Schlafmangel, Ein- und Durchschlafstörungen, Erholungsunfähigkeit und psychische Beeinträchtigungen treten häufig gemeinsam auf. Die täglichen Regenerationsprozesse sind für die Leistung im Studium von essenzieller Bedeutung. Die Online-Lehre während der COVID-19-Pandemie erhöhte die Bildschirmzeit, u. a. auch in den Abendstunden. Die Auswahl der richtigen Strategien zur Verbesserung der Schlafqualität ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung psychischer Gesundheit der Studierenden.

Ein gesunder Schlaf ist ein wesentlicher Faktor, der die psychische und physische Gesundheit, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit beeinflusst [1,2,3]. Die Schlafqualität wird anhand verschiedener Komponenten, wie beispielsweise der Schlafeffizienz (als Verhältnis der Bettliege- und Schlafenszeit), der Anzahl an Schlafunterbrechungen bzw. Schlafstörungen oder die Schlafhygiene für eine kontinuierliche und optimale Schlafmenge, bewertet [4, 5]. Im Vergleich zur altersähnlichen (18- bis 39-Jährigen) Allgemeinbevölkerung (DEGS-1) schlafen Studierende schlechter und kürzer [11]: Während 23 % der altersähnlichen Allgemeinbevölkerung einen ziemlich schlechten (21 %) bzw. sehr schlechten (2 %) Schlaf angaben [6], schätzten fast doppelt so viele Studierende (41 %) in einer Befragung der Freien Universität Berlin von 2400 Studierenden ihren Schlaf ziemlich schlecht (37 %) bzw. sehr schlecht (4 %) ein [7]. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in einer Befragung von 317 Studierenden, wobei bei 59 % der Befragten eine deutliche Beeinträchtigung der Schlafqualität festgestellt werden konnte [8]. Die Folgen des beeinträchtigten Schlafes spiegeln sich unter anderem in schlechten Prüfungsergebnissen [9], erhöhtem Risikoverhalten [10] und Stimulanziengebrauch [11] wider. Studierende mit einer kürzeren Schlafdauer berichteten von einer signifikant geringeren Lebensqualität [12]. Der hohe Stress bei Studierenden kann auf verschiedene psychische Belastungen im Studium zurückgeführt werden, wie z. B. Herausforderungen [13], psychosoziale Belastungen [14] oder finanzielle Sorgen [15]. Im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung erleben Studierende deutlich häufiger starken Stress. Während 13 % der altersähnlichen Bevölkerung (DEGS-1) von starkem Stress berichteten, waren es bei den Studierenden mehr als die Hälfte (58 %), die sich stark gestresst fühlten. Die COVID-19-Pandemie und die damit eingeführte Online-Lehre verschärfte diese Problematik weiterhin: Bestehende Belastungen erhöhten sich durch ein steigendes Arbeitspensum im Studium [16] bei ungeeigneten, u. a. lärmbehafteten, Arbeitsplätzen im Homeoffice [17] und finanziellen Sorgen durch wegfallende Nebenerwerbstätigkeiten [18]. Abb. 1 fasst schlafbeeinträchtigende Faktoren im Leben der Studierenden zusammen, wobei zwischen den Bereichen Studium, Lebens‑/Sozial‑/Wohnsituation sowie Pandemie unterschieden wird.

Abb. 1
figure 1

Überblick über potenziell schlafbeeinträchtigende Faktoren im Leben der Studierenden. (In Anlehnung an [21])

Verschiedene Studien aus dem Jahr 2020 zeigten vermehrt Konzentrationsprobleme, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und andere psychische Beanspruchungen bei Studierenden auf [19]. Zum Zeitpunkt der Studie stand die Forschung vor einer neuen Situation durch die COVID-19-Pandemie, denn für die Veränderung der Schlafqualität der Studierenden und neue Einflussfaktoren durch die pandemiebedingte Studiensituation im Online-Format lagen nur wenige Daten vor. Dementsprechend war das Ziel der Arbeit, ein allgemeines Bild zu Schlafqualität und -verhalten der Studierenden zu gewinnen. Zusätzlich sollten Zusammenhänge zwischen potenziellen Einflussgrößen, wie die Wohnsituation oder Nebenbeschäftigung, auf die Schlafqualität untersucht werden. Aus den Erkenntnissen der bisherigen Forschung war zu erwarten, dass sich die Schlafqualität aufgrund der zunehmenden Belastungen in der aktuellen Pandemiesituation [20] weiter verschlechtert und ein Zusammenhang mit psychischen Beanspruchungen bestehen könnte. Es war daher wichtig, auch aktuelle Alltagsstrategien zur Verbesserung des Schlafes zu untersuchen. Darauf aufbauend waren die aktuellen Präventionsmaßnahmen zu diskutieren, um nachhaltig auf Grundlage der Erkenntnisse settingbezogene Konzeptionsansätze entwickeln zu können. Es leiteten sich folgende Forschungsfragen ab:

