Arbeitnehmer_innen sind bei der Berufsausübung zahlreichen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Unter dem Begriff „Belastung“ werden nach DIN EN ISO 10075‑1 (1a) alle äußeren Faktoren (z. B. Arbeitsaufgaben und ‑bedingungen, soziale Beziehungen) verstanden, die auf den arbeitenden Menschen einwirken. Diese Faktoren können eine „Beanspruchung“ beim Menschen auslösen, die nach DIN EN ISO 10075‑1 als „unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategie“ definiert wird. Die Beanspruchung kann als eine unspezifische Reiz-Antwort-Reaktion angesehen und im ursprünglichen Belastungs-Beanspruchungs-Konzept als eine Ursache-Wirkungs-Beziehung verfolgt werden [23]. Die Reaktion auf eine Belastung ist individuell verschieden. Allein das Vorhandensein eines Belastungsfaktors löst nicht immer eine Beanspruchungsreaktion aus. Auch werden die Wechselwirkungen bzw. die Komplexität der psychosozialen Belastungen oftmals nicht ausreichend betrachtet [5]. Gemäß dem integrierten Belastungs-Beanspruchungs-Konzept von Scheuch und Schröder [29] kann die Belastung durch Training oder besseres Stressmanagement positiv beeinflusst werden, d. h., bei Arbeitnehmer_innen werden aufgrund positiver Entwicklungen (z. B. durch Stärkung von Ressourcen, besseres Stressmanagement) geringere oder keine Stressreaktionen hervorgerufen, Arbeitnehmer_innen können aufgrund positiver Entwicklungen besser mit der Belastung umgehen [1, 9].

Die Belastungen, die auf Arbeitnehmer_innen täglich einwirken, können die Gesundheit auch negativ beeinflussen und mit physischen und/oder psychischen Erkrankungen wie Burnout verbunden sein [9, 15]. Ein Burnout-Syndrom ist gekennzeichnet durch die Kernkomponenten „emotionale Erschöpfung“, „Zynismus“ und „reduzierte Leistungsfähigkeit“ [28]. Zum Burnout-Risiko von Menschen in sozialen Berufen wie der Krankenpflege [10] oder bei Ärzt_innen [24] oder auch von Lehrkräften [30] gibt es bereits Erkenntnisse, welche Bedingungen das Burnout-Risiko erhöhen. Vor allem sind es psychische Belastungen wie Personalmangel, Zeitdruck, Kommunikationsschwierigkeiten oder auch Konflikte mit Kolleg_innen, Vorgesetzten oder Patient_innen bzw. Schüler_innen, die ein Burnout auslösen können.

Bei Erzieher_innen in Kindertagesstätten mit ähnlich sozialen Tätigkeitsanforderungen ist das Berufsbild eher mit Spielen und Basteln assoziiert, verbunden mit geringer Wertschätzung in der Bevölkerung [11]. Jedoch mehren sich Arbeiten in den letzten Jahren, die sich mit dem Wohlbefinden von Erzieher_innen beschäftigen, wobei es sich allerdings um ein komplexes Forschungsgebiet handelt [8]. Erzieher_innen in Kindertagesstätten sind in ihrem Beruf zahlreichen Belastungen ausgesetzt [27]. Dazu zählen Belastungen durch biologische Arbeitsstoffe (4.1 nach GDA-Empfehlungen einer Gefährdungsbeurteilung), durch physikalische Gefährdungen wie Lärm (7.1 GDA-Empfehlungen), durch ungünstige Anordnung des Arbeitsplatzes (8.5 GDA-Empfehlungen) oder auch ungenügende Arbeitsorganisation (10.2 GDA-Empfehlungen). Hinzu kommen noch allgemeine Belastungen wie Überstunden, lange Arbeitstage oder ein verkürztes Pausenregime [12]. Bokor et al. [6] identifizierten bei Erzieher_innen in der Schweiz vor allem negativ erlebte Kommunikationsmuster im Team und Personalmangel als soziale Belastungsfaktoren.

Darüber hinaus gilt Lärm als ein gravierender physikalischer und psychischer Belastungsfaktor, auch wenn der Lärm, der durch spielende Kinder verursacht wird, von den Erzieher_innen oft nicht als Belastung, sondern eher als normal empfunden wird [20]. Messungen in Kindertagesstätten ergaben Schallpegel in Höhe von zum Teil über 100 dB(A). Eine derartige Höhe kann zu Lärmschwerhörigkeit und auch zu psychischen Beeinträchtigungen wie Ein- und Durchschlafstörungen, Erschöpfung am Abend oder Ermüdbarkeit führen [21].

