1 Einleitung

Mit der Etablierung der Kognitiven Semantik als Teildisziplin der Kognitiven Linguistik eröffnet sich ein breites Forschungsfeld hinsichtlich der mentalen Repräsentation und kontextabhängigen Bedeutungsbestimmung sprachlicher Ausdrücke. Einen interessanten, wenngleich nach wie vor wenig erforschten Untersuchungsgegenstand bildet die Semantik der Präpositionen. Die meisten kognitionslinguistisch orientierten Studien zu den Präpositionen behandeln englische Präpositionen und konzentrieren sich auf ihre Semantik (u. a. Brugman 1988 [1981]; Lakoff 1987; Herskovits 1986; Tyler/Evans 2003; Coventry/Garrod 2004; Radden/Dirven 2007; Lindstromberg 2010; Brenda 2014).

Die deutschen Präpositionen werden meist vom formalen Standpunkt unter Einsatz des Zwei-Ebenen-Modells analysiert wie in den Arbeiten von Bierwisch/Lang (1987), Herweg (1988, 1989), Kaufmann (1993), Lang (1993). Zu den kognitionssemantisch orientierten Studien der deutschen Präpositionen zählen Buschbeck-Wolf (1995), Bellavia (1996), Vandermeeren (2004), Mazurkiewicz-Sokołowska (2021), Sulikowska (2021). Die deutsche Präposition zu behandeln Brenda/Mazurkiewicz-Sokołowska (2022) in ihrer kontrastiven, an vier Sprachen durchgeführten Studie.

In Anlehnung an die zuletzt genannten Studien wird im vorliegenden Beitrag der Standpunkt vertreten, dass sich die Bedeutungen der Präpositionen in Begriffen der Kategorien und ihrer Prototypen beschreiben lassen. Probleme, die sich dabei ergeben, betreffen die Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung und den Umfang der zu untersuchenden sprachlichen Einheit. In kognitionssemantischen Ansätzen wird die Bedeutung mit der KonzeptualisierungFootnote 1 gleichgesetzt (vgl. Langacker 2008, S. 4) und als individuelles Verstehen eines Ausdrucks betrachtet, das sich aus der Aktivierung eines Ausschnitts seines ganzen Bedeutungspotenzials herleitet, ausgelöst durch die Kontextfaktoren des gegebenen sprachlichen Ereignisses (vgl. Langacker 2008, S. 29, 42). Als solche ist die Bedeutung dynamisch veränderlich (vgl. Langacker 2008, S. 31–32). Die Bedeutung eines jeden Ausdrucks ergibt sich aus den in den Konzeptualisierungsprozessen aktivierten kognitiven DomänenFootnote 2 und sich eröffnenden mentalen RäumenFootnote 3. Aus dem Grunde, dass der Sprecher im Prozess der Bildung der Bedeutung von Ausdrücken eine Menge an mehr und weniger relevanten Informationen aktiviert, spielt der Kontext, in dem der Ausdruck auftritt, bei der Bestimmung seiner Bedeutung eine enorme Rolle. Besonders umstritten ist dabei der Kontextumfang, der bei der Bestimmung der Bedeutungen der Präpositionen berücksichtigt werden sollte.

Von der Annahme des relationalen Charakters der Präpositionen (Langacker 1987, S. 215) ausgehend, wird hier die Meinung vertreten, dass die Bedeutungen der Präpositionen aus den Beziehungen zwischen ihrem Trajektor (TR), dem primären Fokus, und ihrem Landmark (LM), dem sekundären Fokus, resultieren (vgl. Langacker 2008, S. 70). Meinungen bezüglich der methodologischen Vorgehensweisen gehen jedoch auseinander. Während Lakoff (1987), in Anlehnung an Brugman (1988 [1981]), bei der Bedeutungsbestimmung der Präposition zu einer vollständigen Spezifizierung der TR-LM-Relationen tendiert, was zu einer äußerst feinkörnigen Analyse führt, lehnt sie Szwedek (2007) ausdrücklich ab und betont, dass sich eine solche Analyse auf die kontextuellen Eigenschaften und nicht etwa auf diejenigen der Präposition selbst konzentriere sowie zum Verstehen der Bedeutungen der Präposition selbst nichts beitrage (Szwedek 2007, S. 259 ff.). Tyler/Evans (2003) behaupten wiederum, dass für die Bedeutungsdifferenzierung der Präpositionen die differente räumliche TR-LM-Relation und Kontextunabhängigkeit jeder neuen Bedeutung ausschlaggebend seien. Selbst beim Einvernehmen, dass die TR-Präposition-LM-Relation die zu untersuchende Einheit darstellen sollte, herrscht also Uneinigkeit darüber, was sie ausmacht und welche Informationen als für die Bedeutung der Präposition irrelevante Kontextfaktoren ausgeschlossen werden sollten.

Ein weiteres Problem, das die Erforschung der Bedeutungen der Präpositionen erschwert, stellen die Netzwerke dar. Strittige Fragen betreffen in diesem Zusammenhang den Informationswert der Netzwerke, die Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung, die Prototypenzahl sowie eine hohe Plausibilität der Erschaffung verschiedener Netzwerke ein- und derselben Präposition. Besonders kontrovers ist die Schnittstelle zwischen der linguistischen und mental repräsentierten Information (Sandra/Rice 1995).

Die genannten Unzulänglichkeiten des methodologischen Apparates mögen erklären, warum kognitionslinguistisch orientierte, netzwerkgestützte Analysen der Bedeutungen der Präpositionen allenfalls vereinzelt vorkommen.

Das Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, trotz aller Vorbehalte und Unzulänglichkeiten des methodologischen Apparates zu zeigen, dass das konzeptuelle Potenzial präpositionaler Kategorien mithilfe der Netzwerke auf eine systematische und strukturierte Art und Weise dargestellt werden kann. Die Bedingung dabei ist die Beschränkung der zu untersuchenden sprachlichen Einheit auf die unmittelbare TR-LM-Relation (unter striktem Ausschluss sonstiger Informationen als kontextueller Inferenzen).

Die bidirektionalen Präpositionen, die in Verbindung mit dem Dativ und mit dem Akkusativ stehen, stellen, wegen der Frage nach der Zahl der potenziellen Netzwerke, eine besondere Herausforderung dar. Die deutsche bidirektionale Präposition an erweist sich in der Hinsicht als besonders interessant, da sie nicht über zwei, sondern über vier Kandidaten für die prototypische Bedeutung verfügt (s. Abschnitt 2.).

In Abschnitt 1 des vorliegenden Beitrags wird auf kritische Fragen hinsichtlich der Netzwerke Bezug genommen. Auf die den Netzwerken immanenten Begriffe ›Kategorie‹ und ›Prototyp‹ wird in Abschnitt 2 eingegangen. In Abschnitt 3 werden die grundlegenden kognitiven Mechanismen der Erfahrungsstrukturierung (Bildschemata, konzeptuelle Metaphern und Metonymien) hinsichtlich ihrer Rolle in den Prozessen der Bedeutungsbildung dargestellt. Abschnitt 4 ist der Analyse des semantischen Netzwerks der Präposition an gewidmet. Es erfasst Ziele der Analyse, Beschreibung des Materials und des methodologischen Verfahrens, Definitionen der ermittelten Bedeutungen, ihre Schemata und Beispielexemplare sowie das Netzwerk mit der Angabe der Frequenzwerte bei jeder Bedeutung. In der Diskussion wird die Frage nach dem Informationsgehalt der Netzwerke erörtert. Diskutiert werden ferner die bedeutungsmotivierenden Faktoren als auch die Gründe für die Ambiguität mancher Beispielsätze und die Schwierigkeit mit Blick auf ihre eindeutige Klassifizierung.

2 Semantische Netzwerke

Netzwerke bilden integrierte Strukturen der voneinander distanzierten, zugleich aber miteinander verbundenen Knoten. Die Idee, »lexical items are natural categories of senses« (Lakoff 1987, S. 419), ist auf Brugman (1988 [1981]) zurückzuführen. Semantische Netzwerke wurden entwickelt, um die Strukturen komplexer Kategorien zu versinnbildlichen. Sie sollten der Darstellung der mentalen Repräsentation der linguistischen Organisation dienen (vgl. Langacker 1987, S. 411). Zu den bekanntesten Netzwerkmodellen dieser Art zählen die von Lakoff (1987) und Langacker (1987).

Lakoff schlägt ein radiales NetzwerkmodellFootnote 4 mit einem zentralen Mitglied der Kategorie als der prototypischen Bedeutung und ihren Erweiterungen vor. Die Erweiterungen sind im unterschiedlichen Grade von dem Prototyp entfernt, manche von ihnen sind zentraler und manche peripherer. Sie werden miteinander nach den Erweiterungsprinzipien mittels der Imageschemata, Metaphern und Metonymien verknüpft (vgl. Lakoff 1987, S. 204). Dabei kommt den Imageschemata insofern eine besondere Rolle zu, als dass sie an der Bildung nicht nur der räumlichen, sondern auch der abstrakten Bedeutungen teilhaben. Sie strukturieren also nicht nur den Raum, sondern tragen auch zur Strukturierung der Konzepte bei:

[…] image schemas (which structure space) are mapped into the corresponding abstract configurations (which structure concepts) […] conceptual structure is understood in terms of image schemas plus a metaphorical mapping. Additionally, metaphorical mappings themselves can also be understood in terms of image schemas […] Image schemas thus play two roles: They are concepts that have directly-understood structures of their own, and they are used metaphorically to structure other complex concepts. (Lakoff 1987, S. 283)

Lakoff (1987) präsentiert das Netzwerk der englischen Präposition over (über) (Lakoff 1987, S. 418–461). Als Anhänger der vollständigen Spezifizierung bei der Bedeutungsbestimmung berücksichtigt er die Eigenschaften des Verbs sowie vier Arten der LM-Spezifizierung: (punktuell, erstreckt, vertikal sowie erstreckt und vertikal) (Lakoff 1987, S. 420–422).

