Berufsbedingter Stress spielt eine überaus wichtige Rolle in der Entstehung zahlreicher Erkrankungen, nicht zuletzt bei kardiovaskulären Krankheiten. Dementsprechend wichtig kann das Identifizieren berufsspezifischer Risikofaktoren sein, um selektiv passende Präventionsprogramme zu entwickeln, die dem entgegenwirken und dabei helfen, im Arbeitsleben gesund und fit zu bleiben. Die vorliegende Studie stellt einen Versuch dar, kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Polizeirekruten zu identifizieren.

Hintergrund und Fragestellung

Die tägliche Polizeiarbeit mit potenziell gefährlichen Situationen ist mit einem hohen Maß an physischem und psychischem Stress verbunden und stellt einen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen dar [4, 7, 25, 31]. Neben derartiger und die körperliche Unversehrtheit betreffender Risiken ist Stress in Form von schlecht planbaren Einsatz- und Ruhezeiten, von Wechsel- und Nachtdiensten existent, der einer gesunden Lebensführung mit ausgewogener Ernährung und regelmäßigem, erholsamem Schlaf entgegensteht. Die Auswirkungen dieser und einer Reihe weiterer möglicher Belastungen auf den Gesundheitszustand von Polizeibeamten waren wiederholt im Fokus verschiedener Untersuchungen [20]. So zeigten Erhebungen bei amerikanischen und finnischen Polizisten bei rund einem Viertel der Polizeibeamten Bluthochdruck [15] und fanden erhöhte Blutfettwerte in 33 % sowie erhöhtes Cholesterin in bis zu 61 % der amerikanischen Polizisten [31]. Bei italienischen Polizisten waren Risikofaktoren für das metabolische Syndrom erhöht [11], bei indischen Polizisten waren das metabolische Syndrom und assoziierte kardiovaskuläre Risikofaktoren wie abdominale Fettleibigkeit, erhöhter Body-Mass-Index (BMI) sowie auch Triglyzeride im Plasma und der Blutdruck ebenfalls signifikant höher als in der Allgemeinpopulation [26]. Eine Metaanalyse von insgesamt 16 derartigen Studien belegte, dass trotz heterogener Qualität der Untersuchungen eine deutliche Beziehung besteht zwischen dem beruflichen Stress der Polizeibeamten und einer erhöhten Anfälligkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen [19]. Begleitet sind diese körperlichen Manifestationen von einer erhöhten Neigung zur Entwicklung von Depressionen [2, 28] und zum Burnout bis hin zu vermehrten Selbstmorden unter besonders belasteten Polizisten [21]. Insgesamt scheint somit deutlich eine höhere Prävalenz entsprechender Erkrankungsbilder bei Polizeibeamten im Vergleich zur Allgemeinpopulation gut belegt. Die Mehrzahl dieser Studien beschäftigte sich allerdings mit Polizisten, die ihrem Beruf bereits länger nachgingen, da davon ausgegangen werden kann, dass sich die Risikofaktoren mit zunehmender Wirkungsdauer stärker bemerkbar machen. In der vorliegenden Studie hingegen wurde das Vorliegen von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen bei jungen Polizeirekruten untersucht, einer Personengruppe, die bislang nicht ausreichend in diesem Zusammenhang berücksichtigt wurde. Zu diesem Zweck wurden knapp 200 Polizeirekruten körperlichen Untersuchungen unterzogen und zum Ausfüllen mehrerer Fragebogen angehalten. Damit sollte evaluiert werden, ob Risikofaktoren der o. g. Art bereits früh in der Ausbildung manifest werden und ob entsprechende Präventionsmaßnahmen daraus ableitbar sind.

Methode

Kollektiv und Einschlusskriterien

Alle angehenden Polizeibeamten des Ausbildungsjahres 2017/2018 in Thüringen, die älter als 16 Jahre und jünger als 45 Jahre waren und im Rahmen der Studienaufklärung ihre Bereitschaft zur freiwilligen Teilnahme schriftlich erklärt hatten, wurden in die Studie einbezogen (n = 199, 151 Männer). Die Studie entsprach dabei der Deklaration von Helsinki.