Zum anderen sind die Erzieher_innen auch psychischen Belastungen ausgesetzt. So müssen sie z. B. bei der Ausübung ihrer Tätigkeit oftmals Emotionsarbeit leisten, was ebenfalls mit einem hohen Burnout-Risiko verbunden ist [13].

Relevanz erhält das Thema Burnout bei Erzieher_innen zudem durch den demographischen Wandel mit der Überalterung der Bevölkerung. Immer mehr Erzieher_innen scheiden aus Altersgründen aus dem Beruf aus, freiwerdende Stellen können nicht nachbesetzt werden. Personalmangel vergrößert die Belastung der Erzieher_innen.

Ziel der Studie war es herauszufinden, welche der verschiedenen Belastungsfaktoren bei Erzieher_innen gehäuft vorkommen und welche eine starke Beanspruchungsreaktion hervorrufen. Mittels einer Fragebogenerhebung sollen die Belastung, die subjektive Beanspruchung sowie das Burnout-Risiko erhoben werden. Damit kann eine Grundlage für die Entwicklung und die anschließende Etablierung von Präventionsmaßnahmen geschaffen werden, um Erzieher_innen möglichst lange gesund im Beruf zu halten – bis zum Erreichen des regulären Renteneintrittsalters.

Studiendesign und Methodik

Stichprobe

Für die Rekrutierung der Stichprobe wurden zunächst 21 verschiedene Träger von Kita-Einrichtungen der Stadt Magdeburg angeschrieben. Elf Träger bekundeten Interesse, die Studie aktiv zu unterstützen. Mit Einverständnis der jeweiligen Leitung wurden die Erzieherinnen und Erzieher in der Einrichtung kontaktiert, die Untersuchungen wurden dann vor Ort während der Arbeitszeit vorgenommen. Drei Träger gaben die Informationen über die Studie per Flyer an die Leitungen der Einrichtungen weiter, sodass interessierte Erzieher_innen ebenfalls teilnehmen konnten. Dazu mussten diese jedoch in Eigeninitiative außerhalb ihrer Arbeitszeit in das Institut für Arbeitsmedizin an der Medizinischen Fakultät Magdeburg kommen. Insgesamt konnten 210 Erzieherinnen und 6 Erzieher aus Einrichtungen der Stadt Magdeburg bzw. aus der näheren Umgebung für die Teilnahme an der Fragebogenerhebung gewonnen werden, die Rücklaufquote aus den teilnehmenden Einrichtungen betrug 75 %. Unmittelbar nach der Datenerhebung wurde allen interessierten Erzieherinnen und Erziehern zeitnah eine persönliche Auswertung ihrer Daten (u. a. mit dem individuellen Burnout-Risiko) angeboten. In diesem Auswertungsgespräch wurden darüber hinaus individuelle Präventionsvorschläge für den Umgang mit Belastungen unterbreitet.

Die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät stimmte der Durchführung der Studie zu (Votum unter der Registrierungsnummer 40/17).

Messinstrumente

Am Anfang wurden soziodemografische Daten erhoben. Dazu zählten neben Alter und Geschlecht auch der Familienstatus und die Anzahl eigener Kinder. Darüber hinaus wurde das Freizeitverhalten wie der Konsum von Kaffee, Tee oder Alkohol und Zigaretten sowie das Betreiben von Sport abgefragt.

Zur Erfassung der Belastungsfaktoren und der daraus resultierenden Beanspruchung wurde die Prüfliste nach Rudow verwendet [25]. Diese beinhaltet 36 verschiedene Belastungsfaktoren, die in 8 Kategorien („Kinder und Gruppe“, „Team“, „Leitung“, „Träger“, „Arbeitsaufgaben und Organisation“, „Arbeitsumwelt“, „räumlich-technische Ausstattung“ und „körperliche Anforderungen“) unterteilt sind. Beispielitems aus den jeweiligen Kategorien sind Tab. 3 zu entnehmen. Zunächst war zu beantworten, ob die Belastung bei der Person zutrifft („ja“ oder „nein“). Bei positiv formulierten Items (z. B. „Es findet effektive Teamarbeit statt“) wurde die Antwort „trifft nicht zu“ gewertet. Bei Zutreffen des Belastungsfaktors wurde erfragt, ob und inwieweit sich die Erzieherinnen dadurch beansprucht fühlen („nicht“, „kaum“, „mittel“, „stark“). Die Reliabilität der 8 Kategorien wurde mit Cronbachs α berechnet: „Kinder und Gruppe“ α = 0,727; „Team“ α = 0,805; „Leitung“ α = 0,916; „Träger“ α = 0,844; „Arbeitsaufgaben und Organisation“ α = 0,826; „Arbeitsumwelt“ α = 0,633; „räumlich-technische Ausstattung“ α = 0,731 und „körperliche Anforderungen“ α = 0,796.

