Richard Thurnwalds Bild als Gegner des Nationalsozialismus war in der unmittelbaren Nachkriegszeit bestimmend und wurde trotz kritischer Äußerungen aus den USA (Bohannan 1948) über Jahrzehnte hinweg bewahrt und gefestigt, wozu auch Thurnwalds Schülerkreis beitrug (Eberhard 1968). Ab den späten 1970ern entstanden zwar Gegendarstellungen (Timm 1977; Gothsch 1983, S. 139–205; Conte 1988, S. 248–250), die deutlich machten, dass dieses Bild nicht kohärent war. In der Folge entwickelten sich zwei gegensätzliche Positionen, die sich auch auf dem Kolloquium „Völkerkunde und Nationalsozialismus“ an der Universität Köln im November 1990 gegenüberstanden, aber nicht aufgelöst wurden und im Raum stehen blieben (Pützstück u. Hauschild 1991, S. 579). Erst der Vorstoß von Markus Mosen (1991) und George Steinmetz zwei Jahrzehnte später brachte eine grundlegende Klärung der kolonialpolitischen Position Thurnwalds in der NS-Zeit. Steinmetz (2009, 2010, S. 24–29) entwickelte ein Fünf-Phasen-Modell, um die biografischen Kontinuitäten und Brüche in Thurnwalds kolonialethnologischem Wirken über vier Jahrzehnte nachzuzeichnen. Seine fünfte Phase (Steinmetz 2010, S. 25–29), die Zeit des Nationalsozialismus, wurde in seinen bahnbrechenden Darstellungen allerdings etwas vernachlässigt, da die archivalischen Quellen für diesen Zeitraum – nach eigenen Angaben – noch nicht umfassend genug genutzt wurden.Footnote 1

Dies ist der Ausgangspunkt der vorliegenden Studie. Sie macht es sich zur Aufgabe, einen ganz bestimmten Aspekt von Thurnwalds kolonialethnologischen Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg detailliert darzustellen (Rohrbacher in Vorbereitung). Die spärlichen Veröffentlichungen Thurnwalds in der Kriegszeit vermitteln nämlich den Eindruck, er habe sich von kolonialen Themen abgewandt (Melk-Koch 1989, S. 279 f.). Die in zwei Teile gegliederte Studie widmet sich Thurnwalds intensiver Mitarbeit an zwei kolonialpolitischen Handbüchern zu Afrika in der Zeit von 1940 bis Ende 1944. Im ersten Abschnitt wird gezeigt, wie Thurnwalds kolonialethnologischer Ansatz in einem heftigen Schlagabtausch mit seinem Kollegen Hugo A. Bernatzik in Frage gestellt und schließlich von Diedrich Westermann übernommen wurde. Im Zentrum des zweiten Abschnitts steht ein von Thurnwald verfasstes Manuskript über Afrika, das nach eigenen Angaben 400 Seiten umfasste, aber nie veröffentlicht wurde.Footnote 2 Epistemologisch und in methodischer Hinsicht wird eine evidenzbasierte Quellenanalyse verfolgt, die für die ethnologische Fachgeschichtsschreibung die Ansätze der historischen Anthropologie mit denen der Zeitgeschichte verbindet (Gingrich u. Rohrbacher 2021, S. 26–28).

Nach dem Ende des „Westfeldzugs“ im Juni 1940 erstarkten die Bestrebungen des NS-Staates, die ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika militärisch zurückzuerobern. Eng an dieses koloniale Kriegsziel war auch die umfassende Einbindung der Wissenschaften geknüpft. Im September 1940 beauftragte das Kolonialpolitische Amt der NSDAP den Wiener Ethnologen Hugo A. Bernatzik mit der Herausgabe eines kolonialvölkerkundlichen Handbuches zu Afrika. Es wurde als wissenschaftlicher Behelf für die zukünftigen Kolonialpolitiker, Kolonialbeamten und Siedler konzipiert. Bernatzik arbeitete mit dreiunddreißig Mitarbeitern aus vier Ländern zusammen (Byer 1999, S. 295). Im Mai 1941, also nur wenige Monate später, folgte bereits der Auftrag eines zweiten, ähnlich lautenden, kolonialpolitischen Buchprojekts. In Wien sollte Hermann Baumann gemeinsam mit Bernhard Struck und Diedrich Westermann ein Handbuch der afrikanischen Stämme herausbringen, an dem sich knapp zwanzig Beiträger aus Deutschland, Belgien, Frankreich und Schweden beteiligten. Als Auftraggeber fungierte die Kolonialwissenschaftliche Abteilung des Reichsforschungsrates. Da sich die Projektleiter gegenseitig ihre Mitarbeiter abzuwerben begannen, standen die beiden Projekte unmittelbar in einem konkurrierenden Verhältnis (Stoecker 2008, S. 269). Obwohl sehr hohe Forschungsgelder flossen, wurde keines der beiden kolonialen Großprojekte vor Kriegsende realisiert.