  1. 1.

    Wie ist die Schlafqualität der Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal im digitalen Sommersemester 2021 zu bewerten?

  2. 2.

    Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer Beeinträchtigung der Schlafqualität und psychischen Beanspruchungen?

  3. 3.

    Welche Präventionsstrategien werden von den Studierenden angewendet und welcher Zusammenhang besteht zur tatsächlichen Verbesserung der Schlafqualität?

Material und Methoden

Im Mai 2021 nahmen 319 zum Sommersemester 2021 immatrikulierte Teil- und Vollzeitstudierende aller Fachbereiche der Hochschule Magdeburg-Stendal an der Online-Befragung freiwillig und anonym teil. Die Studierenden wurden anhand ihrer Hochschul-E-Mail-Adresse auf die Online-Befragung aufmerksam gemacht. Zu diesem Studienjahr (Stand: 06.12.2021) waren an der Hochschule Magdeburg-Stendal insgesamt 5481 Studierende eingeschrieben [20], sodass sich die Rücklaufquote auf 17 % beläuft. Mit einer Teilnahmequote von 4 % gingen 216 Datensätze in die Auswertung ein, die die Voraussetzung eines vollständig ausgefüllten PSQI-Fragebogens zur Feststellung des PSQI-Gesamtscores erfüllten. Dies führte zu vereinzelt fehlenden Angaben zur Sozioökonomie. Die Online-Befragung wurde mit dem Befragungstool SoSciSurvey (SoSci Survey GmbH, München, Deutschland) erstellt und beinhaltete unterschiedliche Fragebögen, die in Tab. 1 dargestellt sind.

Tab. 1 Überblick über die Zusammensetzung des eingesetzten Fragebogens

Vorab wurden personenbezogene Faktoren im eigenentwickelten Teil des Fragebogens abgefragt. Neben der Erhebung des Alters und des Geschlechts wurden in erster Linie medizinische Daten wie Körpergröße und Gewicht – zur weiteren Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) – erfasst. Der BMI ist als allgemeiner gesundheitlicher Risikofaktor bekannt. Einen weiteren, nicht unerheblichen Einfluss auf das Schlafverhalten der Probandinnen und Probanden haben studienbezogene Faktoren [21]. Dazu gehören neben Aspekten des Studiums (wie Fachbereich und -semester) auch sozioökonomische Angaben zur Nebenbeschäftigung und Wohnsituation. Diese Einflussgrößen wurden anhand aktueller Forschungsergebnisse ausgewählt [21].

Im Rahmen des eigenentwickelten Fragebogens zur Bildschirmnutzung wurden Fragen zum zeitlichen Studienaufwand (in h/Tag), der studienbezogenen und privaten Nutzungshäufigkeit gestellt. Weiterhin wurden die Studierenden nach aktuellen Strategien zur Prävention der Schlafqualität gefragt, die nach einem langen Tag der Bildschirmarbeit angewendet wurden. Zur Beantwortung wurde eine 5‑stufige Antwortskala nach der Häufigkeitsdimension in einem Beobachtungszeitraum der letzten 4 Wochen gestellt: „(fast) immer“ (1) – „oft“ (2) – „gelegentlich“ (3) – „selten“ (4) – „(fast) nie“ (5). Zur Auswertung der Inanspruchnahme wurde eine Maßnahme als wahrgenommen gewertet, wenn diese „(fast) immer“ (1), „oft“ (2) oder „gelegentlich“ (3) durchgeführt wurde. Zur Erfassung der psychischen Beanspruchung in der Phase vor dem Einschlafen wurden Items erstellt, die sich an den 7 Items zur kognitiven Erregung aus der Pre-Sleep-Arousal-Scale (PSAS) [23] orientierten. Weiterhin wurde die emotionale Beanspruchung in Anlehnung an ausgewählte Items der aktuellen Stimmungsskala (ASTS) [22] erhoben. Es wurde die Häufigkeitsskala des Bildschirmfragebogens beibehalten: „(fast) immer“ (1) – „oft“ (2) – „gelegentlich“ (3) – „selten“ (4) – „(fast) nie“ (5). Zur Auswertung wurde eine Dichotomisierung der Items zur Beanspruchung vorgenommen. Beanspruchungen, die „(fast) immer“ (1), „oft“ (2) oder „gelegentlich“ (3) auftraten, wurden als generelles Auftreten der Beanspruchung gewertet. Antwortmöglichkeiten, wie „selten“ (4) – „(fast) nie“ (5), wurden als „keine Beanspruchung“ gewertet.

