Im Laufe der Zeit ändern sich die von Studierenden bevorzugten Lehr- und Prüfungsmethoden im universitären Studium [1]. Wir nehmen an, dass die neuen Generationen andere Lehrveranstaltungstypen bevorzugen und andere Berufsbilder (Arzt, Lehrer) favorisieren im Vergleich zu den Generationen davor.

Die „Summer School“ der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) bot Gelegenheit, dieser Frage nachzugehen.

Methodik

Zwischen 10. und 13. September 2023 wurden 31 Medizinstudierende aus österreichischen Universitäten im Rahmen der „Summer School“ der ÖGGH zu den von ihnen bevorzugten Lehr- und Prüfungsmethoden und zu Berufsbildern schriftlich befragt. Dabei waren 19 der 31 Studierenden Frauen, das mediane Alter lag bei 25 Jahren (Range 23 bis 42). An der Medizinischen Universität Graz studieren 14 Proband:innen, 8 an der Medizinischen Universität Wien, 4 an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, 3 an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, 2 an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) Salzburg. Die Rücklaufquote betrug 100 %.

Zum Einsatz kamen sowohl geschlossene Fragen mit strukturierten Antwortmöglichkeiten als auch offene Fragen. Der dafür entwickelte Fragebogen ist im Anhang abgebildet. Der Zeitaufwand zum Ausfüllen betrug ca. 10 min. Die Fragebögen wurden am Ende der Veranstaltung persönlich verteilt und eingesammelt.

Ergebnisse

Bei der Frage nach ihrem Berufswunsch gaben 11 Personen Gastroenterologie, 3 Innere Medizin und je eine Person Pädiatrie, Dermatologie und Kardiologie an, der Rest (n = 14) formulierte keinen Berufswunsch.

In Tab. 1 sind die Ergebnisse der Fragen nach dem bevorzugten Unterrichtstypus dargestellt. Auf die Frage nach anderen, in Tab. 1 nicht erwähnten Unterrichtsformen wurden folgende Lehr- und Lerntypen genannt: LOCI-Methode, Bedside Teaching, Podcasts, Case-Based Learning, Storytelling, Differenzialdiagnose, Flipped Classroom, Interaktion, kleine Zwischenprüfungen, Peer-to-Peer Teaching, Falldiskussionen, Leitsymptome.

Tab. 1 Bevorzugter Unterrichtstypus

In Tab. 2 und 3 sind die verschiedenen Lehrveranstaltungstypen hinsichtlich ihrer Anzahl und ihrer Theorie- bzw. Praxislastigkeit beurteilt worden.

Eine Ausbildung in Sonographie im Rahmen ihres Medizinstudiums erhielten 19 Personen, 11 Personen erhielten keine entsprechende Ausbildung.

Die Prüfungstypen Multiple-Choice-Test, mündlich, strukturiert mündlich und wissenschaftliche Arbeiten (Bachelor‑, Master- oder Diplomarbeiten) wurden mit folgenden Schulnoten (1–5) beurteilt:

  • Multiple-Choice-Test: 3,4

  • mündlich: 1,8

  • strukturiert mündlich: 1,7

  • wissenschaftliche Arbeiten: 3,1

Tab. 2 Beurteilung der Anzahl der Lehrveranstaltungstypen (es stand offen, eine beliebige Auswahl zu beurteilen)
Tab. 3 Beurteilung der Lehrveranstaltungstypen nach Theorie- bzw. Praxislastigkeit (es stand offen, eine beliebige Auswahl zu beurteilen)

Die Teilnehmer:innen wurden nach der bevorzugten Anzahl von Lehrveranstaltungseinheiten befragt, dabei wurden im Mittel 18,3 Lehreinheiten vorgeschlagen (Range 2 bis 40).

Die verschiedenen Lehr- bzw. Lernmethoden ließen wir von 1 bis 11 reihen. Ausgewertet wurde anschließend, wie oft eine Lehr- bzw. Lernmethode auf den 1., 2., 3., 4. oder 5. Platz gereiht wurde. Dafür haben wir 5, 4, 3, 2 Punkte bzw. einen Punkt pro Nennung vergeben.

Die Tab. 4 zeigt die bevorzugten Lehr- bzw. Lernmethoden und die erzielten Scores (je höher, desto besser) in der Beurteilung durch die Proband:innen.

Abschließend wurden die Studierenden nach Freitextnennungen zu den erwünschten Eigenschaften von akademischen Lehrer:innen und Ärzt:innen befragt. Die Antworten werden in der Folge aufgelistet, Mehrfachnennungen sind in ihrer Frequenz in Klammer angegeben.

