1 Einleitung

Noch vor wenigen Jahren wurden in der Erwachsenenbildung digitale Medien primär als Unterstützung von Präsenzveranstaltungen im Sinne eines Anreicherungskonzepts (Scheidig 2020) eingesetzt, reine Online-Veranstaltungen wurden demgegenüber kaum angeboten (Christ et al. 2020; Schmid et al. 2017; Sgier et al. 2018). Im Kontext der Corona-Pandemie verzeichnete die Verbreitung von Online-Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung eine deutliche Zunahme (BMBF 2022; Christ et al. 2021; Widany et al. 2022). Sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern stieg der Anteil der Erwachsenen mit Teilnahme an Online-Bildungsangeboten (BMBF 2022; Di Pietro und Karpinski 2021; Hall et al. 2022) und somit die Zahl der Personen, die Erfahrung mit computergestütztem Lernen auf Distanz sammelten (Åkerfeldt et al. 2023). Die Zunahme von Online-Angeboten im Kontext der Corona-Pandemie besitzt nicht nur Implikationen für Erwachsenenbildungsanbieter und ihr Personal (Christ et al. 2021; Rohs 2020; Scheidig 2021; Wahl und Herbrechter 2023), sondern wirft auch Fragen nach der Nutzung und dem künftigen Stellenwert von Online-Angeboten auf (Boeren et al. 2020; Haberzeth und Dernbach-Stolz 2022).

Im Hinblick auf Online-Angebote für Erwachsene wird einerseits auf die mögliche Exklusion von Adressatinnen und Adressaten mit geringen digitalen Kompetenzen oder fehlender technischer Ausstattung verwiesen (z. B. Gugitscher et al. 2020; Käpplinger und Lichte 2020; Krämer 2021; Schmidt-Hertha und Rott 2021). Andererseits wird bezugnehmend auf Vorteile, wie die Ortsflexibilität und erleichterte Zugänglichkeit für bestimmte Zielgruppen, auf das Potenzial hingewiesen, mit Online-Veranstaltungen wenig erreichte Personengruppen zu einer Teilnahme zu bewegen (OECD 2020). Es liegen bislang kaum Befunde dazu vor, ob mit Online-Veranstaltungen die Angebotsreichweite im Sinne eines Erschließens neuer Teilnehmendenkreise erhöht werden kann. Mit Blick auf die erforderliche Akzeptanz digital gestützter Bildungsangebote bei Adressatinnen und Adressaten (BMBF 2020; Schmidt-Hertha 2021) und auf Einstellungen zu digitalem Lernen, die sich möglicherweise durch Erfahrungen mit Online-Angeboten während der Pandemie veränderten, ist ebenfalls zu fragen, inwieweit Online-Veranstaltungen auch Personen attrahieren, die bereits Erwachsenenbildungsangebote vor Ort wahrnehmen.

Die Frage nach dem Verhältnis der Teilnahme an Online- und der Teilnahme an Präsenzangeboten soll im Folgenden mit Bezug zu Volkshochschulen (VHS) aufgegriffen werden. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht, (1) inwieweit mit Online-Veranstaltungen Personen erreicht werden, die seltener oder nie an VHS-Veranstaltungen vor Ort teilnehmen, und (2) inwiefern die Entscheidung zur Teilnahme an einer Online-Veranstaltung – auch von Personen, die tendenziell dem VHS-„Stammpublikum“ zugerechnet werden können – auf den Online-Durchführungsmodus zurückgeführt werden kann. Zur Beantwortung beider Fragestellungen wurden Teilnehmende von fünf Online-Veranstaltungen im VHS-Bereich befragt (N = 1907). Im Folgenden wird zunächst auf VHS als Erwachsenenbildungsanbieter im Kontext der digitalen Transformation eingegangen (Abschn. 2) sowie der Forschungsstand zur Teilnahme an Online-Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung dargelegt (Abschn. 3). Darauf aufbauend erfolgt eine Explikation der Fragestellungen (Abschn. 4) und des Forschungsdesigns (Abschn. 5). Anschließend an die Ergebnispräsentation (Abschn. 6) werden die Resultate diskutiert und weiterführende Perspektive aufgeworfen (Abschn. 7).

2 (Digitale) Volkshochschulen

Die aktuell 845 Volkshochschulen in Deutschland sichern eine flächendeckende und niedrigschwellige Grundversorgung mit Erwachsenenbildungsangeboten zu einem breiten Themenspektrum (Widany et al. 2022). Zusammen sind sie der volumen- und reichweitenstärkste sowie einer Umfrage zufolge auch bekannteste Erwachsenenbildungsanbieter in Deutschland (DVV 17,18,a, b). Die jüngste VHS-Statistik weist für das Berichtsjahr 2022 insgesamt 5.356.974 Teilnahmefälle bei 434.583 Kursen und 68.195 Einzelveranstaltungen aus (Ortmanns et al. 2024). Vor dem Hintergrund bedarfs- und bedürfnisorientierter Programm- und Angebotsentwicklung (Fleige et al. 2019) wird davon ausgegangen, dass die VHS ein „Stammpublikum“ besitzen (z. B. Bastian et al. 2004, S. 46; Dollhausen 2008, S. 85; Rohs 2020, S. 21; Schöll 2023, S. 26). Damit wird der Annahme einer gewissen Kontinuität oder Wahrscheinlichkeit im Erreichen von Teilnehmenden Ausdruck verliehen, dass also entweder konkrete Personen wiederholt für eine Teilnahme gewonnen oder dass bestimmte Personengruppen aufgrund ihrer überproportionalen Vertretung unter den Teilnehmenden mit größerer Wahrscheinlichkeit erreicht werden. Obschon diese Annahme als begründet und in Wissenschaft und Praxis als unbestritten gelten darf, handelt es sich um eine unscharfe Kategorisierung: Die Teilnahmefrequenz und Zusammensetzung des VHS-„Stammpublikums“ bleiben ebenso unbestimmt wie auch ihr prozentualer Anteil an allen Teilnahmefällen, zumal inter- und intrainstitutionelle Unterschiede zwischen den VHS sowie zwischen ihren Programmbereichen anzunehmen sind.

