Wird eine Frau schwanger, erfahren sie und ihr Körper mannigfaltige physiologische Veränderungen. Diese Veränderungen sind einzigartig im Leben einer Frau und spiegeln normale Anpassungen wider, um den sich entwickelnden Fetus zu nähren sowie die Mutter auf die Geburt vorzubereiten [1]. Diese tief greifenden Veränderungen beginnen unmittelbar nach der Konzeption und beeinflussen viele unterschiedliche Organsysteme [2]. Außerdem ist diese Zeit vom intensiven Wachstum des Fetus und von dessen vielfältigen Entwicklungsschritten geprägt. Das rasche Wachstum und die Entwicklung des ungeborenen Kindes stellen besondere Anforderungen an die Nährstoffversorgung dar, weshalb eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung bereits vor und auch während der Schwangerschaft beste Voraussetzungen für die Entwicklung des Kindes im Mutterleib schafft [3]. Viele Eltern stellen sich deshalb in dieser Zeit zurecht die Frage: „Wie sieht jetzt eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung aus?“ Auf diese Frage sollten die Eltern, wenn möglich, klare und umfassende Antworten erhalten.

Die mütterliche Ernährung muss ausreichend Energie und Nährstoffe bereitstellen, um sowohl den Bedarf der Mutter als auch die Bedürfnisse des wachsenden Fetus zu decken. Darüber hinaus muss die Ernährung die Anlage von Speichern ermöglichen, die für die fetale Entwicklung sowie für die nachfolgende Stillzeit notwendig sind. Dabei ist eine adäquate Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen für die Mutter und auch für den Fetus essenziell, da sowohl eine Unterversorgung als auch eine Überversorgung mit Energie und Nährstoffen zu Komplikationen führen können [4,5,6,7].

Das Ausmaß der Energiezufuhr ist die Hauptdeterminante der mütterlichen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft [7]. Der Gewichtsverlauf der Mutter während einer Schwangerschaft beeinflusst die Entwicklung und Gesundheit des Kindes sowie des späteren Erwachsenen. Doch nicht nur der Gewichtsverlauf während der Schwangerschaft, sondern auch ihr Körpergewicht vor Eintritt einer Schwangerschaft wirkt sich auf die Nachkommen aus. Eine präexistente Adipositas kann zu erhöhtem Geburtsgewicht führen und das Risiko für potenziell fatale Komplikationen, für diverse Fehlbildungen und für das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen erhöhen [3, 8,9,10,11,12]. Aus diesem Grund sollten bereits vor Eintritt der Schwangerschaft Bestrebungen erfolgen, um möglichst Normalgewicht zu erreichen [3, 8].

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung vor und während der Schwangerschaft wirkt sich nicht nur kurzfristig günstig aus, sondern hat auch langfristig positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden sowie auf eine gesunde Entwicklung des Kindes bis ins Erwachsenenalter [8, 11, 12]. Darüber hinaus sorgt eine abwechslungsreiche Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit auch dafür, dass Kinder einer großen Zahl verschiedener Lebensmittel aufgeschlossen sind. Geschmackspräferenzen der Kinder werden bereits im Mutterleib geprägt, wobei die wiederholte Gabe von verschiedenen Lebensmitteln einen Einfluss auf die Akzeptanz und Präferenz im Säuglingsalter und in der Kindheit hat [12,13,14].

Energiebedarf während der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft führt bei der werdenden Mutter zu weitreichenden metabolischen Veränderungen. Dafür muss die Ernährung der Mutter ausreichend Energie liefern, um die mütterlichen Bedürfnisse und auch die Bedürfnisse des heranwachsenden Fetus decken zu können [7, 15]. Nach der Konzeption wird zusätzlich Energie sowohl für den sich entwickelnden Fetus und für die Bildung von neuem Gewebe (Plazenta und Fruchtwasser) als auch für das Wachstum bereits vorhandener Gewebe (Uterus, Mammae, mütterliches Fettgewebe) benötigt [16]. Das Ausmaß dieses zusätzlichen Energiebedarfs wird jedoch von Schwangeren häufig deutlich überschätzt [17, 18]. Die landläufige Meinung, eine Frau müsse während der Schwangerschaft „für zwei essen“, gehört in das Reich der Mythen und muss unbedingt korrigiert werden.

