben hatte: Der Brief sei „widerlich“ der „Schreiberling“ Noll vergreife sich an „Literaten von Weltrang“, „unter Niveau“ sei z.B. Nolls Formulierung „kaputte Typen“. Einige Kulturschaffende nahmen Heym als „bewährten Antifaschisten“ vor den unangemessenen Angriffen der Staatsmacht auch direkt in Schutz (SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/59). Zu den Einzelbefragungen der Kulturschaffenden siehe z.B. den Bericht des Stellvertreters des Ministers für Kultur, der das Ergebnis eines Gesprächs mit Peter Hacks festgehalten hatte: „Hacks verurteilte im Gespräch Heyms Buch ‚Collin‘, das er gelesen hatte, als ein politisch feindliches Machwerk, wie er überhaupt Heym als politisch und literarisch heruntergekommen ansah.“ (Aktennotiz des Stellvertreters des Ministers für Kultur, Werner Rackwitz, 6.6.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/99).
Information vom 6.6.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/59). So wurde eine Liste der in der DDR erschienenen Bücher Heyms angefertigt, die auch über die Höhe der Auflage (und damit dem Umfang der Verbreitung und die Bekanntheit des Autors) Auskunft gab. Für Stefan Heym wurden damals beachtliche Auflagen bilanziert: „15 Bücher seit 1953 mit insgesamt 984000 Exemplaren, davon seit dem VIII. Parteitag 290000 Exemplare.“
Hermann Kant: „Wissen, wo man steht in den politischen Kämpfen unserer Zeit“. Aus dem Referat von Hermann Kant auf der Vorstandssitzung des SV der DDR am 30. Mai 1979 in Berlin, ND, 31.5.1979, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 703.
Ebd.
Ebd.
Ebd.: 704.
Ausgeschlossen wurden Kurt Bartsch, Adolf Endler, Klaus Poche, Klaus Schlesinger, Dieter Schubert, Stefan Heym, Karl-Heinz Jakobs, Rolf Schneider und Joachim Seyppel. Jurek Becker und Martin Stade waren zu diesem Zeitpunkt schon keine Verbandsmitglieder mehr, Erich Loest erklärte kurz danach seinen Austritt.
Protokoll der Außerordentlichen Vorstandssitzung des SV, Bezirksverband Berlin am 6. Juni 1979, in: SAdK, Nr. 875.
Beschluss der Mitgliederversammlung des Bezirksverbandes Berlin des SV der DDR vom 7. Juni 1979, veröffentl. im ND, 9./10. Juni 1979, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 718f.
„Nur Devisen — oder nicht doch Literatur?“, Stefan Heym vor der Mitgliederversammlung des Bezirksverbandes Berlin des SV der DDR am 7. Juni 1979, FAZ, 22. Juni 1979, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 715–718.
Nachruf: 835.
Heym hatte erfolglos versucht, seine Rede im Neuen Deutschland zu veröffentlichen (Telefonat am 12.6.1979 im Sekretariat der Kulturredaktion des ND). Siehe SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/49.
Walther 1996: 98.
Walther et al. 1991.
Das hatte Heym zwei Jahre zuvor in einem Interview mit einem kanadischen Universitätsprofessor betont; das Interview war von Zollbeamten der DDR eingezogen worden („Beschlagnahmes Gespräch“, 25.7.1977, in: WuU: 421).
Stefan Heym an das Präsidium des SV der DDR, 2. Juli 1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89.
So sah sich die DDR-Regierung als Folge der Ausschluss-Aktion mit internationalen Protesten konfrontiert (u.a. dänisches PEN-Zentrum, schwedischer und schweizerischer Schriftstellerverband) sowie mit einer Schwächung der literarischen Szene, da erneut zahlreiche Schriftsteller mit internationaler Reputation die DDR verließen (z.B. Günter Kunert, Jurek Becker, Stefan Schütz). Siehe Walther et al. 1991: 112–126.
