Zusammenfassung
Digitale Alltagskommunikation in Messengerdiensten findet nicht nur in dyadischen, sondern inzwischen auch in vielfältigen Gruppenkonstellationen statt. Deren kommunikative Dynamiken und die Frage, wie Nutzer:innen persönliche Erfahrungen in einer klar identifizierbaren Gruppe von Teilnehmer:innen erzählen, sind bisher nur in Ansätzen untersucht worden. Mithilfe des Small-Story-Ansatzes werden in diesem Beitrag Praktiken der Identitätsarbeit und kollektiven Beziehungsgestaltung im Gruppenchat eines adoleszenten Basketballteams untersucht. Dabei zeigt sich, dass sowohl die Etablierung als auch die Aufrechterhaltung der Gruppenidentität eine komplexe Aufgabe ist, die sowohl auf der sprachlichen Ebene, z. B. durch Angleichungsstrategien, als auch auf der inhaltlich-thematischen Ebene bearbeitet werden muss.
Abstract
Everyday digital communication in messenger services takes place not only in dyadic constellations, but also in diverse group constellations. Their communicative dynamics and the question of how users narrate personal experiences in a clearly identifiable group of participants have only been investigated to a limited extent so far. Using the small story approach, this article explores practices of identity work and collective relationship building in the group chat of an adolescent basketball team. It is shown that both the establishment and maintenance of group identity is a complex task that must be dealt with both on a linguistic level, e.g. through alignment strategies, and on a content-related, thematic level.
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1 Einleitung
Gruppenchats in Messenger-Diensten wie WhatsApp lösen häufig ähnlich gemischte Gefühle aus wie Sprachnachrichten (König/Hector 2017, S. 13; König 2021, S. 252 ff.): Kaum jemand bezweifelt ihren Nutzen, der sich z. B. auch in neueren Features wie der einfachen Möglichkeit zu Umfragen manifestiert; den nicht abreißenden Strom an organisatorischen Nachrichten in der Geburtstagsfeiergruppe oder das Foto-Bombing im Familienchat empfinden dennoch die meisten mitunter als störend oder überfordernd.Footnote 1 Gruppenchats ermöglichen dabei (zahlenmäßig) unterschiedlichen sozialen Konstellationen einen umstandslosen digital-kommunikativen Austausch – von der Familie über die Freund:innen- oder Lerngruppe bis hin zum beruflichen Team oder dem Freizeitverein –, der damit auch unterschiedliche kommunikative Bedürfnisse oder Aufgaben erfüllen (z. B. organisatorische, phatische, konfliktlösende, teambildende) sowie inhaltliche und sprachliche Anforderungen aufweisen kann. Eine ganz zentrale Aufgabe dürfte indes darin liegen, die durch den Gruppenchat digital zusammengeführte Personenkonstellation zu legitimieren, und zwar nicht nur dann, wenn es sich um eine Gruppe handelt, die für einen bestimmten, einmaligen Zweck erstellt worden ist (z. B. Organisation eines Geschenks). Während eine solche Gruppe von den Mitgliedern nach Erfüllung der konkreten Aufgabe in der Regel wieder verlassen wird oder zumindest störungs- und irritationsfrei verlassen werden kann, ist das bei dauerhaft angelegten Gruppen nicht der Fall;Footnote 2 abgesehen davon, dass solche Gruppen häufig (mehr oder weniger) enge soziale Netzwerke aus nicht-digitalen Offline-Kontexten abbilden sollen (z. B. Familien oder Cliquen), gehen damit in der Regel Erwartungen einer kontinuierlichen zumindest passiven Präsenz einher, deren Fehlen (auch über andere Kanäle, z. B. face-to-face) metakommunikativ thematisiert werden kann.Footnote 3 Dazu findet sich auch ein Beispiel in meinen Daten, die ich unten genauer vorstelle, und in denen Ceydo ihren Vereinsfreundinnen aus dem Chat nach einer längeren Kommunikationspause von 23 Tagen am 3. August 2022 die Frage stellt (Abb. 1, Z. 01), ob alle gestorben seien.
Die für die Kommunikationsgewohnheiten der Gruppe in der Tat außergewöhnlich lange Sendepause – die übrigens kaum zufällig nach einem 177 Zeilen umfassenden, unspezifisch adressierten Kettenbrief entsteht – wird von Ceydo hier durch die Nachfrage kritisch kommentiert, wenn auch gleichzeitig mit den zurückliegenden Sommerferien legitimiert. Noch in der gleichen Nacht, vor allem aber am folgenden Vormittag reagieren die Mitglieder der Chatgruppe auf die Nachfrage, indem sie nicht nur ihre Präsenz (und damit: Weiterexistenz) bestätigen, sondern gleichzeitig einen Austausch über die Sommerferien eröffnen.Footnote 4 Dieser kurze Auszug deutet somit bereits an, dass das digital-dialogische Schreiben in Messenger-Gruppenchats besondere Bedingungen aufweist und sich stets in einem Spannungsfeld zwischen der Fragilität und der Stabilität der interaktiv hervorgebrachten Gruppenidentität(en) bewegt.
Während in der Linguistik mehr oder weniger Einigkeit darüber besteht, dass es sich bei Gruppenchats und dyadischen Chats um zwei unterschiedliche Kommunikationsformen handelt (vgl. Tschannen i. Vorb., S. 14; König/Hector 2017, S. 10; Dürscheid/Frick 2014), sind letztere im Vergleich zu ersteren deutlich besser erforscht (vgl. u. a. Busch 2021a; Felder 2023; König 2019a) und es gibt nur wenige Untersuchungen, die sich dezidiert mit Gruppenchats auseinandersetzen (vgl. aber König 2019b; König 2019c, die allerdings auch auf diese Forschungslücke hinweist). Hier setzt der vorliegende Beitrag an,Footnote 5 der sich aus einer vorwiegend empirischen Perspektive medialen Identitäten im Peergruppenkontext widmet und dabei eine Altersspanne sowie eine soziale Konstellation in den Blick nimmt, die von identitätsbildenden und -aushandelnden Fragen in besonderem Maße betroffen ist: Untersucht wird ein umfangreicher Gruppenchat, der sich zwischen elf weiblich gelesenen Personen in der frühen Adoleszenz (zu den Daten im Spezifischen und Gruppenchats im Allgemeinen siehe Abschnitt 3) abspielt, die sich durch ihre sportliche Freizeitbetätigung in einem Basketballverein im Raum Basel (Schweiz) kennen. Mithilfe des Small-Stories-Ansatzes (zur theoretischen Grundlage siehe Abschnitt 2) werden verschiedene gruppenidentitätsrelevante Momente herausgearbeitet und sowohl im Hinblick auf ihre konkrete interaktionale Herstellung und Bearbeitung sowie die damit einhergehenden sprachlichen Mittel als auch im größeren Kontext – samt ihrer transkontextuellen Verschränkungen – untersucht (siehe Abschnitt 4).
2 Small Stories und Identität(en)
Storytelling-Aktivitäten sind zu einem unentbehrlichen Bestandteil digitaler Kommunikation geworden (vgl. König 2019c, S. 31), deren Bedeutung im Alltag sich im Gefüge sozialer Praktiken manifestiert, an denen Menschen gewöhnlich beteiligt sind und die Auswirkungen darauf haben, wie sie sich selbst darstellen und mit anderen Menschen in Beziehung treten (vgl. Georgakopoulou 2017b, S. 314). Beim StorytellingFootnote 6 geht es daher überhaupt nicht nur um Storys, sondern gerade auch um die Menschen (und ihre Beziehungsgestaltung), denen sie etwas erzählen und die ihnen zuhören, und um die verschiedenen sozialen Aktivitäten und Welten, in denen diese Erzählungen Gestalt annehmen und Verwendung finden (vgl. De Fina 2016, S. 476). In der Linguistik hat sich in der Auseinandersetzung mit solchen Aktivitäten – mit einem Schwerpunkt auf digitaler Kommunikation – in den letzten Jahren insbesondere der Small-Stories-Ansatz als wertvolles heuristisches Instrument erwiesen (vgl. Busch 2023, S. 211). Georgakopoulou (2017b, S. 314), die das Forschungsparadigma wesentlich (mit)geprägt hat, definiert Small Stories dabei wie folgt:
»My definition of small stories includes a range of activities that conventional narrative analysts have been reluctant to include […]: from literally small to fragmented and open-ended tellings that exceed the confines of a single speech event. Small stories are invariably co-constructed, rendering the sole teller’s story ownership problematic. They often revolve around mundane events rather than disruptions and recent, ongoing or even hypothetical, events, rather than memories from one’s past.« (Georgakopoulou 2017b, S. 314)
Small Stories als außerhalb des Kanons digitaler Narrative liegend (vgl. Page 2012, S. 3) haben somit keinen vorgegebenen Umfang,Footnote 7 sind vielmehr häufig fragmentarisch, werden in der Regel von mehreren Erzähler:innen ko-konstruiert und drehen sich inhaltlich oft um scheinbare Alltagsbanalitäten, die in großer zeitlicher Nähe zum Ereignis erzählt werden.Footnote 8 Der Ansatz, mit dem somit »talk-in-interaction«Footnote 9 (Georgakopoulou 2007, S. 151), aber auch soziale Praktiken erfasst werden können, greift auf die fünf von Ochs/Capps (2001) entwickelten narrativen Dimensionen zurück: Tellability, Tellership, Embeddedness, Linearity, Moral Stance. Tellability – Erzählwürdigkeit – wird dabei wie erwähnt wesentlich dadurch bestimmt, »was gerade war oder was jetzt ist« (Busch 2023, S. 212, Herv. i. O.),Footnote 10 wodurch der Fokus solcher Erzählungen in der Regel auf alltäglichen und trivialen Ereignissen und nicht auf großen Komplikationen oder Störungen liegt (vgl. Georgakopoulou 2015, S. 260; vgl. aber das Beispiel in Abschnitt 4.3).Footnote 11 Nutzer:innen erzählen in der Regel ihr eigenes Selbst (vgl. Georgakopoulou 2017b, 2016), präsentieren aktuelle und unmittelbare Perspektiven ihrer gelebten Erfahrung und beziehen sich dabei immer auf Identitätspositionen (und -positionierungen), die sie beanspruchen (vgl. König 2019c, S. 31). Tellership ist grundsätzlich eine fluide und dynamische Kategorie, die gerade in digitaler Kommunikation häufig nicht an eine Einzelperson gebunden ist, sondern von multiplen Erzähler:innen realisiert wird (vgl. König 2019c, S. 35). Die Frage, wer sich in welcher Weise und in welchem Umfang beteiligt, hängt dabei immer auch von verfügbaren Wissensressourcen ab (vgl. Georgakopoulou 2017a, S. 271), die gerade in Messenger-Interaktionen in Gruppenchats nicht gleichmäßig verteilt sein müssen (siehe Abschnitt 4).Footnote 12Embeddedness bezieht sich auf die Relation der Story zum aktuellen kommunikativen Kontext (ihren Grad der Eingebettetheit) sowie auf den Umstand, dass Stories aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen und rekontextualisiert werden können (vgl. König 2019c, S. 35, S. 38). Mit der Dimension Linearity wird darauf verwiesen, dass Storys in digitalen Medien häufig »networked, non-linear polymedial configurations« (König 2019c, S. 38) darstellen, die zudem wie bereits erwähnt oft fragmentarisch sind und ein offenes Ende haben können (vgl. Georgakopoulou 2017b, S. 314). MoralFootnote 13Stance schließlich weist auf die im Laufe der Story variablen evaluativen (und affektiven) Stances gegenüber dem narrativen Subjekt und/oder Gegenstand hin, die gerade in Gruppenkonstellationen auch kollidieren und sich auf die soziale Konstellation in der Gruppe auswirken können (vgl. dazu auch Busch 2023, S. 220). Damit eng zusammen hängt das Konzept des ›narrative stancetaking‹, das indiziert, dass eine Aktivität a) als Geschichte angeboten oder aufgegriffen wird,Footnote 14 wodurch die Teilnehmer:innen als (Mit‑)Erzähler:innen, Rezipient:innen, usw. positioniert werden oder b) aus Ereignissen und Figuren in bestimmten raum-zeitlichen Szenarien besteht, deren Handlungen und Sprache bewertbar sind (vgl. Georgakopoulou 2017a, S. 275).Footnote 15
König (2019c, S. 38) ergänzt mit Blick auf das Storytelling in digitaler Kommunikation drei weitere Dimensionen:
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Publicness: In einem polymedialen Alltag (Madianou 2014; Tagg/Lyons 2021) können Nutzer:innen den Öffentlichkeitsgrad ihrer Storys prägen, z. B. durch die Wahl der PlattformFootnote 16 (vgl. König 2019c, S. 37; vgl. auch König/Oloff 2019, S. 9 f., die Öffentlichkeit als interaktive Herstellungsleistung konzipieren).