Langacker (1987, S. 411) stützt sein Netzwerkmodell parallel auf die Prototypisierung und Schematisierung. Er beschreibt die Verknüpfungen zwischen den Knoten als kognitive Routinen, d. h. kategorisierende Beziehungen, die aus dem Vergleich der Knoten resultieren (Langacker 1987, S. 380). Er unterscheidet zwei grundlegende Arten solcher Relationen: Erweiterung (extension) und Spezialisation (specialization). Die eine entsteht zwischen dem (lokalen oder globalen) Prototyp und einer Struktur, wenn es zwischen den Werten beider Strukturen zu einem gewissen Konflikt kommt, die andere entsteht zwischen dem Schema und einer Struktur, die dieses Schema spezifiziert oder instanziiert (Langacker 2002 [1991], S. 266–267). Durch die Erweiterungen werden Netzwerke nach außen (outward) und durch die Schemata nach oben (upward) ausgebaut (Langacker 2002 [1991], S. 271). Beide Relationen haben einen gradualen Charakter und einzelne Erweiterungen können über ihre lokalen Schemata und Prototypen verfügen. Darüber hinaus verfügt nicht jede komplexe Kategorie über ein globales Schema und einen globalen Prototyp (Langacker 1987, S. 381):

A particular node can be recognized as the global prototype if it is substantially more salient than any other and functions as the apparent basis of more extensions. Nothing intrinsic to the structure or the dynamics of complex categories guarantees that a single node will always distinguish itself in this way, however, or that multiple prototypes of considerable local prominence will not arise in different portions of an extensive network. […] Thus a network need not incorporate a well-behaved schematic or taxonomic hierarchy, with a single topmost node that dominates all the others.

Wie bereits angedeutet, zeigt sich der Einsatz von Netzwerken in vielfacher Hinsicht recht problematisch. Die von Lakoff (1987) vorgeschlagene vollständige Spezifizierung erweist sich als extrem feinkörnig (Sandra/Rice 1995, S. 91). Seiner Annahme nur einer prototypischen Bedeutung werden Ansichten über eine Mehrzahl möglicher Prototypen gegenübergestellt (Langacker 1987; MacLaury 1991; Rice 1996).

Netzwerke sollten Aussagen über konzeptuelle Prozesse (kognitive Informationsverarbeitung) und mentale Repräsentationen (im Gedächtnis gespeicherte Information) liefern (Sandra/Rice 1995, S. 99–101). Die Annahme einer Eins-zu-Eins-Korrespondenz zwischen dem Netzwerk und seiner mentalen Entsprechung (siehe u. a. Miller/Johnson-Laird 1976; Lakoff 1987; Sandra/Rice 1995, S. 101–102) scheiterte jedoch daran, dass die Netzwerke als dynamische Strukturen sich infolge der kategorisierenden Aktivität einzelner Sprecher fortlaufend weiterentwickeln und durch den Sprachgebrauch modifiziert werden (Langacker 1987, S. 381–382). »[Network] is not something a speaker has, but rather what he does« (Langacker 1987, S. 382). Sprecher unterscheiden sich auch darin, welche und wie viele Knoten eines Netzwerks sie aufbauen (Langacker 2002 [1991], S. 267). Mit dieser Erkenntnis wird die wissenschaftliche Tauglichkeit der Netzwerke als Werkzeug zur Darstellung der mentalen Repräsentation komplexer Kategorien in Frage gestellt. Der Informationswert präpositionaler Netzwerke wird lediglich auf die Darstellung der Gebrauchstypen der Präpositionen, als Ergebnis der linguistischen Analyse sprachlicher Daten, reduziert. In weniger restriktiver Auffassung wird zuerkannt, dass die präpositionalen Netzwerke beiläufig Informationen über bestimmte Aspekte mentaler Repräsentation vermitteln können (Sandra/Rice 1995, S. 103–104). Nicht weniger problematisch erweist sich das Definieren der prototypischen Bedeutung (siehe Abschnitt 2).

3 Kategorie und Prototyp

Kategorisierung gehört zu den grundlegenden menschlichen Fähigkeiten. Sie erlaubt es Menschen, die Erscheinungen der Welt nach ihren Merkmalen zu Klassen zu verbinden und neue Erfahrungen anhand der bereits gespeicherten Strukturen zu interpretieren: »A category is a set of elements judged equivalent for some purpose« (Langacker 2008, S. 17). Experimente zu Kategorisierungsprozessen gehen auf Labov (1973), Rosch (1973, 1975, 1978) und Rosch/Mervis (1975) zurückFootnote 5 und münden in der Entstehung der Prototypentheorie. Die empirische Evidenz ergibt, dass die Kategorien unter ihren Mitgliedern bessere und weniger gute Vertreter haben. Die ersten gehören zu den zentraleren, die letzten zu den periphereren. Anders als in der traditionellen Auffassung der Kategorie wird die Kategorie in der Prototypentheorie als graduale Größe mit verschwommenen Grenzen angesehen, sodass ihre Mitglieder in unterschiedlichem Grad die gegebene Kategorie vertreten und von der einen in die andere Kategorie übergehen können (Taylor 1995 [1989], S. 54). Wie bereits angedeutet, ist das Wesen der prototypischen Bedeutung umstritten. Der Prototyp wird als »a typical instance of a category« (Langacker 1987, S. 371), »the central member […] the cluster of central members, of a category« oder »a schematic representation of the conceptual core of a category« (Taylor 1995 [1989], S. 59) definiert. Die zuletzt genannte Definition, nach der die zentrale Einheit den Prototyp instanziiert, erfasst alle übrigen: Der Mensch muss über die mentale Repräsentation des Prototyps verfügen, um ein gegebenes Objekt als zentrales Mitglied der Kategorie identifizieren zu können (Taylor 1995 [1989], S. 59–60). Als weitere Definitionsvorschläge werden u. a. »the most frequent usage […] the usage which native speakers reach consensus on as being ›most basic‹, […] the one which provides the richest specification from whose various elements extended, ›peripheral‹ senses can be derived« erwogen (Tyler/Evans 2003, S. 46). Dabei gehen die Meinungen bezüglich der Frequenz als Kriterium zur Bestimmung der prototypischen Bedeutung auseinander: »A higher frequency of occurrence of prototypical members may well be a symptom of prototypicality, and not its cause« (Taylor 1995 [1989], S. 52, unter Verweis auf Rosch). Es steht aber fest, dass die Zuordnung der Elemente zu einer Kategorie nach der Ähnlichkeit zwischen ihnen und dem Prototyp erfolgt (Langacker 1987, S. 371).

Für die Kategorisierung spielen neben der »Erfahrung, Imagination, Perzeption, motorischen Aktivität und Kultur [auch] Metapher, Metonymie und Bildschemata« eine Rolle (Lakoff 1987, S. 8). Auf diese kognitiven Mechanismen der Erfahrungsstrukturierung wird im Folgenden eingegangen.

4 Kognitive Mechanismen der Erfahrungsstrukturierung

Die drei grundlegenden kognitiven Mechanismen der Erfahrungsstrukturierung (Bildschemata, Metaphern und Metonymien) steuern das menschliche Verstehen, Denken und Handeln.

Bei den Bildschemata, zu denen u. a. Pfad, Berührung, Oberfläche, Skala, Prozess, Quelle-Pfad-Ziel- und Behälterschema, Relationen wie Teil-Ganzes, zentral-peripher (Johnson 1987, S. 126, 2005, S. 20–21; Lakoff 1987, S. 267) gehören, handelt es sich um dynamische, wiederkehrende Muster der Interaktion des Organismus mit der Umwelt, die sich in seiner sensomotorischen Erfahrung offenbaren. Sie helfen dem Menschen, abstrakte Konzepte zu strukturieren und über abstrakte Domänen zu inferieren (Johnson 2005, S. 19).

Eine wichtige Rolle bei der Bildung radialer Bedeutungskategorien spielen Bildschematransformationen, die die visuelle oder kinästhetische Erfahrung des Menschen widerspiegeln. Für den vorliegenden Beitrag ist die Bildschematransformation PFAD- ENDPUNKT DES PFADES von Bedeutung. Sie basiert auf der Fähigkeit des Menschen, die Aufmerksamkeit vom PFAD auf den ENDPUNKT DES PFADES zu lenken, und beruht auf seiner Erfahrung mit den sich entlang des PFADES bewegenden Objekten. Gemeint ist die Erkenntnis, dass solche Objekte in der Regel am ENDPUNKT DES PFADES stehenbleiben (vgl. Lakoff 1987, S. 440–443).