Die Erweiterung des § 219 „Ungesetzliche Verbindungsaufnahme“ lautete: „Ebenso wird bestraft 1. wer als Bürger der Deutschen Demokratischen Republik Nachrichten, die geeignet sind, den Interessen der Deutschen Demokratischen Republik zu schaden, im Ausland verbreitet oder verbreiten läßt oder zu diesem Zweck Aufzeichnungen herstellt oder herstellen lässt; 2. wer Schriften, Manuskripte oder andere Materialien, die geeignet sind, den Interessen der Deutschen Demokratischen Republik zu schaden, unter Umgehung von Rechtsvorschriften an Organisationen, Einrichtungen oder Personen im Ausland übergibt oder übergeben lässt.“ (zit. n. Jäger 1994: 169).
„Unser Schweigen wird lauter sein“, Interview mit Koos Koster vom holländischen Fernsehen, Ende Juni 1979, in: WuU: 449.
Ebd.: 450f.
Ebd.: 451.
Ebd.: 452.
Ebd. Das Interview mit Stefan Heym wurde Ende Juni von Koos Koster vom holländischen Fernsehen in Ostberlin aufgenommen. Am Abend des 31. Juli 1979 kam es im westdeutschen Fernsehen mit dem Kommentar: „Wir würden es morgen nicht mehr senden können, weil ab morgen in der DDR eine Änderung des Strafrechts eintritt, ein neues politisches Strafrecht wirksam wird. Dieses sogenannte Recht wendet sich gegen alle Bürger, vor allem gegen die Schriftsteller.“ Die westdeutsche Zeitung Die Welt schrieb: „Millionen Deutsche hüben und drüben sahen das erregendste Interview des Jahres. Ein Kommunist rechnet mit seinem Staat ab:,Ich kann mich doch nicht beschimpfen lassen als Verräter!“ Die Welt vom 2.8.1979 hatte das Interview „Unser Schweigen wird lauter sein“ als „Dokument des Tages“ in vollem Wortlaut veröffentlicht (SAdK, Nr. 1255).
Renate Drenkow, Abteilungsleiterin im Bereich Literatur- Kunst- und Musikwissenschaften der HV und Mitglied des DSV-Vorstands, in einem Bericht 1979 für das MfS (Bericht des Hauptmann Pähl, 24. August 1979, über eine Meldung von IM „Herz“, dokumentiert in: Walther 1996. 796f.).
Ursula Ragwitz, Abteilungsleiterin der ZK-Abt. Kultur an Kurt Hager, 9.7.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61. Während die meisten Schriftsteller Verlagsleiter oder -lektoren zugeordnet bekamen, hatte man für Stefan Heym einen Mitarbeiter der HV Verlage und Buchhandel vorgesehen.
„Die Dialektik im Schaffensprozeß des Schriftstellers“, Festansprache auf der Jahrestagung des PEN-Clubs der Niederlande, 17. November 1979, in: WuU: 453.
Hans-Joachim Hoffmann, Minister für Kultur, an Kurt Hager, 16.10.1979. Hoffmann berichtet hier über dieses Gespräch zwischen Klaus Höpcke und Stefan Heym (SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89).
Ebd.
Ebd.
Kurt Hager an Erich Honecker, 29.10.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/89. Höpcke wurde über diese Entscheidung dann wiederum von Hager in Kenntnis gesetzt.
(Schriftliche) Aufzeichnung einer Sendung des Deutschlandfunks über Heyms Vortrag in Amsterdam vor der Jahresversammlung des holländischen PEN-Zentrums, 18.11.1979, in: SAdK, Nr. 1255. Mehrere seiner Bücher waren bereits auf Holländisch erschienen, eine Übersetzung des Collin war in Vorbereitung.
„Die Dialektik im Schaffensprozeß des Schriftstellers“, Festansprache auf der Jahrestagung des PEN-Clubs der Niederlande, 17.11.1979, in: WuU: 454.
Ebd.: 454.
Ebd.: 455.
Ebd.: 456f.
Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe: 76f.