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Mutimodality: Storytelling in digitalen Medien ist zwangsläufig multimodal (vgl. König 2019c, S. 37), wobei die »Beteiligten aus der Multimodalität ihres medial präfigurierten Zeicheninventars [schöpfen], das neben sprachlichen, interpunktorischen und bildlichen Mitteln darüber hinaus auch temporale Zeichenmittel enthält.« (Busch 2023, S. 213).
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Sequencing: Hierbei geht es um die Variation bezüglich der sequenziellen Organisation der digital erzählten Storys, also z. B. der Frage nach der Aufteilung in größere oder kleinere Einheiten (vgl. König 2019c, S. 38).
Die Auseinandersetzung mit Small Stories in Kontexten digitaler Kommunikation bedingt somit auch die Auseinandersetzung mit deren Affordanzen und ihrer Rolle bei der Frage, welche Storys in welcher Weise erzählt werden (vgl. Georgakopoulou 2017a, S. 270) – und zwar gerade auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass diese in der Regel nicht auf Online-Umgebungen beschränkt sind, sondern sich stets zwischen Online- und Offline-Kontexten bewegen (vgl. Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 243; Androutsopoulos 2016, 2021; Frick 2023).
Damit komme ich zum zweiten Aspekt, der für die folgende Analyse maßgeblich ist, dem Zusammenhang zwischen Small Stories und Identität(en),Footnote 17 denn »[t]he importance of narrative as social practice is intimately bound up with its widely held status as a unique point of entry into processes of identity construction, a privileged mode for constructing identities.« (Georgakopoulou 2007, S. 14) – und zwar gerade auch für die Konstruktion von Gruppenidentitäten (vgl. Page 2012, S. 5). Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Identitätsarbeit in Alltagspraktiken als »sites of engagement« lokalisierbar ist (vgl. Bamberg/Georgakopoulou 2008, S. 379; vgl. auch Page 2012, S. 1) und sich somit in zweierlei Hinsicht analytisch betrachten lässt:
»We are able to analyze the way the referential world is constructed with characters in time and space as well as a function of the interactive engagement. In this sense, how the referential world is constructed points to how the teller wants to be understood, what sense of self they index. It is precisely this groundedness of self and identity in interactive engagement that is at best undertheorized and at worst left out in traditional narrative research.« (Bamberg/Georgakopoulou 2008, S. 380)
Es geht also letztlich um die Frage, wie Erzähler:innen in Small Stories durch ihr interaktives Engagement einen lokalen Eindruck davon vermitteln, wer sie sind bzw. wie sie gerne gesehen werden möchten (vgl. Bamberg/Georgakopoulou 2008, S. 382). Dabei ermöglicht der Small-Story-Ansatz es gleichsam, in der Identitätsforschung identifizierten Dilemmas – z. B. die Frage nach Konstanz und Wandel,Footnote 18 Einzigartigkeit und Konformität oder Agency – zu begegnen (vgl. Bamberg 2012, S. 103 ff.; Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 241). Denn Identitäten werden in diesem Framework stets als multidimensional, dynamisch, emergent und häufig mehrdeutig begriffen, »as social actors can project a number of different, sometimes conflicting positions and can have their positions interpreted by others differently than they had intended.« (Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 245).Footnote 19
Im Rahmen von Small Stories können Identitäten sowohl als »roles and types of participation and as ways of telling and style« (Georgakopoulou 2017a, S. 152) aufgerufen werden, sie können explizit beansprucht oder durch sprachliche und stilistische Entscheidungen indiziert werden (vgl. Page 2012, S. 18). Wiederkehrende sprachliche und narrative Wahlen können dabei als Positionierungshinweise fungieren, deren Iteration mit erkennbaren sozialen Positionen verknüpft wird (Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 247).Footnote 20 Diese sind stets in einem größeren soziokulturellen Diskurs zu sehen und beziehen sich auch auf gesellschaftlich verankerte Normen, die Einfluss darauf nehmen, wie Menschen bestimmte Identitäten verkörpern und wie sie ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer im Einklang mit gesellschaftlichen Moralvorstellungen z. B. anhand der Kategorien richtig und falsch bewerten; sie weisen damit letztlich immer auch eine affektive Komponente auf (vgl. Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 246, S. 248).Footnote 21
Trotz ihrer hohen Präsenz in sozialen Medien (zu denen hier auch Messenger-Dienste gezählt werden sollen), sind Small Stories insbesondere in sequenziell eingebetteten, quasi-synchronen Dialogen insgesamt noch wenig erforscht und es gibt, wie König (2019c, S. 31) feststellt, nur wenige Studien zur Frage, wie Nutzer:innen persönliche Erfahrungen in kleineren Gruppen oder dyadischen Konstellationen erzählen – also z. B. in nicht-anonymen Messenger-Chats mit einer klar identifizierbaren Gruppe von Teilnehmer:innen, die sich in der Regel (mehr oder weniger) gut kennen und auch in ihren Offline-Leben verschiedene soziale Aktivitäten ausüben (vgl. aber z. B. Meiler 2021; Busch 2023; König 2019b, König 2019c). Insgesamt ist also noch wenig über die Dynamik von WhatsApp-Gruppenchats und die darin vollzogenen Praktiken des Storytellings bekannt, auch deshalb, weil – und auch das ist eine medienideologische Rahmung – Gruppenchats Erzählungen nicht denselben Stellenwert einräumen wie andere Plattformen oder Kommunikationsformen der sozialen Medien (vgl. König 2019c, S. 39).Footnote 22 Der vorliegende Aufsatz versucht dazu einen Beitrag leisten.
3 Datengrundlage: WhatsApp-Gruppenchats
Was die einleitend bereits angedeuteten Merkmale von Gruppenchats in Abgrenzung von dyadischen Chatsituationen anbelangt, so sind diese insbesondere in der Beteiligungsstruktur zu suchen (vgl. König/Hector 2017, S. 10; Dürscheid/Frick 2014, S. 176 f.). Diese kann sich dynamisch verändern, indem Personen von Administrator:innen hinzugefügt werden (sie müssen dafür aktiv ausgewählt werden) oder austreten (siehe aber Fußnote 2),Footnote 23 und auch wenn sich in der Regel jeweils nur ein Teil der in der Gruppe aufgenommenen Personen tatsächlich aktiv an einer laufenden InteraktionFootnote 24 beteiligt – wie es auch das Diagramm (Abb. 2) verdeutlicht – so sind die Nachrichten dem weiteren Publikum der GesamtgruppeFootnote 25 doch stets rezeptiv zugänglich; das heißt letztlich auch: »They can start to contribute to the ongoing dialogue at any time« (König 2019b, S. 158).Footnote 26 Zu berücksichtigen ist dabei allerdings der Umstand, dass die Aushandlung des Schreibrechts – also die Frage, wer sich zu welchem Zeitpunkt (wie) äußert – in der textformen-basierten Interaktion in Messenger-Diensten aufgrund abweichender Zeitlichkeitsbedingungen entscheidend anders funktioniert als in gesprochensprachlichen Kontexten (vgl. Beißwenger 2020; Meiler 2021, S. 5).Footnote 27 Das kann sich im Chatprotokoll etwa in Form »sequenzieller Überlappungen« (Imo 2015, S. 23) oder konkurrierender Themenvorschläge niederschlagen, deren Priorisierung oder sequenzielle Behandlung dann zum Gegenstand interaktiver Aushandlung wird und potenziell konfliktträchtig ist.