1 Das kolonialvölkerkundliche Handbuch: Bernatzik vs. Thurnwald 1940–41

Die Archivbestände zeigen, dass Thurnwald an beiden kolonialen Buchprojekten intensiv mitwirkte und druckfertige Manuskripte ausarbeitete. An dem ersten Kolonialbuchprojekt war Thurnwald von Anfang an beteiligt. Nachdem er zur Mitarbeit eingeladen worden war, schrieb er im November 1940 an Bernatzik: „Der Gedanke an ein lexikonartiges Handbuch für Beamte aller Art zu schaffen (sic!), die in die Kolonien gehen, ist mir schon bei der Abfassung meiner ‚Kolonialen Gestaltung‘ gekommen und ich begrüße ihn durchaus.“Footnote 3 Thurnwalds Buch Koloniale Gestaltung, das sein Kolonialprogramm für eine breitere Leserschaft aufbereitet hatte, war im Sommer 1939 erschienen (Thurnwald 1939; Rohrbacher in Vorbereitung). Thurnwald forderte weiters ein, dass für den Sektor Ostafrika auch seine Frau Hilde ein eigenes Kapitel zur „Umstellung der Frauen auf die neuen Lebensbedingungen“ beitragen sollte.Footnote 4 Die Ergebnisse ihrer Arbeit seien in ihrem Buch Die schwarze Frau im Wandel Afrikas niedergelegt (H. Thurnwald 1935). Bernatzik stimmte dieser thematischen Ausweitung zu. Allerdings meldete Thurnwald auch weiter reichende Verbesserungsvorschläge, die tief in die Buchkonzeption eingriffen: „Die schöne begriffliche Einteilung in ‚stammestreue‘ und ‚halbzivilisierte‘ (oder nach meiner Verbesserung ‚entwurzelte‘) Stämme lässt sich in der Praxis schwer durchführen, ja ist ganz unmöglich so wie Sie sich das vorstellen.“Footnote 5 Die Terminologie war dem von Bernatzik herausgegebenen Sammelwerk Die Große Völkerkunde entlehnt, in der die Kolonialethnologie zur Grundlage der modernen Kolonisation erhoben wurde. Unter „Halbzivilisation“ verstand Bernatzik (1939, S. 45) jene Völker, die durch die europäische Kolonisation ihre Stammeszugehörigkeit und somit „arteigene“ Kultur zum überwiegenden Teil verloren hatten. Die Unterteilung der Arbeit in Gebiete, die von „stammestreuen und halbzivilisierten“ Völkern bewohnt sind, war fixer Bestandteil der Richtlinien, die zudem mit dem Kolonialpolitischen Amt und dem Reichsarbeitsministerium einvernehmlich abgestimmt waren.Footnote 6 Somit blieb wenig Spielraum für nachträgliche Änderungen gemäß Thurnwalds Wünschen. Ungeachtet seiner konzeptionellen Kritik war Thurnwald die Zusammenarbeit sehr wichtig. Er erklärte sich sogar bereit, sein zugewiesenes Regionalgebiet Ostafrika nach Süden hin auszuweiten. Nach einer Besprechung mit Günther Spannaus teilte er Bernatzik mit, er habe nun auch „noch ganz Nyassaland bis zur Küste mitübernommen.“Footnote 7 Auch Bernatzik zeigte sich entgegenkommend. Er überarbeitete seine Richtlinien, gab den Begriff „halbzivilisiert“ auf und ersetzte ihn durch den von Thurnwald vorgeschlagenen Begriff „entwurzelt“. Der anstehende Konflikt schien ausgeräumt. Als aber Thurnwald dazu aufgefordert wurde, seinem Manuskript auch eine Übersichtskarte „über stammessittentreue und entwurzelte Eingeborene“ beizusteuern,Footnote 8 entflammte die Diskussion erneut. Ende Juli 1941 übermittelte Thurnwald das Manuskript und das seiner Frau, vermerkte jedoch im Begleitschreiben, er könne auf einer Karte solche Unterscheidungen nicht zum Ausdruck bringen und stellte klar: „Ihre Bezeichnung ‚stammestreu‘ kann ich nicht verwenden, weil sie eine Unwahrheit enthält. Sie erweckt ganz falsche Vorstellungen. ‚Stammestreu‘ könne man heute höchstens die Alten, und von denen oft auch nur einen Teil bezeichnen.“Footnote 9