Gleichwohl lassen sich Teilnahmemuster identifizieren (vgl. bereits Tietgens 1978 [1964]), so u. a. bezüglich der Altersstruktur, die Siebert (2001) schon vor zwei Dekaden zur Frage veranlasste: „Warum kommen wenig junge Erwachsene in die Volkshochschule?“ Im Berichtsjahr 2022 waren 50,4 % der VHS-Teilnehmenden 50 Jahre oder älter (Ortmanns et al. 2024). 10 Jahre zuvor lag der Anteil der Über-50-Jährigen unter den VHS-Teilnehmenden bei 40,2 % (Huntemann und Reichart 2013, S. 10), 20 Jahre zuvor bei 28,6 % (Pehl und Reitz 2003, S. 6) und 30 Jahre zuvor bei 18,9 % (Pehl und Reitz 1993, S. 56). Der deutlich sinkende Anteil jüngerer Personen unter den VHS-Teilnehmenden korrespondiert mit dem demografischen Wandel (Hufer 2009, S. 137–139) und kann auch als Hinweis auf die Bedeutung von Bildung in späteren Lebensphasen verstanden werden (Schmidt-Hertha 2014). In Bezug auf die Zielgruppenansprache besteht für VHS das Erfordernis, sowohl dem wachsenden Anteil Älterer und deren Bildungsbedürfnissen und -interessen Rechnung zu tragen (Alke 2017; Tippelt et al. 2009; Völkening 2006), als auch die Adressierung von jüngeren Bevölkerungsgruppen mit ihren Lerngewohnheiten in den Blick zu nehmen, deren Anteil an Teilnahmefällen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich sank, die aber perspektivisch für die Angebotsauslastung von substanzieller Bedeutung sein werden (Ferstl und Schwarz 2021).

Ein möglicher Zugang zur Erschließung neuer Teilnehmendenkreise wird dabei in der Nutzung digitaler Lernarrangements gesehen. So wird im „Manifest zur digitalen Transformation von Volkshochschulen“ bezüglich des Einsatzes digitaler Technologie folgende Erwartung formuliert: „Gleichzeitig erweitern vhs ihren Angebotsradius und ermöglichen Bildung für Zielgruppen, die bisher den Weg in die vhs gar nicht oder nur schlecht gefunden haben“ (DVV 2019, S. 3). Wurde den VHS noch vor der Corona-Pandemie im Vergleich zu anderen Erwachsenenbildungsanbietern eine geringere Offenheit gegenüber digitalen Lernformen attestiert (Christ et al. 2020; Schmid et al. 2017), so führte die als „exogener Schock“ beschriebene Pandemiesituation (Scheidig 2022; Widany et al. 2022) zu einer deutlichen Zunahme digitaler Angebote (DIE 2023). Während des Lockdowns im Jahr 2020 führten 83 % aller VHS digitale Veranstaltungen durch (Hoenig et al. 2022). Auch zu späteren Zeitpunkten, in denen Präsenzveranstaltungen wieder (weitgehend) möglich waren, bewegte sich das digitale VHS-Angebot über dem präpandemischen Niveau (DIE 2023): Für das Berichtsjahr 2022 werden in der jüngsten VHS-Statistik insgesamt 43.190 digitale Lernangebote ausgewiesen, davon 26.237 reine Online-Kurse, dies entspricht 9,9 % bzw. 6 % des VHS-Gesamtangebots (Ortmanns et al. 2024). Auf digitale Kooperationsangebote (siehe z. B. Klemm und Repka 2021; Lüdenbach 2021) entfielen im Berichtsjahr 2022 37.901 vermittelte Teilnahmefälle bzw. 0,9 % aller VHS-Belegungen (Ortmanns et al. 2024).