Von der Dynamik der Beteiligten- und Beteiligungsstruktur abgesehen, können in WhatsApp-Gruppenchats auch der »Zeichentyp und die zeitliche Dimension ständig wechseln. […] Diese Merkmale stellen Ressourcen dar, die von Nutzer*innen bewusst eingesetzt werden können, um ihren Austausch zu organisieren« (Tschannen i. Vorb., S. 14). Ich möchte in Anlehnung an die theoretischen Ausführungen oben hier noch anfügen, dass diese Ressourcen nicht nur der strukturellen und inhaltlich Organisation des Austausches, sondern auch der Aushandlung, Konstituierung und Festigung der Gruppenidentität dienen.Footnote 28 Das beginnt im Grunde schon bei der Auswahl des Gruppennamens (siehe Abschnitt 4.1): »Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich mithilfe eines gemeinsamen Namens und eines gemeinsam ausgewählten Profilbildes eine Gruppenidentität zu schaffen. Aus linguistischer Perspektive kann die Untersuchung solcher Gruppenchats interessante Hinweise auf identitätsstiftende Merkmale liefern« (Dürscheid/Frick 2014, S. 176 f.). Diesem vor inzwischen 10 Jahren formulierten Forschungsinteresse soll in der nun folgenden Analyse eines Basketball-Gruppenchats endlich nachgekommen werden.
Der Analyse liegt dabei ein GruppenchatFootnote 29 zwischen weiblich gelesenen Personen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren zugrunde, die sich aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einem schweizerischen (genauer: baslerischen) Basketballverein – und somit aus einem Offline-Kontext – kennen. Das untersuchte Chatprotokoll enthält Nachrichten im Zeitraum vom 12.01.2022 (das Datum seiner Erstellung) bis zum 26.10.2022 und umfasst insgesamt 9487 Einzelnachrichten, die von 11 unterschiedlichen Schreiberinnen stammen. Das Diagramm (Abb. 2) zeigt die Verteilung der Anzahl Nachrichten auf die pseudonymisierten Schreiberinnen.
Schreiberinnen und Anzahl Nachrichten im untersuchten Chat-Protokoll. Von Schreiberin M. haben wir kein Einverständnis zur Verwendung ihrer Beiträge erhalten. Die Anzahl der Nachrichten sei hier deshalb nur der Vollständigkeit halber aufgeführt, in den unten aufgeführten Auszügen sind ihre Beiträge gelöscht. Von allen anderen Mitgliedern des Gruppenchats liegt eine Einverständniserklärung vor. Die im Chat versendeten Medien- und Audiodateien liegen uns zudem aus Datenschutzgründen nicht vor. Durch die vom System automatisch generierte Nachricht <Medien ausgelassen> wird aber im Protokoll ersichtlich, an welcher Stelle von welcher Nutzerin Medien verschickt worden sind; sie wurden deshalb bei der Zählung der Nachrichten mitberücksichtigt
Das Diagramm (Abb. 2) macht deutlich, dass es große Unterschiede zwischen den Schreiberinnen hinsichtlich des Ausmaßes ihrer aktiven Beteiligung im Chat gibt: Während Gordana mit 2807 Nachrichten knapp vor Dilara die Liste anführt und den Chat auch thematisch und inhaltlich immer wieder dominiert, beteiligen sich andere Nutzerinnen wie Erica oder Nehir mit 51 resp. 10 Nachrichten nur marginal am Chat (das mag bei letzterer auch damit zusammenhängen, dass sie dem Chat erst im September hinzugefügt wurde; Erica hingegen ist von Anfang an dabei). Sprachlich sind die Nachrichten, wie in der Schweiz inzwischen üblich (vgl. Felder 2023; Siebenhaar 2020), mehrheitlich in Schweizerdeutsch verfasst, wobei es einige bemerkenswerte Code-Switching-Sequenzen ins Standarddeutsche gibt (siehe ausführlicher zu diesem spezifischen Aspekt Busch/Frick zur Publikationangenommen).Footnote 30
Diese mithilfe von MAXQDA codierten Daten werden im Folgenden anhand eines qualitativen Ansatzes empirisch untersucht, wobei die Analysen keinen allgemeingültigen Anspruch erheben, sondern mögliche Nutzungspraktiken in WhatsApp-Gruppenchats herausarbeiten und damit zum oben aufgezeigten Forschungsbedarf beitragen sollen (vgl. auch König/Hector 2019, S. 66).
4 Analyse: Kollektive Identitäten im WhatsApp-Gruppenchat
Das ausführliche Chatprotokoll mit seinen fast 10.000 Nachrichten bietet zahlreiche untersuchenswerte Momente gruppenidentitätsstiftenden Potenzials, aber auch solche, die die Fragilität der digitalen sozialen Beziehungsgestaltung offenkundig werden lassen. Im vorliegenden Beitrag werde ich mich im Rahmen meiner Analyse auf drei Aspekte konzentrieren: Zunächst werde ich auf den Anfang des Chats und den Aufbau der Gruppenidentität eingehen (siehe Abschnitt 4.1). Danach analysiere ich in Anlehnung an König (2019b) Formen des gemeinsamen ›Lachens‹ und gehe der Frage nach, welches Potenzial diese im Hinblick auf die Identität als Gruppe haben (siehe Abschnitt 4.2). Der dritte Teil der Analyse widmet sich der Story von Dilara und John und zeigt auf, welche Funktionen Co-Erzähler:innenschaft und kollektive Positionierungen aufweisen können (siehe Abschnitt 4.3).
4.1 Aufbau der Gruppenidentität: Chatbeginn
Das untersuchte Chatprotokoll eignet sich auch deshalb besonders gut für die Untersuchung von Gruppendynamiken, weil es die Anfänge des Gruppenchats dokumentiert, in dem die Teilnehmer:innen sich erst einmal zurechtfinden und gemeinsame kommunikative Routinen und Normen aushandeln und etablieren müssen. Die Teamkolleg:innen kennen sich bislang nur aus dem Offline-Kontext des Basketballtrainings und in unterschiedlichen Konstellationen von der Schule; einen gemeinsamen digitalen Kommunikationsraum (im Sinne eines Gruppenchats) gab es bislang nicht. Das zeigt sich im Protokoll auch daran, dass sich zunächst viele Begrüßungspraktiken finden lassen und anschließend vorwiegend basketballorganisatorische Fragen geklärt und Alltagsroutinen abgefragt werden. Dass diese spezifische Form der Kommunikation für die Beteiligten noch neu, das geteilte kontextuelle Wissen gering und die digital-sozialen Bindungen noch lose sind, zeigt sich auch an einem frühen Posting von Dilara (Abb. 3).
Davon ausgehend, dass sie über diesen Wissensbestand (noch) nicht verfügen, weist Dilara ihre Teamkameradinnen darauf hin, dass heute ihr Geburtstag ist (Abb. 3, Z. 01), woraufhin diese ihr (z. T. umgehend) gratulieren. Gordana als erste Gratulantin verwendet am Ende ihres Glückwunsches ein rotes Herz-Emoji (Abb. 3, Z. 02),Footnote 31 das im Folgenden auch von den anderen Schreiberinnen (insbesondere Dilara) aufgegriffen und verwendet wird. Der Auszug (Abb. 3) macht somit deutlich, dass die Gruppenmitglieder sich Akkomodationstrategien bedienen, sich also in Bezug auf die Wahl der sprachlichen Mittel einander angleichen (vgl. Felder 2023, S. 51),Footnote 32 um dadurch Gordanas Wahl zu bekräftigen und Übereinstimmung zu signalisieren (z. B. auch hinsichtlich der Großbuchstaben oder durch die Verwendung eines »second pair parts« [König 2019a, S. 612] bitte [Abb. 3, Z. 13, 14, 19], der konditionell gar nicht zwangsläufig relevant ist). Besonders anschaulich zeigt sich dieses Akkomodationsbestreben auch in Beispiel 3 (Abb. 4), das sich zwei Wochen nach der Chatgründung abspielt.
Der Emoji-Sequenz in Beispiel 3 (Abb. 4) geht die organisatorische Klärung eines anstehenden Spiels voraus, Gordana informiert Beatriz über die Uhrzeit, zu der sie eintreffen soll, woraufhin Beatriz sich bedankt, Gordana diesen Dank wiederum mit Bitte quittiert und schließlich die ersten drei Emojis im abgebildeten Auszug schickt (Abb. 4, Z. 05). Ceydo erwidert noch in der gleichen Minute ebenfalls drei (allerdings nicht identische) Emojis (Abb. 4, Z. 06), worauf Gordana wiederum mit drei Emojis reagiert (Abb. 4, Z. 07); es entspinnt sich hier also eine für Gruppenkonstellationen typische Emoji-Dumping-Sequenz (vgl. Busch/Frick zur Publikationangenommen)Footnote 33 mit großer struktureller Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Beiträgen (außer in Zeile 05 und 09 sind es immer 3 identische Emojis), die erst endet, als Gordana entscheidet, dass es jetzt reiche (Abb. 4, Z. 17). Es folgt ein weiteres Emoji von Ceydo (das möglicherweise zeitgleich oder zumindest sehr zeitnah zu Gordanas Beitrag verschickt wurde; Abb. 4, Z. 18), bevor sie schließlich der Aufforderung folgt (Abb. 4, Z. 19). Nicht nur zeigt sich an dem Auszug die Sogwirkung solcher digitalschriftlichen Gruppenpraktiken, sondern auch, dass es innerhalb der sozialen Konstellation klare, relativ stabile Hierarchien zu geben scheintFootnote 34 – Gordana entscheidet, wann es reicht (Abb. 4, Z. 17) –, die sich auch in der Beteiligungsstruktur im Sinne eines aktiven kommunikativen Engagements im Chat widerspiegeln (siehe Abb. 2).
