Zusammenfassung
Es geht mir um die Möglichkeiten zur Ausbildung der Fähigkeit, die von spezifischen Disziplinen erzeugten Wahrheiten in ihrer Relativität zu erkennen und zu anderen relativen Wahrheiten in Beziehung zu setzen. Der erste Teil des vorliegenden Beitrags enthält grundsätzliche Bemerkungen darüber, wie die Aktivitäten eines Wissenschaftlers zu verstehen sind. Ist sein Erkenntnisvermögen wie ein Spiegel, der eine Welt ausserhalb seiner selbst möglichst getreu abbildet, oder spielen die Handlungen, die er aktiv unternehmen muss, eine so wichtige Rolle, dass das Resultat mit der Analogie des Spiegelbildes nicht richtig getroffen ist? Der zweite Teil will zeigen, dass die handelnde Beherrschung, die „Manipulation“ in einem wertneutralen Sinn, das Zentrum der naturwissenschaftlichen Methode bildet, d.h. dasjenige, was es uns gestattet, überhaupt von „Naturgesetzen“ zu sprechen. Diese Sicht relativiert die Vorstellung vom „Spiegel der Natur“ zugunsten der These, dass die Wissenschaft ein System von Handlungen ist. Der dritte Teil skizziert eine Sicht auf die Geisteswissenschaften, nach der diese weder vom „Gespenst in der Maschine“ handeln, d.h. von dem naturwissenschaftlich nicht greifbaren Maschinisten des Körpers, noch auch von bloss körperlichen Verhaltensweisen der Maschinerie im Sinne einer behavioristischen Psychologie.
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Literatur
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Schneider, H.J. (1996). Über das Verhältnis zwischen Natur- und Geisteswissenschaften — Wissenschaftstheoretische Überlegungen im Hinblick auf die Fähigkeit zur Interdisziplinarität. In: Balsiger, P.W., Defila, R., Di Giulio, A. (eds) Ökologie und Interdisziplinarität — eine Beziehung mit Zukunft?. Themenhefte Schwerpunktprogramm Umwelt. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5036-0_3
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