Für die Konzeption des Buches war ein solches kartografisches Hilfsmittel aber unabdingbar und Bernatzik als Herausgeber beharrte auf der Abgabe. Er könne nicht darauf verzichten, antwortete er Thurnwald, zumal alle anderen Mitarbeiter (auch die ausländischen) solche Karten geliefert hätten.Footnote 10 Der Konflikt spitzte sich zu, als Bernatzik einwendete, dass sich der Beitrag von Hilde Thurnwald stark von den anderen Beiträgen unterscheide. Um ihn dennoch unterbringen zu können, schlug Bernatzik die folgende Änderung des Titels vor: „Die Umstellung ostafrikanischer Frauen bei den entwurzelten Eingeborenen.“Footnote 11 Die Korrespondenz verlagerte sich daraufhin nach Kärnten, wo die Thurnwalds im hochgelegenen Kurort Kötschach im Gailtal die Sommerwochen verbrachten. Thurnwald entgegnete, dass es in dem Beitrag seiner Frau nicht um „entwurzelte“ Stämme gehe, sondern um die Gesamtheit der Frauen, die sich ebenso wenig in „entwurzelte“ und „stammestreue“ einteilen ließen wie die Männer. Auch die stammestreuen Frauen wie Männer würden sich heute mitten im Umstellungsprozess befinden. Er lehnte daher die Änderung des Titels ab, weil sie den Beitrag seiner Frau in ein völlig falsches Licht rückte.Footnote 12 Bernatzik versuchte daraufhin eine sachlichere Diskussion, um die unterschiedlichen Positionen zwischen Hilde Thurnwald und ihm in Bezug auf die Kolonisation zu klären:

„Das Grundproblem Ihrer Einstellung besteht in der Auffassung, dass der Zivilisationsprozess unaufhaltsam weiterschreitet und mit allen seinen Auswüchsen sozusagen nicht beeinflusst werden kann, während ich der entgegensetzten Meinung bin, dass sich der Zivilisationsprozess künstlich in geregelte Bahnen leiten lässt und die Entwurzelungsauswüchse, die sich so schädlich für den Eingeborenen auswirken, vermieden werden.“Footnote 13

Bernatzik erhielt keine Antwort, die Thurnwalds schwiegen. Nach mehr als zwei Monaten kam Bernatzik auf seinen Standpunkt zurück und präzisierte, Hilde Thurnwald sei in ihrem Beitrag überhaupt nicht auf die Sitten der Stämme eingegangen. Sie vertrete genau den gegenteiligen Standpunkt als er in den Richtlinien. Unter diesen Umständen könne er den Beitrag „Ihrer Frau Gemahlin“ nicht annehmen.Footnote 14 Diese Klarstellung lockte Thurnwald schließlich aus der Reserve. Stellvertretend übermittelte er Bernatzik, seine Frau lehne es nach wie vor ab, den Sinn ihres Beitrages durch einen Zusatz zu verwirren. Sie ziehe daher ihren Beitrag zurück.Footnote 15 Thurnwald blieb standhaft und versuchte weiterhin seine koloniale Position in diesem Buchprojekt durchzusetzen. Wenige Wochen später erhielt er aber die Mitteilung, dass der Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig seine Mitarbeit am kolonialvölkerkundlichen Handbuch nicht mehr für wünschenswert hielt. Damit war das Ehepaar Thurnwald aus dem Kreis der Sachbearbeiter endgültig ausgeschieden.Footnote 16 Bernatzik hatte damit wohl schon seit längerem gerechnet. Während Thurnwalds Schweigen hatte er Paul Berger vom Rassenbiologischen Institut der Universität Hamburg eingeladen, Thurnwalds Ostafrika-Gebiet zu übernehmen.Footnote 17 Bernatzik zog einen Schlussstrich „unter das unerfreuliche Kapitel“ und schrieb Anfang 1942 an Westermann: „Schade nur um die viele verlorene Zeit!“Footnote 18

Bernatzik hatte die Situation jedoch völlig falsch eingeschätzt, denn der offene Konflikt innerhalb eines Publikationsprojektes verlagerte sich nun in den öffentlichen Raum und wurde mit aller Wucht über die Kanäle der Fachzeitschriften ausgetragen. Den Auftakt dazu hatte Thurnwald bereits im August 1941 mit einer kritischen Besprechung zu Bernatziks Die Große Völkerkunde gegeben, zu dem auch Mühlmann mitgewirkt hatte (Mosen 1991, S. 145; Geisenhainer 2021b, S. 820 f.). Thurnwald bescheinigte Bernatzik oberflächliches Arbeiten. Bernatzik sei viel gereist. Allerdings reiche das Reisen allein nicht aus. Um mit Eingeborenen vertrauliche Beziehungen anzuknüpfen, müsse man „an einem Ort wenigstens acht bis neun Monate“ bleiben. Bernatziks kolonialethnologisches Werk operiere zwar mit dem Begriff Anpassung, die Folgen einzelner Maßnahmen der kolonialen Tätigkeit blieben jedoch unbehandelt. Die „Eingeborenenpolitik“ werde so thematisiert, wie sie „vor etwa 40 Jahren“ gesehen wurde (Thurnwald 1941, S. 234).