Durchführung der Untersuchung

Zunächst wurde im Rahmen einer körperlichen Untersuchung (KU) nach zehnminütiger Ruhephase im Sitzen der Ruhepuls sowie der Blutdruck manuell an beiden Oberarmen durch eine qualifizierte Fachperson gemessen, nach weiteren 5 min elektronisch. Bei einem arteriellen Bluthochdruck (SBP ≥ 140 mm Hg und/oder DBP ≥ 90 mm Hg) wurde entsprechend den aktuellen ESC/ESH 2013 Guidelines for the management of arterial hypertension ein Termin zur wiederholten Messung vereinbart [29]. Der anschließend ausgefüllte Fragebogen beinhaltete Fragen zu soziodemografischen Daten (Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Dauer im Polizeidienst), Größe, Gewicht, Bauchumfang, Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, familiären Vorbelastung sowie der Höhe des Alkohol- und Nikotinkonsums. Bei den Bewegungsgewohnheiten wurden die Kategorien Laufen (Joggen, Laufband, Sprint), Krafttraining (Kraftraum, Ausdauer, Fitness), Kampfsport (Judo, Ju-Jutsu, Selbstverteidigung, Boxen, Taekwondo, Kickboxen), Radfahren (Spinning, Rennrad, Ergometer), Schwimmen und Ballsportarten (Tennis, Teamballsport und andere) differenziert. Darüber hinaus wurden die Aktivitäten des täglichen Lebens erhoben (Gartenarbeit, Putzen, Einkaufen und andere). Aufgrund der Berufsspezifik wurde auf Basis validierter Erhebungsinstrumente (Profile of Mood States/POMS; Kurzform des Gesundheitsfragebogens SF-36) ein selbst generierter und getesteter Fragebogen zum Einsatz gebracht [10]. Dieser enthielt 12 Items zum soziodemografischen Hintergrund, 3 Items zum Bewegungsverhalten und 9 Fragen zu den Aktivitäten des täglichen Lebens.

Statistik

Die Probandendaten wurden anonymisiert erfasst und mit SPSS (Version 21.0) deskriptiv statistisch ausgewertet (Mittelwert [MW], Standardabweichung [SD], Median mit Spannweite). Kategoriale Variablen wurden als absolute und relative Häufigkeiten angeben, Chi-Quadrat-Tests und Mann-Whitney-U-Tests zur Identifikation geschlechtsspezifischer Unterschiede der Risikofaktoren durchgeführt. Zudem wurden bivariate Analysen (Chi-Quadrat-Tests) und Korrelationen (nach Spearman) berechnet, um festzuhalten, ob zwischen einzelnen Risikofaktoren sowie Risikofaktoren und dem Blutdruck statistisch signifikante Zusammenhänge bestehen. Dabei wurde ein p-Wert von < 0,05 zweiseitig bei allen Analysen als statistisch signifikant gewertet (α = 0,05).

Ergebnisse

Körperliche Parameter, soziodemografische Daten und Risikofaktoren

Die Teilnehmer der Studie waren im Mittel knapp 24 Jahre alt, und die durchschnittliche Dauer der Polizeiausbildung zum Zeitpunkt dieser Umfrage betrug 1,24 Jahre, das heißt, die meisten Rekruten befanden sich im zweiten Ausbildungsjahr. Signifikante Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Probanden bestanden erwartungsgemäß im Gewicht und der Körpergröße, aber auch bezüglich des BMI, der bei den Männern 24,2 betrug, bei den Frauen 21,9 (Tab. 1). Gemäß der WHO-Definition für Übergewicht ergab sich daraus, dass 37 % der männlichen und 9 % der weiblichen Probanden übergewichtig waren, was ebenfalls einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern bedeutete. Ein männlicher Studienteilnehmer hatte einen BMI > 30, dies traf für keine Frau zu. Der mittlere Bauchumfang betrug bei den Männern 85,1 cm, bei den Frauen 75,2 cm (p < 0,001), 11 % bzw. 23 % überschritten dabei die kritische Grenze von 94 cm (Männer) bzw. 80 cm (Frauen), ab der gemäß den Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen gesteigert ist [1]. Der mittlere systolische Blutdruck und der mittlere diastolische Blutdruck lagen für beide Geschlechter im Normbereich. Bei insgesamt 37 Personen (19 %) konnte aus den Messungen zumindest temporärer Bluthochdruck diagnostiziert werden, davon waren 33 Männer (22 % aller männlichen Probanden) und 4 Frauen (8 % aller weiblichen Probanden).