Der Begriff der konzeptuellen Metapher ist auf Lakoff/Johnson (2003 [1980]) zurückzuführen, die die metaphorische Motivierung des Begriffssystems der Sprachen aufgedeckt haben. Der Metaphorisierungsprozess beruht darauf, dass die einen Dinge in Begriffen der anderen verstanden werden. Infolge der Projektionsprozesse werden Konzepte aus den (meist physisch erfahrbaren) Quelldomänen auf die Konzepte aus den (meist abstrakten) Zieldomänen übertragen, wie: Lokalisationen auf Zustände, Bewegungen auf Veränderungen, Kräfte auf Ursachen, fortlaufende Bewegungen auf Handlungen, Bewegungshinderungen auf Schwierigkeiten, sich bewegende Objekte auf Ereignisse (vgl. Lakoff 2006 [1979], S. 204). Nach Lakoff ist die Metapher auch für die Grammatik zentral:

[…] many of the most basic concepts in our conceptual systems are also normally comprehended via metaphor - concepts like time, quantity, state, change, action, cause, purpose, means, modality, and even the concept of category. These are concepts that enter normally into the grammar of language […]. (Lakoff 2006 [1979], S. 196)

Im Falle der Metonymie wird in der Regel mit einem Ding auf ein anderes Ding Bezug genommen, d. h. das eine Ding steht für das andere (Lakoff/Johnson 2003 [1980]).Footnote 6 Während die Metapher das Denken und Handeln der Menschen nach dem Prinzip der Ähnlichkeit organisiert, fokussiert die Metonymie auf »contiguity relationships, such as relationships of part-whole, cause-effect, means-end, action-result, instrument-action« (Bartsch 2003, S. 55).Footnote 7

Eine besondere Rolle kommt den aktiven Zonen (Langacker 2008) zu. Es sind »[t]hose portions of a trajector or landmark that participate directly in a given relation« (Langacker 2002 [1991], S. 190). Ihre Wirkung ist auf die Prozesse der konzeptuellen Integration zurückzuführen: Aufgrund der Wirkung der aktiven Zonen ermöglicht z. B. ein gelber Streifen auf einem Ball (aktive Zone in Bezug auf die Farbe), diesen Ball als ›gelben Ball‹ zu bezeichnen (Langacker 2008, S. 102–103). Im Beispiel Your dog is near my cat »the active zone of the trajector [and] landmark is coincident with the whole«, während im Beispiel Your dog bit my cat »the active zone of the trajector [and] landmark is limited to a proper subpart of the whole« (Langacker 2002 [1991], S. 190). Aktive Zonen stellen keine abgegrenzten Regionen ganzheitlicher Entitäten dar, sondern »the focal area of the relational interaction, the participation of a region becoming more tenuous the farther it lies from this focus« (Langacker 2002 [1991], S. 190).

5 Das semantische Netzwerk der Präposition an

5.1 Ziele

Das Ziel der Analyse ist es, anhand des Korpusmaterials die Bedeutungen der Präposition an zu ermitteln, die Motivierung der abstrakten Bedeutungen zu beleuchten, die kognitiven Mechanismen, die die Prozesse der Konzeptualisierungs- und Bedeutungsbildung leiten, aufzudecken und das semantische Netzwerk der Präposition zu erstellen.

In Anbetracht der im Anschnitt 1 beschriebenen Tatsache, dass sich die Netzwerke als dynamische Strukturen vom Sprecher zu Sprecher hinsichtlich ihres Auf- und Ausbaus unterscheiden, wird am Beispiel der Präposition an argumentiert, dass Netzwerke, als theoretische Modelle der mentalen Repräsentation gedacht, das konzeptuelle Potenzial der präpositionalen Kategorien erfolgreich versinnbildlichen können. Auch wenn sie die mentale Repräsentation präpositionaler Kategorien nicht spiegelartig abbilden, besteht ihre Leistung darin, dass sie einen Einblick in die mentale Repräsentation dieser Kategorien geben.

5.2 Material und Methode

Das Material bildet die Sammlung von 1000 Beispielsätzen mit der Präposition an aus dem Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS)Footnote 8. Die Daten wurden aus den Metakorpora, d. h. den Referenz- und Zeitungskorpora (frei) nach dem Sortierungskriterium der Zufälligkeit gewonnen.

Als Untersuchungseinheit wurde die TR-Präposition-LM-Relation angenommen. Den TR bildete jeweils die der Präposition unmittelbar vorangehende, zu spezifizierende Einheit und den LM, als ihre Spezifizierung, die der Präposition unmittelbar nachfolgende Einheit.

Generell erfolgte die Bedeutungsdifferenzierung nach den Kriterien von Tyler/Evans (2003, S. 42–43): Distinkte Bedeutungen wurden im Falle solcher, räumlicher Konfigurationen des TRs und LMs bestimmt, die weder im Prototyp noch in den bereits festgelegten Bedeutungen vorhanden waren sowie wenn eine bis dahin nicht vorgekommene abstrakte Bedeutung aufgedeckt wurde. Für die distinkten Bedeutungen galt ferner, dass sie weder von den bereits bestimmten Bedeutungen noch aus dem Kontext inferierbar sind. Diese letzte Bedingung wurde restriktiver als bei Tyler/Evans (2003) befolgt: Um dieselben Interpretationskriterien für alle untersuchten Beispiele beizubehalten, wurde bei der Bedeutungsbestimmung nur die sich aus der TR-Präposition-LM-Relation direkt ergebende Konzeptualisierung, unter Ausschluss jeglicher Inferenzen aus dem weiteren Wissensspektrum um den TR und den LM, berücksichtigt.Footnote 9

In Anlehnung an Langacker (2002 [1991], S. 23), der unter den Entitäten, die atemporaleFootnote 10 Relationen eingehen können, »thing[s] or another relation[s]« erwähnt, wurde bei der Bestimmung der TR-LM-Relation zwischen dem nominalen Trajektor (TRN) und dem relationalen (TRR) unterschieden. Der TRR erfasst das Verb, mit dem eine Handlung, ein Zustand oder ein Prozess ausgedrückt wird, sowie den TR des Verbs (TRv im TRR)Footnote 11 und/oder den LM des Verbs (LMv im TRR)Footnote 12. Während Beispiele wie das Bild [TRN] an der Wand [LM] und Das Bild [TRv im TRR] hängt [V im TRR] an der Wand [LM] dieselbe TR-LM-Relation darstellen, unterscheiden sich Beispiele wie Das Bild [TRv] geht [V im TRR] an die Wand [LM] und Das Bild [LMv] wird an die Wand [LM] gebracht [V im TRR] in dieser Hinsicht.Footnote 13 Dementsprechend stellen die ersten zwei Beispiele Exemplare ein- und derselben Bedeutung und die letzten zwei Beispiele Exemplare je einer anderen Bedeutung dar. Dies gilt genauso für die abstrakten Bedeutungen. Es wurde angenommen, dass sich bei der Analyse der Beispiele vier Kandidaten für die prototypische Bedeutung der Präposition an herausstellen: Richtung eines Objektes, Richtung eines Objektes bis zur Berührung mit diesem, Lokalisation in der Nähe eines Objektes, Lokalisation in Berührung mit dem Objekt. Bei der Frage nach der Zahl der Netzwerke wurde von drei Möglichkeiten ausgegangen: (i) vier mit jedem der Kandidaten als prototypischer Bedeutung, (ii) zwei, eins für die Präposition an mit dem Dativ und eins für die Präposition an mit dem Akkusativ oder (iii) eins für die ganze Kategorie.

Für die Entscheidung über die Zahl der Prototypen und Netzwerke war ausschlaggebend, ob sich eine Bedeutung findet, die über die meisten kategorialen Merkmale verfügt, von der sich möglichst viele/alle Erweiterungen ableiten lassen. Als solche erwies sich die als Fortbewegung bezeichnete Bedeutung, die die TRR-LM-Relation, in der sich der TRv (Agens) entlang des durch die Präposition kodierten zielgerichteten physischen Pfades auf den LM der Präposition hinbewegt, konstituiert. Es ist dabei zu beachten, dass die Präposition selbst den zielgerichteten physischen Pfad kodiert. Das Konzept der Bewegung wird ihr durch die verbale Komponente des TRR beigesteuert. Diese Annahme steht mit der erfahrungsbezogenen Erkenntnis im Einklang, dass sich Objekte zuerst anderen Objekten nähern oder an sie gelangen müssen, um dann in der Nähe dieser Objekte zu sein oder diese Objekte zu berühren.

Die merkmalsärmeren Lokalisationsbedeutungen der Präposition an, darunter die am höchsten frequente Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung (15,7 %) wurden als Erweiterungen dieser Bedeutung klassifiziert. Als Mechanismus, der die Lokalisationsbedeutungen der Präposition an als Bedeutungserweiterungen betrachten lässt, werden die Bildschematransformationen PFAD-ENDSEGMENT DES PFADES und PFAD-ENDPUNKT DES PFADES angesehen.

5.3 Ergebnisse und ihre Auswertung

Im Folgenden werden die anhand der Analyse der Datensammlung ermittelten Bedeutungen der Präposition an in den TR-Präposition-LM-Relationen definiert und an Beispielen verdeutlicht.