Nach diesem zu Beginn des Chatprotokolls noch zögerlichen (inhaltlichen und sprachlichen) Herantasten und Ausprobieren formieren sich im Laufe der Zeit gruppenspezifische Muster heraus. Diese betreffen zum einen wiederkehrende thematische Komponenten, darunter insbesondere die Organisation des Trainings und der Spiele, die häufig mit Rückversicherungen der Mannschaftsidentität verbunden sind (z. B. MIR SCHAFFE DAS MAN MIR SIND GUED; Weil mir rasiere die weil mir sind DAS BESCHTE TEAM, MIR SIND STARK; MIR WÄRDE NID VERLIERE).Footnote 35 Das führt mitunter dazu, dass der Betreff des Gruppenchats an einer Stelle vom ursprünglichen Basketgang zu BESTES TEAM VO SCHWIIZ geändert wird.Footnote 36 Im Zuge dieser Selbstversicherungsstrategien, die der Stärkung der sozialen Gruppenkonstellation dienen, entwickeln die Chatterinnen zum anderen auf der sprachlichen Ebene gemeinsame Schlachtrufe, allen voran das in verschiedenen Schreibvarianten verwendete SLAY,Footnote 37 und bedienen sich wiederkehrender Anredeformen wie Bro, Alte, Girl usw.Footnote 38 Auffällig ist indes die häufige Verwendung durchgehender Großschreibung im Chatprotokoll, die sich zu einem gruppenspezifischen Merkmal entwickelt hat. Solche wiederkehrenden sprachlichen und narrativen Wahlen können, wie oben ausgeführt, als Positionierungshinweise fungieren, deren Iteration mit erkennbaren sozialen Positionen verknüpft wird (Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 247).
4.2 Gemeinsam ›lachen‹: Ritual Appreciation
Im Folgenden steht eine Form der sprachlich musterhaften Iteration im Fokus, die im Chatprotokoll besonders hervorsticht, nicht nur durch ihre Häufigkeit,Footnote 39 sondern auch durch die gruppenspezifische Umsetzung: das gemeinsame ›Lachen‹,Footnote 40 das sich sowohl als Instrument zum Themenmanagement (vgl. König 2019b, S. 157; Petitjean/Morel 2017) wie auch zur Steuerung der bzw. zum Umgang mit interaktionalen Dynamiken in WhatsApp-Gruppenkonstellationen besonders gut eignet (vgl. König 2019b, S. 158).
»›Laugh‹ particles can be a means by which WhatsApp users treat or contextualize an utterance as non-serious, humorous or potentially face-threatening or intrusive. This stance-taking is always embedded in a particular interactional context and the means with which speakers take stances are fitted to this particular context.« (König 2019b, S. 160)
›Lachen‹ ist somit einerseits stets ein Stance-Taking-Mittel, das sich keineswegs nur auf mit Humor assoziierte Kontexte beziehen muss, andererseits aber indiziert die kontextuelle und sprachliche Ausformung dieses ›Lachens‹ auch ein spezifisches Gruppenverständnis. Oder anders ausgedrückt: Wie und worüber ›gelacht‹ wird ist auch Ausdruck der sozialen Konstellation, in oder mit der – oder über die (oder einen Teil davon) – ›gelacht‹ wird.
Beispiel 4 (Abb. 5) zeigt einen Auszug aus dem Chatprotokoll, in dem Dilara ankündigt, etwas fertig gestellt zu haben, das ihre Teamkolleginnen sich anschauen sollen (Abb. 5, Z. 01–04). Sie schickt daraufhin ein Foto, von dem aus dem vorhergehenden Kontext anzunehmen ist, dass es sich um ein bearbeitetes Gruppenbild handelt (Abb. 5, Z. 05).Footnote 41 Ceydo reagiert auf das Foto in der nächsten Minute mit einer ›Lachpartikel‹, die für den untersuchten Gruppenchat als musterhaft beschrieben werden kann (Abb. 5, Z. 06): Sie ist vollständig in Großbuchstaben verfasst und enthält neben dem teiliterierten haha-Kern weitere Buchstaben, die wie zufällig aneinandergereiht scheinen und damit eine »affektive Produktion« (Androutsopoulos 2022, S. 35) des ›Lachpartikels‹ indizieren sollen (etwa im Sinne von: vor lauter ›Lachen‹ die Tasten nicht mehr richtig treffen);Footnote 42 Kombinationen dieser Art, die im Grunde als allographische Varianten von ›Lachpartikeln‹ gefasst werden können, sind für den Gruppenchat typisch, wie auch die weiteren Antworten im abgebildeten Auszug belegen. Dass das ›Lachen‹ hier eine humoristische Indikation aufweist, zeigt sich indes auch an Dilaras Kontextualisierung als Spass (Abb. 5, Z. 08), was sie anschließend selbst mit der Verwendung einer ›Lachpartikel‹ (Abb. 5, Z. 09) unterstreicht. Diese Rahmung wird wiederum knapp eine Stunde später von Gordana bestätigt, die Dilaras Beitrag durch die von einer ›Lachpartikel‹ gefolgten Aussage, dass sie sterbe (vermutlich vor ›Lachen‹; Abb. 5, Z. 12), würdigt und ihr dafür schließlich sogar eine Liebeserklärung macht, die wiederum von einer ›Lachpartikel‹ begleitet ist (Abb. 5, Z. 15). Weitere anerkennende ›Lachpartikeln‹ von anderen Gruppenchatmitgliedern folgen im Verlauf (Abb. 5, Z. 17, 18).
Die ›Lachpartikeln‹ im Chatprotokoll zeigen – das dürfte auch an diesen Ausschnitt deutlich werden – somit Züge einer »ritual appreciation«, wie Georgakopoulou (2016) sie mit Bezug auf Selfies beschreibt: »Ritual appreciation involves positive assessments of the post and/or poster, expressed in highly conventionalized language coupled with emojis« (Georgakopoulou 2016, S. 301). Diese Appreciation bezieht sich im untersuchten Protokoll zwar nicht auf Komplimente (was zwar durchaus auch vorkommt), sondern auf die expressive Inszenierung von ›Lachen‹ und der damit einhergehenden Darstellung der Person als besonders humorvoll – eine Eigenschaft, die in dieser Gruppe sehr hohes soziales Kapital aufzuweisen scheint. Emojis, wie von Georgakopoulou (2016, S. 301) als wesentlicher Bestandteil dieser rituellen Appreciation-Praktiken beschrieben, sind im untersuchten Chat eher selten Teil davon, die oben beschriebenen wiederkehrenden Merkmale der ›Lachpartikeln‹ – Großschreibung verschiedener allographischer Varianten (wobei gerade die Variation entscheidend zu sein scheint) – zeugen aber dennoch von einer Musterhaftigkeit des Displays von Alignment als konstitutive Funktion der Ritual Appreciation:
»Alignment is thus an interactionally constructed position that signals that the activity underway and the speaker’s previous contribution have been understood. Alignment is very often signaled with supportive embodied and paralinguistic contributions. In addition, a typical feature of alignment, as documented within conversation analysis, consists in creating contributions that are lexically, syntactically, grammatically and sequentially similar to previous contributions«. (Georgakopoulou 2016, S. 309)
Diese Ähnlichkeit – die, wie beschrieben, gerade auch in der Abweichung besteht – ist im abgebildeten Auszug (Abb. 5) (sowie auch in den anderen und vielen weiteren Beispielen) ersichtlich. Deren Funktion besteht unter anderen darin, ein Kollektivitätsgefühl unter den Reagierenden zu schaffen: »numerous highly similar positive appreciations of an initial post, serve as the visual counterpart of lots of people clapping and cheering at the same time. This collective response is arguably less about shared values and more about many people acting together as spectators and as ›fans‹ responding appropriately to an act of performance.« (Georgakopoulou 2016, S. 310) – in diesem Fall einer Performance als humorvolle Person als besonders erstrebenswertes Identitätsmerkmal, die von den Mit-Chatterinnen entsprechend übereinstimmend positiv gewürdigt wird.
4.3 Gruppenidentität erzählen: Die Story von Dilara und John
Daran anknüpfend möchte ich nun unter Rückgriff auf die theoretischen Überlegungen in Abschnitt 2 der Frage nachgehen, welche Rolle Small Stories im Zuge kollektiver Identitätsbildungs- und festigungsprozesse einnehmen können. Dazu folgt zunächst ein etwas längerer Auszug aus dem Chat, in dem Dilara ihren Teamkolleginnen davon erzählt, dass ihr Crush sie auf Instagram kontaktiert hat (Abb. 6).
Zur Einbettung der Story (Abb. 6) ist zunächst festzuhalten, dass ihr eine Sequenz vorausgeht, die einen anderen thematischen Schwerpunkt aufweist – Dilara hat das Profilbild der Gruppe geändert, worauf ihre Kolleginnen mit Ritual Appreciation in Form von Lachpartikeln reagieren (nicht abgedruckt). Auch Dilara selbst reagiert mit Lachpartikeln und beginnt unmittelbar darauf (gemäß Zeitstempel in der nächsten Minute), ihre Story einzuleiten (Abb. 6, Z. 01). Die Story ist damit zwar als eine erste Handlung eingebettet, die durch den vorhergehenden Kontext nicht relevant gesetzt wurde, wie König (2019c, S. 51) es als typisch für Storys in Gruppenchats konstatiert hat, dennoch gestaltet sich der Übergang hier als einerseits fließend – nicht nur, weil es keinen Schreiber:innenwechsel gibt, sondern z. B. auch, weil Dilara bei der durchgängigen Großschreibung bleibt, als sie ihre Story mithilfe des unbestimmt adressierenden »story preface« (Meiler 2021, S. 7) LEUTE ankündigt (Abb. 6, Z. 01). Gleichzeitig dient diese Adressierung hier andererseits dazu, die Aufmerksamkeit ihrer Teamkolleginnen, von denen sie aus der unmittelbar vorausgehenden kommunikativen Sequenz weiß, dass sie präsent sind, neu zu aktivieren. Beatriz reagiert darauf noch in der gleichen Minute mit einem zustimmenden – im Sinne von: die Aufmerksamkeit versichernden – Yessss (Abb. 6, Z. 02). Dieses affirmative Signal von Beatriz nimmt Dilara schließlich zum Anlass, im nächsten Post (Abb. 5, Z. 03)Footnote 43 ein erstes Story-Fragment zu präsentieren, dessen narratives Potential von Beatriz in ihren folgenden beiden Posts (Abb. 6, Z. 04: omg und Z. 05: was) sofort aufgegriffen und ratifiziert wird – damit attestiert Beatriz dem Story-Fragment durch ihre anerkennende Reaktion Tellability.