Tab. 1 Körperliche Parameter und Risikofaktoren: Vergleich von männlichen und weiblichen Polizeibeamten in Ausbildung

Durch die Befragung nach bekannten Vorerkrankungen wurde bei zwei männlichen Probanden das Vorliegen einer Hypertonie festgestellt, die auch durch die eigenen Messungen bestätigt wurde. Von den Frauen war niemand unmittelbar betroffen. Andere gängige Erkrankungen waren sowohl bei Männern als auch Frauen selten und traten nicht unterschiedlich häufig auf.

Lebensstilassoziierte Risikofaktoren

Auch bei den Lebensstilfaktoren und den Aktivitäten des täglichen Lebens zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede (Tab. 2). Weibliche Probanden waren mit knapp 47 % signifikant häufiger Raucherinnen als Männer mit 34 %, gaben aber auch signifikant häufiger an, spazieren zu gehen und sich im Haushalt körperlich zu betätigen. Die männlichen Probanden gaben statistisch signifikant häufiger als ihre Kolleginnen an, mehr als 3 h pro Woche Sport zu treiben, wobei aber zu beachten ist, dass in der Ausbildung neben den angegebenen Aktivitäten Dienstsport/Einsatztraining mit mindestens 180 min pro Woche obligatorisch sind. Im Hinblick auf gelegentlichen Alkoholkonsum bestand kein Unterschied zwischen Männern und Frauen, nur ein verschwindend kleiner Anteil der Männer gab an, täglich Alkohol zu konsumieren, zwischen 11 % und 21 % der Rekruten tranken nie Alkohol.

Tab. 2 Geschlechtsbezogene Unterschiede bei Lebensstilfaktoren und Sportverhalten

Korrelation verschiedener Risikofaktoren

Zwischen Gewicht, BMI und Bauchumfang einerseits und Alkoholkonsum andererseits zeigte sich je eine statistisch signifikante positive Korrelation, das heißt, bei ansteigendem Gewicht (r = 0,238), BMI (r = 0,227) oder Bauchumfang (r = 0,215) wurde auch häufiger Alkohol konsumiert (p = 0,001–0,002; Anlage 1). Der Bauchumfang war negativ mit der Aktivität im Alltag korreliert (r = −0,184; p = 0,009), andere Faktoren mit einem bekannten Zusammenhang mit kardiovaskulären Risikofaktoren zeigten keine signifikanten Korrelationen.

Diskussion

Der durch verschiedene Studien nahegelegte Befund, dass Polizisten auf Grund ihrer häufig mit Stress assoziierten beruflichen Tätigkeit einem erhöhten Risiko zur Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen unterliegen [4, 7, 25, 31], konnte auch in der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden. Dies ist vor allem deshalb erstaunlich, weil die Probanden der hier vorgestellten Studie im Mittel erst seit 1,24 Jahren in der Ausbildung für diesen Beruf waren und zudem die Aufnahmekriterien zur Ausbildung bei der Thüringer Polizei ein Mindestmaß an gesundheitlicher und psychischer Fitness voraussetzen [17]. Zudem sind die Rekruten zu täglicher sportlicher Aktivität im Ausmaß von mindestens 3 h verpflichtet, was als Maßnahme zur Vorbeugung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen im allgemeinen effektiv wirksam ist [12].