5.3.1 an als zielgerichteter-physischer-Pfad (bei dem sich fortbewegenden TRv) Fortbewegung-Bedeutung

Fortbewegung-Bedeutung wird, wie oben begründet, für die prototypische Bedeutung der Präposition an gehalten. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten physischen Pfad, entlang dessen sich ein Objekt (TRv im TRR) in Richtung eines anderen Objektes (des LMs der Präposition) bewegt und dieses Objekt als Ziel seiner Fortbewegung erreicht oder nicht erreicht. Die TRR-LM-Konfiguration illustriert das Schema 1 (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Schema 1: an als zielgerichteter physischer Pfad Fortbewegung-Bedeutung. Die gepunktete Linie kennzeichnet, dass der TR des Verbs den LM der Präposition erreichen kann, aber nicht erreichen muss. Die Kennzeichnung gilt auch für die nachfolgenden Schemata

(1)

Besonders erfreulich ist, daß die »Kunden der Zukunft« [TRv im TRR] sich an die Bahnkartenschalter [LM] drängten [V im TRR] (Die Zeit, 07.02.1986, Nr. 07)

5.3.2 an als zielgerichteter-imaginärer-Pfad (bei dem sich fortbewegenden TRv) Abstrakte-Fortbewegung-Bedeutung

Abstrakte-Fortbewegung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Fortbewegung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten, imaginären Pfad, entlang dessen sich der TR des Verbs in Richtung des LMs der Präposition metaphorisch bewegt und den LM der Präposition als Ziel seiner Fortbewegung erreicht oder nicht erreicht. Die Bedeutung ist durch die Metaphern: ACTION IS MOTION und THE END OF ACTION IS THE END OF THE PATH (Lakoff et al. 1991, S. 26, 30) motiviert.Footnote 14 Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 2 (Abb. 2).

Abb. 2
figure 2

Schema 2: an als zielgerichteter imaginärer Pfad Abstrakte-Fortbewegung-Bedeutung

(2)

die Währungsunion [TRv im TRR] geriet [V im TRR] an den Rand des Abgrunds [LM] (Die Zeit, 23.10.2014, Nr. 44)

5.3.3 an als zielgerichteter imaginärer Pfad (bei dem sich fortbewegenden TRv) Fokussierung-Bedeutung

Fokussierung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Abstrakte-Fortbewegung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten imaginären Pfad, der den Prozess der Aufmerksamkeitsfokussierung versinnbildlicht. Die Bedeutung kann sowohl mit dem TRN als auch mit dem TRR realisiert werden. Die verbale Komponente im TRR der Präposition bilden mentale Prozesse wie blicken, denken, sich wagen, sich gewöhnen, sich klammern. Der TRNFootnote 15 oder der im TR des Verbs (im TRR) eingehende mentale Prozess verläuft metaphorisch entlang des Pfades in Richtung des LMs der Präposition und erreicht den LM. Die Bedeutung ist durch die folgenden Metaphern: CONDUITFootnote 16 (Reddy 1993 [1979]; in: Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 10), ACTIONS ARE SELF PROPELLED MOVEMENTS und MAKING PROGRESS IS FORWARD MOVEMENT motiviert (Lakoff 2006 [1979], S. 204, 206). Sie enthüllt ferner Metaphern wie: PROZESS IST BEWEGUNG ENTLANG DES PFADES und DER AUFMERKSAMKEITSFOKUS IST DER ENDPUNKT DES PPFADES. Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 3 (Abb. 3).

Abb. 3
figure 3

Schema 3: an als zielgerichteter imaginärer Pfad Fokussierung-Bedeutung. Der Buchstabe F bezeichnet den Fokus der Aufmerksamkeit

(3)

Zum Schluß blickt [V im TRR] man [TRv im TRR] zweifelnd an das Tischchen [LM] (Die Zeit, 25.12.1959, Nr. 52)

5.3.4 an als zielgerichteter imaginärer Pfad (bei dem sich fortbewegenden TRN) Adressaten-Bedeutung

Adressaten-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Fokussierung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten imaginären Pfad, entlang dessen sich der TRN in Richtung des LMs der Präposition, der den Adressaten spezifiziert, metaphorisch bewegt. Die Bedeutung ist durch die Metaphern: CONDUIT und ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS (Reddy 1993 [1979]; in: Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 10 und S. 26–28, entsprechend) motiviert. Sie enthüllt ferner Metaphern wie: PROZESS IST BEWEGUNG ENTLANG DES PFADES und ADRESSAT IST DER ENDPUNKT DES PFADES. Die TRN-LM-Relation illustriert das Schema 4 (Abb. 4).

Abb. 4
figure 4

Schema 4: an als zielgerichteter imaginärer Pfad Adressaten-Bedeutung. Der Buchstabe A bezeichnet den Adressaten

(4)

Ein Riesen-Kompliment [TRN] an das ganze Team [LM]Footnote 17 (Der Tagesspiegel, 03.07.2000)

5.3.5 an als zielgerichteter physischer Pfad (bei dem beförderten LMv) Beförderung-Bedeutung

Beförderung-Bedeutung ist eine räumliche Erweiterung der Fortbewegung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten physischen Pfad, entlang dessen ein Objekt (LMv im TRR) in Richtung eines anderen Objektes (des LMs der Präposition) befördert wird und dieses Objekt als Ziel seiner Beförderung erreicht oder nicht erreicht. Die TRR-LM-Konfiguration illustriert das Schema 5 (Abb. 5).

Abb. 5
figure 5

Schema 5: an als zielgerichteter physischer Pfad Beförderung-Bedeutung

(5)

So (…) werden [die Mitarbeiter] [LMv im TRR] an andere Plätze [LM] versetzt [V im TRR] (Die Zeit, 22.06.1984, Nr. 26)

5.3.6 an als zielgerichteter imaginärer Pfad (bei dem beförderten LMv) Abstrakte-Beförderung-Bedeutung

Abstrakte-Beförderung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Beförderung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den zielgerichteten imaginären Pfad, entlang dessen ein Objekt (LMv im TRR) in Richtung eines anderen Objektes (des LMs der Präposition) metaphorisch befördert wird und dieses Objekt als Ziel seiner Beförderung erreicht oder nicht erreicht. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28), TRANSMISSION OF ENERGY IS TRANSFER (OF OBJECTS) (Grady 1997, S. 125), ACTING ON IS TRANSFERRING AN OBJECT (Lakoff et al. 1991, S. 44) und THE END OF ACTION IS THE END OF THE PATH (Lakoff et al. 1991, S. 30) motiviert. Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 6 (Abb. 6).

Abb. 6
figure 6

Schema 6: an als zielgerichteter imaginärer Pfad Abstrakte-Beförderung-Bedeutung

(6)

Der Karlsruher SC [TRv im TRR] hat den HSV [LMv im TRR] (…) endgültig an den Rand des Abgrunds [LM] (…) gebracht [V im TRR] (Die Zeit, 28.05.2015, Nr. 22)

5.3.7 an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung ist eine räumliche Erweiterung der Fortbewegung-Bedeutung. Die Bedeutung ergibt sich aus der Bildschematransformation PFAD-ENDSEGMENT DES PFADES. Die Präposition an kodiert das Endsegment des physischen Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den Ort spezifiziert, in dessen Nähe sich der TRN oder der TRv (im TRR)Footnote 18 befindet. Die TRN/TRR-LM-Konfiguration veranschaulicht das Schema 7 (Abb. 7).

Abb. 7
figure 7

Schema 7: an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

(7)

(…) Millionen Zuschauer [TRN] an den Fernsehgeräten [LM] (Die Zeit, 12.10.2015, online)

Eine Sondergruppe bilden Beispiele mit Fortbewegungsverben wie vorbeigehen, vorbeifahren. Die Präposition an kodiert das Endsegment des physischen Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den Ort spezifiziert, in dessen Nähe der TR des Verbs während seiner Fortbewegung, momentan lokalisiert ist (Der im Schema 7a (Abb. 8) markierte Pfad ist im Verb kodiert).Footnote 19

Abb. 8
figure 8

Schema 7a: an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

(7a)

(…) eine kleine übersichtliche Karte geschaffen, auf der die Raststätten so deutlich eingezeichnet sind, daß man [TRv im TRR] schon große Mühe hätte, an ihnen [LM] vorbeizufahren [V im TRR] (Die Zeit, 23.06.1961, Nr. 26)

5.3.8 an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

Abstrakte-Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung. Die Präposition an kodiert das Endsegment des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den imaginären Ort spezifiziert, in dessen Nähe der TRNFootnote 20 oder der TRv (im TRR) metaphorisch lokalisiert ist. Die Bedeutung wird durch die Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS und PHYSICAL BEINGS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–29) motiviert. Sie enthüllt ferner die Metapher: LOKALISATIONSORT IST DAS ENDSEGMENT DES PFADES. Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 8 (Abb. 9).

Abb. 9
figure 9

Schema 8: an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

(8)

Politik [TRv im TRR] muss offensiver, näher an den Leuten [LM] und vor allem ehrlicher sein [V im TRR] (Der Tagesspiegel, 17.10.2004)

Eine Sondergruppe bilden auch hier Beispiele mit Fortbewegungsverben wie vorbeikommen, vorbeiziehen. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den Ort spezifiziert, in dessen Nähe der TR des Verbs während seiner metaphorischen Fortbewegung momentan lokalisiert ist (Der im Schema 8a (Abb. 10) markierte Pfad ist im Verb kodiert).