Das Burnout-Risiko wurde mit dem Maslach-Burnout-Inventar (MBI) in der deutschen Version von Schaufeli et al. [28] erfasst. Mit jeweils 5 Items werden „emotionale Erschöpfung“ (Beispiel: Ich fühle mich emotional leer in meiner Arbeit) und „Zynismus“ (Beispiel: Ich bin ziemlich zynisch darüber geworden, ob meine Arbeit zu irgendwas nützt) ermittelt, 6 Fragen zielen auf die „Leistungsfähigkeit“ (Beispiel: Ich leiste meiner Meinung nach gute Arbeit) ab. Mithilfe einer 7‑stufigen Antwortskala („nie“ – „täglich“) wird das Burnout-Risiko abgebildet. Hohe Werte in den Kategorien „emotionale Erschöpfung“ und „Zynismus“ sowie niedrige Punktwerte in der Kategorie „Leistungsfähigkeit“ sprechen für ein Burnout-Risiko. Die Reliabilität der MBI-Kategorien wurde mit Cronbachs α geprüft, es beträgt für die Kategorie „emotionale Erschöpfung“ α = 0,868, für „Zynismus“ α = 0,784 und für die „Leistungsfähigkeit“ α = 0,785.

Das individuelle Burnout-Risiko wurde nach einer gewichteten Summenformel nach Kalimo et al. [17] bewertet, für dessen Berechnung alle drei Kategorien einbezogen wurden. Kein Burnout-Risiko besteht bei einem Punktwert unterhalb von 1,49; zwischen 1,5 und 3,49 Punkten treten einige Burnout-Symptome mehrmals im Monat auf. Ab einem Punktwert von 3,5 liegt ein Burnout-Risiko vor. Auf dieser Grundlage erfolgt die vergleichende Betrachtung der Belastungsfaktoren und der Beanspruchung in den 3 Burnout-Gruppen.

Statistik

Die statistische Auswertung der Rohdaten erfolgte mit dem Programm SPSS, Version 26 (IBM, Armonk, NY, USA). Die Daten wurden zunächst mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung geprüft. Deskriptive Analysen erfolgten bei kategorialen Daten mit dem exakten Fisher-Test. Gruppenunterschiede wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test bei ordinalen bzw. nicht normalverteilten Daten oder bei normalverteilten intervallskalierten Variablen mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse mit anschließender Post-hoc-Analyse nach Bonferroni berechnet.

Um einen möglichen Zusammenhang der subjektiven Beanspruchung mit dem Burnout-Risiko festzustellen, wurde eine Korrelationsanalyse nach Spearman durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 festgelegt.

Ergebnisse

Von 8 Erzieherinnen waren die Fragebögen nicht vollständig ausgefüllt, weitere 8 Erzieherinnen befanden sich noch in der Ausbildung bzw. waren erst weniger als ein Jahr im Beruf tätig. Deshalb wurden die Daten dieser Erzieherinnen im Nachhinein von der Auswertung ausgeschlossen. Die 6 Erzieher wurden bei der statistischen Auswertung nicht berücksichtigt, um die Aussagen aufgrund der unterschiedlichen Geschlechterverteilung nicht zu beeinflussen. Letztendlich konnten die Daten von 194 Erzieherinnen in die Auswertung eingehen.

Die Erzieherinnen waren im Median 46 Jahre alt (22–66 Jahre) und seit 28 Jahren (1–49 Jahre) im Beruf tätig. Bei 117 (60,3 %) lag kein Burnout-Risiko vor; einige Symptome traten bei 68 (35,1 %) Erzieherinnen auf und bei 9 (4,6 %) Erzieherinnen bestand ein Burnout-Risiko. Detailliert sind die Ergebnisse des MBI-GS in der Tab. 1 dargestellt.