Dass diese im vorliegenden Fall besonders hoch ist, wird an verschiedenen Stellen kollektiv etabliert: Erstens durch die zahlreichen Reaktionen innerhalb eines sehr kleinen Zeitfensters (um 18.29 Uhr, also eine Minute nach dem ersten Story-Fragment, schaltet sich mit Gordana eine weitere Rezipientin und baldige Co-Erzählerin ein, die die Tellability ebenfalls bekräftigt; Abb. 6, Z. 13); zweitens durch die Forderung von Beatriz (Abb. 6, Z. 45), dass Dilara sie jeden Tag über den weiteren Fortgang der Story updaten müsse und Dilara selbst auch betont (Abb. 6, Z. 81), dass sie ihnen morgen, wenn die Teamkolleginnen sich offline zum Training treffen (damit eine gemeinsame zukünftige Offline-Aktivität projizierend), noch so viel zu erzählen hätte; damit wird die Story gleichzeitig auch als über den Online-Kontext hinausgehend positioniert. Drittens im Umstand, dass Dilara mehrfach erfolglos versucht (oder zumindest den Versuch geltend macht), sich zum Abendessen aus dem Chat zu verabschieden (Abb. 6, Z. 15, 66, 84), das aber auch nachdem ihr Beatriz um 18.37 Uhr das okay (Abb. 6, Z. 88) dazu erteilt, noch immer nicht tut: Sie bleibt stattdessen bis 18.45 Uhr in der Kommunikation präsent (nicht abgedruckt) und liefert quasi häppchenweise neue Story-Fragmente, wohl auch, um ihre Position als (Haupt‑)Erzählerin nicht zu gefährden: Zunächst Johns Größe (Abb. 6, Z. 18), die von Dilara als Merkmal relevant gesetzt wird (Abb. 6, Z. 21), und sein Alter, später den Anfangsbuchstaben des betreffenden Crushs (Abb. 6, Z. 27) und schließlich seinen ganzen Namen (Abb. 6, Z. 35). Später lässt sie ihre Teamkolleg:innen wissen, dass sie ihn sehr cute finde (Abb. 6, Z. 60), welche Eigenschaften sie an ihm besonders mag (Abb. 6, Z. 64) und dass er in die gleiche Schule gehe (Abb. 6, Z. 72).
Die Nicht-Linearität ihres Storytellings, die auch der Aufmerksamkeitssteuerung der Mit-Chatterinnen und Co-Erzählerinnen dienen dürfte, manifestiert sich indes auch im Foto-Problem und dessen kollektiver Lösung: Zunächst behauptet Dilara, kein richtiges Bild von John zu haben (Abb. 6, Z. 39), dann schickt sie dennoch eine BilddateiFootnote 44 (Abb. 6, Z. 46) und kündigt später an, dass sie nach dem Essen sein Instagram-Profil teilen würde (Abb. 6, Z. 66, 87), nachdem die Mit-Chatterinnen sich danach erkundigt haben (Abb. 6, Z. 48). Schließlich schickt sie doch nochmal zwei Fotos (in Abb. 6 nicht abgedruckt), räumt aber gleichzeitig ein, dass man ihn nicht gut sehe, sie aber bald ein Bild mit ihm zusammen machen wolle (womit die Story gleichzeitig in eine Offline-Zukunft projiziert wird). Beatriz, die bereits angekündigt hatte, das Foto bearbeiten zu wollen (Boah wenn wir denn e Bild vo dem hand wir werd da Bild bearbeite HAHAHAHAHA; boah wenn wir ein Bild von dem haben wir werden das Bild bearbeiten; nicht abgedruckt), kreiert daraus mutmaßlich eine Art Collage mit Dilara und John, auf die Dilara noch mit ›Lachpartikeln‹ und ›Lachakronymen‹ reagiert, bevor sie den Chatraum schließlich um 18.45 Uhr tatsächlich kurz zu verlassen scheint. Während sich in der Zwischenzweit eine andere thematische Sequenz entwickelt, kehrt Dilara um 19.03 Uhr zurück, wobei sie ihre neuerliche Präsenz wiederum mit der als Story Preface dienenden Adressierung LEUTE ankündigt und durch diese Parallelisierung (zu Abb. 6, Z. 01) somit auch ihre Rolle als Erzählerin zurückfordert und ihr Thema reinstalliert.Footnote 45 Als solche bittet sie schließlich um einen Wechsel der Kommunikationsform, indem sie ihre Teamkolleginnen fragt, ob jemand telefonieren könne. Es ist anhand der weiteren Textbelege nach dem Telefonat zu vermuten, dass die Story mündlich weitergeführt wird.
Anders als bei König (2019c, S. 46), die aufzeigt, dass reaktive Textnachrichten auf per Sprachnachricht übermittelte Small Stories in der Regel weder aufeinander Bezug nehmen noch die (meistens klar begrenzte) Erzählung weiterführen,Footnote 46 wird Dilaras Story hier von ihren Teamkolleginnen im Sinne der von Georgakopoulou (2015, S. 260) beschriebenen »co-construction of a story[…] between teller and audiences« weitergesponnen und in einem weiteren Schritt durch »Mode-Switching« (König/Hector 2017, S. 23; Busch/Sindoni 2022) zunächst auf der visuellen Ebene fiktional ausgeschmückt (durch die Collage) und anschließend durch den Wechsel in die Mündlichkeit in einem weiteren Mode in ihrer Erzählwürdigkeit bestätigt.Footnote 47
Die Story wird im Übrigen thematisch auch zurückgebunden an das, was die Chatgruppe ursprünglich in dieser Konstellation überhaupt zusammengeführt hat, indem Gordana danach fragt, ob John Basketball spiele (Abb. 6, Z. 54). Die Relevanz dieser Frage für die Identität der Gruppe wird durch das im nächsten Posting eigens nachgeschickte Fragezeichen hervorgehoben (Abb. 6, Z. 55), das in einem Chat, in dem Interpunktionszeichen insgesamt selten auftreten, eine besondere pragmatische Qualität annimmt (vgl. Busch 2021b). Als Beatriz daraufhin ihre Vorliebe für Fußballer kundtut (Abb. 6, Z. 58), die sie aber unmittelbar danach auch als Fuckboys bezeichnet (Abb. 6, Z. 59), erinnert Gordana sie – sich erneut als Gruppenautorität positionierend – daran, wie zentral eine kongruente Positionierung gegenüber Basketball als verbindendem Element der Gruppe ist (Abb. 6, Z. 61).Footnote 48
Das gemeinsame Storytelling ist hier zwar also gruppenidentitätskonstitutiv ausgerichtet, allerdings zeigt sich in dem Ausschnitt auch, dass das unterschiedlich ausgeprägte Engagement der Gruppenmitglieder, als Co-Erzählerinnen tätig zu werden – oder auch nur als Rezipientinnen die Tellability der Story zu würdigen – durchaus wahrgenommen und auch kritisch thematisiert wird. Das zeigt sich, als Gordana die besonders aktive Beteiligung von Beatriz, sich selbst und natürlich Dilara als Haupterzählerin hervorhebt (Beatriz
![figure a](http://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/art%3A10.1007%2Fs41244-024-00344-3/MediaObjects/41244_2024_344_Figa_HTML.png)
Dilara
![figure b](http://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/art%3A10.1007%2Fs41244-024-00344-3/MediaObjects/41244_2024_344_Figb_HTML.png)
Ich, Abb. 6, Z. 65). Damit wird eine Art Story-Kerngruppe definiert und letztliche eine Form der Subgruppen(identitäts)bildung betrieben;Footnote 49 gleichzeitig zeigt das auch die Fragilität digitaler Gruppenkonstellationen auf, indem beispielsweise die Nachfrage von Anouk (Abb. 6, Z. 52), die über einen anderen Wissensstand als ihre Mit-Chatterinnen zu verfügen bzw. nicht auf dem gleichen Stand hinsichtlich des Interaktionsgeschehens zu sein scheint (vgl. Fußnote 12), mit einer Nicht-Reaktion abgestraft wird – niemand beantwortet im Folgenden ihre Frage, sodass Anouk sich als aktive Interaktionsbeteiligte zurückzieht. Dass die Teamkolleginnen – und insbesondere die herausgestellte Kerngruppe – ihrer Story nicht nur so viel Tellability zuerkannt haben, sondern sie als Co-Erzählerinnen mit ihr zusammen weiterentwickelt haben, würdigt Dilara zu einem späteren Zeitpunkt am selben Abend, als die Story noch immer im Mittelpunkt der Gruppenchatkommunikation steht (Abb. 7).
Die Bereitschaft ihrer Teamkolleginnen, die von ihr begonnene Story gemeinsam auf potentielle Ereignisse in der Zukunft hin – auch außerhalb des Chatkontextes – als erzählerische Mission weiterzuführen und somit weiterhin als Co-Erzählerinnen zu fungieren quittiert Dilara mit einer von ›Lachpartikel‹ antezedierten Liebeserklärung (Abb. 7, Z. 01), die von Gordana durch die Parallelisierung der zwei roten Herz-Emojis erwidert wird (Abb. 7, Z. 02) und die gleichsam einen gewissen Verpflichtungscharakter seitens der Haupterzählerin beinhaltet.
Diesen fordert Dilara nur zwei Tage später ein, als sie die Story mit John weitererzählt. Der wiederum etwas längere Auszug (Abb. 8) kontrastiert die vorangehenden, mehrheitlich positiven Evaluierungen der Story mit dem gruppenidentitätsstiftenden Potenzial kollektiver (und stark affektiver) Negativ-Evaluierungen von Storysubjekten in Solidarisierung mit der Erzählerin.