Der Energiebedarf während einer Schwangerschaft steigt nur mäßig an [19], wobei der zusätzliche Energiebedarf während der gesamten neun Monate mit etwa 77.000 kcal angenommen wird [16, 20]. Im ersten Trimenon ist der Energieumsatz mit dem vor der Schwangerschaft vergleichbar, sodass in dieser Zeit keine zusätzlichen Kalorien zugeführt werden müssen. Ein merkbarer Anstieg ist in der Regel erst ab dem vierten Schwangerschaftsmonat (d. h. im zweiten und dritten Trimenon) zu verzeichnen [3, 8, 16, 18,19,20,21,22]. Eine Studie, in welcher der Energieumsatz zu unterschiedlichen Zeitpunkten einer Schwangerschaft mittels indirekter Kalorimetrie gemessen wurde, zeigte im dritten Trimenon einen Anstieg des Ruheenergieumsatzes um 29 % (REE = 1690 kcal/d) und des gesamten Energieumsatzes um 24 % (TEE = 2727 kcal/d), verglichen mit den Werten vor der Konzeption (REE = 1313 kcal/d; TEE = 2204 kcal/d; [19]). Nationale und internationale Fachgesellschaften empfehlen für normalgewichtige Frauen, die Energiezufuhr im zweiten Trimenon um etwa 250 kcal/d und im dritten Trimenon um weitere 250 kcal/d zu erhöhen [11, 21]; für Schwangere in der Adoleszenz ist der Energiebedarf möglicherweise höher [11, 18].

Der individuelle Energiebedarf während der Schwangerschaft variiert jedoch beträchtlich und ist von der körperlichen Aktivität, dem Lebensstil, dem präkonzeptionellen Energieumsatz und dem präkonzeptionellen BMI der werdenden Mutter abhängig [15]. Diesen individuellen Voraussetzungen sollte mit regelmäßigen Gewichtskontrollen Rechnung getragen werden, um die Energiezufuhr individuell anpassen und so eine angemessene Gewichtszunahme im Verlauf gewährleisten zu können. Eine angemessene Gewichtszunahme liegt für Frauen mit einem normalen präkonzeptionellen Körpergewicht (BMI 18,5–25 kg/m2) zwischen 10 und 16 kg (Tab. 1). In diesem Bereich ist das Risiko für fetale und mütterliche Komplikationen gering [8, 23]. Bei einer überdurchschnittlichen Gewichtszunahme steigen die Risiken u. a. für ein erhöhtes Geburtsgewicht und für Large-for-gestational-age(LGA)-Babys sowie für das Adipositasrisiko und für das Risiko einer arteriellen Hypertonie im Erwachsenenalter an (Tab. 2; [24,25,26,27,28]). Bei einer zu geringen Gewichtszunahme und somit einer nutritiven Unterversorgung der Mutter sind ein geringeres Geburtsgewicht sowie epigenetische Veränderungen und ein erhöhtes Diabetesrisiko im Erwachsenenalter beschrieben worden [29, 30]. Für adipöse Frauen wird eine maximale Gewichtszunahme von etwa 10 kg als empfehlenswert erachtet [8, 23]. Bei untergewichtigen Frauen (BMI <18,5 kg/m2) sollte die Gewichtszunahme im Verlauf der Schwangerschaft höher sein (Tab. 1; [23]). Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass die Datenlage zu inkonsistent ist, um anhand des präkonzeptionellen BMI ganz exakte Grenzen für die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft empfehlen zu können [8, 31, 32]. Eine Gewichtsabnahme während der Schwangerschaft ist aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht zu empfehlen [8].

Tab. 1 Empfohlene Gewichtszunahme während der gesamten Schwangerschaft. (Modifiziert nach [23])
Tab. 2 Potenzielle Folgen einer überdurchschnittlichen Gewichtszunahme der werdenden Mutter

Neben der Gewichtszunahme während der Schwangerschaft hat auch das präkonzeptionelle Körpergewicht der Mutter einen Einfluss auf die nächste Generation, insbesondere wenn die Frauen bereits bei der Konzeption übergewichtig oder auch adipös sind (Tab. 3; [23, 33]).