Tab. 1 Häufigkeit des Vorkommens eines Burnout-Risikos bei den Erzieherinnen

Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter und der Dauer der Berufstätigkeit (Tab. 2), auch wenn die Erzieherinnen ohne Burnout-Risiko tendenziell jünger waren als Kolleginnen mit einigen Burnout-Symptomen bzw. Burnout-Risiko.

Tab. 2 Alter und Dauer der Berufstätigkeit in den einzelnen Gruppen (Angabe von Median mit Spannweiten)

Die meisten Erzieherinnen (95,9 %) gaben an, dass viele Arbeitsaufgaben zu erfüllen sind. 95,2 % der Erzieherinnen empfinden den Lärmpegel im Gruppenraum als (zu) hoch, wobei Erzieherinnen ohne Burnout-Risiko mit 92 % etwas weniger häufig diese Belastung als zutreffend angaben. Alle Erzieherinnen mit einigen Burnout-Symptomen und mit Burnout-Risiko gaben an, dass Lärm im Gruppenraum vorkommt. Tendenziell empfanden Erzieherinnen mit Burnout-Risiko die Lärmschutzmaßnahmen im Gruppenraum als ungenügend. In Tab. 3 sind die am häufigsten genannten Belastungsfaktoren in den jeweiligen Kategorien aufgelistet.

Tab. 3 Übersicht über die von allen Erzieherinnen am häufigsten genannten Belastungsfaktoren in den jeweiligen Kategorien (innerhalb der Kategorie geordnet nach Häufigkeit) und jeweils in den einzelnen Burnout-Gruppen

Es wurden hauptsächlich Belastungen als zutreffend genannt, die sich aus den Kategorien „Kinder und Gruppe“, „Arbeitsaufgaben und Organisation“, „Körperliche Anforderungen“ und „Arbeitsumwelt“ heraus ergaben. Konflikte im Team als eine Komponente sozialer Beziehungen wurde von 75,4 % der Erzieherinnen als zutreffend angegeben, Unterschiede zwischen den Gruppen mit unterschiedlichem Burnout-Risiko gab es nicht. Die Unterstützung durch die Leitung bzw. den Träger wurde von der überwiegenden Mehrheit der Erzieherinnen (75 bzw. 88 %) zwar bejaht, jedoch gab es in dieser Kategorie Unterschiede zwischen den 3 Burnout-Gruppen. Erzieherinnen mit Burnout-Risiko gaben häufiger an, dass bei ihnen diese Belastungsfaktoren vorkommen und sie sich durch fehlende Unterstützung durch die Leitung, durch fehlende leistungsgerechte Anerkennung und Kritik sowie insbesondere durch den fehlenden konstruktiven Umgang mit Spannungen und Konflikten im Team stark beansprucht fühlten (p<0,001).

In der Kategorie „Arbeitsaufgaben und Organisation“ gab es mit Ausnahme, dass die qualitätsgerechte Erfüllung der Arbeitsaufgaben den Erzieherinnen mit Burnout-Risiko schwerfällt (p<0,05), keine Gruppenunterschiede hinsichtlich dieses Belastungsfaktors.

Die subjektive Beanspruchung durch die jeweilige Belastung ist in Tab. 4 dargestellt. Erzieherinnen mit Burnout-Risiko fühlten sich insbesondere durch „Leitung“ und auch durch „Kinder und Gruppe“ sowie „Arbeitsaufgaben und Organisation“ stark beansprucht. Stark beansprucht fühlten sich Erzieherinnen mit Burnout-Risiko auch durch den Lärm im Gruppenraum und durch unzureichende Lärmschutzmaßnahmen (p<0,05).

Tab. 4 Subjektive Beanspruchung in den 3 Gruppen

Mittels Korrelationsanalyse nach Spearman wurde untersucht, inwiefern es Zusammenhänge zwischen der subjektiv empfundenen Beanspruchung und dem Burnout-Risiko gibt. Geringe, aber höchst signifikante Korrelationen wurden hinsichtlich der Beanspruchung durch „Leitung“, „Kinder und Gruppe“, „Arbeitsaufgaben und Organisation“ und „Lärm“ gefunden (Tab. 5). Am stärksten korreliert die Beanspruchung durch fehlende Erholung und Entspannung mit dem Burnout-Risiko (r=0,454; p<0,001), gefolgt von der Beanspruchung, dass die qualitätsgerechte Erfüllung der Arbeit schwerfällt (r=0,404; p<0,001).