Abb. 10
figure 10

Schema 8a: an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung

(8a)

Auch wer [TRv im TRR] (…) raten möchte, wird an der Feststellung [LM] nicht vorbeikommen [V im TRR] (Die Zeit, 29.05.1981, Nr. 23)

5.3.9 an als Endpunkt des imaginären Pfades Maßstab-Bedeutung

Maßstab-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Abstrakte-Lokalisation-in-enger-Nähe-Bedeutung. Der LMv (des TRR) unterliegt der Einschätzung seiner Leistung oder Parameter, indem er bezogen auf einen Maßstab, den LM der Präposition, ausgewertet wird. Die Präposition an kodiert den imaginären Bezugspunkt, der den Maßstab für den LMv spezifiziert. Die Bedeutung wird durch die Metapher: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28) motiviert. Sie enthüllt ferner die Metapher: EINSCHÄTZUNG IST BEZUGNAHME. Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 9 (Abb. 11).

Abb. 11
figure 11

Schema 9: an als Endpunkt des imaginären Pfades Maßstab-Bedeutung

(9)

Ich [TRv im TRR] messe [V im TRR] die Dinge [LMv im TRR] an ihren Ergebnissen [LM] (Der Tagesspiegel, 20.06.1999)

5.3.10 an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung

Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung ist eine räumliche Erweiterung der Fortbewegung-Bedeutung. Die Bedeutung ergibt sich aus der Bildschematransformation PFAD-ENDPUNKT DES PFADES. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des physischen Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den schematischenFootnote 21 Berührungspunkt des TRN oder des TRvFootnote 22 mit dem LM der Präposition spezifiziert. Die TRN/TRR-LM-Konfiguration illustriert das Schema 10 (Abb. 12).

Abb. 12
figure 12

Schema 10: an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung

(10)

[der Warnaufkleber] [TRN] [an der Scheibe] [LM] (Der Tagesspiegel, 31.05.2003)

5.3.11 an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung

Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den metaphorischen Berührungspunkt des TRN oder des TRv (im TRR)Footnote 23 mit dem LM der Präposition spezifiziert. Die Bedeutung wird durch die Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS und PHYSICAL BEINGS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–29) motiviert. Sie enthüllt ferner die Metapher: LOKALISATIONSORT IST DER ENDPUNKT DES PFADES. Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 11 (Abb. 13).

Abb. 13
figure 13

Schema 11: an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung

(11)

die häufigen Wechsel [TRN] an der Spitze [LM]Footnote 24 (Der Tagespiegel, 12.05.2000)

5.3.12 an als Endpunkt des imaginären Pfades Einwirkung-Bedeutung

Einwirkung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung. Die Bedeutung konstituieren Beispiele mit Verben wie arbeiten, halten, hindern, ändern, feilen oder bauen. Der LM der Präposition bezeichnet Objekte, Zustände und Handlungen, die infolge der Aktivität des TRv (des TRR) entstehen bzw. erreicht werden. Der TRv berührt und handhabt metaphorisch den LM der Präposition. Die Präposition an kodiert den imaginären Berührungspunkt, den der LM der Präposition spezifiziert und der das metaphorische Einwirkungsobjekt des TRv versinnbildlicht.Footnote 25 Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28), ACTION IS CONTROL OVER POSSESSIONS (Lakoff et al. 1991, S. 26) und CONTINUING TO PERFORM AN ACTION IS REMAINING IN ONE LOCATION (Grady 1997, S. 217) motiviert. Sie enthüllt ferner die Metapher: EINWIRKUNGSOBJEKT IST DER ENDPUNKT DES PFADES. Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 12 (Abb. 14).

Abb. 14
figure 14

Schema 12: an als Endpunkt des imaginären Pfades Einwirkung-Bedeutung. Die gepunktete Linie, die den LM der Präposition (das Viereck) markiert, versinnbildlicht die Einwirkung des TRv (im TRR) oder des TRN auf ihn. Der TR des Verbs oder der TRN berührt den LM der Präposition und wirkt auf ihn als Ganzes metaphorisch ein

(12)

Sie [TRv im TRR] bauen [V im TRR] schon an ihrer Parallelwelt [LM] (Berliner Zeitung, 27.04.2002)

5.3.13 an als Endpunkt des imaginären Pfades Exemplifizierung-Bedeutung

Exemplifizierung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung. Der LM der Präposition spezifiziert Entitäten, die der Erläuterung von Handlungen, Zuständen oder Prozessen dienen. Die Präposition an kodiert den imaginären Berührungspunkt des TRvFootnote 26 bzw. LMv (des TRR), der das Exemplifizierungsmittel versinnbildlicht. Er wird metaphorisch als Stützfläche konzeptualisiert, die der TRv bzw. der LMv berührt und auf die er Druck ausübt. Die Bedeutung wird durch die Metapher: ASSISTANCE IS SUPPORT (Grady 1997, S. 283) motiviert.Footnote 27 Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 13 (Abb. 15).

Abb. 15
figure 15

Schema 13: an als Endpunkt des imaginären Pfades Exemplifizierung-Bedeutung

(13)

Um es [LMv im TRR] an einem banalen Beispiel [LM] zu veranschaulichen [V im TRR] (Die Zeit, 06.12.1985, Nr. 50)

5.3.14 an als Endpunkt des imaginären Pfades Lokalisation-in-der-Zeit-Bedeutung

Lokalisation-in-der-Zeit-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung. Die Zeit wird metaphorisch als horizontale, von links nach rechts verlaufende Linie konzeptualisiert. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den imaginären Berührungspunkt des TRNFootnote 28 oder des TRv (im TRR) darstellt und ihn als Zeitpunkt bzw. Zeitspanne spezifiziert. Der LM der Präposition wird metaphorisch als Punkt, Segment oder Behälter konzeptualisiert. Wird der LM als Punkt oder Segment konzeptualisiert, berührt ihn der TRN oder der TRv (des TRR) metaphorisch von oben. Wird der LM als Behälter konzeptualisiert, wird der TRN oder der TRv (des TRR) metaphorisch im Inneren des LMs lokalisiert. In diesem Fall wäre die Lokalisation-in-der-Zeit-Bedeutung eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-Drinnen-Bedeutung. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: TIMES ARE THINGS, TIMES ARE FIXED LOCATIONS (Lakoff 2006 [1979], S. 201), TIME PERIODS (IN OUR LIVES) ARE CONTAINERS, TIME PERIODS ARE BOUNDED PORTIONS OF PATHS (Grady 1997, S. 288) motiviert. Sie enthüllt ferner die Metapher: ZEITPUNKT/ZEITSPANNE IST (END)PUNKT/SEGMENT DES PFADES ODER BEHÄLTER.Footnote 29 Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 14 (Abb. 16).

Abb. 16
figure 16

Schema 14: an als Endpunkt des imaginären Pfades Lokalisation-in-der-Zeit-Bedeutung

(14)

will der Bundestrainer [TRv im TRR] seinem Team aber erst am Spieltag [LM] mitteilen [V im TRR] (Die Zeit, 9.06.2012, online)

5.3.15 an als Endpunkt des imaginären Pfades Skala-Bedeutung

Skala-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den imaginären Berührungspunkt des TRNFootnote 30 oder TRv (des TRR) darstellt und ihn als einen Punkt auf einer vertikal orientierten Skala spezifiziert. Die Bedeutung wird durch die Metapher: MORE IS UP, LESS IS DOWN, LINEAR SCALES ARE PATHS und POINTS OF THE PATH ARE POINTS ON A SCALE (Lakoff 2006 [1979], S. 197–199) motiviert. Als Erweiterung der Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung ist die Skala-Bedeutung Effekt der Bildschematransformation PFAD-ENDPUNKT DES PFADES. So ist in der Bedeutung der Endpunkt des Pfades, der durch den LM spezifiziert wird, vordergründig.Footnote 31 Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 15 (Abb. 17).

Abb. 17
figure 17

Schema 15; an als Endpunkt des imaginären Pfades Skala-Bedeutung

(15)

Auf der Gefahrenskala der Versicherungen stehen [V im TRR] wir Tierärzte [TRv im TRR] (…) an fünfter Stelle [LM] (Berliner Zeitung, 16.08.1999)

5.3.16 an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-Drinnen-Bedeutung

Lokalisation-Drinnen-Bedeutung ist eine räumliche Erweiterung der Fortbewegung-Bedeutung. Die Bedeutung ergibt sich aus der Bildschematransformation PFAD-ENDPUNKTES DES PFADES, wo sich der LM der Präposition befindet. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des physischen Pfades, den der LM der Präposition als eine Räumlichkeit spezifiziert, die als Behälter konzeptualisiert wird. Der TRN oder der TRv (des TRR)Footnote 32 befindet sich im Inneren des LMs der Präposition.Footnote 33 Die TRN/TRR-LM-Konfiguration illustriert das Schema 16 (Abb. 18).

Abb. 18
figure 18

Schema 16: an als Endpunkt des physischen Pfades Lokalisation-Drinnen-Bedeutung

(16)

sein Freund [TRN] an der Schule [LM] (Die Zeit, 30.12.2014, Nr. 01)

5.3.17 an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-Drinnen- Bedeutung

Abstrakte-Lokalisation-Drinnen-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der räumlichen Lokalisation-Drinnen-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den Endpunkt des imaginären Pfades, wo sich ihr LM befindet, der den abstrakten Raum spezifiziert, in dessen Innerem der TRN oder der TRv (des TRR)Footnote 34situiert ist. Der LM der Präposition referiert auf Institutionen, die metaphorisch als Behälter konzeptualisiert werden. Die Bedeutung wird durch die Metapher: BOUNDED AREAS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 30) motiviert.Footnote 35 Die TRN/TRR-LM-Relation illustriert das Schema 17 (Abb. 19).

