„Betr. Bericht über den Besuch ApO-Angehöriger“. Delegitimierung und Diskreditierung von heimkritischen Aktivist*innen in verwaltungsinternen Berichten zur hessischen Heimkampagne

Zusammenfassung

In der so genannten Heimkampagne Ende der 1960er-Jahre nahmen unter anderem Mitglieder sozialer Bewegungen Erziehungsheime für Jugendliche kritisch unter die Lupe. Diese Interventionen stellten den überwiegend ordnungspolizeilich geprägten Umgang mit Jugendlichen, die als soziales Problem angesehen wurden, infrage. In dem Beitrag werden verwaltungsinterne Berichte zu heimkritischen Aktionen in vier hessischen Jugenderziehungsheimen analysiert. Im Zentrum der Auswertung steht die Sicht der Heimverantwortlichen vor Ort auf die Kritiker*innen. So wird der Frage nachgegangen, inwiefern Zuschreibungen in den verwaltungsinternen Berichten mit einer Delegitimierung und Diskreditierung heimkritischer Aktivist*innen einhergehen, die dazu dient, die Störung der institutionellen und sozialen Ordnung abzuwehren.

Abstract

In the public campaign against borstals at the end of the 1960s, members of societal movements called into question the manner in which youth, seen as a social problem, was dealt with. In the paper, internal administrative reports on home-critical actions in four Hessian borstals are analyzed. The focus of the analysis is on the perspectives of the borstals’ directors and staff with regard to the critics. The paper explores, how diverse attributions in the administrative reports lead to the delegitimizing and discrediting of the campaigners, and thus intend to fend off the disruption of institutional and societal order.