Abb. 2
figure 2

Vergleich des generellen Auftretens psychischer Beanspruchung (Anzahl der Antworten „gelegentlich“, „oft“, „immer“ zusammengefasst) in den 2 h vor dem Schlaf innerhalb der Schlafqualitätsgruppen. Anmerkung: p-Wert aus dem Chi-Quadrat-Test nach Pearson, Signifikanzwerte p < 0,05 fett hervorgehoben

Anschließend widmete sich der dritte Teil des Fragebogens der Feststellung der Schlafqualität anhand des standardisierten Verfahrens des Pittsburgh-Sleep-Quality-Index (PSQI) [24]. Die 19 Items zur Selbstbeurteilung konnten hierbei jeweils einen Wert von 0 bis 3: „während der letzten vier Wochen gar nicht“ (0) – „weniger als einmal pro Woche“ (1) – „einmal oder zweimal pro Woche“ (2) – „dreimal oder häufiger pro Woche“ (3) annehmen. Dabei wurden retrospektiv die subjektive Schlafqualität, die Schlaflatenz, -dauer und -effizienz bis hin zu möglichen Schlafstörungen, Schlafmittelkonsum und Tagesschläfrigkeit erfasst. Diese 7 Komponenten bildeten die allgemeine Schlafqualität ab, indem die Summe des Komponentenscores einen Wert von 0 bis 21 (PSQI-Gesamtscore) annehmen konnte. Je höher die Punktzahl, desto schlechter ist die Schlafqualität zu bewerten. Der von den Autoren des Verfahrens empirisch bestimmte Cut-off-Wert für einen PSQI-Gesamtscore von 5 Punkten, ermöglichte eine Gruppierung in „gut“ Schlafende (Gesamtscore ≤ 5 Punkte) und „schlecht“ Schlafende (Gesamtscore > 5 Punkte; [24]). Die interne Konsistenz der Skala in der vorliegenden Stichprobe wurde als akzeptabel bewertet (α = 0,74). Die Bearbeitungszeit der Fragebögen wurde auf 20 min geschätzt.

Zur Durchführung der Befragung lag das positive Votum der Ethikkommission vor. Mit Hilfe des Statistik- und Analyseprogramms IBM SPSS Statistics 26 (IBM, Armonk, NY, USA) wurde die deskriptive Statistik und Prüfung auf Normalverteilung der Variablen mittels Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests durchgeführt. Für ordinalskalierte oder nicht normalverteilte intervallskalierte Variablen hingegen wurde der Mann-Whitney-U-Test verwendet. Bei nichtparametrischen Mittelwertvergleichen bei mehr als 2 Gruppen (der Fachbereiche sowie der Wohnsituation) wurde der Kruskal-Wallis-Test angewendet, ggf. mit der nachfolgenden Bonferroni-Korrektur. Der Pearson-Chi-Quadrat-Test fand Anwendung bei nominalskalierten Gruppenvergleichen. Es wurde das Signifikanzniveau von 5 % für die Auswertung festgelegt.

Ergebnisse

Von den 216 befragten Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal im Durchschnittsalter von 23,9 ± 5,15 Jahren waren 161 (82 %) weiblich (24,0 ± 5,62 Jahre alt; Range: 18–57 Jahre) und 51 männlich (24,2 ± 3,75 Jahre alt; Range: 18–35 Jahre). Die zwei diversen Teilnehmenden waren 21 und 23 Jahre alt. Zwei Studierende gaben kein Geschlecht an. Mit einem durchschnittlichen BMI von 23,7 ± 4,46 waren die Studierenden im Mittel normalgewichtig.