Im April legte Thurnwald (1942) nach und verriss Bernatziks Terminologie analog zum vorangegangenen Briefverkehr. Die Unterscheidung von „stammestreuen“ und „halbzivilisierten“ Völkern sei unbrauchbar. Mit solch vereinfachten Klassifikationen werde mehr Verwirrung angerichtet als Klarheit geschaffen. Auch Hilde Thurnwald meldete sich zu Wort. Im Oktober 1942 veröffentlichte sie in der Kolonialen Rundschau eine gekürzte Fassung ihres Beitrages, in dem sie Bernatziks Kolonialkonzept mit unmissverständlichen Anspielungen auf seine Arbeitsweise aufs Korn nahm. Einige der „herumreisenden Europäer“, die in den Kolonien europäisch gekleidete Eingeborene sehen, würden sich „nachher zu Hause an den Schreibtisch“ setzen und kurzerhand die afrikanischen Völker in „‚Halbzivilisierte‘ (= europäisch Beeinflußte) und ‚Stammestreue‘“ einteilen (H. Thurnwald 1942, S. 131).

Bernatzik (1943) konterte daraufhin mit einer achtseitigen Replik in der Zeitschrift für Ethnologie. Er griff aus den Rezensionen der Thurnwalds vierundzwanzig Einzelzitate heraus und versuchte durch seine klarstellenden Kommentare die wissenschaftliche Redlichkeit der Thurnwalds zu desavouieren. Thurnwald fühlte sich dadurch persönlich angegriffen und versuchte im Juni 1943 die Universitätsleitung auf seine Seite zu ziehen. Bernatzik habe mit seinem Sonderdruck einen „gehässigen Angriff gegen mich“ unternommen, schrieb er an Dekan Hermann Grapow. Er könne „dieser Art von Brunnenvergiftung nicht weiter untätig zusehen“ und bat um Rat, wie er weiter vorgehen solle.Footnote 19 Der Dekan hüllte sich jedoch in Schweigen, erst nach dem Sommer antwortete er besonnen: „Sie sind doch erhaben über diese Dinge!“Footnote 20 Im Einvernehmen mit der Schriftleitung der Zeitschrift für Ethnologie verfasste Thurnwald eine kurze „Richtigstellung“, um die gröbsten Einstellungen Bernatziks zu korrigieren.Footnote 21 An der sachlichen Kritik, die er an Bernatzik geübt hatte, hielt er fest und führte in seiner letzten Veröffentlichung vor Kriegsende aus: „Wer sich mit den schwierigen Problemen der Umstellung der Eingeborenen wirklich befaßt, darf nicht oberflächlich vorgehen, er muß sich eine scharfe Kritik von besser Unterrichteten gefallen lassen“ (Thurnwald 1944, S. 417).

Thurnwald vertrat die Position eines Kulturwandels, der auch im kolonialen Kontext nicht aufgehalten werden könne. Bernatzik hingegen sah in der Kolonialethnologie ein Instrumentarium, um den schädlichen Zivilisationsprozess einzudämmen und die Kolonialbevölkerung vor „Entwurzelung“ zu bewahren. Im Hinblick auf die nationalsozialistische Rassenpolitik in den künftigen Kolonien waren sie sich jedoch grundsätzlich einig: Sowohl Thurnwald als auch Bernatzik (1939, S. 22 f., 1940a, S. 103, 1940b, S. 116) lehnten Mischehen zwischen „Eingeborenen“ und Kolonisatoren aus erbbiologischen Gründen ab. Unter den gegebenen NS-Verhältnissen hatten sich Thurnwalds prozessorientierter Funktionalismus und Bernatziks strukturkonservativer Empirismus nicht verständigen können. Von der einstigen Kritik, die Thurnwald (1924) gegenüber Erwin Baur an der Übertragung von Konzepten aus der Zoologie und Biologie auf die Sozialwissenschaften geäußert hatte, war im nationalsozialistischen Kontext des Zweiten Weltkriegs nichts mehr übrig geblieben.

Die Manuskripte der anderen Mitautoren für das kolonialvölkerkundliche Handbuch lagen bis Anfang 1942 druckbereit vor. Das Verlagshaus Bibliographisches Institut in Leipzig wurde Anfang Dezember 1943 bei Bombenangriffen weitgehend zerstört. Bernatzik konnte jedoch den Satz sichern und gab das Werk unter dem Titel Afrika. Handbuch der angewandten Völkerkunde (1947) in Innsbruck in einem neu gegründeten Verlag heraus. Die Beiträge von Hilde und Richard Thurnwald sind darin nicht enthalten. Der Index des zweibändigen Werks verweist darauf, dass Bernatzik auch in der Nachkriegszeit an seiner kolonialen Diktion von „stammestreu“ und „entwurzelt“ festhielt.