Ob VHS durch Online-Angebote bislang wenig erreichte Personengruppen attrahieren und neue Teilnehmende gewinnen, wurde bislang – soweit ersichtlich – nicht untersucht. Zugleich ist von Interesse, inwiefern sich das VHS-„Stammpublikum“ durch Online-Angebote angesprochen fühlt und an diesen teilnimmt. Dies ist nicht zuletzt mit Blick auf die Altersstruktur der VHS-Teilnehmenden und den geringeren Internetnutzungsgrad älterer Generationen (Initiative D21 2021) eine relevante Frage, mit der sich laut der Studie von Rohs (2020) auch VHS-Leitungen auseinandersetzen: „Der Möglichkeit und auch Notwendigkeit angesichts der älteren Zielgruppen jüngere Zielgruppen zu erreichen, stehen die Risiken gegenüber, gerade das Stammpublikum zu verlieren“ (Rohs 2020, S. 21). Die Fragestellung, wer VHS-Online-Angebote belegt, ist des Weiteren nicht nur unter der Perspektive von Exklusion und Teilnehmendengewinnung und in Bezug zur Altersstruktur von Relevanz (BMBF 2020), sondern auch in geografischer Hinsicht: Aufgrund der Ortsungebundenheit von Online-Angeboten kann prinzipiell eine überregionale Reichweite erzielt werden, was mit Blick auf öffentliche Zuschüsse auf kommunaler Ebene eine Diskussion erfährt und letztlich mit dem VHS-Territorialprinzip konfligiert (Klemm und Repka 2021; Rohs und Lacher 2023).

3 Forschungsstand

Aktuelle Analysen zeigen, dass die bekannten Disparitäten in der Weiterbildungsbeteiligung (BMBF 2022, v. Hippel et al. 2018) durch digitale Lernangebote eher verstärkt denn abgebaut werden (BMBF 2020; Di Pietro und Karpinski 2021; Gallistl et al. 2020; Kleinert et al. 2021; Schmidt-Hertha und Rott 2021). Internationale Studien gelangen übereinstimmend zu dem Befund, dass Personen mit höherem sozioökonomischem Status, mit höherem formalem Bildungsniveau sowie Jüngere häufiger an Online-Angeboten in der Erwachsenenbildung teilnehmen (Di Pietro und Karpinski 2021; Eynon und Malmberg 2021; Hall et al. 2022; Schmid et al. 2017; Zechner 2021). Anknüpfend an bisherige Forschung zum Zusammenhang zwischen Internetnutzung und Soziodemografie (Initiative D21 2021) wird in aktuellen Analysen auf einen reziproken Zusammenhang zwischen digitalen Kompetenzen und der Teilnahme an Online-Bildungsangeboten hingewiesen (Eynon und Malmberg 2021; Gallistl et al. 2020; OECD 2020).

Studien, in denen die Sicht der (potenziellen) Teilnehmenden auf Erschwernisse und Barrieren im Hinblick auf die Partizipation an Online-Veranstaltungen im Zentrum steht, gelangen zum Befund, dass Defizite in Bezug auf digitale Kompetenzen ebenso wie infrastrukturelle Voraussetzungen (Hardware, Internetverbindung) und technische Probleme existente, aber nicht dominante Herausforderungen oder Hinderungsgründe darstellen (Hall et al. 2022; Kara et al. 2019). Als ein Nachteil von Online-Bildungsangeboten wird der Mangel an sozialer Präsenz beschrieben (Åkerfeldt et al. 2023; Buxton und De Muth 2012; Kara et al. 2019; Zechner 2021). Soziale Präsenz ist ein mehrdimensionales Phänomen (Sung und Mayer 2012), das mit dem Grad der Interaktion mit anderen Lernenden und der Kursleitung, der körperlichen Wahrnehmung sowie der Intimität und Unmittelbarkeit von Kommunikation in Verbindung steht (Cobb 2009; Heeter 1992; für die Erwachsenenbildung: Dinkelaker 2021; Feigl 2022).

Demgegenüber werden Vorteile von Online-Angeboten in der Erwachsenenbildung vor allem in der räumlichen (und bei asynchronen Elementen auch zeitlichen) Flexibilität gesehen, die für manche Personen – etwa in ländlichen Regionen oder mit körperlichen Einschränkungen – die Zugänglichkeit erhöht, zu einer besseren Vereinbarkeit mit Familie und Beruf beiträgt und zu Zeit- und Kostenersparnissen aufgrund des Wegfalls von An- und Abreise führt (Åkerfeldt et al. 2023; Bin Mubayrik 2020; Schmid et al. 2017; Zechner 2021). Ebenso können auch renommierte Referentinnen und Referenten ohne Rücksicht auf geografische Distanzen akquiriert werden, wodurch die Attraktivität des Angebots eine Steigerung erfahren kann (Kisilevsky et al. 2021).

Inwiefern die genannten Vor- und Nachteile für die Entscheidung zur (Nicht‑)Teilnahme an einem Online-Angebot maßgeblich sind, rückte bislang nicht erkennbar in den Fokus der Forschung. Theoretische Modellierungen, die Weiterbildungsbeteiligung als multifaktorielles Phänomen differenzieren und auf den Aspekt situativer Passung verweisen (Boeren 2023; Boeren et al. 2010; Gorges 2015), evozieren die Frage nach der Formatabhängigkeit der Teilnahmeentscheidung. Während im Diskurs über digitale Bildungsangebote Charakteristika des Online-Lernens besonders akzentuiert werden, erweist sich unter Rekurs auf die Vielzahl möglicher weiterer Einflussfaktoren auf die Wahl eines Bildungsangebots (Reichow et al. 2022, S. 17) als klärungsbedürftig, ob die Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einem Online-Bildungsangebot (bzw. einem alternativen Präsenzangebot) primär auf die Online-Durchführung zurückzuführen ist – oder z. B. eher auf den konkreten Inhalt des Angebots (vgl. Knightley 2007).

