Der Kongress der European Society for Anaesthesiology and Intensive Care (ESAIC) fand dieses Jahr vom 3. bis 5. Juni in Glasgow (UK) im Scottish Event Campus statt. Als vierköpfiges Team der Arbeitsgruppe Junge Anästhesie konnten wir im Society Village der ESAIC über drei Tage Studierende, Ärzt:innen in Ausbildung und Fachärzt:innen aus vielen europäischen, aber auch einigen weiter entfernten Ländern über Anästhesie und Intensivmedizin in Österreich, die Arbeitsbedingungen, Ausbildungsmöglichkeiten und die Anrechnung bei nicht österreichischer Vorbildung informieren (Abb. 1).

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Die Arbeitsgruppe „Junge Anästhesie“ der ÖGARI am Euroanaesthesia 2023. (© ÖGARI)

Nahezu 20 verschiedene nationale Gesellschaften tauschten sich im Society Village über ihre Vertreter:innen auch intensiv untereinander sowie in den organisierten Sessions des ESAIC Trainee Committee aus. In diesem Rahmen wurden Tipps zur EDAIC Part 1 vermittelt, das Thema Forschung als Resident Physician behandelt und über die Austauschprogramme des Trainee Network berichtet (weitere Informationen: https://www.esaic.org/activities-for-trainees/).

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Passend zu den endlosen grünen Weiten der schottischen Highlands stand der diesjährige Euroanaesthesia-Kongress unter dem Motto der „Green Anaesthesia“ und der Nachhaltigkeit.

In Österreich wurde erstmals im Herbst 2022 eine Arbeitsgruppe mit dem Fokus auf nachhaltige Anästhesie durch die ÖGARI ins Leben gerufen. Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, auf der unkompliziert Ideen und Konzepte vorgebracht und ausgearbeitet werden können. (Red. Anmerkung: siehe dazu auch den Artikel „Nachhaltigkeit in Anästhesie und Intensivmedizin: mehr als ein Lippenbekenntnis“ von Kreutziger J in dieser Ausgabe der ANÄSTHESIE NACHRICHTEN.)

Zusätzlich zu dieser bundesweiten Initiative begannen einzelne Gruppierungen in verschiedenen Spitälern damit, erste Gedanken umzusetzen und weiterzuentwickeln. Fragen an die Plattform können an nachhaltigkeit@oegari.at gesendet werden; weitere Informationen: https://www.oegari.at/arbeitsgruppen/plattform-nachhaltigkeit-in-anaesthesie-und-intensivmedizin.

Einige Krankenanstalten in Österreich konnten bereits erfolgreich Konzepte und Programme im Bereich Nachhaltigkeit umsetzen: In Villach wurden im Sinne des Umweltschutzes Aktivkohlefilter in die Abluftsysteme integriert, um die Umgebungsluft mit weniger Narkosegasen zu belasten. Zusätzlich zum Wegfall der Umweltemissionen können die volatilen Anästhetika über die eingesetzten Filtersysteme recycelt und nach der Wiederaufbereitung erneut eingesetzt werden. Die Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der Medizinischen Universität Wien/AKH Wien beendete mit 2023 die allgemeine Versorgung mit N2O und schaltete die zentrale Gasversorgung ab. Neben den verringerten Emissionen sank so auch der Energieverbrauch des Abluftsystems. Als Resultat können jährlich ca. 1000 t CO2-Äquivalente eingespart werden. Das Thema Nachhaltigkeit hat auch in das Programm der Blockkurse Einzug gehalten: Im März 2023 wurde von Ass. Prof. PD Dr. Janett Kreutziger, DESA, ein Vortrag zu diesem Thema angeboten.

Bis zur Etablierung nationaler Guidelines können die Richtlinien der World Federation of Societies of Anaesthesiologists als Orientierung herangezogen werden, die bereits 2021 ein Global Consensus Statement publizierten. Die Patient:innensicherheit als oberstes Wohl im Auge habend, fordern sie eine multinationale Allianz mit dem Ziel, „grüne“ Anästhesie für jedes Land zu ermöglichen. Des Weiteren seien verpflichtende Bemühungen um die Reduktion der Emissionen für jede Spitalseinrichtung ein Muss.

Im Zuge der Kongressteilnahme konnte man bereits eine generelle Awareness für Nachhaltigkeit unter den Kongressteilnehmer:innen beobachten. So war „Sustainability“ das vorherrschende Thema diverser Gespräche, Vortragssessions und auch der Industrieausstellung, das nicht nur Anästhesist:innen, sondern auch Medizintechniker:innen und Pharmakolog:innen rund um den Globus am Herzen liegt. Gemeinsam arbeiten alle an verschiedensten Wegen und Hebeln, um sich auch weiterhin – im wahrsten Sinne des Wortes – nachhaltig um die Patient:innen kümmern zu können.