2 Handbuch der afrikanischen Stämme: Thurnwalds 400 Seiten Manuskript 1942–44

Nach langer Vorlaufzeit fand die konstituierende Sitzung für die Bearbeitung des Handbuchs der afrikanischen Stämme am 15. Mai 1942 im Kolonialpolitischen Amt in Berlin statt.Footnote 22 Thurnwald nahm daran nicht teil, weil er anfangs in das Buchprojekt gar nicht eingebunden war. Erst als Günter Wagner zur Wehrmacht eingezogen wurde, erhielt er im Dezember 1942 von Westermann die Einladung zur Mitarbeit. Er sollte Wagner ersetzen, der bisher die Region Ostafrika bearbeitet hatte.Footnote 23 Thurnwald war darauf vorbereitet. Sein funktionalistischer Gefolgsmann, der seit Ende September zu seinem eigenen Erstaunen nicht in Afrika, sondern im Osten „in der kalmückischen Steppe“ einer „Propaganda-Kompanie“ zugeteilt worden war, hatte Westermann geschrieben, dass er bis zum Ende seines Einsatzes nicht an dem Handbuch der afrikanischen Stämme mitarbeiten könne.Footnote 24 Das Buchprojekt hatte insgesamt einige herbe Rückschläge zu verbuchen. Wenige Monate zuvor waren zwei Mitarbeiter, Eckart von Sydow (1. Juli 1942) und Willy Schilde (10. September 1942), gestorben. Sie hatten die Themen Kunst und Südostafrika bearbeitet. Zudem erwies sich der Mitherausgeber Bernhard Struck, der die Mitarbeiter für die ostafrikanischen Gebiete organisatorisch betreute, als äußerst unzuverlässig. Ende 1943 sollte er aus dem Projekt endgültig ausscheiden.Footnote 25 Thurnwald zeigte sich von dieser schwierigen Situation unbeeindruckt. Es schien ihn auch nicht zu stören, dass Baumann mit seiner Kollegin Erika Sulzmann eine umfassende „Stammeskarte von Afrika“ erstellte (Geisenhainer 2021a). Er war hoch motiviert, weil er seine Mitarbeit als adäquaten Ersatz für Bernatziks Buchprojekt sah. Dementsprechend stimmte er Westermanns Einladung zu, bis Mai 1943 zwei Artikel zum Thema „Afrikanische Kulturen und Wirtschaft“ mit jeweils 70 Maschinenseiten abzufassen.Footnote 26

Es kam jedoch zu erheblichen Verzögerungen bei der Abgabe, da er mit anderen Arbeiten ausgelastet war. Einige Wochen zuvor hatte er eine Vereinbarung unterzeichnet, eine Reihe von Schriften über den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte für das Ministerium für Rüstung und Munition herauszugeben bzw. selbst zu verfassen. Thurnwald teilte der Universitätsleitung mit, dass er einen „erheblichen Teil“ seiner Zeit darauf verwenden würde und schränkte zu diesem Zweck auch seine Lehrtätigkeit ein.Footnote 27 Es ist nicht bekannt, ob diese Schriften erschienen sind (Timm 1977, S. 623; Steinmetz 2010, S. 22). In den „Nachrichten des Reichsministers für Bewaffnung und Munition“, die von Ende März 1942 bis Kriegsende erschienen, findet sich zu Thurnwald keine Spur. Thurnwald nahm auch Einladungen zu kolonialpolitischen Konferenzen an und betreute weiterhin Dissertationen. Ende Januar 1943 referierte Thurnwald in Leipzig auf der Arbeitstagung Koloniale Völkerkunde, Koloniale Sprachforschung und Koloniale Rassenforschung. Seinen Vortrag über den „Kulturwandel in Ostafrika“ verfasste er zu einem substanziellen Beitrag (Thurnwald 1943). Der Tagungsband, der fünfzehn führenden deutschen Afrikaexperten (Streck 2009, S. 275), darunter auch Baumann und Westermann, ein koloniales Forum bot, wurde von der Kolonialwissenschaftlichen Abteilung des Reichsforschungsrats veröffentlicht.