4 Fragestellungen

Die vorliegende Studie untersucht das Verhältnis der Teilnahme an Präsenz- und Online-Angeboten an VHS. Angebote, bei denen auch eine Präsenzteilnahme möglich (hybrid) oder phasenweise vorgesehen ist (blended learning), werden aufgrund ihrer intermediären Positionierung zwischen Präsenz- und (reinen) Online-Angeboten (Reinmann 2022; Scheidig 2020) in der vorliegenden Studie ausgeklammert. Es liegen folgende Fragestellungen zugrunde:

F1

In welchem Maß werden mit Online-Veranstaltungen einerseits (eher) regelmäßig an VHS-Angeboten Teilnehmende erreicht und andererseits Personen, die seltener oder nie an VHS-Veranstaltungen teilnehmen?

Ausgehend von einer Unterscheidung zwischen Personen, die (eher) regelmäßig an VHS-Angeboten teilnehmen, und Personen, die entweder seltener oder nie VHS-Angebote wahrnehmen, zentriert sich bei F1 das Erkenntnisinteresse darauf, ob mit VHS-Online-Angeboten Personen zu einer Teilnahme bewogen werden, die nicht zum „Stammpublikum“ gezählt werden können. Damit wird die Frage aufgegriffen, ob mit Online-Angeboten die Angebotsreichweite – durch das Erschließen neuer Teilnehmendenkreise – erhöht wird. Daneben adressiert F1 zugleich die Frage, ob sich Personen, die (eher) regelmäßig an VHS-Angeboten in Präsenz teilnehmen, auch durch Online-Angebote angesprochen fühlen.

F2

Ist der Durchführungsmodus als Online-Veranstaltung für die Teilnahmeentscheidung relevant?

Für Personen, die nie oder selten VHS-Präsenzveranstaltungen belegen, wird angenommen, dass der Durchführungsmodus eines von ihnen belegten Online-Angebots für die Teilnahmeentscheidung von hoher Relevanz ist. Demgegenüber stellt sich für (eher) regelmäßig an VHS-Angeboten Teilnehmende die Frage, ob diese auch ein inhaltsgleiches Präsenzangebot besuchen würden, ob also das Thema oder der Durchführungsmodus maßgeblich für die Teilnahmeentscheidung ist (Knightley 2007). Insofern wird mit der Frage der Formatabhängigkeit der Teilnahmeentscheidung die Frage aufgeworfen, inwieweit Online-Veranstaltungen die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme erhöhen können.

5 Methode

Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde eine Befragung von Teilnehmenden an Online-Angeboten im VHS-Bereich durchgeführt. Für ein aussagekräftiges Bild sollte eine möglichst große Personenzahl erreicht werden. Daher fiel die Wahl auf eine Befragung von Teilnehmenden von „vhs wissen live“. Dieses Angebot wird laut Website (www.vhs-wissen-live.de) aktuell von 302 VHS in Deutschland getragen und im Programm geführt (Stand: 31.05.2024). Seit 2019 bietet „vhs wissen live“ mehrmals monatlich Abendvorträge zu gesellschaftlichen Themen vorrangig mit Bezug zu Politik und Geschichte an, die per Videokonferenz gestreamt werden (Lüdenbach 2021). Es handelt sich um ein Kurzzeitformat (Dauer ca. 90 Minuten inklusive Diskussion) ohne Reihencharakter, da die Vorträge in keiner Verbindung zueinanderstehen. Für eine Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich, die entweder kostenlos über die zentrale Website oder über eine der teilnehmenden VHS erfolgen kann, wobei manche VHS hierfür Teilnahmegebühren in variierender Höhe erheben (Scheidig 2022, S. 334).

Die Befragung wurde im Rahmen von fünf Veranstaltungen im Oktober und November 2023 durchgeführt. Bei der Auswahl der fünf Veranstaltungen war leitend, dass sie eine thematische Variation aufweisen und nicht alle am selben Wochentag stattfinden. Befragt wurden schließlich Teilnehmende der folgenden fünf Veranstaltungen:

  • Veranstaltung 1: „Fragile Sicherheit. Das Ende des Friedens und die neue Konfliktordnung“ (01.10.2023)

  • Veranstaltung 2: „Warum Erben ungerecht ist“ (12.10.2023)

  • Veranstaltung 3: „Israel nach dem Terrorangriff der Hamas“ (29.10.2023)

  • Veranstaltung 4: „Die schuldigen Hirten: Geschichte des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche“ (05.11.2023)

  • Veranstaltung 5: „Die Moskau-Connection: Das Schröder-Netzwerk und Deutschlands Weg in die Abhängigkeit“ (09.11.2023)

Die Befragung fand jeweils im Anschluss an den Vortrag statt, richtete sich an alle Teilnehmenden und wurde durch die VeranstaltungsleitungFootnote 1 über das in der Videokonferenzsoftware integrierte Umfragewerkzeug realisiert. Dieses Vorgehen ermöglichte die Befragung einer vergleichsweise großen Personenzahl, da die Befragung allen Teilnehmenden auf dem Bildschirm eingeblendet wurde. Es handelt sich de facto um eine Vollerhebung unter den Teilnehmenden, nur einzelne Personen ließen die Fragen unbeantwortet. Somit konnte das Problem der selektiven Befragungsteilnahme, die bei Studien mit geringer Ausschöpfungsquote zu inhaltlichen Verzerrungen führen kann (non-response bias), weitgehend eliminiert werden. Die Einbettung der Befragung direkt in die Veranstaltung und die Umsetzung innerhalb der Videokonferenzsoftware verlangten aber – nicht zuletzt aus zeitökonomischen Erwägungen – eine Beschränkung auf sehr wenige Fragen und Antwortoptionen. Dabei war auch leitend, dass kürzere Online-Befragungen nachweislich die Teilnahmequote erhöhen und zu mehr vollständigen Befragungsteilnahmen führen als längere Online-Befragungen (Deutskens et al. 2004). Aus diesen Gründen wurden den Teilnehmenden lediglich zwei Fragen gestellt, die die Forschungsfragen F1 und F2 spiegeln:

  1. 1.