Tab. 5 Zusammenhänge einzelner Belastungsfaktoren mit dem Burnout-Risiko der Erzieherinnen

Diskussion

In dieser Studie wurden die unterschiedlichen Belastungsfaktoren im Zusammenhang mit dem Burnout-Risiko der Erzieherinnen untersucht, um Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können.

In Interventionsstudien wurde bereits die positive Wirkung von Gesundheitszirkeln auf die Gesundheit der Erzieherinnen berichtet [18]. Diese sind jedoch recht aufwendig in der Durchführung, da sie in der Regel aus mehreren mehrstündigen Sitzungen bestehen und zudem unter Leitung externer Moderatoren stattfinden. Eine Priorisierung der Präventionsmaßnahmen scheint aus diesem Grund sinnvoll.

Als häufige Belastungsfaktoren kristallisierten sich vor allem unzureichende „Arbeitsaufgaben und Organisation“, „Körperliche Anforderungen“, „Lärm“ und im Bereich „Kinder und Gruppe“ heraus, die auch eine starke Beanspruchungsreaktion auslösten. Probleme mit der „Leitung“ wurden deutlich weniger oft angegeben: Nur etwa 10–25 % der Erzieherinnen beantworteten die Items als zutreffend. Das Fehlen dieser sozialen Faktoren kann aber das Risiko für ein Burnout-Syndrom erhöhen. Gerade diejenigen Erzieherinnen mit Burnout-Symptomatik bzw. einem Burnout-Risiko gaben an, keine Unterstützung erhalten zu haben. Andere Studien entdeckten ebenfalls den Schwerpunkt im zwischenmenschlichen Bereich. Ji und Yue [14] fanden heraus, dass ein positives Organisationsklima als eine externe Arbeitsressource das Burnout-Risiko senkt.

In dem Bereich der sozialen Beziehungen liegt demzufolge ein möglicher Ansatzpunkt für Präventionsmaßnahmen, der gut umsetzbar ist. Um ein positives Arbeitsklima aufzubauen, bieten sich Führungskräftetrainings oder Supervisionen an [16]. Ein guter Umgang miteinander sowie Höflichkeit oder Respekt und eine gute Feedbackkultur können das Stresserleben positiv beeinflussen, soziale Konflikte führen dagegen zu erhöhtem Stresserleben und Stressfolgestörungen [16]. Auf der Ebene der „Arbeitsaufgaben und Organisation“ lässt sich auch der häufig vorkommende und als stark beanspruchend empfundene Zeitdruck lösen, indem z. B. mehr Personal eingestellt wird oder die Aufgaben priorisiert bzw. anders verteilt werden. Es gibt zwar fest vorgegebene, von Bundesland zu Bundesland verschiedene Betreuungsschlüssel, die sicherlich eingehalten werden. Trotzdem stellt sich hier die Frage, ob nicht der Betreuungsschlüssel falsch angesetzt wurde. Zumal krankheitsbedingte Ausfallzeiten von Erzieherinnen durch Kolleginnen kompensiert werden müssen, was wiederum zu einer erhöhten Belastung führen kann. Wie in der hier vorliegenden Studie wurde auch in anderen Studien seitens der Erzieher_innen über Personalmangel, Lärm und auch über viele Arbeitsaufgaben geklagt [15, 21, 22]. Eine Reduzierung der Gruppengröße, wie von den Erzieherinnen gewünscht, würde weniger Stress verursachen, damit weniger Krankheiten auslösen und so zu mehr Zufriedenheit unter den Erzieherinnen führen [21].

Eine schlechte Kommunikation im Betrieb, die fehlende Rückmeldung seitens der Leitung zur eigenen Arbeit kann zu Arbeitsunzufriedenheit führen [3]. Eine Maßnahme, Burnout vorzubeugen und die Arbeitszufriedenheit und die Mitarbeitermotivation zu stärken, kann das Pflegen einer Feedback-Kultur sein. Ebenso ist auch der Austausch unter Kolleg_innen wichtig, um gerade junge Erzieherinnen im Beruf zu halten [3].