Tab. 4 Bevorzugte Lehr- bzw. Lernmethoden

Erwünschte Eigenschaften …

Gute akademischer Lehrer:innen

Die Proband:innen wurden nach idealen Berufsbildern befragt. Dazu gehören: kann begeistern (n = 8), weiß viel (n = 4), ist praxisorientiert (n = 2), hat Freude am Lehren (n = 2), gibt Unterstützung (n = 2), hat Geduld, soll rhetorisch gut sein und frei vortragen können, ist fair, ist unterhaltsam, bezieht Studenten ein, ist wertschätzend und engagiert, hat Einfühlungsvermögen, holt Studierende ab, wo sie gerade stehen, und fördert sie dann, geht in Augenhöhe um, ist strukturiert, hat Liebe an der Medizin, ist fesselnd, hat gute Didaktik, ist gut vorbereitet, hat Zeitmanagement, ist technisch (IT) versiert, ist verfügbar, ist freundlich, erklärt Zusammenhänge, legt Fokus auf Relevantes, fördert Interaktion, stellt Fragen, ist menschlich, hat natürliche Autorität, ist konzentriert auf Lehre und nicht auf Wissenschaft.

Gute Ärzt:innen

Dazu gehören: Empathie (n = 16), theoretisches und praktisches Wissen/Können (n = 11), Respekt (n = 3), Ruhe (n = 2), auf Augenhöhe kommunizierend (n = 2), teamfähig (n = 2), selbstreflektiert (n = 2), Freude am Lehren (n = 2), Freude an der Arbeit (n = 2), kommunikationsfähig, qualitätsbewusst, organisiert, offen, ehrlich, sympathisch, freundlich, bodenständig, guter Umgang mit Patienten, fortbildungswillig, lernwillig, sozial kompetent, menschlich, inspirierend, natürliche Autorität, fleißig, bescheiden, genau und gewissenhaft, wissbegierig, kritisch.

Diskussion

Medizinstudierende der zwischen 1995 und 2009 geborenen Generation Z sind erstmals über ihre gesamte Lebenszeit mit modernen Kommunikationsmitteln (Smartphone, Google, Youtube, Instagram, TikTok etc.) aufgewachsen [1].

Die von den Studierenden bevorzugten Lernmethoden zeigen klar, dass der Präsenzunterricht gegenüber dem Onlineunterricht deutlich bevorzugt wird. Die Mischform des Blended Learning kommt annährend so gut an wie Präsenzunterrichtveranstaltungen [2]. Essenziell erscheint die Möglichkeit, auf die Vortragsunterlagen elektronisch zuzugreifen [3, 4].

Studierende finden es sehr attraktiv, vorab Videos zum Selbststudium zu erhalten, bevorzugt in kurzen Sequenzen, um anschließend fallbezogenes praktisches Üben in Präsenz zu erhalten [5, 6]. Progressive didaktische Methoden wie Flipped Classroom, Podcasts oder Storytelling sind sehr beliebt [7].

Studierende empfinden, dass es eher zu viele Vorlesungen gibt und diese zu theorielastig sind. Vermehrt nachgefragt werden Seminare mit Fallpräsentationen und Übungen im Sinne von Praktika, auch sie werden allerdings als etwas zu theorielastig empfunden. Die stärkste Nachfrage gibt es nach POL, also einem von Studierenden selbst organisierten, problemorientierten Lernen. Famulaturen und das KPJ werden als ausgewogen und im Ausmaß richtig empfunden.

Zwei Drittel der Studierenden lernen im Studium Sonographie, das sollte auf alle Universitäten und ihre Absolventen ausgedehnt werden.

Unter den Prüfungstypen werden mündliche Prüfungen deutlich bevorzugt gegenüber Multiple-Choice-Tests, aber auch gegenüber wissenschaftlichen Arbeiten wie Bachelor‑, Master- oder Diplomarbeiten. Dies steht im Einklang mit Chéron et al. [8], aber in partiellem Widerspruch zu Holzinger et al. [9], die eine Präferenz für Multiple-Choice-Tests, aber eine höhere Wertschätzung für den Erwerb nachhaltigen Wissens durch mündliche Prüfungen feststellten.

Über das Ausmaß strukturierter Lehrveranstaltungen pro Arbeitswoche herrscht Uneinigkeit. Das ist wohl den unterschiedlichen Lerntypen (Selbststudium oder Besuch von Lehrveranstaltungen) geschuldet.

Eine Reihung der Lehr- bzw. Lernmethoden nach Attraktivität sieht praktische Kurse mit Hands-on-Übungsmöglichkeit sowie Fallpräsentationen durch Lehrende an der Spitze, gefolgt von Selbststudium, Exkursionen und Fallpräsentationen durch die Studierenden selbst. Die Befragten gehörten vorzugsweise der Generation Z (Geburtsjahrgänge 1995–2009) an, und ihre Antworten zeigen Lehrenden, was heute von dieser Generation erwartet und favorisiert wird [10].

Fazit für die Praxis

  • Die Antworten der Generation Z zeigen Lehrenden, was heute von dieser Generation erwartet und favorisiert wird.

  • Diese Erkenntnisse ersparen es nicht, Lehrveranstaltungen qualitätsvoll zu evaluieren und die Ergebnisse zu reflektieren.

  • Die von Studierenden bevorzugten Lehrveranstaltungen und Lehrmethoden sowie Prüfungstypen unterliegen einem generationsbedingten Wandel.

  • Akademische Lehrpersonen im Allgemeinen und Curriculums-Verantwortliche im Besonderen sollen diese Präferenzen kennen.