Abb. 19
figure 19

Schema 17: an als Endpunkt des imaginären Pfades Abstrakte-Lokalisation-Drinnen-Bedeutung

(17)

Professor [TRN] an der Universität [LM] (Die Zeit, 20.11.2017, Nr. 47)

5.3.18 an als Bezugspunkt in der Teil-Ganzes-Relation Teilhabe-Bedeutung

Teilhabe-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Abstrakte-Lokalisation-Drinnen-Bedeutung. Die Präposition an kodiert den Bezugspunkt, der durch den LM als metaphorisches Ganzes spezifiziert wird. Der TRN wird als Teil dieses Ganzen konzeptualisiert. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS, BOUNDED AREAS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28, 30) und THE WHOLE IS THE MOTHER OF THE PARTS (Turner 1987; in: Lakoff et al. 1991, S. 202) motiviert. Die TRN-LM-Relation illustriert das Schema 18 (Abb. 20).

Abb. 20
figure 20

Schema 18: an als Bezugspunkt in der Teil-Ganzes-Relation Teilhabe-Bedeutung

(18)

eine der größten Sammlungen [TRN] an Spielfilmrechten [LM] auf der Welt (Die Zeit, 15.11.2012, Nr. 47).

5.3.19 an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Einschränkung-Bedeutung

Einschränkung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Teilhabe-Bedeutung. Während in der Teilhabe-Bedeutung der TRN als Teil des LMs konzeptualisiert wird, stellt er in der Einschränkung-Bedeutung das Ganze dar, das metaphorisch, wie ein Behälter, mit Gehalt aufgefüllt ist. Die Präposition an kodiert den Bezugspunkt, der durch den LM als Auffüllungsgehalt des TRN spezifiziert wird. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS, BOUNDED AREAS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28, 30) und CONSTITUENTS ARE CONTENTS (Grady 1997, S. 282) motiviert.Footnote 36 Der TRN wird auf den LM eingeschränkt. Die TRN-LM-Relation illustriert das Schema 19 (Abb. 21).

Abb. 21
figure 21

Schema 19: an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Einschränkung-Bedeutung

(19)

das Angebot [TRN] an künstlerischen Leistungen [LM] (Die Zeit, 26.02.2009, Nr. 10)

5.3.20 an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Bewertung-Bedeutung

Bewertung-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Einschränkung-Bedeutung. Den TRN bilden bewertende Ausdrücke wie Gewinn, Zuwachs, Mangel. So wie in der Einschränkung-Bedeutung löst auch hier der TRN die Konzeptualisierung eines Ganzen aus, das metaphorisch, wie Behälter, mit Gehalt aufgefüllt ist. Der Unterschied betrifft den Gehalt selbst, der hier als Bewertungsgegenstand spezifiziert wird. Die Präposition an kodiert den Bezugspunkt, der durch den LM als Bewertungsgegenstand spezifiziert wird und der den TRN auf diesen Bewertungsgegenstand einschränkt. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS, BOUNDED AREAS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28, 30) und CONSTITUENTS ARE CONTENTS (Grady 1997, S. 282) motiviert, wobei die Konstituenten Bewertungsobjekte darstellen. Die TRN-LM-Relation illustriert das Schema 20 (Abb. 22).

Abb. 22
figure 22

Schema 20: an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Bewertung-Bedeutung. Der Buchstabe B kennzeichnet die Bewertung

(20)

Mangel [TRN] an Helligkeit [LM] (Die Zeit, 30.12.2009, Nr. 01)

5.3.21 an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Ursache-Bedeutung

Ursache-Bedeutung ist eine metaphorische Erweiterung der Einschränkung-Bedeutung. Die Bedeutung bilden Beispiele mit Verben wie leiden oder sterben, die auf Zustände und Prozesse referieren, die im Körper des Menschen stattfinden und sich direkt auf das körperliche Selbstbefinden des Menschen auswirken.Footnote 37 Die Präposition an kodiert den Bezugspunkt, den der LM, als Ursache des im TRV stattfindenden Zustandes bzw. Prozesses, spezifiziert und der den TRR mit der Information über diese Ursache auffüllt. Die Bedeutung wird durch die folgenden Metaphern: ABSTRACT ENTITIES ARE OBJECTS, BOUNDED AREAS ARE CONTAINERS (Lakoff/Johnson 2003 [1980], S. 26–28, 30), CONSTITUENTS (hier: Ursachen) ARE CONTENTS (Grady 1997, S. 282) und CAUSES ARE FORCES (Lakoff 2006 [1979], S. 204) motiviert. Die TRR-LM-Relation illustriert das Schema 21 (Abb. 23).

Abb. 23
figure 23

Schema 21: an als Bezugspunkt in der Ganzes-Teil-Relation Ursache-Bedeutung. Der Buchstabe U kennzeichnet die Ursache

(21)

Eine (…) Enkelin [TRv im TRR] habe an Unterernährung [LM] gelitten [V im TRR] (Die Zeit, 01.06.2016, online)

5.4 Das semantische Netzwerk der Präposition an

Die durchgeführte Analyse der Bedeutungen der Präposition an ergibt das folgende Netzwerk (Abb. 24). Die schwarzen Kreise kennzeichnen die prototypische Bedeutung: Fortbewegung (Nr. 1 im Diagramm) sowie ihre physischen Erweiterungen: Beförderung (Nr. 5.), Lokalisation-in-der-Nähe (Nr. 7.), Lokalisation-in-Berührung (Nr. 10) und Lokalisation-Drinnen (Nr. 16.). Die übrigen Kreise kennzeichnen die abstrakten Erweiterungen: Abstrakte-Fortbewegung- (Nr. 2), Fokussierung- (Nr. 3.), Adressaten- (Nr. Nr. 4), Abstrakte-Beförderung- (Nr. 6), Abstrakte-Lokalisation-in-der-Nähe- (Nr. 8), Maßstab- (Nr. 9), Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung- (Nr. 11), Einwirkung- (Nr. 12), Exemplifizierung- (Nr. 13), Lokalisation-in-der-Zeit- (Nr. 14), Skala- (Nr. 15), Abstrakte-Lokalisation-Drinnen- (Nr. 17), Teilhabe- (Nr. 18), Einschränkung- (Nr. 19), Bewertung- (Nr. 20) und Ursache-Bedeutung (Nr. 21). Von den 1000 analysierten Beispielen, die das ganze Korpus ausmachen, sind 242 (24,2 %) Exemplifizierungen der (fünf) physischen Bedeutungen und 758 (75,8 %) der (sechzehn) abstrakten. Von höchster Frequenz erweist sich die Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung mit 157 Beispielen, die 15,7 % der Datensammlung umfassen. Den Rang zwei nimmt die Abstrakte-Lokalisation-Drinnen-Bedeutung mit 109 Beispielen (10,9 %) und den Rang drei die Fokussierung-Bedeutung mit 105 Beispielen (10,5 %) ein. Über 9,0 % liegen Bewertung-Bedeutung mit 96 Beispielen (9,6 %) und Adressaten-Bedeutung mit 91 Beispielen (9,1 %) vor. Die Neun-Prozent-Hürde erreicht gerade noch die Lokalisation-in-der-Zeit-Bedeutung mit 90 Beispielen. Das Aufkommen der übrigen Bedeutungen liegt zwischen 70 Beispielen (0,7 %) im Falle der Abstrakte-Lokalisation-in-der-Nähe-Bedeutung und 49 Beispielen (4,9 %) im Falle der Einwirkung-Bedeutung. Die Erscheinungsfrequenz der prototypischen Fortbewegung-Bedeutung beträgt, mit 24 Beispielen, 2,4 %.

Abb. 24
figure 24

Das Netzwerk der Präposition an. Die Zahlen in der runden Klammer verweisen auf die Anzahl der Exemplare in der gesamten Datensammlung, die Werte in der eckigen Klammer hingegen auf den entsprechenden Prozentsatz: 1. Fortbewegung (24) [2,4], 2. Abstrakte-Fortbewegung (27) [2,7], 3. Fokussierung (105) [10,5], 4. Adressat (91) [9,1], 5. Beförderung (15) [1,5], 6. Abstrakte-Beförderung (33) [3,3], 7. Lokalisation-in-enger-Nähe (32) [3,2], 8. Abstrakte-Lokalisation-in-der-Nähe (7) [0,7], 9. Maßstab (15) [1,5], 10. Lokalisation-in-Berührung (157) [15,7], 11. Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung (44) [4,4], 12. Einwirkung (49) [4,9], 13. Exemplifizierung (11) [1,1], 14. Lokalisation-in-der-Zeit (9) [9,0], 15. Skala (8) [0,8], 16. Lokalisation-Drinnen (14) [1,4], 17. Abstrakte-Lokalisation-Drinnen (109) [10,9], 18. Teilhabe (15) [1,5], 19. Einschränkung (29) [2,9], 20. Bewertung (96) [9,6], 21. Ursache (29) [2,9]