Die befragten Studierenden widmeten an Wochentagen durchschnittlich 6,2 h/Tag ihrem Studium. An Samstagen, Sonntagen oder anderen freien Tagen investierten sie weniger Zeit mit durchschnittlich 3,8 h/Tag. Zusätzlich ging knapp über die Hälfte (58 %; n = 125) der Befragten durchschnittlich 14 h in der Woche einer Nebenerwerbstätigkeit nach. An der Befragung nahmen mit 71 % (n = 153) überwiegend Studierende der Geisteswissenschaften (Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien [36 %; n = 77] sowie Humanwissenschaften [35 %; n = 53]) teil. Weiterhin waren die Fachbereiche Ingenieurwissenschaft (13 %; n = 28), Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit (13 %; n = 27) sowie Wirtschaft (4 %; n = 8) vertreten. Die Vertretung der Fachbereiche ist proportional vergleichbar mit der der Grundgesamtheit.

Schlafqualität der Studierenden als Basis für die Gruppenvergleiche

Zur Einschätzung der allgemeinen Schlafqualität wurde der PSQI-Fragebogen eingesetzt, auf dessen Grundlage durch den Cut-off-Wert > 6 Punkten 2 Gruppen mit einer guten (31 %; n = 67) und einer schlechten Schlafqualität (69 %; n = 149) gebildet wurden. Die 7 Komponenten, aus denen sich die allgemeine Schlafqualität bemisst, sind in Abb. 3 dargestellt.

Abb. 3
figure 3

Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen der Komponenten der Schlafqualität und des PSQI-Gesamtscores. Cut-off-Wert > 5

Soziodemografische Daten der Schlafqualitätsgruppen

Signifikante Unterschiede in der Verteilung der Geschlechter in den jeweiligen Schlafqualitätsgruppen (p =0,602) oder beim Alter (p =0,793) beider Gruppen konnten nicht festgestellt werden. Hingegen tendierten Studierende mit einer schlechten Schlafqualität (M = 23,9; SD = 4,72) eher zu Übergewicht als Studierende mit einer guten Schlafqualität (M = 23,1; SD = 3,78; p = 0,246).

In näherer Betrachtung der Wohnsituation ist in der Gruppe der schlecht Schlafenden beinahe jede bzw. jeder Dritte (30 %; n = 66) alleinlebend, jede bzw. jeder Vierte wohnt in einer Wohngemeinschaft (WG; 26 %; n = 57) oder zusammen mit dem Partner bzw. der Partnerin (24 %; n = 57). Lediglich 19 % (n = 28) der schlecht schlafenden Studierenden wohnt bei den Eltern oder anderen Angehörigen. Im Vergleich zu der Gruppe der schlecht Schlafenden überwiegt der Anteil der in Partnerschaft (39 %; n = 26) lebenden gut schlafenden Studierenden. In dieser Gruppe ist der Anteil der alleinlebend und gut schlafenden Studierenden (30 %; n = 20) nahezu gleich hoch wie in der anderen Gruppe. Etwa 21 % (n = 14) in der Gruppe der gut schlafenden Befragten gaben an, in einer Wohngemeinschaft und 10 % (n = 7) mit den Eltern oder anderen Angehörigen zu wohnen. Signifikante Gruppenunterschiede der Wohnsituation und des erreichten Gesamtscores des PSQI sind jedoch nicht festzustellen (p = 0,314). Zur Verdeutlichung der allgemeinen Schlafqualität erfasst durch den Gesamtscore des PSQI nach der Wohnsituation dient Abb. 4.