    „Haben Sie in den letzten 24 Monaten eine oder mehrere Präsenzveranstaltungen einer Volkshochschule vor Ort besucht (nicht online)?“

  2. 2.

    „Hätten Sie den heutigen Vortrag auch vor Ort in einer Volkshochschule in Ihrer Nähe besucht, wenn der Vortrag nicht online stattfinden würde?“

Um Personen zu identifizieren, die wahrscheinlich (eher) regelmäßig an VHS-Präsenzangeboten teilnehmen, wurde mit Frage (1) eine zurückliegende Teilnahme in den vergangenen 24 Monaten erfragt. Diese Zeitspanne deckt den Zeitraum von Herbst 2021 bis Herbst 2023 ab und wurde gewählt, da er vier Programmhalbjahre abdeckt, von denen nur das erste phasenweise von pandemiebedingten Einschränkungen betroffen war. Mit der Wahl eines längeren Zeitraums (z. B. eine Präsenzteilnahme in den zurückliegenden drei oder vier Jahren) wäre erstens die Hochphase der Pandemie berührt, in der eine Teilnahme an VHS-Präsenzangeboten phasenweise nicht oder nur mit deutlichen Einschränkungen möglich war (Christ et al. 2021; Widany et al. 2022) und in der gesundheitlich vulnerable Personen von einer Präsenzteilnahme Abstand genommen haben könnten, und zweitens würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass auch Personen mit seltener oder gar einmaliger Präsenzteilnahme dem „Stammpublikum“ zugerechnet werden. Gleichwohl kann hier nicht ausgeschlossen werden, dass auch Personen die Frage nach einer Präsenzteilnahme in den vergangenen zwei Jahren bejahten, die in diesem Zeitraum erstmals überhaupt oder erstmals nach längerer Zeit wieder an einem VHS-Angebot in Präsenz teilgenommen haben.

Während Frage (1) das zurückliegende Teilnahmeverhalten mit Blick auf VHS-Präsenzangebote adressiert, hebt die Frage (2) auf die Formatrelevanz der Entscheidung zugunsten der Teilnahme an einer Online-Veranstaltung ab, wobei dies auch vor dem Hintergrund der konkreten Veranstaltungsmerkmale zu interpretieren ist. Frage 2 beinhaltet eine hypothetische Item-Formulierung, die zwar nicht unüblich, aber mit dem Risiko der Fehleinschätzung des eigenen Verhaltens durch die Befragten behaftet ist (Moosbrugger und Kelava 2012, S. 63). Die Antworten sollten daher als Bereitschaft interpretiert werden, da nicht final auf tatsächliches Verhalten geschlossen werden kann.

Beide Fragen konnten nur mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden. Bei Frage (2), die angenommenes Verhalten erfragt, wurde gezielt auf ein weiteres Antwortformat (z. B. „weiß nicht“) verzichtet, um die Angabe einer Tendenz zu forcieren. Die Befragung war anonym. Da keine Personendaten erfragt wurden, ist eine Analyse der Antworten mit Blick auf soziodemografische Merkmale der Teilnehmenden nicht möglich.

An der Befragung wurde über alle fünf Veranstaltungen hinweg 1907-mal teilgenommen, davon wurden 1862-mal beide Fragen beantwortet. Es handelt sich hierbei – analog zur VHS-Statistik – um Teilnahmefälle und nicht um Teilnehmende: Da keine Personendaten erhoben wurden, kann nicht ermittelt werden, ob Personen an mehreren der fünf einbezogenen Veranstaltungen teilgenommen haben und dieselben Fragen in verschiedenen Veranstaltungen wiederholt beantworteten. Hierbei verdient Beachtung, dass sich die Teilnehmendenzahlen zwischen den Veranstaltungen unterscheiden und dass fast die Hälfte der Teilnahmefälle allein auf Veranstaltung 3 entfällt (905 Personen, siehe Tab. 1), was sich mit der zum Veranstaltungszeitpunkt hohen Aktualität und weltpolitischen Brisanz des Veranstaltungsthemas begründen dürfte.

Tab. 1 Teilnahmeverhalten in Bezug auf Präsenzveranstaltungen

Die Befragungsresultate wurden nach Veranstaltungsende aus der Videokonferenzsoftware jeweils im Tabellenformat exportiert. Auf dieser Datengrundlage konnte nicht nur je Veranstaltung die Verteilung der Antworten ermittelt (Tab. 1), sondern auch auf Individualebene das Verhältnis der Antworten auf beide Fragen bestimmt werden (Tab. 2).

