Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag geht es um Praktiken der Positionierung in der Kunstkommunikation mittels Twitter. Twittern ist eine Alltagspraxis, insofern es von denjenigen, die es tun, prinzipiell immer und überall ausgeübt werden kann. Deshalb ist Twitter ein gutes Maß, um die lokale Dissoziierung des Kunstpublikums unserer Zeit abschätzen zu können. Getwittert wird direkt aus dem Museum, durch Leser*innen von Ausstellungskritiken oder auch assoziativ aus dem Alltag heraus. Die Twitterer sind allerdings nur zum Teil (rezipierendes) Kunstpublikum, gleichzeitig sind sie aktiv an der medialen Transkription von Kunst beteiligt und nehmen dabei soziale Positionen ein. Unsere Analysen beruhen auf einem Korpus von deutschen und englischen Tweets zu Künstlern, denen zum Zeitpunkt der Korpuserstellung gerade große Ausstellungen gewidmet waren.
Abstract
Our contribution deals with practices of social positioning in communication on art on twitter. Tweeting is an everyday practice: people can tweet anytime and anywhere. Analysing Tweets, therefore, provides insight into the local dissociation of the art audience today. Tweeting is done directly from the museum, by readers of reviews of exhibitions, or from anywhere in everyday life. However, the people who tweet are audience only in part, since by being actors in communicating about art they are actively transcribing art and positioning themselves socially. For our analyses, we used a corpus of German and English Tweets on exhibitions of well known artists.
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21 September 2017
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Notes
Den Ausdruck »Twitter-Nachrichten« verwenden wir als Sammelbegriff für Tweets (= originäre Twitter-Nachrichten) und Retweets (= von einem anderen Twitter-Nutzer als dem Urheber einer originären Nachricht erneut gesendete Nachricht).
Nachrichten mit diesem Hashtag beziehen sich teilweise auf den Eishockeyspieler Kyle Calder.
Dieses Paket erweitert die Software-Entwicklungsumgebung »R« (https://www.r-project.org/) um »a series of functions that allow R users to access Twitter‘s filter, sample, and user streams, and to parse the output into data frames« (vgl. die Dokumentation des Pakets unter https://cran.r-project.org/web/packages/streamR/streamR.pdf).
API (application programming interface) steht für »Programmierschnittstelle« und ist ein oberflächenloser Zugang zu einem datenverarbeitenden System.
Die Twitter-API lässt es nicht zu, dass alle Twitter-Nachrichten gesammelt werden, sondern gibt den Zugang auf eine per Zufallsauswahl begrenzte Menge der aktuellen Tweets frei (»[...] samples of the public data flowing through twitter«); vgl. dazu die Entwickler-Dokumentation auf https://dev.twitter.com/streaming/public. Nähere Überlegungen zu den Auswirkungen dieser Bestimmungen finden sich in Burgess und Puschmann (2014).
Arabic, Catalan, Czech, Danish, German, Greek, English, English (United Kingdom), Spanish, Basque, Farsi, Finnish, French, Galician, Hebrew, Hungarian, Indonesian, Italian, Japanese, Korean, Dutch, Norwegian, Polish, Portuguese, Romanian, Russian, Serbian, Swedish, Thai, Turkish, Ukrainian, Chinese.
Arabic, Catalan, Danish, German, English, English (United Kingdom), Spanish, French, Italian, Japanese, Korean, Dutch, Polish, Portuguese, Romanian, Russian, Thai, Turkish, Ukrainian.
Vgl. die Ausführungen des Twitter-Supports auf https://support.twitter.com/articles/314917.
Vgl. die Ausführungen des Twitter-Fan-Wikis auf http://twitter.pbworks.com/w/page/1779812/Hashtags.
Bei »etsy« handelt es sich um eine Verkaufsplattform für »unique goods« (https://www.etsy.com/about/).
Mit »Rezeption« ist hier die Rezeption des Kunstwerks gemeint, so wie sie durch Tweets indiziert und perspektiviert ist. Inwieweit diese ihrerseits durch die Rezeption anderer Tweets inspiriert ist, kann nicht hier geklärt werden und wird entsprechend in der Analyse ausgeblendet. Da die Geodaten der Tweets in der Regel nicht vorliegen (s.o.), kann dabei ebenfalls nicht festgestellt werden, ob der Tweet tatsächlich von einem Standort vor dem Kunstwerk aus abgesetzt wurde, von einem anderem Ort im Museum oder erst im Nachhinein außerhalb des Museums.
Die Imperfektform des Verbs deutet auf einen Bericht ex post, kann aber ebenso gut als perfektive Perspektivierung der Situation gedeutet werden. Jedenfalls bildet das im realen Museum referenzierte materielle Kunstwerk den deutungsrelevanten Kontext des Tweets, das ist hier entscheidend.
Zur Indexierung evaluativer Prädikatoren mit Hashtags s. Dang-Anh et al. (2013, S. 147) mit weiteren Literaturhinweisen.
https://twitter.com/miplotex/status/688302234703126529. Der Beleg dokumentiert zwar keine evaluative Auseinandersetzung mit einem Kunstwerk, ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie die im evaluativen Modus indizierte reale Situation durch Hashtag-Indizierung thematisch kontextualisiert wird.
Äußerst interessant ist dabei, dass in den Praktiken der Thema-Rhema-Gliederung in solchen Tweets sich die funktionalen Effekte der syntagmatischen (Syntax) und der paradigmatischen Kontextualisierung überlagern.
Neben dem Possessivpronomen im Tweet ist das an dem hier anonymisierten Profilbild zu erkennen.
So auch im hier zitierten Beispiel, von dem aus darstellungsökonomischen Gründen nur die Textzeile zitiert wird.
https://twitter.com/artistschiele/status/718998481998901248; die vertikalen Striche repräsentierten Zeilenumbrüche im Originaltweet.
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Müller, M., Stegmeier, J. Twittern als #Alltagspraxis des Kunstpublikums. Z Literaturwiss Linguistik 46, 499–522 (2016). https://doi.org/10.1007/s41244-016-0036-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s41244-016-0036-0
Schlüsselwörter
- Soziale Medien
- Kontextualisierung
- Kunstkommunikation
- Kunstpublikum
- Soziale Positionierung
- Korpusanalyse
- Multimodalität
- Kommunikative Praktik