Abb. 4
figure 4

Darstellung der Schlafqualität (Mittelwerte und Standardabweichungen des PSQI-Gesamtscores) nach der Wohnsituation. Cut-off-Wert > 5

Studiumsbezogene Daten der Schlafqualitätsgruppen

Bei näherer Betrachtung der studienbezogenen Angaben wird deutlich, dass schlecht schlafende Studierende stets mehr Zeit für ihr Studium investierten. An Wochentagen verwendeten schlecht Schlafende diese etwa 20 min pro Tag länger für Studienaufgaben (p = 0,437). Signifikant mehr Zeit (4,2 ± 2,65 h/Tag) widmeten sich schlecht Schlafende ihrem Studium als gut schlafende Studierenden (3,1 ± 3,38 h/Tag; p = 0,031). Insgesamt ist in allen Fachbereichen zu erkennen, dass der Anteil von Studierenden mit einer schlechteren Schlafqualität überwiegt. Dennoch ist kein signifikanter (p = 0,342) Gruppenunterschied zwischen dem aus 7 Komponenten bestehenden PSQI-Gesamtscore der Studierenden verschiedener Fachbereiche festzustellen (Abb. 5). Somit war deren Schlafqualität statistisch vergleichbar.

Abb. 5
figure 5

Darstellung der Schlafqualität (Mittelwerte und Standardabweichungen des PSQI-Gesamtscores) nach den Fachbereichen. Cut-off-Wert > 5

Psychische Beanspruchung der Schlafqualitätsgruppen

In der Befragung konnten weitere schlafbeeinträchtigende Faktoren im Studierendenalltag festgestellt werden: Vor allem die lange Bildschirmzeit durch die angegebene Online-Lehre kann psychische Beanspruchungen in Form von negativen Gedanken oder Emotionen am Abend hervorrufen, die wiederum die Schlafqualität beeinträchtigen können [25]. Dementsprechend wurde zunächst der Einfluss der Bildschirmnutzung der Studierenden untersucht: Besonders die Laptopnutzung unmittelbar (2 h) vor dem Schlaf, führte signifikant häufiger zu Sorgen über Einschlafprobleme (p = 0,029), zu Grübeln über Tagesereignisse (p = 0,011) oder einem Gedankenkarussell (p = 0,038) sowie zu deprimierenden oder ängstlichen Gedanken (p = 0,009). Inwiefern sich die Schlafqualitätsgruppen in der Wahrnehmung von kognitiven und emotionalen Beanspruchungen vor dem Schlaf unterschieden, wird in Abb. 2 veranschaulicht.

Resümierend kann festgestellt werden, dass positiv zu bewertende Beanspruchungen (wie z. B. Zuversichtlichkeit, Glück) signifikant häufiger von Studierenden mit einer guten Schlafqualität wahrgenommen wurden. Studierende mit einer schlechten Schlafqualität hingegen gaben eher an, gelegentlich, oft oder immer negative Emotionen oder Gedanken (wie z. B. Grübeln, Sorgen) vor dem Schlaf verzeichnet zu haben.

Strategien zur Schlafhygiene der Schlafqualitätsgruppen

Um nach einem Tag langer Bildschirmarbeit besser (ein)schlafen zu können, wurden die Studierenden der beiden Schlafqualitätsgruppen nach der Häufigkeit der Anwendung entsprechender präventivausgerichteten Strategien zur Schlafhygiene befragt. In beiden Schlafqualitätsgruppen ernährte sich die Mehrheit der Studierenden (88 % in der Gruppe mit einer guten Schlafqualität und 83 % in der Gruppe mit einer schlechten Schlafqualität) immer, oft oder gelegentlich ausgewogen. An zweiter Stelle erfolgte in beiden Gruppen ein täglicher Bewegungsausgleich bei 84 % (n = 56) der gut und bei 77 % (n = 115) der schlecht Schlafenden. Signifikante Gruppenunterschiede sind vor allem bei der Vermeidung schwerer Mahlzeiten am Abend, der Anwendung von Abendritualen wie ruhiger Musik sowie von Entspannungstechniken zu verzeichnen. Entspannende Strategien wurden häufiger von schlecht schlafenden Studierenden angewendet, was einen Hinweis auf einen erhöhten Bedarf an eine bessere Schlafqualität liefert. Eine Datenübersicht zeigt Abb. 6.