Tab. 2 Kreuztabelle zum Teilnahmeverhalten

6 Ergebnisse

Insgesamt gaben 46,1 % der Befragten an, in den zwei Jahren vor der Teilnahme an der Online-Veranstaltung keine VHS-Präsenzveranstaltung besucht zu haben (Tab. 1). Ihr Anteil unter den Befragten variiert zwischen den fünf Veranstaltungen moderat (Min.: 40,2 %, Max.: 48,6 %). Es werden folglich durch Online-Veranstaltungen Personen erreicht, die tendenziell nicht dem VHS-„Stammpublikum“ zuzurechnen sind, worin eine Erhöhung der Angebotsreichweite gesehen werden kann. Zugleich sind bei allen fünf Veranstaltungen Personen mit Teilnahme an einer VHS-Präsenzveranstaltung in den vergangenen 24 Monaten in der Mehrheit (53,9 %). Folglich werden auch Personen, die mit VHS-Präsenzveranstaltungen vertraut sind, durch Online-Veranstaltungen angesprochen.

Es zeigt sich des Weiteren, dass durchschnittlich in 52,8 % der Fälle eine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung nicht besucht worden wäre (Tab. 1), wobei dieser Wert zwischen den Veranstaltungen variiert (Min.: 46,5 %, Max.: 60,1 %). Dass veranstaltungsübergreifend lediglich 47,2 % der Befragten angaben, dass sie auch an einem inhaltsgleichen Präsenzangebot teilgenommen hätten, lässt den Schluss zu, dass unter den Befragten rund jede zweite Teilnahme nur aufgrund des Durchführungsmodus als Online-Veranstaltung zustande kam.

Anhand einer Kreuztabelle auf Basis der Antworten der Befragten auf die beiden Fragen nach der Teilnahme an einer VHS-Präsenzveranstaltung in den vergangenen 24 Monaten und nach der Formatabhängigkeit der Teilnahmeentscheidung in Bezug auf die gewählte Online-Veranstaltung lassen sich weitere Differenzierungen vornehmen (Tab. 2): Von den 860 Befragten, die in den letzten 24 Monaten keine VHS-Präsenzveranstaltungen besucht haben, gab erwartungsgemäß eine Mehrheit (513 Befragte bzw. 59,7 %) an, dass sie eine inhaltsgleiche Veranstaltung nicht besucht hätte. 347 Befragte (40,3 %) gaben hingegen an, dass sie in jüngster Vergangenheit an keiner VHS-Veranstaltung vor Ort teilgenommen haben, die konkrete Online-Veranstaltung aber auch als Präsenzveranstaltung besucht hätten. Von den 1002 Befragten, die in den letzten 24 Monaten eine VHS-Präsenzveranstaltung besucht haben, gaben 530 Befragte (52,9 %) an, dass sie anstatt der besuchten Online-Veranstaltung auch an einer inhaltsgleichen Präsenzveranstaltung teilgenommen hätten; 472 Befragte (47,1 %) verneinten dies. Für fast die Hälfte der Befragten, die in jüngster Vergangenheit bereits VHS-Präsenzveranstaltungen besuchten, stellte also eine Präsenzveranstaltung im konkreten Fall keine Alternative zum gewählten Online-Angebot dar.

Die in Tab. 2 dargestellte Verteilung der Befragten entlang ihrer Antworten auf die beiden Fragen lässt keinen linearen Zusammenhang erkennen zwischen der Teilnahme an vergangenen VHS-Präsenzveranstaltungen (mindestens in jüngster Vergangenheit) und der Bereitschaft, anstatt der gewählten Online-Veranstaltung auch eine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung zu belegen. Zur näheren Prüfung wurde das statistische Zusammenhangsmaß der Antworten auf beide Fragen berechnet: Der Phi-Koeffizient, der die Stärke des Zusammenhangs zweier dichotomer Variablen angibt, beträgt in der Stichprobe φ = 0,125 (p < 0,001), dies kann mit Cohen (1988) als kleiner Effekt interpretiert werden. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Personen aufgrund einer Teilnahme an mehreren der hier berücksichtigen Online-Veranstaltungen mehrfach in den Datensatz eingegangen sind und damit das veranstaltungsübergreifende Ergebnis verzerren, wurde für jede einzelne Veranstaltung der Phi-Koeffizient berechnet. Damit lassen sich auch etwaige Antwortunterschiede in Abhängigkeit von der konkreten Online-Veranstaltung abbilden. Für alle fünf Veranstaltungen zeigt sich dabei ein signifikanter, aber schwacher Zusammenhang zwischen der Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme an einem Präsenzkurs in den letzten 24 Monaten und der vorhandenen bzw. mangelnden Bereitschaft, alternativ zur gewählten Online-Veranstaltung eine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung zu belegen (0,101 ≤ φ ≤ 0,153).