Die Fortsetzung der Story stellt dieses Mal eindeutig eine erste Handlung dar (siehe Abb. 8), denn die letzte Nachricht im Chat liegt einen Tag zurück. Wiederum leitet Dilara ihre Story mit Leute ein (Abb. 8, Z. 01), jedoch dieses Mal ohne Großbuchstaben und mit drei finalen Auslassungspunkten, die als Dispräferenzmarker (vgl. Busch 2021a, S. 388 f.; Vandergriff 2013, S. 3; Androutsopoulos 2020, S. 149) eine Storyline projizieren, die – gerade im Kontrast zur Einleitung der Storyline in Abb. 6 (Z. 01) – nicht der von Dilara erhofften entspricht. Auch hier wartet Dilara erst auf ein Leser:innen-Signal, bevor sie schließlich ihre in der Tat dispräferierte Fortsetzung der Story präsentiert. Ceydo verweigert aber zunächst, anders als Beatriz (Abb. 6, Z. 02), die Legitimierung des Fragments als tellable; stattdessen gibt sie an, nicht zu wissen, von wem die Rede sei (Abb. 8, Z. 05) und quasi gleichzeitig zeigt sie durch das Ok (Abb. 8, Z. 06) an, dass sie Dilaras Information, dass es mit dem ihr Unbekannten fertig sei (Abb. 8, Z. 04), zur Kenntnis nimmt. Durch diese dispräferierte Reaktion (vgl. Birkner et al. 2020, S. 250 f.) zeigt sie an, dass sie nicht auf dem gleichen Stand des Interaktionsgeschehens ist, obwohl sie zum Zeitpunkt des ersten Story-Teils bereits in der Gruppe war; Dilara muss deshalb nochmal ausholen und erklären, wer John ist (Abb. 8, Z. 07). Daran zeigt sich, dass nicht immer von einem kontextuell geteilten Wissen aller Gruppenchat-Teilnehmer:innen ausgegangen werden kann (vgl. Beißwenger 2020, S. 301). Das wiederum deutet auf die Fragilität der kollektiven Identität in solchen Gruppen hin, die beständig neu hergestellt, bestätigt und legitimiert werden muss.Footnote 50
Nach dieser ersten Störung der Hauptstoryline (Dilara kann nicht einfach weitererzählen, sondern muss erst nochmal ausholen und erklären) gelingt das im weiteren Verlauf zunächst besser: Die Mit-Chatterinnen bezeugen ihr Unverständnis und ihre Empörung darüber, dass John nichts von Dilara will; der Kreis der sich Äußernden ist dieses Mal auch deutlich größer. Zu einem weiteren Unterbruch im Storyfluss kommt es allerdings, als Anouk plötzlich das Thema zu wechseln versucht (hier im Sinne eines markierten Themenwechsels, vgl. Birkner et al. 2020, S. 427) und eine ihrer Teamkolleginnen fragt, ob sie mit einer namentlich genannten Person in die Klasse gehe (Abb. 8, Z. 18).Footnote 51 Auch dieses Mal erhält Anouk keine Antwort auf ihre Frage, sondern wird stattdessen von Dilara dazu aufgefordert, sich den Chat anzuschauen (Abb. 8, Z. 19); damit verwehrt sich Dilara Anouks Themenwechsel, erinnert sie an das bereits laufende Interaktionsgeschehen und positioniert damit ihre eigene Story als erzählwürdiger, die sie anschließend in Form von Screenshots (die vermutlich den kommunikativen Austausch zwischen ihr und John abbilden; Abb. 8, Z. 27, 35) weitererzählt; das Mode-Switching dient damit auch der Aufmerksamkeitssteuerung, die nicht reibungslos zu funktionieren scheint. Ihre Mit-Chatterinnen – auch die ansonsten wenig(er) aktiven – nehmen im Folgenden übereinstimmend (und mit ähnlichen sprachlichen Mitteln) einen kollektiven narrativen Stance ein, der sich durch die Abwertung von John (als Hurensohn, Bastard, Hund, Arsch; Abb. 8, Z. 42, 49, 50, 58) und gleichzeitigen Aufwertung von Dilara (er weiß nicht, wie viel du wert bist/was er verloren hat; Abb. 8, Z. 52, 53) definiert.Footnote 52 Darin zeigt sich letztlich eine zentrale Funktion von Storytelling in der Halböffentlichkeit von WhatsApp-Gruppenchats:
»Users do more than just inform other group members about what happened in their lives; they share their perspective and their interpretation of their everyday experiences with a particular preset group of people, thus treating them as friends and re-establishing the sociality of a friendship. This ›sharing‹ framework explains why recipients post similar responses even if they are repetitive in form and content. In this controlled public, they reaffirm that they all hold the same views.« (König 2019c, S. 46)
Auch wenn sich zu Beginn der Story einige Störungen ergeben, zeigen sich die Teamkolleginnen letztlich einig in ihrer Positionierung gegenüber der Geschichte, die in diesem Fall auch deutliche moralische Bewertungen nach sich zieht: John ist böse und Dilara – als Teil der Gruppe – gut.
Von diesen solidarisierenden Positionierungen ihrer Teamkolleginnen angespornt vollzieht Dilara schließlich einen Akt des »rescripting«Footnote 53 (Georgakopoulou 2017b, S. 275): Weil ihr das Ende der Story nicht gefällt, schreibt sie es um und macht damit fiktional John zu demjenigen, der einen Crush auf sie hat und den sie dann abweisen kann (Abb. 8, Z. 62).Footnote 54 Dass sie allerdings von ihrem eigenen Rescripting nicht wirklich überzeugt ist, zeigt sich in den Zeilen 67 und 68 (Abb. 8), in denen sie ihrer vergeblichen Hoffnung Ausdruck verleiht und sich selbst als traurig über die Entwicklung der Story positioniert (im Sinne eines expliziten »affective positioning«, Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 248). Darauf wiederum reagiert Gordana mit zwei roten Herzen (Abb. 8, Z. 69), die die von Dilara eingeleitete Verlagerung der Story von John als abzuwertendem Storysubjekt hin zu Dilara als zu tröstendem Storysubjekt ratifizieren – ein Themenwechsel im Sinne eines verbindenden »topic shift« (Sacks 1987, S. 61), der im Grunde schon vorher (Abb. 8, Z. 50) eingeleitet und kollektiv angenommen wird – und zugleich diesen Trost auf der grafischen Ebene anzeigen.
5 Zusammenfassung und Fazit
Der vorliegende Beitrag hat einen bisher wenig untersuchten Bereich digitalen Storytellings in den Blick genommen. Dabei hat die Analyse eines WhatsApp-Gruppenchats zwischen elf adoleszenten Vereinskameradinnen gezeigt, dass Identitätsarbeit und kollektive Beziehungsgestaltung in Gruppenchats eine heikle Aufgabe darstellen, die komplexe Lösungsstrategien erforderlich macht, an die sich die Teamkolleginnen zu Beginn ihres Austausches zunächst einmal vorsichtig herantasten mussten. Als hilfreich stellten sich dafür Akkomodationsstrategien im Sinne einer gegenseitigen sprachlichen Angleichung heraus, wobei sich bereits zu Beginn sowie auch im weiteren Verlauf des Protokolls einige Personen als relativ stabile sprachliche Vorbilder sowie auch als thematische Autoritäten herauskristallisierten, die als solche rollenorientierte direktive Praktiken vollzogen (siehe auch Fußnote 34). Für die Aneignung dieser Rolle wiederum scheint das Ausmaß an kommunikativem Engagement im Chat ein wichtiger Indikator zu sein. Der Fokus lag im Weiteren zum einen auf dem gemeinsamen ›Lachen‹ als einer Form der Ritual Appreciation, mit der die Chatterinnen sich ihre übereinstimmenden Stances anzeigen und zugleich die Auslöserin des reziproken ›Lachens‹ als besonders humorvolle Person positionieren. Zum anderen wurde die Story von Dilara und John als Beispiel für die gruppenidentitätsstiftende Potenzial von Storytelling im Kontext von WhatsApp-Gruppenchats in den Blick genommen. Dabei hat sich die Relevanz (und gegenseitige Bekräftigung) eines hohen Tellability-Wertes gezeigt und die Aufmerksamkeitssteuerung durch ein häppchenweises Portionieren der Story-Fragmente als erfolgreiche Storytelling-Strategie etabliert. Die Bereitschaft, sich als Co-Erzählerin am (fiktionalen) Weiterspinnen zu beteiligen, ist dabei für das Gruppenverständnis essenziell, ebenso wie das gemeinsame Abwerten eines als ›böse‹ positionierten Storysubjekts als präferierte kollektive Reaktion. Inwiefern dieses gemeinsame Herstellen von Gruppenidentität durch Storytelling dabei auch rollengebunden ist und wie die Erzähler:innenrechte ausgehandelt werden, müsste in einem nächsten Schritt genauer untersucht werden. Deutlich geworden ist, dass sich die narrativen Dynamiken in Gruppenchats aufgrund der dynamischen Beteiligungsstruktur in vielerlei Hinsicht von dyadischen Chats unterscheiden, sodass – wie der vorliegende Beitrag hoffentlich zeigen konnte – eine vertiefte Auseinandersetzung mit Storytelling in WhatsApp-Gruppenchats auch in Zukunft ein lohnendes Untersuchungsfeld darstellt, beispielsweise auch mit Blick auf die in diesem Beitrag nur gestreifte Frage nach der Art und Weise, wie Themen kollektiv etabliert, schrittweise weiterentwickelt oder auch erfolgreich gewechselt werden.
Notes
Analog zu den Sprachnachrichten lassen sich auch zu WhatsApp-Gruppen ironisch-kritische Kommentare in sozialen Medien finden (vgl. Tschannen i. Vorb., S. 2), die sich z. B. auf fehlende oder zu ausführliche Reaktionen, organisatorische Schwierigkeiten, die als zu hoch empfundene Anzahl beteiligter Personen, das Konfliktpotenzial u. Ä. beziehen (vgl. z. B. Dushime 2021 oder VienneseCrispyFish 2018).