Tab. 3 Potenzielle Folgen eines hohen präkonzeptionellen Körpergewichts

Bedarf an Makronährstoffen während der Schwangerschaft

Die Ernährung vor und während einer Schwangerschaft sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein, wobei internationale und nationale Fachgesellschaften entsprechende Empfehlungen formuliert haben [11, 21]. Diese orientieren sich zumeist an den allgemeinen Ernährungsempfehlungen für Erwachsene [21]. Gemeinsam mit regelmäßiger körperlicher Bewegung sind damit nicht nur kurzfristig positive Effekte erzielbar, sondern diese wirken sich auch langfristig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind aus [8].

Für eine ausgewogene Ernährung sollten kalorienfreie Getränke und pflanzliche Nahrungsmittel reichlich, tierische Lebensmittel dagegen mäßig konsumiert werden. Sehr sparsam sollten Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke, Snackprodukte und Fette mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren gegessen werden [21, 34, 35]. Darüber hinaus sollten die werdenden Mütter, insbesondere in der fortgeschrittenen Schwangerschaft, aufgrund der physiologischen Veränderungen und des Wachstums des Uterus mehrere kleinere Portionen über den Tag verteilt zu sich nehmen; ein solches Vorgehen kann ebenso zu einem gesteigerten Wohlbefinden beitragen [8].

Kohlenhydrate

Unter den drei Hauptnährstoffen – Kohlenhydrate, Fette und Proteine – sind die Kohlenhydrate mengenmäßig am wichtigsten. Der Bedarf an Kohlenhydraten wird durch die Konzeption sowie im Verlauf der Schwangerschaft grundsätzlich nicht verändert [16, 22]. Kohlenhydrate können in Monosaccharide (z. B. Glukose, Fruktose), Disaccharide (z. B. Saccharose, Laktose, Maltose) und Oligo- und Polysaccharide (komplexe Kohlenhydrate: z. B. Stärke, Glykogen, Ballaststoffe, Raffinose, Stachyose) unterteilt werden [21]. Zur Deckung des täglichen Energiebedarfs sollten die Kohlenhydrate einen Anteil von 50 bis 55 % der gesamten täglichen Energiezufuhr einnehmen, wobei komplexe Kohlenhydrate mit einem hohen Ballaststoffanteil zu bevorzugen sind [21, 34, 36].

Durch die Aufnahme von einfachen Kohlenhydraten (Mono- und Disaccharide) kann dem Körper rasch Energie zur Verfügung gestellt werden; insbesondere dem zentralen Nervensystem, welches für die Energiegewinnung auf eine ausreichende Bereitstellung von Glukose angewiesen ist [37,38,39]. In diesem Zusammenhang ist aber auf eine Empfehlung der WHO hinzuweisen, gemäß der die Zufuhr von sogenanntem „freiem Zucker“ auf maximal 10 % (idealerweise < 5 %) – das entspricht etwa 50 g (bzw. 25 g) Zucker pro Tag – limitiert werden sollte [38, 40]. Als „freier Zucker“ werden Monosaccharide und Disaccharide bezeichnet, die Nahrungsmitteln und Getränken zugesetzt werden, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup, Fruchtsäften oder Fruchtsaftkonzentraten vorkommt [40]. Eine hohe Aufnahme von freiem Zucker kann zu nachhaltigen metabolischen Veränderungen und positiven Energiebilanzen mit einer daraus resultierenden überdurchschnittlichen Gewichtszunahme führen. Aus diesem Grund sollte den Nährwerttabellen auf gekauften Nahrungsmitteln verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt werden, um hier einen guten Überblick zu bewahren.