Aufgrund der militärischen Niederlagen in Nordafrika und in der Sowjetunion verringerte sich das koloniale Interesse des NS-Staates an Afrika indes schlagartig. Am 15. Februar 1943 wurden sowohl das Kolonialpolitische Amt der NSDAP als auch der Reichskolonialbund auf Befehl Hitlers aufgelöst (Hildebrand 1969, S. 941, Dok. Nr. 84). Dem Kriegsverlauf eigentlich völlig entgegengesetzt, begann die Deutsche Forschungsgemeinschaft über den kolonial geleiteten Reichsforschungsrat ab diesem Zeitpunkt hohe Forschungsgelder auszuschütten. Nutznießer dieser Mittel, die bereits vor der Kriegswende für allgemeine „kriegswichtige“ Zwecke bereitgestellt worden sind, war somit auch Thurnwald.

Die koloniale Arbeitstagung in Leipzig hatte Thurnwalds langjährige Freundschaft mit Eugen Fischer wiederbelebt. Wenige Wochen später begleiteten sie gemeinsam mit Robert Ritter Eva Justin durch den Prozess der Begutachtung ihrer Dissertation und ihrer abschließenden Doktorprüfung. Justin kam in ihrer Dissertation Lebensschicksale artfremd erzogener Zigeunerkinder und ihrer Nachkommen zu dem Schluss, dass „Zigeuner“ trotz Erziehung infolge der mangelhaften Anpassungsfähigkeit „asozial“ bleiben. Demgemäß forderte sie, alle Erziehungsmaßnahmen für Zigeuner und Zigeunermischlinge einschließlich jeder Form der Fürsorgeerziehung einzustellen (Justin 1943, S. 119) und trat für eine umfassende Zwangssterilisierung ein: „Alle deutscherzogenen Zigeuner und Zigeunermischlinge I. Grades – gleichgültig ob sozial angepaßt oder asozial und kriminell – sollten daher in der Regel unfruchtbar gemacht werden“ (ebd., S. 121).

Justins radikale Forderungen stützten sich auf ihren sechswöchigen Aufenthalt im katholischen Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen (Baden-Württemberg), wo sie psychologische Studien mit Kindern durchführte (ebd., S. 8), deren Eltern bereits aus rassischen Gründen in Konzentrationslager deportiert worden waren (Meister 1984, S. 208). In seinem schriftlichen Gutachten vom 18. März 1943 lobte Thurnwald Justins empirische Arbeit, deren grausamen Zusammenhänge und Hintergründe ihm durchaus bekannt gewesen sein dürften, als „ethnologische Feldforschung“. Er zögerte nicht, Justins Arbeit mit der Bestnote „sehr gut“ zu bewerten (Hohmann 1991, S. 242 f.). Keine Vorschrift hatte Thurnwald dazu verpflichtet. Nachdem Justin ihre Dissertation bestanden hatte, wurden die Kinder, die sie für ihre Dissertation untersucht hatte, am 6. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert. Als ihre Dissertation im Herbst 1944 veröffentlicht wurde, waren die meisten von ihnen bereits tot (Gingrich 2005, S. 122).

Im Sommer 1943 wurden die Arbeitsbedingungen für Thurnwald erheblich erschwert. Der Südwesten Berlins wurde erstmals Ziel von Luftangriffen, die in der Lankwitzer Bombennacht (23.–24. August 1943) ihren Höhepunkt erreichten. Mitte Oktober beschloss er sein Domizil am Nikolassee aufzugeben, um nach Ostholstein zu ziehen. Der Grund dafür waren weniger die unmittelbaren Kriegsereignisse oder die „politische Situation, vor allem an der Universität“ (H. Thurnwald 1950, S. 13), sondern Thurnwald litt an einer akuten Hüftentzündung, die ihn teilweise gehunfähig machte. In der Nähe der Lübecker Bucht, umgeben von malerischen Naturseen – bekannt als Pönitzer Seenplatte – hoffte Thurnwald in Klingberg und Gronenberg sein Leid zu lindern. Er versicherte der Universitätsleitung, dass er „bis Anfang Dezember“ nach Berlin zurückkehren und seine Vorlesungen wieder aufnehmen werde. Seine wissenschaftlichen Arbeiten würde er „ungehindert“ fortsetzen.Footnote 28 Doch aus den Vorlesungen wurde nichts, denn Thurnwald ließ sich bis zum Kriegsende beurlauben. Umso intensiver konnte er sich in völliger Abgeschiedenheit bis Ende 1944 seinen kolonialen Themen widmen.Footnote 29 Einen Monat nach seinem Ortswechsel übermittelte er Westermann das Inhaltsverzeichnis seines Beitrags zum Handbuch afrikanischer Stämme, aus dem Umfang und Aufbau der Arbeit ersichtlich waren.Footnote 30 Die aus drei Hauptabschnitten und zahlreichen Unterkapiteln bestehende Abhandlung war inzwischen auf insgesamt 460 maschinengeschriebene Seiten angewachsen. „Ich wollte keine Schluderarbeit liefern“, wie er Westermann gegenüber betonte.Footnote 31 Angesichts des Umfangs und der thematischen Nähe ist davon auszugehen, dass Thurnwald große Teile jenes Manuskripts, das er im Juli 1941 an Bernatzik übergeben hatte, zu diesem Zweck wiederverwendet hat.