6 Diskussion

Die erste Frage, die sich bei der Erarbeitung des semantischen Netzwerks einer sprachlichen Kategorie stellt, betrifft sein wissenschaftstaugliches Potenzial, d. h. seinen Informationsgehalt (Sandra/Rice 1995). Da es nicht vorausgesetzt werden kann, dass die mentale Repräsentation der gegebenen Kategorie bei allen Sprechern qualitativ und quantitativ gleich ist, und dass die analysierten Korpora Beispiele aller möglichen Bedeutungen der untersuchten Kategorie enthalten, fällt die Antwort auf die Frage nach der spiegelartigen Korrespondenz des Netzwerks einer sprachlichen Kategorie und ihrer mentalen Repräsentation bei den Sprechern negativ aus. Wie die präsentierte Analyse jedoch zeigt, können die Netzwerke Einblicke in die mentale Repräsentation der untersuchten Kategorien bei den Sprechern liefern und kognitive Mechanismen der Konzeptualisierungs- und Bedeutungsbildung aufdecken. Es erweist sich aber als erforderlich, die Netzwerke als theoretische Modelle der mentalen Repräsentation sprachlicher Kategorien zu betrachten, Schlussfolgerungen auf die analysierten Korpora zu beziehen und nur vorsichtig Generalisierungen zuzulassen. Dabei dürfte die Tatsache, dass verschiedene Forscher ein- und dieselbe Datensammlung unterschiedlich interpretieren können, nicht als Argument gegen die Netzwerkanalysen der Präpositionen angesehen werden. Im Gegenteil, unterschiedliche Interpretationen ein- und derselben Datensammlung wären als informationsreiche Wissensquelle über die kognitiven Mechanismen hinzunehmen, die der mentalen Repräsentation präpositionaler Kategorien zugrunde liegen.

Es ist zu vermuten, dass der Grund, warum solche Analysen eher gemieden werden, in der Schwierigkeit bei der Erarbeitung und Einhaltung derselben einheitlichen Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung liegt. Eine der schwierigsten Fragen betrifft den Kontext und die Festlegung des Umfangs der zu untersuchenden sprachlichen Einheit. Eine kontextunabhängige Bedeutungsbestimmung ist kaum möglich, denn in diesen Prozess sind verschiedene Teilaspekte des Wissens und der individuellen Erfahrung der Sprecher involviert, die »aus dem Sprachgebrauch [resultieren] und (…) durch den Sprachgebrauch [perpetuieren oder sich modifizieren]« (Ziem 2008, S. 118). Im Falle der Präpositionen muss zwischen dem unmittelbaren Kontext, d. h. der TR-LM-Relation, die für die Bedeutung der Präposition ausschlaggebend ist, und dem weiteren Kontext unterschieden werden. Bei aller Kenntnis dieser Notwendigkeit erweisen sich die Bestimmung des Umfangs der zu untersuchenden sprachlichen Einheit und Ausschließung kontextueller Inferenzen als höchstproblematisch. Dies ist selbst bei Tyler/Evans (2003) zu beobachten: Zweifel weckt z. B. die Gegenüberstellung der Sätze Joan nailed a board over the hole in the ceiling (›Joan befestigte ein Brett über dem Loch in der Decke‹) und Joan nailed a board over the hole in the wall (›Joan befestigte ein Brett über dem Loch in der Wand‹) dem Satz The tablecloth is over the table (›Die Tischdecke ist über dem Tisch‹) mit der Begründung, dass die Bedeckung-Bedeutung der Präposition over (›über‹) im Falle der ersten zwei Sätze kontextunabhängig und im Falle des letzten kontextabhängig sei (Tyler/Evans 2003, S. 43–44). Die Erklärung, dass die Tischdecke typischerweise größer als der Tisch ist und deshalb den Tisch größtenteils bedeckt, trifft auf das Brett, das über dem Loch in der Decke bzw. in der Wand befestigt wird, genauso zu. Die Bedeckung-Bedeutung resultiert aus der Aktivierung unseres Wissens um die Merkmale des TRs (Brett und Tischdecke) und des LMs (Loch in der Decke, Loch in der Wand und Tisch) in jedem dieser drei Fälle: Genauso wie ›die Tischdecke‹ ›den Tisch‹ nicht gänzlich bedecken muss, muss ›das Brett‹ ›das Loch‹ nicht ganz abdecken.

Eine nicht minderwichtige Frage betrifft die Bestimmung der prototypischen Bedeutung der analysierten Kategorie. Nach dem Frequenzkriterium dürfte als prototypische Bedeutung der Präposition an die Lokalisation-in-Berührung (mit dem höchsten Frequenzwert von 15,7 % in dem hier präsentierten Netzwerk) angenommen werden. Nach dem Frequenzkriterium richtet sich z. B. Vandermeeren (2004) in ihrer korpusbasierten Untersuchung der bidirektionalen Präposition in. Sie subsumiert die HINEIN-Relation unter der IN-Relation und schlägt zwei prototypische Bedeutungen, beide lokal, vor. Somit reduziert sie aber das Netzwerk der Präposition in auf die Eigenschaften des LMs, obwohl sie die Relevanz der Dativ/Akkusativ-Unterscheidung für die Bedeutungen der Präposition zugibt (Vandermeeren 2004, S. 180).

Der relationale Charakter der Präpositionen (Langacker 1987, S. 215), nach dem die Bedeutung der Präposition aus der gegebenen TR-LM-Relation hervorgeht, bringt die Doppelartigkeit des TRs der Präpositionen ans Licht, des TRN und TRR (s. Fußnote 9). Beispiele wie (3), (5), (9), (12) veranschaulichen, dass über die Bedeutung der Präposition an die jeweilige verbale Komponente des TRR entscheidet und die TRv/LMv-LM-Relation alleine in diesen Fällen keine Bedeutung ergibt. Darüber hinaus zeigen Beispiele wie (5), dass die verbale Komponente des TRR die Bedeutung der Präposition ändern kann: Wird im Beispiel (5) So werden [die Mitarbeiter] [LMv] an andere Plätze [LM] versetzt [V im TRR] die Passivkonstruktion mit dem Verb ›versetzen‹ durch die Aktivkonstruktion mit dem Verb ›gehen‹ ersetzt, wird aus der Beförderung- die Fortbewegung-Bedeutung. Der TRR ist gerade bei den deutschen bidirektionalen Präpositionen von höchster Relevanz, weil die verbale Komponente des TRR über den Kasus, den Dativ oder Akkusativ, entscheidet und somit darüber, ob die Bedeutung zu den dynamischen, direktionalen oder statischen, lokalisierenden, gehört: Beispiele wie Ich [TRv im TRR] hänge [V im TRR] das Bild [LMv im TRR] an die Wand [LM] und Das Bild [TRv im TRR] hängt [V im TRR] an der Wand [LM] stellen Exemplifizierungen zweier unterschiedlicher Bedeutungen dar: der Beförderung- und Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung entsprechend. Aus den genannten Gründen erscheint die Subsumierung der dynamischen Bedeutungen der bidirektionalen Präpositionen unter den der statischen unplausibel.

Die Skepsis bezüglich des Frequenzkriteriums als Maßstabs der Prototypikalität (Taylor 1995 [1989], S. 52) unterstützt ferner die Tatsache, dass der am höchsten frequenten, räumlichen Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung (15,7 %) zwei vollkommen unterschiedliche, abstrakte Bedeutungen folgen: Abstrakte-Lokalisation-Drinnen- (10,9 %) und Fokussierung-Bedeutung (10,5 %). Es hat den Anschein, dass das Frequenzkriterium über die Erscheinungshäufigkeit der Bedeutungen Auskunft gibt und nicht über ihre Rolle als besserer bzw. schlechterer Vertreter der gegebenen präpositionalen Kategorie. Die höchste Frequenz der Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung ist mit der Tatsache zu erklären, dass der Mensch von Objekten, die sich an bestimmten Stellen befinden, umgeben ist und diese Zustände länger andauern als Handlungen, infolge deren die Objekte an diese Stellen gelangen oder gebracht werden.

Bei der Beantwortung der Frage, welche Bedeutung der Präposition den besten Vertreter der komplexen Kategorie darstellt, erscheint es daher sinnvoll, davon auszugehen, welche von ihnen die meisten Erweiterungen ermöglicht. Die Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung der Präposition an erfüllt diese Bedingung nicht: Bei der Annahme, dass den räumlichen Bedeutungserweiterungen Bildschematransformationen zugrunde liegen, müsste die ENDPUNKT-PFAD-Transformation vorausgesetzt werden, um die dynamischen Bedeutungen der Präposition an als Erweiterungen der Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung zu erklären. Eine solche Transformation kann der Vorstellung ›eines Bildes‹, das ›von der Wand abgenommen wird‹, zugrunde liegen, aber nicht der ›eines Bildes‹, das ›an die Wand gebracht wird‹. Wie im Abschnitt 4.2 argumentiert, verleitet die erfahrungsbezogene Erkenntnis, dass Objekte, bevor sie (dicht) an anderen erscheinen, sich diesen Objekten nähern oder in ihre Nähe gebracht werden müssen, zu der Annahme der Fortbewegung-Bedeutung als der prototypischen Bedeutung der Präposition an. Sie erfüllt auch die Bedingung, dass sich von der prototypischen Bedeutung die meisten Erweiterungen ableiten lassen. Einer zusätzlichen Bestätigung der Annahme, dass sich die Lokalisationsbedeutungen der Präposition an aus der Bildschematransformation PFAD-ENDPUNKT DES PFADES herleiten, kann der etymologische Nachweis dienen, nach dem für die ursprüngliche Bedeutung von an die Richtung ›aufwärts, in die Höhe‹ gehalten wird, die heute noch an Adverbien wie ›bergan‹, ›himmelan‹, ›heran‹, ›hinan‹ erkennbar ist (vgl. DWDS).