Zu den komplexen Kohlenhydraten zählen die Ballaststoffe, die im menschlichen Gastrointestinaltrakt zumeist nicht verdaut werden können und in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten sind. Man unterscheidet lösliche (z. B. in Früchten, Gemüse oder Hülsenfrüchten) und unlösliche (z. B. in Nüssen, Vollkornbrot, Samen oder Getreide) Ballaststoffe sowie resistente Stärke (in gekochten Kartoffeln oder Reis; Tab. 4; [41, 42]). Als empfohlener Richtwert für die Zufuhr von Ballaststoffen gilt eine Menge von etwa 28–30 g pro Tag [11, 21]. Begleitend sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Damit kann potenziell einer Obstipation vorgebeugt werden, die aufgrund einer reduzierten Darmmotilität in der Schwangerschaft häufiger zu beobachten ist [43].

Tab. 4 Ballaststoffe (BS; Auswahl)

Fette

Fette sind die Hauptenergielieferanten für den menschlichen Organismus, wobei 1 g Fett mit 9 kcal etwa doppelt so viel Energie liefert wie 1 g Protein oder 1 g Kohlenhydrate [44, 45]. Neben dem energetischen Potenzial übernehmen Fette auch lebensnotwendige Funktionen im menschlichen Körper und sind Träger von Geschmacks- und Aromastoffen [21]. Im Allgemeinen wird eine anteilige Fettzufuhr von etwa 30 % der gesamten täglichen Energiezufuhr empfohlen [21]. Dieser Anteil kann während einer Schwangerschaft bis auf 35 % gesteigert werden [34, 36, 46]. Es sollte aber die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren zugunsten von ungesättigten Fettsäuren gesenkt werden, da eine hohe Aufnahme von gesättigten Fettsäuren mit unerwünschten Nebenwirkungen für Mutter und Kind in Verbindung gebracht wurde. So ist es möglich, dass ein solches Fettsäureprofil das Risiko für eine Präeklampsie erhöht bzw. die neurologische Entwicklung des Fetus beeinträchtigt [47, 48].

Bei den ungesättigten Fettsäuren unterscheidet man einfach ungesättigte (z. B. die Ölsäure, Omega‑9 [ω-9]) und mehrfach ungesättigte Fettsäuren [49]. Zur Gruppe der mehrfach ungesättigten Fettsäuren zählen die Omega-3- (ω-3) sowie die Omega-6-Fettsäuren (ω-6); diese beiden Gruppen werden auch als essenzielle Fettsäuren bezeichnet [50, 51]. Essenzielle Fettsäuren können im menschlichen Organismus nicht gebildet werden, weshalb die einfachsten Vertreter der ω‑3 (die α‑Linolensäure) und der ω‑6 (die Linolsäure) mit der Nahrung zugeführt werden müssen [50]. Die Linolsäure ist der Präkursor aller anderen ω‑6-Fettsäuren (wie der γ‑Linolensäure und Arachidonsäure) und die α‑Linolensäure der Präkursor aller anderen ω‑3-Fettsäuren (wie der Eicosapentaensäure [EPA] und Docosahexaensäure [DHA]; [49]). Die Vertreter dieser beiden Fettsäuregruppen sind strukturelle Komponenten der Zellmembranen und wichtig für die Bildung von Gewebe [15]. Eine ausreichende Verfügbarkeit essenzieller Fettsäuren in der Schwangerschaft ist für das Wachstum und die Entwicklung des Fetus überaus wichtig [15, 52]. Bei Mangelzuständen könnte es zu entsprechenden Entwicklungsstörungen kommen, wobei aber in unseren Breiten ein solcher Mangel bei Erwachsenen sehr selten zu finden ist [50].

In der Schwangerschaft sollte auf eine ausreichende Zufuhr von ungesättigten bzw. essenziellen Fettsäuren geachtet werden, da die Konzentration von essenziellen Fettsäuren im mütterlichen Organismus in dieser Zeit um etwa 40 % abnimmt [53]. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren werden, insbesondere im dritten Trimenon, in der Plazenta aktiv zum Fetus transportiert, um dessen hohen Bedarf während des Wachstums decken zu können [49, 54]. Es wird angenommen, dass dieser Prozess, der teilweise auch als „Biomagnifikation“ bezeichnet wird, eine hohe DHA-Konzentration im fetalen Nervensystem für eine optimale Entwicklung des Gehirns und der Retina bereitstellt [55].

