Auszug
Was die Werbestrategen der 50er Jahre erträumten, nämlich Ins Gehirn der Masse kriechen zu wollen und auch zu können (so der Werbeberater Hans Domizlaff im September 1956; vgl. Gries/Ilgen/Schindelbeck 1995), erföllte sich gut vier Jahrzehnte später im Kino, und zwar im wörtlichen Sinne. In dem amerikanischen Film Being John Malkovich entdeckt ein Büroangestellter innerhalb seiner Firma ganz beiläufig eine Tüzunä einen Tunnel, dann aber direkt ins Gehirn des berühmten Schauspielers John Malkovich — gespielt von John Malkovich ü führt. Das Ganze ist nur möglich für fünfzehn Minuten, aber das reicht. Denn in dieser Zeit kann man wohl die Bedürfnisstruktur eines Menschen, die Innenansicht seiner Mentalität, die vorsprachliche Verfasstheit seiner Neigungen und Abneigungen genau kennen lernen. Und da die Tür zum Gehirn von John Malkovich immer wieder aufgeht, kann der Besucher sogar die sich wiederholenden Bedürfnis- und Verhaltensmuster von Malkovich studieren — und wie sich dieser dabei fühlt. Es geschieht sogar mehr noch: Da der Angestellte in besagtem Unternehmen seine Entdeckung clever vermarktet und ganze Besucherströme — wenn auch hintereinander — durch das Gehirn des berühmten John Malkovich schleust, wird die mentale Innenansicht des berühmten Schauspielers mehrstimmig und mehrperspektivisch ausgeleuchtet. So als schwirrte ihm ein ganzes Team von unvoreingenommenen Marktforschern durch den Kopf, die ihre jeweiligen Beobachtungen gegenseitig falsifizieren können.
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Literatur
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Düllo, T., Liebl, F., Schieleit, O., Suhr, A. (2005). „Beyond John Malkovich“ oder: Warum ins Hirn der Masse kriechen?. In: Düllo, T., Liebl, F. (eds) Cultural Hacking. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-37777-8_19
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