7 Diskussion

Die Befunde zeigen, dass Online-Veranstaltungen insofern die Reichweite erhöhen können, als Personen für eine Teilnahme gewonnen werden, die in jüngerer Vergangenheit keine VHS-Präsenzveranstaltungen belegt haben. Es werden ebenfalls – und sogar etwas häufiger – Personen erreicht, deren letzte Teilnahme an einer VHS-Präsenzveranstaltung höchstens zwei Jahre zurückliegt und die daher potenziell dem VHS-„Stammpublikum“ zugerechnet werden können. Mit Online-Veranstaltungen werden im konkreten Fall sowohl neue als auch bereits erreichte Zielgruppen angesprochen. Etwa die Hälfte aller erfassten Teilnahmen kann auf den Durchführungsmodus im Online-Format zurückgeführt werden, da rund jede zweite befragte Person eine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung nicht besucht hätte. In beiden Gruppen – den Online-Teilnehmenden mit sowie ohne Erfahrung mit einem VHS-Präsenzangebot in den vergangenen zwei Jahren – ist der Anteil der Personen hoch, deren Entscheidung zugunsten der Teilnahme an der jeweiligen Online-Veranstaltung als primär formatabhängig interpretiert werden kann. Die Ergebnisse sind relevant mit Blick auf die im „Manifest zur digitalen Transformation von Volkshochschulen“ (DVV 2019) formulierte Erwartung, mit (ergänzenden) digitalen Angeboten bislang nicht oder wenig erreichte Zielgruppen zu erschließen. Die Befunde stützen diese Strategie und zeigen zugleich, dass Online-Veranstaltungen auch bereits erreichte Zielgruppen attrahieren. Fraglich ist jedoch, ob sich mit ortsungebundenen Online-Veranstaltungen eine ähnliche Einrichtungsbindung von Teilnehmenden herstellen lässt, wie sie für das lokale VHS-„Stammpublikum“ angenommen wird.

Die Ergebnisse der Teilstichproben der einzelnen Online-Veranstaltungen weisen eine relativ hohe Übereinstimmung auf, gleichwohl bestehen moderate Unterschiede zwischen den fünf Veranstaltungen in Bezug auf die Zusammensetzung der Teilnehmenden (mit vs. ohne Erfahrung mit VHS-Präsenzveranstaltungen in jüngerer Vergangenheit) und die Bereitschaft zur Teilnahme an einem inhaltsgleichen Präsenzangebot (bereit vs. nicht bereit). Diese Unterschiede lassen annehmen, dass Veranstaltungsspezifika (z. B. Thema, Wochentag, Uhrzeit, Referent*in) neben dem Online-Durchführungsmodus die Teilnahmeentscheidung beeinflussen und diese nicht allein als formatabhängig zu betrachten ist. Mit Blick auf die Vieldimensionalität von Weiterbildungsentscheidungen (Boeren 2023; Boeren et al. 2010; Gorges 2015) ist von einer multifaktoriellen Interdependenz der Entscheidung zur (Nicht‑)Teilnahme im Sinne einer Relationierung von individuellen Relevanzsetzungen, Angebotsmerkmalen und Kontextbedingungen auszugehen. So ist etwa plausibel, dass Personen die Teilnahmeentscheidung situativ davon abhängig machen, in welchem Verhältnis der individuelle Teilnahmeaufwand zum Inhalt (Interesse, erwarteter Ertrag, Qualitätsvermutung) und zu Veranstaltungsmerkmalen (Dauer, Kosten, didaktisches Format) steht.

Es zeigt sich nur ein schwacher Zusammenhang zwischen der (Nicht‑)Teilnahme an VHS-Präsenzveranstaltungen in jüngerer Vergangenheit und der Formatabhängigkeit der Teilnahmeentscheidung. Damit findet sich in der vorliegenden Studie weder ein Beleg dafür, dass VHS-erfahrene Personen ein Präsenzangebot stets als mindestens gleichwertige Option beurteilen im Vergleich zu einem Online-Angebot, noch für die Annahme, dass Personen ohne (kürzlich zurückliegende) Erfahrung mit VHS-Präsenzveranstaltungen im VHS-Bereich nur mit Online-Veranstaltungen erreicht werden können. Vor diesem Hintergrund erscheint eine dichotome Unterscheidung zwischen einem Online- und einem Präsenzpublikum bzw. die Annahme einer angebotsunabhängigen Präferenz zugunsten von entweder Online- oder Präsenzveranstaltungen inadäquat – zumal die Befunde zeigen, dass eine leichte Mehrheit der befragten Online-Teilnehmenden in den vergangenen zwei Jahren bereits VHS-Präsenzangebote belegt hat. Zu beachten ist allerdings, dass die Frage, ob auch ein inhaltsgleiches Präsenzangebot anstatt der gewählten Online-Veranstaltung belegt worden wäre, hypothetischen Charakter besitzt. Es kann eine ungleiche Eintretenswahrscheinlichkeit für die beiden möglichen Szenarien unterstellt werden, da eine Teilnahme voraussetzungsvoller ist als eine Nicht-Teilnahme, denn das Realisieren einer mangelnden Teilnahmebereitschaft mit der Folge der Nicht-Teilnahme bedarf keines aktiven Handelns. Es ist unklar und letztlich methodisch nicht zuverlässig beantwortbar, ob jene Personen, die laut Selbstauskunft auch eine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung an ihrer lokalen VHS anstatt der belegten Online-Veranstaltung besucht hätten, dies auch tatsächlich tun würden.