Die Berufsgruppe der Erzieher und Erzieherinnen in Kindertagesstätten hat ein erhöhtes Burnout-Risiko im Vergleich zu anderen Berufsgruppen. Verschiedene Studien haben Burnout-Raten zwischen 8,4 % [26] über 20 % [15] bis hin zu 53 % [19] bei Erzieherinnen bzw. Lehrkräften ermittelt. Problematisch für den Vergleich der Ergebnisse ist jedoch die Verwendung unterschiedlicher Instrumente in den einzelnen Studien. Unsere Ergebnisse mit einer Burnout-Risiko-Rate von 4,6 % lassen sich am ehesten mit denen von Seibt und Kreuzfeld vergleichen, die bei 3 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen ein Burnout-Risiko unter Verwendung des MBI-GS konstatierten [31].

Angebote auf der Ebene der Verhaltensprävention können die Maßnahmen der Verhältnisprävention sinnvoll ergänzen. So können beispielsweise den Mitarbeitern Entspannungskurse und auch Kurse zum besseren Umgang mit Stress angeboten werden. In einer Studie von Carroll et al. [7] führte die Teilnahme an einem 8‑wöchigen Stressverarbeitungskurs zu nachhaltiger Stressreduktion, zu verbessertem Wohlbefinden und geringerem Burnout-Empfinden bei Lehrern. Dies wiederum hatte signifikant positive Wirkungen bei den Schülern zur Folge [7]. Weitere Ressourcen, um Burnout zu vermeiden, sind die Unterstützung durch Vorgesetzte und der Respekt gegenüber den Mitarbeitern [4].

Ein weiteres Problem stellt die mangelnde Erholung dar – viele Erzieherinnen gaben an, sich während eines Arbeitstages nicht ausreichend erholen zu können, was gering mit dem individuellen Burnout-Risiko korreliert. Eine mangelnde Erholungsfähigkeit ist als ein Frühindikator für ein Burnout-Syndrom anzusehen [31]. Erholung kann jedoch nur gelingen, wenn eine gute Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit gegeben ist [32]. Schlechte Distanzierungsfähigkeit kann zu langen Arbeitstagen mit diversen Überstunden führen, die wiederum mit negativen gesundheitlichen Effekten wie allgemein erhöhte Mortalität, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom und auch psychische Beeinträchtigungen assoziiert sind [2]. Damit entsteht ein Teufelskreis: Krankheiten führen zu Personalmangel, dieser führt zu größeren Gruppen und hohem Lärmpegel. Durch Lärm und Stress infolge größerer Gruppen können wiederum Krankheiten entstehen [21].

Limitationen

Die Fragebogenerhebung fand hauptsächlich in Einrichtungen statt, deren Träger der Untersuchung zugestimmt hatten. Interessierte Erzieherinnen, die außerhalb ihrer Arbeitszeit in Eigeninitiative unser Institut aufsuchten, waren in der Minderheit. Hieraus ergibt sich möglicherweise ein Bias, da diese Träger eventuell besonders an der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden interessiert waren. Daher kann die Prävalenzrate von Burnout eventuell zu gering ausgefallen sein.

Eine weitere Limitation ist die Konzentration auf das weibliche Geschlecht.

Darüber hinaus handelt es sich um eine Querschnittsbefragung, was eine Aussage zu einer Kausalität erschwert. Zudem wurden Belastung und Beanspruchung inklusive Burnout mit derselben Fragbogenerhebung erhoben (Monomethod Bias), damit könnten auch die Zusammenhänge überschätzt werden.

Fazit für die Praxis

  • Um auch in Zukunft genügend Personal in den Kindertagesstätten vorhalten zu können, muss die physische und psychische Gesundheit der Erzieherinnen erhalten bleiben. Dafür sind präventive Maßnahmen notwendig, die darauf abzielen, die Belastung der Erzieherinnen zu senken und somit die negative Beanspruchung zu minimieren.

  • Vor allem Probleme im sozialen Bereich (Leitung, Team) beanspruchen die Erzieherinnen am stärksten. Insbesondere Erzieherinnen mit bereits vorhandenen Burnout-Symptomen bzw. mit einem hohen Burnout-Risiko sind betroffen. Hieraus ergibt sich ein Ansatz für Präventionsmaßnahmen.

  • Zum einen müssen organisationale Prozesse optimiert und die Leitung im Umgang mit Mitarbeitern geschult werden, um den Erzieherinnen mehr Unterstützung bei Konflikten im Team oder mit Eltern zu bieten.

  • Darüber hinaus können Anleitungen zu mehr Achtsamkeit oder die Teilnahme an Stressverarbeitungskursen auf individueller Ebene zusätzlich hilfreich sein.