So auch in den hier untersuchten Daten, in denen zu einem Zeitpunkt eine Nutzerin den Chat verlässt und sofort von den Zurückbleibenden die Frage aufgeworfen wird, warum die Nutzerin den Chat verlassen hat (Wieso het Nehir gruppe verlasse). Es stellt sich heraus, dass es sich um ein Versehen durch Verklicken gehandelt hat; das zeigt, dass in solchen Konstellationen ein Verlassen der Gruppe kaum ohne kommunikative Störgeräusche vor sich geht. Interessanterweise verlässt auch die Gruppengründerin an einer Stelle den Gruppenchat und kehrt erst zehn Tage später wieder in diesen zurück. Auch ihr Ausstieg wird allerdings kommentiert: Cansiu du kasch doch au eif de Chat stumm stelle ? (Cansiu du kannst doch auch einfach den Chat stumm stellen; ein Rat, der nach dem Verlassen der Gruppe ins Leere läuft), ebenso wie ihre Rückkehr: Voilà Cansiu.
Untersuchungen dazu stehen zwar aktuell noch aus (vgl. aber Buhrfeind i. Vorb.), ich gehe aber davon aus, dass die Möglichkeit, mit Emojis auf Einzelnachrichten zu reagieren, diesen sozialen Erwartungsdruck (vgl. Busch/Sindoni 2022, S. 246) tendenziell verstärkt hat (im Sinne von: zeige wenigstens, dass du die Nachricht zur Kenntnis genommen hast, indem du mit einem Emoji reagierst).
Derweil antwortet Nutzerin Dilara auf die Nachfrage von Ceydo, dass sie TOT sei (GIRL ICH BI TOT), weil sie am vorherigen Tag von einem Hund gejagt worden sei. Damit greift sie das von Ceydo aufgerufene thematische Feld des Sterbens/Todes als Metapher für die digitale Abwesenheit ironisierend auf. In der Wahl der Metapher bestätigt sich der in Fußnote 3 thematisierte soziale Druck, der unmittelbare Antworten zur unmarkierten Wahl macht (vgl. Busch/Sindoni 2022, S. 246) und deren Ausbleiben somit zu ernstlichen Störungen führen kann.
Für hilfreiche Hinweise zu einer früheren Version dieses Beitrags bedanke ich mich bei den Herausgeberinnen Pamela Steen und Carolin Schwegler.
Ich schließe mich der begrifflichen Differenzierung von (Giaxoglou/Georgakopoulou 2021, S. 242) an, die den Begriff ›Narrativ‹ verwenden, um auf theoretische Herangehensweisen zu referieren, während Stories und Storytelling sich austauschbar auf Aspekte der Praxis und der Performance von Geschichten beziehen.
An der aus seiner Sicht fehlenden Adressierung resp. Operationalisierung der minimalen Konditionen von Small Stories übt Meiler (2021, S. 4) Kritik. Das zentrale Problem sieht er darin, dass die Grenzen zwischen emischen und etischen Kategorisierungen dessen, was als Story bezeichnet werden könnte, unscharf werden.
Georgakopoulou (2015, S. 267) spricht in diesem Zusammenhang auch von der »deictic proximity« und meint damit, dass »tellability in the case of very recent or still unfolding events is premised on the ability to tell, to announce and immediately share experience«.
Oder vielleicht besser mit Busch (2023, S. 210): »Narrative-in-Interaktion«.
Erzählen kann damit auch eine »Praxis eines ›auf dem Laufenden halten‹« (Busch 2023, S. 213) darstellen, die Busch als ›präsentisches Erzählen‹ bezeichnet, das simultan zum Erzählten positioniert wird. Das wiederum »führt mitunter dazu, dass alle Interaktionsbeteiligten in die erzählte Welt eingreifen können, etwa indem Zuhörende Erzählenden Handlungsempfehlungen für ihr Verhalten mitteilen.« (Busch 2023, S. 220)
Dabei spielen lokale Aushandlungsprozesse (z. B. die Relevanz eines Themas betreffend) eine zentrale Rolle (vgl. Page 2012, S. 16).
Wie Busch (2023, S. 213) schreibt, ergibt sich »das Verständnis und die spezifische Bedeutung von Small Stories in privaten Messenger-Interaktionen häufig aus dem kontextuellen Wissen, das die Beteiligten teilen.« Bei Gruppenchats kann aber je nach sozialer Konstellation gerade auch kein Wissen darüber vorhanden sein, über welches kontextuelle Wissen die einzelnen Beteiligten verfügen. Darüber hinaus kann die ungleiche Wissensverteilung auch metakommunikativ aufgegriffen oder bewusst gegeneinander ausgespielt werden.
Ich schließe mich dabei Königs (2019c, S. 38) breiterem Verständnis von ›Moral‹ in Abgrenzung zu Ochs/Capps (2001) an: »In contrast to Ochs and Capps (2001: 45), my understanding of the term ›moral‹ is a rather broad one, which is not restricted to the contextualisation of ›what is good or valuable and how one ought to live in the world‹ but rather captures the evaluative of affective stances that tellers take in their stories.«
Siehe dazu auch Busch (2023, S. 211): »Stattdessen werden erzählerische Potentiale identifiziert, die Interaktionsbeteiligte einander signalisieren und die dann von den Beteiligten aufgegriffen, weiterentwickelt aber auch fallengelassen werden können.«
Für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit diesen Dimensionen im Kontext digitalen Storytellings vgl. auch Page (2012, S. 9 ff.).
Wobei eine solche Wahl natürlich immer auch medienideologisch begründet ist: »we point out that media choice is grounded in media ideologies, i.e., the shared attitudes and beliefs about mediational means within a community of practice.« (Busch/Sindoni 2022, S. 249). Vgl. ausführlich dazu Busch (2021a, S. 531–537).
Dabei wird – wie im Folgenden ersichtlich werden dürfte – von einem Verständnis von Identität(en) als diskursiv geformt ausgegangen (vgl. Page 2012, S. 17).
Siehe ausführlicher dazu auch Bamberg (2012, S. 103): »Mapping out this space and navigating it in terms of what is viewed as changing and remaining the same is what makes narratives one of the cornerstones for the construction of identities—irrespective of whether these are identities of institutions, groups and communities (real or imagined), or individuals (again, real or imagined).«
Letztlich geht es also darum, der »fluidity and emergence of identities in discourse« (Georgakopoulou 2007, S. 15) gerecht zu werden.
Vgl. dazu auch Bamberg/Georgakopoulou (2008, S. 379), die festhalten: »Narratives are also aspects of situated language use, employed by speakers/narrators to position a display of contextualized identities.«
Bamberg (2012, S. 103) betont die Relevanz dieses Zusammenhangs für die Identitätsbildung: »Functioning to position a sense of self in relation to culturally shared values and existing normative discourses, narrative discourse claims a special status in the business of identity construction.«
Dabei kann, wie König (2019c, S. 52) aufzeigt, der Umstand, dass Nutzer:innen ihre unmittelbaren Erfahrungen in der Halböffentlichkeit einer Gruppe teilen, Intimität anzeigen. Gerade das macht Storytelling in Gruppenchats zu einem »essential tool for building and sustaining the group’s sociality«.
Tschannen (i. Vorb., S. 14) weist zwar mit Bezug auf ihre Daten darauf hin, dass das in der Regel außerhalb von dialogischen Sequenzen geschieht, in einem Fall in den hier untersuchten Daten wird aber der Austritt und Wiedereintritt einer Person in die dialogische Sequenz eingebettet, indem er zum Thema gemacht wird. Allein die Tatsache, dass die Beteiligungsstruktur metakommunikativ thematisiert wird, zeugt davon, dass es sich hierbei um ein besonders relevantes Merkmal von Kommunikationspraktiken in Gruppenchats handelt.
Zur Anwendung des Interaktionsbegriff in der digital-schriftlichen Kommunikation vgl. Imo (2019) oder Dürscheid (2016). Beißwenger (2020, S. 304) präzisiert diese Perspektiven weiter und schreibt: »Die internetbasierte Kommunikation ist Textformen-basierte Interaktion und als solche eine Weiterentwicklung vorgängiger Organisationsformen sprachlichen Handelns – der Interaktion und des Textes – mit spezifisch eigenen Organisationsprinzipien und Leistungen.«
Inzwischen kann eine Gruppe bis zu 1.024 Mitglieder umfassen (vgl. Hilfebereich WhatsApp 2024), sodass Gruppenchats durchaus ein gewisser Öffentlichkeitscharakter (oder zumindest das Potenzial dazu) zugeschrieben werden kann (vgl. König 2019b, S. 158; vgl. König/Hector 2017, S. 35). König/Oloff (2019, S. 18) schreiben dazu weiter: »Messenger-Gruppenchats schaffen eine Gruppenöffentlichkeit, bei der auch die Antwort-Postings zugleich an alle Gruppenmitglieder überstellt werden können.«
Vgl. dazu auch Dürscheid/Frick (2014, S. 176), die das als zentralen Vorteil der Gruppenkommunikation via WhatsApp beschreiben: »der große Vorteil […] liegt aber darin, dass alle Personen einer bestimmten Interessensgruppe umstandslos erreicht werden können, dass die Konversation von jedem Ort aus (sofern es eine Internetverbindung gibt) diskret und ohne großen Aufwand geführt werden kann und dass die Nachrichten nicht nur für alle mitlesbar, sondern auch jederzeit nachlesbar sind, sollte man während des Chats einmal kurz abgelenkt sein.«
Dazu führt Beißwenger (2020, S. 301) Folgendes aus: »Durch die beständige Anforderung, Lese- und Schreibaktivitäten individuell zu koordinieren, kann nicht davon ausgegangen werden, dass es zu einem Zeitpunkt eine geteilte Auffassung der Beteiligten über den Stand des Interaktionsgeschehens gibt. Der Standardfall ist die Divergenz der individuellen Sichten auf den Stand der Interaktion. Der zeitliche Versatz mag zwar in vielen Fällen gering sein; die grundsätzliche Entkopplung von Produktion, Übermittlung und Rezeption führt aber dazu, dass die Sequenzorganisation nicht über ein kollaboratives Interaktionsmanagement zur Laufzeit erzeugt werden kann. Kohärente Anschließbarkeit muss vielmehr individuell hergestellt werden, in der Produktion und in der Rezeption.«
Darüber hinaus – und untrennbar damit verknüpft – dienen diese Ressourcen auch der individuellen Identität: »WhatsApp group chats are treated as sites where personal experiences (be they positive or selfdeprecating) can be shared with others. In this way, users present performances of themselves; they position themselves in these narrative accounts and thus construct personal identities.« (König 2019c, S. 45)
Das Chatprotokoll entstammt einem größeren Korpus, das im Rahmen einer Projekt-Kollaboration mit Florian Busch (Universität Bern) entstanden ist. Ihm sei hiermit herzlich dafür gedankt, dass ich die Daten für diesen Beitrag verwenden kann (siehe auch Busch/Frick zur Publikation angenommen). An dieser Stelle danken wir zudem Marie-Anne Morand, die uns bei der Datenerhebung behilflich war.
