Zusammenfassung
Weder bei Organisation noch bei Öffentlichkeit handelt es sich um ein genuin politisches Phänomen. Beides sind politisch induzierte Begriffsbildungen aus der Zeit gegen Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, wobei Organisation zunächst die aktive Gestaltung des staatlich-politischen „Organismus“ bezeichnete und Öffentlichkeit als Schlagwort für die Idee der Beteiligung des Publikums an den öffentlichen Angelegenheiten des Staates diente. Der Organisationsbegriff wurde aber bald auch auf Verwaltung, Militär und Wirtschaftsunternehmen übertragen, während das Publikum von Anfang an immer auch ein literarisches, wissenschaftliches, „kulturräsonierendes“war. Die Form formaler Organisation ist heute somit für alle gesellschaftlichen Funktionssysteme in je charakteristischer Weise zentral, Öffentlichkeit dagegen wird einerseits primär durch die Massenmedien repräsentiert, andererseits aber systemspezifisch konstruiert und darüber hinaus, etwa im Kontext von Protest und Public Relations, systematisch frequentiert und „manipuliert“. Wenn Organisation und Öffentlichkeit als Mechanismen politischer Koordination betrachtet werden sollen, kann es also allenfalls um die Analyse eines exemplarischen, vielleicht paradigmatischen Falls gehen.
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Beetz, M. (2003). Organisation und Öffentlichkeit als Mechanismen politischer Koordination. In: Hellmann, KU., Fischer, K., Bluhm, H. (eds) Das System der Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80403-7_9
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