Die HA XX unterschied 1982 drei Gruppen von „operativ angefallenen Schriftstellern“: 1. jene, die „mit äußeren feindlichen Kräften zusammenwirkten“ (u.a. Heym), 2. feindlich eingestellte Schriftsteller, die das „Zusammenwirken mit äußeren Feinden“ mieden (u.a. Plenzdorf); 3. kritische Schriftsteller, die sich „aus taktischen Gründen öffentlicher Angriffe gegen die DDR“ enthielten (u.a. Christa und Gerhard Wolf, Heiner Müller). Siehe Walther 1996: 462.
Information von Horst Scholz, Sekretär der SED-Bezirksleitung Cottbus, über eine Lesung des Schriftstellers Stefan Heym am 6.3.1981 in der Oberkirche Cottbus, chiffriertes Fernschreiben vom 20.3.1981 an die ZK-Abteilung Kultur, in: SAPMO-BA, DY 30/IV2/2.036/40: Bl. 47.
Ebd.
HA XX/AKG vom 30.6.1986; Berichterstattung von 14 MfS-Bezirksverwaltungen; Zitat aus dem Bericht der BV Dresden, in: Walther 1996: 123.
Zur Kategorie der „antisozialistischen Literatur“ zählten in dieser Zeit u.a. auch Texte der ‚Staatsfeinde‘Bahro, Havemann sowie Materialien der ‚Charta 77‘(Analyse der Auswertungs- und Kontrollgruppe der HA XX aus dem Jahr 1981, in: Walther 1996: 110).
ZK-Abt. Kultur: Überlegungen zur weiteren Arbeit mit einigen Schriftstellern, 31.5.1979, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
Dr. Schälicke, Mitarbeiterin des Rates des Stadtbezirks, 1. Sekretär der Kreisleitung Berlin-Treptow an Konrad Naumann, Bericht über die Schriftstellerlesung Heyms in der Dorfkirche Bohnsdorf am 12. Juni 1982 zum Thema „Christen und Juden“, 14.6.1982, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.036/40: Bl. 178f.
Ebd.: Bl. 179.
Ende 1988 ein Fernsehspiel nach Collin, im Mai 1989 der Film zu Schwarzenberg, im Juli 1989 eine vierteilige Fernsehserie nach Lenz.
„Über Wege und Umwege“, Interview mit Hartmut Panskus, Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, Januar 1986, in: Einmischung: 96.
Ebd.: 98.
Der westdeutsche Literaturkritiker Reich-Ranicki führte den „mysteriösen Ruhm“ des verbotenen Romans Der Tag X weniger auf dessen literarische Qualität zurück, sondern auf eine Legendenbildung „mit diskreten Märtyrertönen“, die der Autor geschickt zu unterstützen wisse, indem er das Bewusstsein der Öffentlichkeit über das noch existierende Manuskript wach hielte (Reich-Ranicki [11974] 1991: 84f.).
„Nachdenken über Deutschland. Gespräch mit Günter Grass in Brüssel, 21.11.1984, in: Einmischung: 76.
Nachruf: 116. „Offen gesagt“ hieß Heyms Kolumne in der Berliner Zeitung in den Jahren 1953–1958.
„Gott, die Wirklichkeit und die Deutschen“, Gespräch mit Horst-Eberhard Richter auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt a.M., Juni 1987, in: Einmischung: 143.
Ebd.: 143f.
Ebd.: 145.
Dr. Mark Wössner, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann-Aktiengesellschaft an Stefan Heym, 11.10.1985, Bestand Hager, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 38787. Das Thema lautete: „Zwei Staaten, zwei Kulturen? Einheit der Kulturnation? Ein deutsches Gespräch“. Die Anfrage lag auch deshalb nahe, weil Heym Autor des Bertelsmann-Verlags war.
Klaus Höpcke wollte aber von offiziellen Regierungsvertretern absehen und z.B. eher den Vorsitzenden der Akademie der Künste oder des Kulturbunds entsenden (Klaus Höpcke über ein Gespräch mit Stefan Heym am 9.1.1986, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 38787).