Die im Analysekapitel dargestellten Auszüge sind, wo es für das Verständnis nötig schien, möglichst originalnah ins Standarddeutsche übertragen worden.
Busch (2020, S. 216) untersucht Geschlechterrollen und metapragmatische Positionierungen im digitalen Schreiben und stellt dabei in Bezug auf das rote Herz-Emoji Folgendes fest: »Digital-graphische Formen, wie zum Beispiel das Herz-Emoji […], wirken in diesem Verständnis als ›sozial registrierte Embleme‹ (Agha 2007, S. 146), die situiert auch auf Genderidentitäten verweisen – mit teils sehr verschiedenen kommunikativen Absichten (produktionsseitig) und Effekten (rezeptionsseitig).«
Akkomodation bezeichnet gemäß Felder (2023, S. 51) eine Praxis, bei der »sich Personen im Laufe einer Interaktion bei der Wahl sprachlicher Mittel aneinander angleichen, indem sie beispielsweise häufiger von einer Variante Gebrauch machen, die auch vom Gegenüber bevorzugt wird«.
Darunter verstehen wir ein »textunabhängige[s] Aneinanderreihen[…] von Emojis über mehrere Einzelbeiträge hinweg« (Busch/Frick zur Publikation angenommen), das in Gruppenkonstellationen eine große Sogwirkung entwickeln kann.
Das zeigt sich auch in konversationsanalytischen Studien zu Familien, wo sich ebenfalls solche rollenorientierten direktiven Praktiken finden lassen (vgl. z. B. Stevanovic/Peräkylä 2012).
Übersetzung: Wir schaffen das man, wir sind gut; weil wir rasieren die weil wir sind das beste Team, wir sind stark; wir werden nicht verlieren.
Interessant ist in dieser Hinsicht auch, dass es in Bezug auf den Betreff der Gruppe kaum Aushandlungsbedarf zu geben scheint, während das Gruppenprofilbild sehr umkämpft ist und häufig gewechselt wird. So wird an einer Stelle im Chatprotokoll innerhalb eines Tages ganze 26-mal das Gruppenbild gewechselt, sodass ein regelrechter Kampf um die Deutungshoheit über das visuelle Gruppenverständnis resp. die Gruppenidentität entfacht, der auch metakommunikativ thematisiert wird (z. B. Dilara es reicht jetz oder mit dem Hashtag #DilarawilldasprofielbildwechselnwegenBeatrizdaskleineopfer).
Slay wird dabei sowohl als Verb (z. B. MIR MÜEND DIE SLAYE, ICH SLAY DIE WEG; wir müssen die slayen, ich slaye die weg) als auch als affirmative Interjektion (SLAYYY) verwendet.
Am häufigsten findet sich im Chatprotokoll dabei die Anrede Bro (123-mal) in unterschiedlichen Schreibvarianten (z. B. Bruh), gefolgt von Alte (76-mal) und Girls (36-mal). Diese Anredeformen wären auch aus einer Genderperspektive untersuchenswert im Hinblick auf die Frage nach damit vollzogenen metapragmatischen Gender-Positionierungen (vgl. dazu ausführlich Busch 2020).
›Lachpartikel‹ kommen mindestens 1100-mal vor; aufgrund der großen Variationsbreite bei der Schreibung der ›Lachpartikel‹ gestaltet sich die exakte Zählung mithilfe der Autocodefunktion von MAXQDA allerdings als schwierig, auch weil nicht immer klar bestimmbar ist, ob es sich tatsächlich um eine ›Lachpartikel‹ oder eher eine Art von ›Aufregepartikel‹ handelt (z. B.: HAUHSKDKSBSUHWHD oder AUJSHSHWHUSJFJD; siehe auch das Beispiel in Abschnitt 4.3). Hinzu kommen ›Lachakronyme‹ wie z. B. LF (Lachflash), LMAO (laughing my ass off) oder LOL, häufig in iterierter Form (also z. B. LFFFF, LMAOOO oder lololol).
Ich setze ›Lachen‹ hier in Anlehnung an (König 2019b, S. 157) deshalb durch die Anführungszeichen ab, um die schriftlichen Partikel als strukturell verschieden von den hörbaren Praktiken des Lachens zu kennzeichnen.
Knapp eine Stunde vorher bittet Dilara ihre Kolleginnen, ihr ein Foto von sich zu schicken, das sie für ein edit bräuchte.
Die formbezogene Produktionsstrategie ist somit eine ähnliche, wie beim von Androutsopoulos (2022) beschriebenen ›Aufregezeichen‹, die Funktion aber anders als dort nicht stilisierend.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Dilara ihren Post zeitgleich zu Beatriz’ Zustimmung formuliert hat; dass er im Protokoll aber erst in der nächsten Minute erscheint, deutet angesichts des ansonsten im Protokoll zu beobachtenden kommunikativen Tempos zumindest stark darauf hin, dass sie zunächst die Aufmerksamkeitsversicherung einer Mit-Chatterin abgewartet hat.
Es ist hier allerdings aufgrund der fehlenden Datei nicht nachvollziehbar, was deren Inhalt ist.
An späterer Stelle (um 21.40 Uhr) tut Dilara das noch einmal, als der Chat sich thematisch in eine andere Richtung entwickelt hat. Wiederum leitet sie das Thema mit der unbestimmten Adressierung Leute ein (dieses Mal allerdings ohne Großbuchstaben) und wiederum ist sie damit erfolgreich, indem Gordana sich sofort als Co-Erzählerin an der fiktionalen Weiterentwicklung der John-Story beteiligt.
König (2019c, S. 46) schreibt dazu: »It is a general tendency for narrations in the given collection to not develop into rather extended follow-up sequences. This again highlights the fact that multimodal storytelling in group chats constitutes a rather confined activity which is set off from the more chat-like or conversational to and fro [sic] of messaging.« Das trifft auf den hier untersuchten Auszug allerdings nicht zu, was aber auch auf die sich unterscheidende Modalität (gesprochene Sprachnachricht vs. geschriebene Textnachricht) zurückzuführen sein dürfte: Die Story wird über viele Postings hinweg weitererzählt und -gesponnen und zwei Tage später erneut aufgenommen (siehe Abb. 6 und 7).
Man könnte hier mit König/Hector (2019, S. 78) auch sagen: »Die Dialogpartner/innen bearbeiten kooperativ ein gemeinsames kommunikatives Projekt.« – und zwar mithilfe unterschiedlicher semiotischer Ressourcen.
Ob Gordana die nachgeschobene Evaluierung der Fußballer als Fuckboys vor ihrer Ermahnung gesehen hat, ist unklar (es passiert alles in der gleichen Minute), dem gruppenidentitätsstiftenden Zweck der Ermahnung aber ohnehin nicht abträglich.
Davon gibt es weitere Beispiele im Korpus, insbesondere zwischen den beiden aktivsten Chatterinnen Dilara und Gordana, die regelmäßig explizit auf Wissensbestände verweisen, über die die anderen Chatterinnen nicht verfügen (z. B. ICH WEISS EH SCHO ALLES VO DINE FERIE DILARA VO DAHER; ich weiß eh schon alles von deinen Ferien von daher). An einer Stelle, nach einer besonders langen dyadischen Sequenz zwischen den beiden, kritisiert eine der Teamkolleginnen, dass es sich bald um einen exklusiven Dilara-Gordana-Chat handeln würde.
Das betrifft indes nicht nur die soziale Konstellation der Gruppe an sich, sondern gerade auch die (medienideologisch geprägte) Wahl des Kommunikationsraums bzw. der Kommunikationsform. In diesem Sinne muss hier quasi doppelte Identitätsarbeit geleistet werden: Was hält die Gruppe zusammen und auf welche Weise und auf welchem Weg kommuniziert sie?
Giaxoglou/Georgakopoulou (2021, S. 244) sprechen in solchen Fällen auch von Poly-Storying, wenn »different and often conflicting plots« kombiniert werden.
Bemerkenswert ist indes auch Gordanas Aussage (Abb. 8, Z. 38), dass sie Dilara gewarnt habe; eine solche Warnung lässt sich im Chatprotokoll jedoch nicht finden, sodass sich Gordana hier entweder auf eine Offline-Begegnung oder einen dyadischen Chataustausch mit Dilara bezieht, die mir nicht zugänglich sind, oder die Story nachträglich umschreibt (siehe auch Fußnote 53).
Georgakopoulou (2017b, S. 275, Herv. i. O.) definiert diese narrative Praktik wie folgt: »Rescripting involves media-enabled practices of visually and/or verbally manipulating previously circulated stories so as to create alternative stories. These are in turn offered and taken up as humorous, satirical takes on the original story.«
Ihre eigene Positionierung geht dabei unweigerlich einher mit der Positionierung Johns: »However, positioning also entails the third possibility of current speakers positioning ›other‹ – absent – speakers. This tends to be looked into at the level of a teller’s ›representations‹ of characters in the taleworld.« (Georgakopoulou 2007, S. 142)
Literatur
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Frick, K. Identitätsarbeit und kollektive Beziehungsgestaltung im WhatsApp-Gruppenchat. Z Literaturwiss Linguistik (2024). https://doi.org/10.1007/s41244-024-00344-3
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