Das konkrete Ausmaß des täglichen Bedarfs an ungesättigten Fettsäuren kann anhand der vorliegenden Daten nicht valide eingeschätzt werden. Jedoch dürfte der Konsum einer Portion eines fettreichen Meeresfischs (z. B. Makrele, Lachs, Hering oder Sardellen) pro Woche den Bedarf (zumindest 200 mg DHA pro Tag) ausreichend decken [34, 56]. Es sollte aber darauf geachtet werden, den Konsum von großen Raubfischen (wie z. B. Tunfisch, Schwertfisch oder Hai) zu limitieren oder gänzlich zu vermeiden, da solche Fische hohe Schadstoffkonzentrationen aufweisen können [18, 57]. Eine andere Quelle stellen Pflanzenöle mit ihrem hohen Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren dar. Aus diesem Grund sollten Pflanzenöle in der Speisenzubereitung regelmäßig Verwendung finden [3].

Eine Supplementierung von ω‑3-Fettsäuren ist aufgrund der derzeitigen Datenlage nicht generell zu empfehlen. Diese sollte aber im Einzelfall, insbesondere bei Frauen, die selten oder nie Fisch essen, in Erwägung gezogen werden [3, 56]. Durch eine Supplementierung von ω‑3-Fettsäuren wurde ein vermindertes Frühgeburtsrisiko sowie ein positiver Einfluss auf die fetale Hirnentwicklung beschrieben [52]. Es ist aber auch möglich, dass durch eine hohe Zufuhr das Risiko für einen verzögerten Geburtstermin und für ein erhöhtes Geburtsgewicht mit damit assoziierten Komplikationen ansteigt [52]. Bei einem erhöhten Geburtsgewicht kann das Risiko für eine protrahierte Geburt und für ausgeprägte Blutungen deutlich steigen, sodass die Wahrscheinlichkeit für eine Geburtseinleitung bzw. für eine Sectio ebenfalls erhöht ist [58]. Aus diesem Grund ist eine übermäßige Zufuhr von ω‑3-Fettsäuren derzeit nicht zu empfehlen [15].

Protein

Durch eine Schwangerschaft kommt es innerhalb weniger Wochen zu einer Modifikation des Proteinstoffwechsels, um Wachstum und Entwicklung des Fetus zu gewährleisten, während die mütterliche Homöostase aufrechterhalten und auf die Stillzeit vorbereitet werden muss [59]. Bereits in der Frühschwangerschaft sinken dabei die Konzentrationen von diversen Aminosäuren, die Harnstoffsynthese und die Harnstoffausscheidung der werdenden Mutter ab und bleiben während der gesamten Schwangerschaft auf einem niedrigen Niveau [60]. Durch diese physiologischen Veränderungen ist es möglich, Proteine und Stickstoff zu konservieren und so den Proteinaufbau zu unterstützen, um eine adäquate Nährstoffversorgung des Fetus sicherzustellen [61].

Proteine sind essenzieller Bestandteil einer gesunden Ernährung, wobei ihnen sowohl strukturelle (Keratin, Kollagen) als auch funktionelle (Enzyme, Transportproteine, Hormone) Aufgaben zufallen [62, 63]. Daher muss danach getrachtet werden, den Körper ausreichend mit Protein zu versorgen. Der Proteinbedarf während einer Schwangerschaft ist nicht konstant, sondern steigt im Verlauf an. So wurde für das zweite Trimenon ein Anstieg von 15 % und für das dritte Trimenon ein Anstieg von 25 % beschrieben [64].

