Wir haben auch untersucht, wie die Berichterstattung mit dem Kursverlauf des Bitcoins zusammenhängt. Auf der Basis der täglichen Schlusskurse (Quelle: bitcoin.de) wurde für jedes der 26 untersuchten Quartale (Q4 2011 bis Q1 2018) ein Durchschnittskurs ermittelt, der mit der Anzahl der im jeweiligen Quartal veröffentlichten Artikel korreliert wurde. Die Korrelationskoeffizienten (Pearson) waren bei allen sechs Zeitungen ≥0,9. Daraus folgt, dass zwischen den Größen „Anzahl Bitcoin-Artikel“ und „Bitcoin-Kurs“ ein stark positiver Zusammenhang besteht. Mit zunehmendem Kurs des Bitcoins steigt die Anzahl der Artikel zum Bitcoin; kausal formuliert gilt (für den im Rahmen der vorliegenden Studie untersuchten Wertebereich der Daten): Je höher der Kurs des Bitcoins steigt, desto mehr wird über den Bitcoin berichtet. Die umgekehrte Kausalität ist nicht plausibel („Je mehr über den Bitcoin berichtet wird, desto mehr steigt der Kurs.“), und zwar deshalb, weil eine überwiegende Mehrheit der Artikel negativ ist (vgl. Tab. 1). Es entspricht nicht dem Verhalten einer Mehrheit von Investoren, bei negativer Berichterstattung zu einem Objekt (unabhängig davon, ob es sich um Aktien, Devisen oder Kryptowährungen handelt) dieses Objekt stark nachzufragen.
Ein weiterer wesentlicher Befund der vorliegenden Studie ist, dass mit zunehmendem Kurs der relative Anteil neutraler sowie positiver Artikel zunimmt (und somit die negativen Artikel abnehmen). Dennoch ist anzumerken, dass es keinen einzigen Zeitraum (bei 26 untersuchten Quartalen) gab, indem die negativen Artikel nicht überwogen haben. Abb. 1 stellt diesen Befund grafisch dar. Auf der X‑Achse sind die 26 Quartale aufgetragen, auf der Y‑Achse die Anzahl der Artikel (links) und der Bitcoin-Kurs in Euro (rechts). Man sieht, dass unabhängig vom Kurs in allen Quartalen die negativen Artikel überwiegen (Orange: negativ, Blau: neutral, Grün: positiv).
Eine Sichtung der Detailergebnisse der sechs Zeitungen zeigt, dass in der Berichterstattung geringfügige Unterschiede bestehen. Bemerkenswert ist unter anderem, dass bei einer Betrachtung des 1. Quartals 2018 die Süddeutsche Zeitung als einziges untersuchtes Medium keine Dominanz negativer Artikel aufweist (neutral > negativ > positiv), obwohl der Bitcoin-Kurs nach seinem bisherigen Allzeithoch am 17. Dezember 2017 (fast 20.000 US-Dollar bzw. über 16.000 €) massiv einbrach und Ende Dezember 2017 bei rund 11.500 €, Ende Januar 2018 bei rund 8000 €, Ende Februar 2018 bei rund 8500 € und Ende März 2018 bei rund 5600 € lag. Bei den anderen fünf Zeitungen war im 1. Quartal 2018 die Verteilung wie folgt: Handelsblatt (negativ > positiv > neutral) sowie Die Presse, Der Standard, Neue Zürcher Zeitung und St. Galler Tagblatt (negativ > neutral > positiv). Unterschiede gibt es auch hinsichtlich des 4. Quartals 2017 (man bedenke, dass es hier den rasanten Kursanstieg von rund 5000 € Ende Oktober auf über 16.000 € Mitte Dezember gab). Die Ergebnisse der Berichterstattung im 4. Quartal 2017 sehen wie folgt aus: Handelsblatt, Die Presse und Der Standard (negativ > positiv > neutral), Süddeutsche Zeitung (negativ > neutral > positiv), Neue Zürcher Zeitung (neutral > positiv > negativ) und St. Galler Tagblatt (positiv > negativ > neutral).