Anfang 1944 kamen die Herausgeber zu dem Schluss, es brauche „um die Grundlinien des Werkes“ festzulegen auch einen einleitenden Beitrag über die „Soziologie in Afrika“ im Umfang von bis zu 50 Schreibmaschinenseiten.Footnote 32 Wagner war zunächst mit diesem Thema betraut worden, das später an Josef Haekel weitergegeben wurde (Stachel 2021, S. 478). Als Haekel zur Wehrmacht eingezogen wurde, suchten die Herausgeber nach einem neuen Bearbeiter. Nach Rücksprache mit Baumann wurde Thurnwald Anfang März 1944 beauftragt.Footnote 33 Von nun an war Thurnwald nicht mehr nur Mitarbeiter, sondern auch maßgeblich an der Gestaltung dieses Kolonialhandbuchs beteiligt.

Die Abgabe Thurnwalds verzögerte sich abermals, weil wieder ein neues Buchprojekt anstand. Das Kolonialwissenschaftsamt der NSDAP bereitete eine Festschrift für Diedrich Westermann anlässlich seines siebzigsten Geburtstags am 24. Juni 1945 vor. Ab April 1944 arbeitete Thurnwald in Abstimmung mit der Universitätsverwaltung an seinem Beitrag „Völkerkundliche Vergleiche unter den Erdteilen“ (Stoecker 2008, S. 276). Der etwa zwanzig Beiträge umfassende Band wurde im Dezember 1944 in der Reihe Beiträge zur Kolonialforschung zum Druck eingereicht, aber letztlich nicht veröffentlicht. Erst zehn Jahre später gab Johannes Lukas einen ähnlichen Band – nun zum achtzigsten Geburtstag Westermanns – heraus, für den er den Beitrag Thurnwalds unverändert aus der nicht erschienenen Festschrift übernahm (ebd.). Thurnwalds Aufsatz für die Westermann-Festschrift von 1944 wurde zweimal posthum veröffentlicht (Thurnwald 1955, 1957).

Mitte Mai 1944 meldete Thurnwald aus Ostholstein, dass seine Arbeit „Soziologie in Afrika“ „inzwischen stark angeschwollen“ sei.Footnote 34 Nachdem er alle Manuskripte neu geordnet hatte, beschloss Thurnwald, einzelne Abschnitte anderweitig zu verwenden.Footnote 35 Sein in diesem Zusammenhang angekündigter Aufsatz Nahrungsgewinnung und Wirtschaft der Afrikaner in den Beiträgen zur Kolonialforschung (Thurnwald 1957, S. 154) ist jedoch nie erschienen. Auch das Schicksal der anderen Arbeiten bleibt ungewiss, da keiner von ihnen veröffentlicht wurde. Im Juli 1944 sandte Thurnwald ein Manuskript zum Thema Afrikanische Kulturen und Wirtschaft an das Lautinstitut mit dem Vermerk „‚DRINGEND‘“.Footnote 36 Die Postsendung kam zwar an, verschwand allerdings, obwohl sie im Lautinstitut „in einem geschlossenen Raum aufbewahrt“ worden war. Westermann war die Angelegenheit sehr peinlich und er bedauerte das „Missgeschick“.Footnote 37 Thurnwald sollte nach dem Krieg gegenüber der Universitätsleitung eine antinazistische Interpretation dieses Vorfalls abgeben. In dem Fragebogen, der Auskunft darüber verlangte, ob man von der Hitler-Regierung wegen seiner politischen Ansichten verfolgt worden war, vermerkte Thurnwald handschriftlich ganz unverhohlen: „Eine umfangreiche Arbeit von ca. 300 Seiten wurde mir durch einen Pg. [Parteigenossen] entwendet.“Footnote 38 Thurnwald kündigte im November 1944 an, er werde das Manuskript auf Kosten des Lautinstituts abtippen lassen.Footnote 39 Eine erneute Beauftragung seitens Westermann erfolgte aber nicht mehr. Thurnwalds Manuskript Soziologie der afrikanischen Stämme wurde von der Kolonialabteilung des Reichsforschungsrates am Kurfürstendamm entgegengenommen,Footnote 40 doch was danach damit geschah, ist unbekannt. Aus den Rechnungsbüchern des (damals von Baumann geleiteten) Instituts für Völkerkunde der Universität Wien geht jedoch hervor, dass der Reichsforschungsrat dieses Buchprojekt bis kurz vor Kriegsende mit fast zehntausend Reichsmark großzügig finanzierte (Gohm-Lezuo 2021, S. 459). Das koloniale Handbuch der afrikanischen Stämme, für das Thurnwald nachweislich zwei umfangreiche, druckfertige Beiträge schrieb, wurde nie publiziert.