Abb. 6
figure 6

Inanspruchnahmequote (Anzahl der Antworten „gelegentlich“, „oft“, „immer“ zusammengefasst) von Strategien zur Verbesserung der Schlafqualität innerhalb der Schlafqualitätsgruppen. Anmerkung: p-Wert aus dem Chi-Quadrat-Test nach Pearson, Signifikanzwerte p < 0,05 fett hervorgehoben

Diskussion

Die vorliegende Studie widmete sich aus aktueller Notwendigkeit der Schlafqualität von Studierenden und untersuchte mögliche Einflussgrößen aus deren Alltag. Die aufgestellten Fragestellungen konnten dahingehend beantwortet werden, dass eine Beeinträchtigung der Schlafqualität bei der Mehrheit der Studierenden sowie ein Zusammenhang mit psychischen Beanspruchungen in der Phase vor dem Einschlafen festgestellt werden konnte. Eine klare Trennung zwischen den rein studiums- und privatverursachten Beeinträchtigungen des Schlafs kann man nicht vornehmen, wobei die Fragen so formuliert wurden, dass diese studiumsbezogene Zeiten und Belastungen abfragten. Zur Verbesserung der Schlafqualität wurde eher auf einen gesunden Lebensstil als auf schlafspezifische Entspannungsmethoden geachtet.

Die Stichprobe erreichte mit 82 % einen höheren Frauenanteil im Vergleich zu jenem der Hochschule mit 52 %. Dieser hohe Frauenanteil resultiert aus dem hohen Anteil der Befragten aus den Geisteswissenschaften (Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien) und Humanwissenschaften. In diesen Fächern ist der Anteil der weiblichen Studierenden generell höher als in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Was das Alter und die Vertretung der Fachbereiche betrifft, kann man die untersuchte Stichprobe als proportional vergleichbar mit der Grundgesamtheit betrachten.

Auf die Frage zur Bewertung der Schlafqualität der Studierenden zeigen die Ergebnisse bei über der Hälfte (69 %; n = 149) der Befragten eine stark beeinträchtigte Schlafqualität auf. Der hohe Anteil Studierender, die eine Schlafbeeinträchtigung angaben, ist in Hinsicht auf die Studienlage in deutschen Hochschulen nicht verwunderlich: Die Schlafqualität von Studierenden weist im Vergleich zur gleichaltrigen Bevölkerung (23 % schlecht Schlafenden) ein ernstzunehmendes Defizit auf [12]. Während die Schlafqualität vor der COVID-19-Pandemie bereits als schlecht einzustufen war, verdeutlicht eine Befragung von 307 Studierenden eine Steigerung des Anteils der schlecht schlafenden Studierenden um 15 Prozentpunkte auf 73 % während der COVID-19-Pandemie [26]. Um den Verlauf der Schlafqualität der Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal weiter zu verfolgen, bedarf es einem regelmäßigen Gesundheitsreport der Hochschule, der insbesondere die Schlafqualität und präventive Maßnahmen für einen gesunden Schlaf erhebt. Bei näherer Betrachtung der Unterschiede zwischen gut und schlecht schlafenden Studierenden wurde konstatiert, dass Studierende mit einer schlechten Schlafqualität signifikant mehr Zeit für ihr Studium investierten. Eine zusätzliche Nebenerwerbstätigkeit begünstigt darüber hinaus eine zeitliche Kollision zwischen Lern- und Erholungsphasen. So zeigte sich, dass auch neben dem Studium die schlecht schlafenden Studierenden tendenziell länger arbeiteten. Im Jahr 2021 jobbten 68 % der Studierenden neben dem Studium [27]. Diese Ergebnisse des Deutschen Studentenwerkes decken sich mit den Befragungsergebnissen dieser Studie: 58 % der befragten Studierenden gingen auch hier einer Nebenerwerbstätigkeit nach, von denen 66 % eine schlechte Schlafqualität aufwiesen. Einerseits ist aufgrund der pandemischen Umstände darauf hinzuweisen, dass viele Nebentätigkeiten wegfielen. Somit entstand eine zusätzliche finanzielle Sorge, die eine neue psychische Belastungssituation bei den Studierenden darstellte. Andererseits beschränkte sich die Nebentätigkeit meist auf Online-Formate, was die Bildschirmnutzung neben der Online-Lehre hinzukommend erhöhte.