Das genaue Ausmaß des Proteinbedarfs im Verlauf einer Schwangerschaft ist derzeit noch Gegenstand von Diskussionen. Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung [21] empfiehlt, die Proteinzufuhr ab dem vierten Schwangerschaftsmonat um 10 g pro Tag zu erhöhen. Die International Federation of Gynecology and Obstetrics (FIGO) gibt einen Proteinbedarf von 71 g pro Tag während der gesamten Schwangerschaft an [22]. Proteine können über pflanzliche (z. B. Hülsenfrüchte, Getreide und Nüsse) oder über tierische Nahrungsmittel (z. B. Fleisch, Milchprodukte oder Fisch), aber auch über alternative Quellen (z. B. Algen oder Pilze) aufgenommen werden [65]. Die Qualität der Proteine wird durch die Verdaulichkeit sowie durch das Vermögen, den Bedarf an Stickstoff und an essenziellen Aminosäuren zu decken, bestimmt. Letzteres ist für Wachstum, Reparaturmechanismen und Homöostase von Bedeutung. Proteine aus tierischen Nahrungsmitteln werden als „komplette Proteine“ bezeichnet, da damit sämtliche essenziellen Aminosäuren (auch Lysin und Threonin) bereitgestellt werden können [15]. Jedoch sollte eine zu hohe Proteinzufuhr vermieden werden, da damit potenziell das Risiko für Small-for-gestational-age-Babys ansteigt [66, 67]. Bis mehr Evidenz zu diesem Thema verfügbar ist, sollte die Proteinzufuhr auf einem moderaten Niveau (maximal 25 % der gesamten täglichen Energiezufuhr) verbleiben [15, 61].

Konklusion

Die Ernährung vor und während einer Schwangerschaft sollte ausgewogen und nährstoffreich sein. Eine adäquate Aufnahme von Energie und Nährstoffen ist anzuraten, da sowohl eine Unterversorgung als auch eine Überversorgung zu Komplikationen beim Fetus und bei der werdenden Mutter führen können. Der Energiebedarf steigt während einer Schwangerschaft meist nur mäßig an, wobei im zweiten Trimenon eine Erhöhung der Energiezufuhr um 250 kcal/Tag und im dritten Trimenon eine Erhöhung um weitere 250 kcal/Tag empfohlen wird. Bei einer höheren Energiezufuhr ist mit einer überdurchschnittlichen Gewichtszunahme mit damit assoziierten Komplikationen zu rechnen.

Eine ausgewogene Ernährung sollte ausreichend kalorienfreie Getränke und pflanzliche Nahrungsmittel enthalten. Tierische Lebensmittel sollten mäßig konsumiert werden. Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke, verarbeitete Snacks und Fette mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sollten eher selten gegessen werden. Der Anteil der Kohlenhydrate sollte bei etwa 50–55 % der täglichen Energiezufuhr liegen, wobei komplexe Kohlenhydrate mit einem hohen Ballaststoffanteil zu bevorzugen sind. Die Zufuhr von freiem Zucker sollte auf maximal 10 % (idealerweise < 5 %) limitiert werden. Die Fette sollten einen Anteil von etwa 30 % der täglichen Energiezufuhr einnehmen, wobei die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren zugunsten der ungesättigten Fettsäuren gesenkt werden sollte. Die ungesättigten Fettsäuren, und hier vor allem die ω‑3-Fettsäuren, sind für das Wachstum und eine gesunde Entwicklung des Fetus wichtig. Bei Mangelzuständen kann es zu entsprechenden Entwicklungsstörungen kommen. Eine Supplementierung von ω‑3-Fettsäuren ist aber nicht generell zu empfehlen, sondern nur auf individueller Basis zu erwägen, da eine übermäßige Zufuhr ebenso Komplikationen verursachen kann. Der Proteinstoffwechsel erfährt während der Schwangerschaft unterschiedliche Veränderungen, um Wachstum und Entwicklung des Fetus zu gewährleisten, während die werdende Mutter auf die Stillzeit vorbereitet werden muss. Im Zuge dessen steigt der Proteinbedarf im zweiten Trimenon um etwa 15 % und im dritten Trimenon um etwa 25 % an. Die Proteinzufuhr sollte jedoch auf einem moderaten Niveau bei maximal 25 % der täglichen Energiezufuhr verbleiben, da eine zu hohe Konsumation ebenso Komplikationen bedingen kann.

Eine mit Bedacht ausgewählte, ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung bereits vor und auch während der Schwangerschaft kann den Verlauf und die fetale Entwicklung positiv beeinflussen. Darüber hinaus können dadurch die Gesundheit, das Wohlbefinden der werdenden Mutter sowie die Entwicklung des Kindes bis ins Erwachsenenalter gefördert werden.