1946 erhielt Thurnwald sein lang ersehntes Ordinariat an der neu gegründeten Universität Berlin, und er wurde auch Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In einem Vortrag, den er 1947 im Rahmen dieser Institution hielt, betonte er, Ethnographen wie er hätten sich von der „Kolonialpropaganda“ ferngehalten. Das Ansehen der Völkerkunde sei beschädigt worden, weil man ihr vorgeworfen habe, sich in den „Dienst der Kolonialpolitik“ gestellt zu haben (Thurnwald 1948, S. 3). Eine solche Behauptung stand jedoch im Widerspruch zum Inhalt der Texte, die Thurnwald fast vierzig Jahre lang verfasste. Zwischen 1905 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte er unermüdlich darauf hingewiesen, dass die Sozialwissenschaften direkt der Kolonialregierung dienen sollten (Steinmetz 2010, S. 29).

Abschließend stellt sich die Frage, ob Thurnwald nach 1945 auf seine unveröffentlichten Manuskripte zurückgegriffen hat. Das Vorwort seines 1951 erschienenen, fast 450 Seiten umfassenden späten Hauptwerks Des Menschengeistes Erwachen, Wachsen und Irren gibt darüber Auskunft: „Dieses Buch wurde oft zwischen dem Fallen von Bomben aus Flugzeugen, dem Flüchten in den Luftschutzkeller, Bränden, dann Plünderungen, zwischen Hunger und Frieren verfaßt“ (Thurnwald 1951, S. 9). Wie dargelegt, waren die Thurnwalds ab Oktober 1943 fünfzehn Monate lang ununterbrochen in einem Gebiet, in dem solche Bedingungen nicht herrschten. Auch der Wohnungsbrand in der Libellenstraße 17 war nicht kriegsbedingt, denn er ereignete sich am 17. Juni 1945 infolge eines persönlichen Missgeschicks.Footnote 41 Die neue Unterkunft in der Cimbernstraße 22, fünf Gehminuten entfernt, gehörte einem „geflüchteten Nationalsozialisten“, wo Thurnwald seine Bibliothek mit über 4000 Bänden gesichert unterbringen konnte.Footnote 42 Das 1951 gezeichnete Kriegsbild entspricht somit eher Thurnwalds Neigung zur Eigendramatisierung, die bei Hilde Thurnwald (1950, S. 13) ebenso festzustellen ist. Vergleicht man das Inhaltsverzeichnis mit dem für das Handbuch der afrikanischen Stämme vorgesehene, so zeigt sich in einigen Überschriften eine auffällige Ähnlichkeit. Bei den Abschnitten zu „Überschichtungsvorgänge und Herrschaft“ (Thurnwald 1951, S. 50–54) dürfte es sich unter Streichung des kolonialpolitischen Bezugs mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine textliche Wiederverwertung handeln. Generell lässt sich feststellen, dass Thurnwald in seinen Veröffentlichungen nach 1945 das koloniale Thema nicht mehr berührt hat.

3 Conclusio

Die Ergebnisse dieses Beitrags können wie folgt zusammengefasst werden: Thurnwalds Kriegspublikationen endeten 1943, was den Eindruck erweckt, Thurnwald habe sich danach bis zum Kriegsende von Kolonialthemen abgewandt. Anhand von Archivalien konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Thurnwald an zwei kolonialen Großprojekten intensiv mitwirkte. Das Ergebnis war ein Manuskript zur Wirtschaft und Soziologie Afrikas im Umfang von 400 Seiten, das zwar druckfertig war, jedoch nie veröffentlicht wurde. Ein heftiger Schlagabtausch zwischen Bernatzik und Thurnwald über die richtige kolonialethnologische Methode führte dazu, dass der zuständige Verlag die Zusammenarbeit mit Thurnwald beendete. Das Streitgespräch verlagerte sich daraufhin in die Öffentlichkeit, in der Thurnwald Ende 1944 die Oberhand über Bernatzik behielt. Thurnwald vertrat die Position des Kulturwandels, der auch im kolonialen Kontext nicht aufgehalten werden könne. Bernatzik hingegen sah in der Kolonialanthropologie ein Instrumentarium, um den schädlichen Prozess der Zivilisation einzudämmen und die koloniale Bevölkerung vor der „Entwurzelung“ zu bewahren. Sowohl Thurnwald als auch Bernatzik lehnten Mischehen zwischen „Eingeborenen“ und Kolonisatoren aus erbbiologischen Gründen ab. Mit seiner kolonialethnologischen Arbeit kollaborierte Thurnwald nicht nur mit dem Nationalsozialismus, er war selbst ein Träger dieses Unrechtssystems.