Weiterhin konnte die Forschungsfrage nach möglichen Zusammenhängen zwischen psychischer Beanspruchung und einer beeinträchtigten Schlafqualität folgendermaßen beantwortet werden: Die erhöhte Bildschirmnutzung führte folglich signifikant häufiger zu kognitiven und emotionalen Beanspruchungen unmittelbar vor dem Schlaf. Vor allem schlecht schlafende Studierende gaben signifikant häufiger an, über Tagesereignisse zu grübeln, sich über Einschlafprobleme zu sorgen oder deprimierende Gedanken zu haben. Studierende mit einer guten Schlafqualität hingegen verzeichneten signifikant häufiger positive Gedanken und Emotionen vor dem Schlaf. In Hinblick auf die Forschungsfrage konnten Zusammenhänge zwischen psychischen Beanspruchungen und der Schlafqualität festgestellt werden. Die Ergebnisse decken sich mit denen aktueller Studien, die ein Übermaß an psychischer Aktivierung als entscheidenden Einfluss für Schlafstörungen identifizierte [28]. Nach einer deutschlandweiten Befragung konnten ebenfalls Schlafbeeinträchtigungen auf psychische Aktivierungen, wie ängstliche oder deprimierende Gedanken, zurückgeführt werden [28]. Ein weiterer schlafbeeinträchtigender Faktor stellt der Lärm durch Mitbewohner bzw. Mitbewohnerinnen dar. Etwa 41 % der Studierenden, die in Wohngemeinschaften wohnen, fühlen sich häufig durch den Lärm ihrer Mitbewohner bzw. Mitbewohnerinnen im Schlaf gestört [21]. Der Lärm in einer Wohngemeinschaft als schlafbeeinträchtigender Faktor erwies sich auch bei dieser Befragung: Von den 25 % der in einer WG lebenden Studierenden litten 73,6 % an einer schlechten Schlafqualität.

Zuletzt wurde untersucht, welche Strategien zur Verbesserung der Schlafqualität von den Studierenden wahrgenommen wurden und ob diese einen positiven Effekt erzielten: Es ist auffallend, dass vor allem auf einen allgemein gesundheitsförderlichen Lebensstil in Bereichen der Bewegung, Ernährung und Routinen geachtet wurde. Es konnte festgestellt werden, dass signifikant mehr Studierende mit einer schlechten Schlafqualität entspannende Methoden anwandten. Dem präventiven Ansatz folgend, erscheinen die Ergebnisse dahingehend überraschend, dass jegliche schlafpräventive Empfehlungen und Erkenntnisse einen gegenteiligen Effekt entspannender Methoden auf den Schlaf in dieser Stichprobe zeigen [29]. Dem gesundheitsfördernden Ansatz folgend, könnte die Stichprobe aus der Betroffenheit eines beeinträchtigten Schlafes heraus gezielt handeln. Mit dem Hintergrund des stark vertretenen Fachbereiches Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien und Humanwissenschaften sind die Studierenden für diese Thematik sensibilisiert und könnten demnach gezielt nach entspannenden Methoden zur Verbesserung der Schlafqualität zurückgreifen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Studierenden erst ab einem gewissen Grad der Betroffenheit und somit weniger präventiv handeln. In Hinsicht auf die Gesundheitsberichte anderer Hochschulen oder Universitäten ist nach bisherigem Forschungsstand die Inanspruchnahme von Schlafpräventionsprogrammen oder schlafpräventiven Ansätzen nicht aufgeführt.