Interessante Prozesse vollziehen sich bei der Bestimmung der Teilhabe- und Einschränkung-Bedeutung. Im Falle der letzten kommt es nämlich zur Umkehrung der Teil-Ganzes-Relation (Teilhabe-Bedeutung) in die Ganzes-Teil-Relation (Einschränkung-Bedeutung). Den Unterschied verdeutlicht die Gegenüberstellung der Beispiele (18) eine der größten Sammlungen an Spielfilmrechten (Teilhabe-Bedeutung) und (19) das Angebot an künstlerischen Leistungen (Einschränkung-Bedeutung): Während im Beispiel (18) der TR der Präposition, ›eine der größten Sammlungen‹ einen Teil des LMs der Präposition ›der Spielfilmrechte‹, erfasst, bildet im Beispiel (19) der TR der Präposition, ›das Angebot‹, ein unspezifisches Ganzes, das durch den LM der Präposition, ›künstlerische Leistungen‹, mit Inhaltsgehalt aufgefüllt und auf diesen Inhaltsgehalt eingeschränkt ist.

Die Gegenüberstellung der TR-Präposition-LM-Relation in der Teilhabe- und Einschränkung-Bedeutung (Beispiele: 18 vs. 19) erlaubt es, die Mitwirkung eines weiteren kognitiven Mechanismus, nämlich der Langackerschen aktiven Zonen (Langacker 2008), an den Bedeutungsbildungsprozessen der Präposition an nachzuvollziehen. Diese verantworten die Konzeptualisierung des TRs als eines Teils des LMs in der Teilhabe-Bedeutung und als eines Ganzen, das durch den LM mit Gehalt aufgefüllt und auf diesen Gehalt eingeschränkt ist, in der Einschränkung-Bedeutung. Die aktiven Zonen bewirken, dass bei der Verarbeitung der TRe der Präposition an in der Teilhabe‑, Einschränkung‑, Bewertung- und Ursache-Bedeutung die mentalen Prozesse der Aufmerksamkeitsfokussierung in den Vordergrund der Konzeptualisierung rücken, die sich entlang des durch die Präposition kodierten imaginären Pfades in Richtung des LMs der Präposition metaphorisch fortbewegen. So scheint es, als dürften die Beispiele als Exemplifizierungen der Fokussierung-Bedeutung fungieren. Solche Interpretation erweist sich jedoch als irreführend. Sie stolpert nämlich über den Kasus, den Dativ, der die Lokalisation und nicht eine zielgerichtete Fortbewegung kodiert. Der Dativ entscheidet also darüber, dass bei der Bestimmung dieser vier Bedeutungen die Konzeptualisierung der metaphorischen Fortbewegung der Aufmerksamkeitsfokussierung entlang des imaginären Pfades zugunsten einer, die auf das Konzept der LOKALISATION und die BEHÄLTER-Metapher aufbaut, zurücktritt.

Die Analyse der Beispiele hinsichtlich der aktiven Zonen wirft ein besonderes Licht auf die Rolle des Kontextes, dessen Abgrenzung für die Festlegung einheitlicher Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung und Bestimmung der Bedeutungserweiterungen ausschlaggebend ist. Wird, wie in diesem Beitrag, die TR-Präposition-LM-Einheit als Untersuchungseinheit angenommen, so ergeben sich die für die Bedeutung der Präposition relevanten Informationen direkt aus der TR-Präposition-LM-Relation. Alle übrigen, die über diese Relation hinausgehen und dazu inferiert werden, sind irrelevant. Solche Differenzierung zwischen den relevanten und irrelevanten kontextuellen Informationen ermöglicht die Festlegung einheitlicher Kriterien der Bedeutungsbestimmung und erlaubt eine eindeutige Klassifizierung der Zweifelsfälle wie Ein Riesen-Kompliment [TRv im TRR] geht [V im TRR] an das ganze Team [LM] oder Ein Riesen-Kompliment [TRv im TRR] wird an das ganze [Team LM] übermittelt [V im TRR] in Anbetracht des Beispiels (4) Ein Riesen-Kompliment [TRN] an das ganze Team [LM]. Die Zweifelsfrage, ob alle drei Beispiele als Exemplifizierungen der Adressaten-Bedeutung betrachtet werden sollten, lässt sich somit negativ beantworten. Die zwei angeführten Beispiele unterscheiden sich durch den relationalen TR (TRR) vom Beispiel (4), das den nominalen TR (TRN) enthält. So ergibt sich direkt aus der TRR-an-LM-Relation in dem einen Fall Abstrakte-Fortbewegung- und in dem anderen Abstrakte-Beförderung-Bedeutung. Die Tatsache, dass der LM auch in diesen Beispielen den Adressaten spezifiziert, kommt nicht direkt aus der TR-an-LM-Relation, sondern wird hinzu inferiert. Der Unterschied zwischen den für die gegebene Bedeutung irrelevanten kontextuellen Informationen und denen, die am TR und/oder LM die aktiven Zonen konstituieren, ist, dass die letzten direkt aus der TR-Präposition-LM-Relation hervorgehen und nicht hinzu inferiert werden.

Die Analyse zeigt ferner, dass manche TR-an-LM-Einheiten aktive Zonen mehrfacher Art zulassen, wie in den Beispielen (5) und (16), in denen die Präposition an Konzeptualisierungen auslöst, die die Präpositionen auf und/oder in aktivieren:

  • im Beispiel (5) So werden [die Mitarbeiter] an andere Plätze versetzt kann der LM der Präposition ›andere Plätze‹ als Bodenfläche, auf die jemand versetzt wird oder als Behälter, in dessen Inneres jemand versetzt wird, konzeptualisiert werden;

  • im Beispiel (16) sein Freund an der Schule wird der LM der Präposition, ›Schule‹, als Behälter konzeptualisiert, in dessen Innerem (im Gebäude und/oder auf dem abgeschlossenen dazugehörigen Gelände) sich jemand aufhält und sich etwas abspielt.

Die Möglichkeit einer differenten Auffassung des TRs und/oder LMs als aktiver Zonen erklärt die Nichteindeutigkeit solcher TR-an-LM-Einheiten. Klarheit darüber können nur, wenn vorhanden, situative Kontextinformationen von außerhalb der Untersuchungseinheit verschaffen. Wie an obigen Beispielen ersichtlich, verhindert diese Nichteindeutigkeit die Bedeutungsbestimmung bei Einhaltung der vorgeschlagenen Kriterien nicht.

Als potenziell bedeutungsdifferenzierender Faktor erweist sich ferner das Tempus, was am Beispiel (6) Der Karlsruher SC hat den HSV (…) endgültig an den Rand des Abgrunds (…) gebracht veranschaulicht werden kann: Die Zeitform Perfekt mag dazu beitragen, dass anstelle der eigentlichen, Abstrakte-Beförderung-Bedeutung, unmittelbar ihre logische Nachfolge, die Abstrakte-Lokalisation-in-Berührung-Bedeutung, aktiviert wird.

Die beschriebenen kognitiven Mechanismen, die die ausgesonderten Bedeutungen der Präposition an steuern, veranschaulichen die Dynamik der Bedeutungsbildungsprozesse, die durch die aktivierten kognitiven Domänen und die sich im Verlauf der Verarbeitungsprozesse der sprachlichen Einheiten eröffnenden mentalen Räume bedingt ist. Das Postulat einer präzisen Festlegung der zu untersuchenden sprachlichen Einheit und der Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung gewinnt in diesem Kontext die höchste Relevanz. So bestätigt die präsentierte Analyse die Angemessenheit der Bedeutungsdifferenzierung im Falle präpositionaler Kategorien anhand der TR-Präposition-LM-Relationen unter Ausschluss jeglicher kontextueller Informationen, die sich nicht direkt aus der gegebenen TR-Präposition-LM-Relation ergeben.

7 Fazit

Die Festlegung der unmittelbaren TR-Präposition-LM-Relation als Untersuchungseinheit und einheitlicher Kriterien der Bedeutungsdifferenzierung stellt die Bedingung dar, um semantische Netzwerke für ein geeignetes Werkzeug zur Erforschung der Bedeutungen präpositionaler Kategorien anzusehen.

Die auf solchem Wege erstellten semantischen Netzwerke präpositionaler Kategorien erlauben nicht nur einen Einblick in die mentale Repräsentation der Bedeutungen der jeweiligen Präposition, sondern auch die Ermittlung der kognitiven Mechanismen, die den Konzeptualisierungs- und Bedeutungsbildungsprozessen zugrunde liegen. Sie decken auch das Gebrauchspotenzial der gegebenen Präposition (die Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen) beim Ausdruck bestimmter räumlicher Konfigurationen und abstrakter Relationen auf.

Wünschenswert wären intensivierte diesbezügliche sprachvergleichende Untersuchungen, die die Erstellung der Netzwerke derselben präpositionalen Kategorien in mehreren Sprachen anstrebten. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten als theoretische Basis bei der Erforschung der mentalen Repräsentation präpositionaler Kategorien bei ein- und mehrsprachigen Sprechern genutzt werden. Solche Untersuchungen würden das Wissen um die kognitiven Mechanismen der Bedeutungsbildung wesentlich bereichern.