Die Befragung von Online-Teilnehmenden lässt keine Rückschlüsse auf Personen zu, die sich nicht für die Teilnahme an den betrachteten Online-Veranstaltungen entschieden haben. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass rund die Hälfte der Online-Teilnehmenden, die aufgrund einer VHS-Präsenzteilnahme in den letzten zwei Jahren mutmaßlich als dem VHS-„Stammpublikum“ zugehörig identifiziert werden kann, keine inhaltsgleiche Präsenzveranstaltung an einer lokalen VHS besucht hätte. Hieraus auf eine generelle Steigerung der Teilnahmewahrscheinlichkeit durch Online-Angebote zu schließen, ist jedoch unzulässig: Die Anzahl der Personen, die ein inhaltsgleiches Präsenzangebot besucht hätten, aber nicht an den fünf einbezogenen Online-Veranstaltungen teilgenommen haben – z. B. aufgrund technischer Hürden oder einem erwarteten Mangel an sozialer Präsenz (Åkerfeldt et al. 2023; Hall et al. 2022; Kara et al. 2019; Zechner 2021) –, ist unbekannt. In Verbindung mit dem berichteten Befund, dass das Veranstaltungsformat nicht als alleinige Determinante für eine Teilnahme betrachtet werden kann, lässt sich aus der Befragung deshalb nicht ableiten, dass Online-Veranstaltungen per se die Reichweite von Erwachsenenbildungsangeboten erhöhen.

Limitationen der Studie sind darin zu sehen, dass aufgrund des Interesses an einer möglichst aussagekräftigen Stichprobengröße die Wahl auf eine veranstaltungsintegrierte Befragung mit technischer Umsetzung in der Videokonferenzsoftware fiel. Dies ermöglichte de facto eine Vollerhebung, bedingte aber den Verzicht auf Fragen und Antwortoptionen, die differenziertere Analysen zu mehrdimensional strukturierten Teilnahmeprofilen und -entscheidungen erlauben, etwa zur Altersstruktur. Der gewählte Einsatz von lediglich zwei geschlossenen Einzelitems muss sich jedoch nicht zwingend als nachteilig erweisen: „it is interesting to note that most research published on single-item measures shows that they are often as valid and reliable as their multi-item counterparts“ (Allen et al. 2022, S. 4). Da die Befragung bei allen fünf Veranstaltungen aus organisatorischen Gründen nach dem Vortrag stattfand, kann nicht ausgeschlossen werden, dass das persönliche Urteil der Teilnehmenden über die Vortragsqualität das Antwortverhalten in dem Sinne beeinflusste, dass die Frage danach, ob die Person auch an einer inhaltsgleichen Präsenzveranstaltung teilgenommen hätte, in Abhängigkeit von der situativen Zufriedenheit bejaht oder verneint wurde.

Im Hinblick auf die Frage der Generalisierbarkeit der vorgestellten Ergebnisse ist auf die Spezifika der hier betrachteten Online-Angebote zu verweisen: Es handelt sich um Einzelveranstaltungen im Vortragsformat mit einer Dauer von ca. 90 Minuten zu gesellschaftlichen Themen, die in den Programmen von aktuell 302 VHS beworben werden und über die Website von „vhs wissen live“ kostenlos belegt werden können. Es ist zu untersuchen, inwiefern sich für andere Angebote – z. B. ein im Wochenturnus stattfindender Online-Sprachkurs einer einzelnen Einrichtung mit Kosten in Höhe eines vergleichbaren Präsenzangebots – eine abweichende Teilnahmestruktur ergibt.

Vor dem Hintergrund, dass das Angebot an Online-Veranstaltungen auf einem höheren quantitativen Niveau rangiert als vor der Corona-Pandemie (DIE 2023, Ortmanns et al. 2024) und die Anzahl der Personen mit Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen pandemiebedingt deutlich zugenommen hat (BMBF 2022; Di Pietro und Karpinski 2021), sollte künftige Forschung Teilnahmeentscheidungen unter Rekurs auf das Verhältnis von Online- und Präsenzveranstaltungen weiter ausleuchten und dabei auch auf Individualebene das Belegungsverhalten bei verschiedenen Erwachsenenbildungsanbietern berücksichtigen. Forschung zu Erfahrungen, Erwartungen und Einstellungen von Teilnehmenden in Bezug auf Online-Veranstaltungen kann dabei wichtige Impulse zum tieferen Verständnis von Teilnahmeentscheidungen liefern. Dabei sind ebenfalls hybride Veranstaltungsformen in den Blick zu nehmen, die sowohl eine Präsenz- als auch eine Online-Teilnahme ermöglichen. Die hier vorgenommene Unterscheidung zwischen reinen Online- und reinen Präsenzveranstaltungen berücksichtigt keine dazwischen positionierten Veranstaltungsformen, die diversifizierte Lernendenpräferenzen (Haberzeth und Dernbach-Stolz 2022) ansprechen können, aber auch didaktisch und organisational anspruchsvoll sind (Raes et al. 2020) und an Volkshochschulen aktuell eine geringere Verbreitung als beispielsweise reine Online-Angebote haben (Scheidig in Begutachtung). Daher wären Erkenntnisse zur Nutzung und Beurteilung von hybriden Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung durch verschiedene Zielgruppen von besonderem Wert, um etwa zu ermitteln, ob diese Veranstaltungen die Vorteile von Online- und Präsenzveranstaltungen verbinden und die Angebotsreichweite durch ein Attrahieren verschiedener Zielgruppen steigern können – oder aufgrund der spezifischen Kommunikationssituation mit einer Teilgruppe vor Ort und synchron teilnehmenden Online-Lernenden (Pecher und Ullrich 2022) die Angebotsattraktivität abnimmt.