Über diese Studie hinaus gilt es weitere schlafbeeinträchtigende Faktoren auf organisationaler Ebene zu untersuchen und in die Empfehlungen einzubeziehen. So können beispielsweise die Studiums- und Prüfungsorganisation einen entscheidenden Beitrag auf verhältnispräventiver Ebene leisten. Diese wären im Sinne des STOP-Prinzips, bei dem die Rangfolge von Schutzmaßnahmen festgelegt wird, den persönlichen Maßnahmen vorzuziehen. Nichtsdestotrotz und solange die Verhältnisse nur schwer oder langsam modifiziert werden, spielen Entspannungsmethoden im Rahmen der Förderung der psychischen Gesundheit der Studierenden eine unverzichtbare Rolle [30]. Die Erkenntnisse dieser Studie zur negativen emotionalen und kognitiven Beanspruchung und die in dem Zusammenhang gebrachten Schlafstörungen zeigen den Bedarf umfangreicher interdisziplinärer Präventionskonzepte, u. a. auch für die psychotherapeutische Begleitung und Behandlung von Studierenden mit ausgeprägter Schlafproblematik. Schlafexperten und Schlafexpertinnen fordern dementsprechend spezielle Schlafpräventionsprogramme, die über die Identifikation schlafbeeinträchtigender Faktoren dieser Studie hinausgehen. Neben den Strategien zur Förderung der Schlafqualität ist besonders ein ruhiger und geeigneter Studien- und Arbeitsplatz für die Online-Lehre bedeutend. Des Weiteren empfiehlt es sich, psychosoziale Beratung am Hochschulstandort oder Programme zum Stressmanagement zu nutzen. Der Großteil der Studierenden, die die psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, präsentieren komplexe Problemlagen, bei denen sich studienbezogene und persönliche Probleme wechselseitig beeinflussen. Seit Juli des Jahres 2021 wurde das Themenfeld Schlafprävention zunächst für digitale Formate des Handlungsfeldes Stressmanagement im Präventionsgesetz aufgenommen. Gemäß dem Leitfaden für Prävention werden diese von den Krankenkassen unterstützt. Zudem besteht seit April 2022 die Möglichkeit einer Zertifizierung für alle Anbietenden von Präventionskursen zur „Förderung des gesunden Schlafes“. Dies ist ein wichtiger Schritt zur bundesweiten Anerkennung der Schlafpräventionsprogramme. Resultierend gilt es, diese vor allem in den Hochschulen und Universitäten Deutschlands fest einzubetten.

Limitationen

Resümierend konnten in dieser Studie schlafbeeinträchtigende Faktoren in dem Semester mit der Online-Lehre identifiziert werden. Dennoch sind folgende Limitationen und Hinweise auf notwendige Nachforschungen zu berücksichtigen:

  • Durch die Rücklaufquote von 17 % könnte die externe Validität fraglich sein.

  • Es ist vorab keine A‑priori-Poweranalyse durchgeführt worden, was für die Diskussion der erforderlichen Response notwendig ist.

  • Die Beteiligten an der Studie stammen zum Großteil aus geisteswissenschaftlichen und humanwissenschaftlichen Studiengängen, was eine erhöhte Frauenquote in der Teilnehmendenzahl zur Folge hat und in den Ergebnissen, wie bspw. den Grad der psychischen Beanspruchung oder dem Gesundheitsverhalten, berücksichtigt werden sollte.

  • Durch vorwiegend singuläre Testverfahren besteht eine Gefahr der Alphaakkumulierung. Es bedarf zusätzlicher multipler Regressionsmodelle.

  • Eine weitere Limitation stellt der fehlende Einsatz eines Fragebogens zu psychischen Beanspruchungen durch die pandemischen Studien- und Lebensbedingungen dar. Demnach könnte die Validität bereits standardisierter Skalen, wie der ASTS und der PSAS, zur Erfassung der psychischen Beanspruchung durch die Anpassung der Formulierungen zum Kontext beeinflusst sein.

  • Des Weiteren bedarf es eines standardisierten Verfahrens zur Erfassung der Mediennutzung und dem Studienaufkommen im Online-Semester, mit einer klaren Trennung zwischen den privaten und studiumsbezogenen Zielen. Jedoch soll die Verbesserung der Schlafqualität und der Gesundheit der Studierenden unabhängig von dem Feld der Verursachung erfolgen.

  • Demnach besteht in Anbetracht der gesundheitlichen Auswirkungen durch die Digitalisierung im Hochschulkontext dringender Forschungsbedarf. Postpandemische Untersuchungen sind notwendig, um den Stellenwert und den Umgang mit der Digitalisierung vergleichen und beurteilen zu können. Schließlich zeigen die Studienergebnisse, dass die Studienbedingungen an die Online-Lehre angepasst und entsprechend bildschirmfreie Entspannungspausen etabliert werden sollten.

Fazit für die Praxis

  • Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen dringenden Bedarf an Verhältnisprävention auf Ebene der Studienorganisation und Präventionsprogrammen zur Förderung der Schlafqualität im Setting Hochschule.

  • Weiterführend zu den Ergebnissen gilt es, studiengangspezifische Belastungsfaktoren zu identifizieren, um diese in den Präventionsprogrammen zu berücksichtigen.

  • Durch den festgestellten Zusammenhang mit psychischen Beanspruchungen sollten bereits vorhandene Präventionsprogramme, die sich mit dem Thema Stressbewältigung beschäftigen, modifiziert und durch schlafpräventive Elemente ergänzt werden.