„Über ‚Wege und Umwege‘“, Interview mit Hartmut Panskus, Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, Januar 1986, in: Einmischung: 102.
Ebd.: 103.
Zu Heyms Friedensengagement Kap. 3.1.2.
Information über eine „Friedenswerkstatt“ am 3.7.1983 in der Berliner Erlöserkirche, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.036/40: Bl. 238.
Zur Sprachanalyse von Ahasver siehe Hutchinson 1999: 174ff. Eine imitierte (oder auch parodierte) biblische oder mittelalterliche Sprache wird von Umgangssprache und modernen Sprachphrasen unterbrochen, wodurch Parallelen zur Gegenwart hergestellt werden und eine Aktualität der ‚alten‘Geschichte in der,modernen‘Zeit behauptet wird.
Heym sah noch verbreitete antisemitische Tendenzen in der Gegenwart: „Über Juden und Christen“, Rede vor dem International Council of Christians and Jews, 22.8.1982, in: WuU: 496–507.
Richard Schneider im Gespräch mit Stefan Heym, Bl-Fernsehen, 7.4.1998, 23.00–23.30 Uhr.
Veröffentlicht in ndl 36, 4/1988: 20–45.
Der 1. Stellvertreter des Leiters der Zollverwaltung der DDR hatte sich daraufhin an den stellvertretenden Minister für Kultur, Klaus Höpcke, gewandt, um eine Klärung der Behandlung dieser Einfuhren zu erreichen. Der Minister für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, hatte daraufhin die Angelegenheit in die Hand genommen.
Hans-Joachim Hoffmann, Minister für Kultur, an Kurt Hager, 31.1.1989, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322.
Ebd.
Ebd.: handschriftl. Bemerkung von Kurt Hager, 15.2.1989, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322.
Kurt Hager an Hans-Joachim Hoffmann, Minister für Kultur, 29.3.1989, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322.
Kurt Hager an Ursula Ragwitz, 23.12.1988, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322. Heym hatte 1986 nochmals erfolglos versucht, beim Verlag ‚Neues Leben‘die Verlegung des Buches zu erreichen. Notiz vom 13.3.1986 von Rudolf Chowanetz über ein Gespräch am 12.3.1986 mit Stefan Heym, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.039/273: Bl. 25ff.
Ursula Ragwitz an Kurt Hager, 26.4.1989, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322.
Handschriftliche Bemerkung von Hager, in: ebd.
Günter Schabowski an Kurt Hager, 10.4.1989, in: SAPMO-BA, DY 30/vorl. SED 42322.
Z.B. „redaktionelle Schönfärberei“ in der DDR-Presse, Fehlverhalten einzelner Funktionäre in der Bürokratie, politische Fehler und Mitverantwortung der DDR-Führung für die Ereignisse am 17. Juni 1953.
Er spart politische Tabuthemen wie den 17. Juni 1953 oder den,Prager Frühling‘1968 aus, greift die Führungsebene der Partei nicht direkt an und stellt die Legitimation der SED-Herrschaft nicht offen in Frage. Trotz beträchtlicher Konflikte mit der Staatsmacht hält er an Loyalitätsbekenntnissen zum sozialistischen Staat und der DDR fest und thematisiert in der Regel auch nicht nicht die Problematik seiner Auseinandersetzungen mit den Machthabern.
In der in den siebziger Jahren im Westen veröffentlichten Literatur behandelt er auch Tabuthemen wie z.B. den 17. Juni 1953 in Fünf Tage im Juni (1973) sowie die ‚stalinistischen‘Schauprozesse gegen Intellektuelle Mitte der fünfziger Jahre und die Methoden der Staatssicherheit in Collin (1979).
Wie der dramatische Konflikt um die ungenehmigte Veröffentlichung des Romans Collin in der Bundesrepublik zeigt.
Nachruf: 716.
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Borgwardt, A. (2002). Stefan Heym. In: Im Umgang mit der Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80426-6_3
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