Dennoch wurde bei 37 % der männlichen und 9 % der weiblichen Rekruten Übergewicht (BMI > 25) festgestellt, gleichzeitig lag der Bauchumfang bei 11 % der Männer und 23 % der Frauen an oder über der Grenze von 94 cm (Männer) bzw. 80 cm (Frauen), die gemäß den Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft nicht überschritten werden sollte [1]. Des Weiteren wurde bei 19 % der Teilnehmer zum Zeitpunkt der Messung Bluthochdruck festgestellt, was als Einzelbefund aber noch nicht als Hinweis auf eine Hypertonie ausreicht. Die jüngsten Leitlinien der ESC/ESH definieren eine arterielle Hypertonie als dauerhafte und situationsunabhängige Erhöhung des systolischen mit > 140 mm Hg oder diastolischen Blutdrucks mit > 90 mm Hg [29], und dies konnte tatsächlich nur bei 2 Studienteilnehmern festgestellt werden. Hinzu kamen aber auch diverse lebensstilbedingte Risikofaktoren, wovon am auffälligsten jener war, dass bei fast der Hälfte der weiblichen und mehr als einem Drittel der männlichen Probanden der Risikofaktor Nikotinabusus bestand.

Insgesamt betrachtet, traten einige kardiovaskuläre Risikofaktoren im Kollektiv häufiger als in der Allgemeinbevölkerung auf: Bei den weiblichen Probanden lag der Anteil an Raucherinnen mit knapp 47 % deutlich über dem der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung (28,4 % bei den 18- bis 29-jährigen Frauen und 26,9 % bei den 30- bis 44-jährigen Frauen; [30]). Der Anteil von über einem Drittel männlicher Raucher entspricht hingegen genau dem der 18- bis 29-jährigen Männer in der Gesamtbevölkerung [30]. Auch dass 37 % der männlichen Probanden übergewichtig waren, entspricht den Werten der männlichen Durchschnittsbevölkerung der gleichen Altersklasse [23]. Demgegenüber stehen die weiblichen Rekruten mit nur 9 % Übergewichtigen im Vergleich zu 26,2 % der 18- bis 29-jährigen Frauen in der Gesamtbevölkerung sehr gut dar. Trotzdem sollte angesichts der Tatsache, dass in der Genese von 65–75 % aller Hypertoniefälle Übergewicht eine wichtige Rolle spielt [13], der für so kurzgediente Polizeibeamte hoch scheinenden Prävalenz des Risikofaktors Augenmerk geschenkt werden. Vor allem aber sollte der Anteil von 11 % (Männer) und 23 % (Frauen) der Rekruten mit einem Bauchumfang über dem empfohlenen Maß kritisch gesehen werden, insbesondere, da dieser Parameter als besonders guter Prädiktor des kardiovaskulären Erkrankungsrisikos gilt [6]. In einer rezenten Studie mit weiblichen deutschen Büroangestellten und Polizisten hatten 60 % der Ersteren und immerhin auch 25 % der Letzteren einen Bauchumfang ≥80 cm, wobei das Durchschnittsalter der Polizistinnen 31 Jahre war [24]. Im Vergleich dazu hatten nur 8 % der Polizistinnen einen BMI > 25, was dem hier gemessenen Anteil bei den jüngeren Rekrutinnen entspricht. Aufgrund der kritischen Bewertung des BMI sollten künftig weitere Parameter wie Körperfett in Relation zum Körperumfang, Alter und kulturelle Standards für die Erfassung des Risikofaktor Übergewicht analysiert werden [5, 16].

Häufig werden die hohen beruflichen Belastungen mit Maßnahmen kompensiert, die ebenfalls das kardiovaskuläre Risiko erhöhen, wie der Konsum von Zigaretten oder von ungesunder Nahrung. Somit verstärken sich die Risikofaktoren gegenseitig [14]. In Übereinstimmung damit fanden wir, dass im untersuchten Kollektiv Zusammenhänge zwischen Übergewicht, Nikotinabusus und Alkoholkonsum bestehen. Rekruten mit Übergewicht rauchten signifikant häufiger. Damit könnte eine Vervielfachung des kardiovaskulären Risikos auftreten, da mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorlagen [9]. Ob dies in Zusammenhang mit beruflichem Stress und/oder Schichtarbeit steht, bleibt vorerst unklar. Studienergebnisse zu Polizeibeamten deuten darauf hin, dass durch beruflichen Stress und vermutlich zum Wachbleiben in der Nachtschicht häufiger geraucht wird, während nach der Tagschicht der Alkoholkonsum höher war [27]. In vorliegender Studie gaben 2,6 % der männlichen Rekruten an, täglich Alkohol zu trinken. Dieser Anteil war deutlich geringer als in der Literatur, da z. B. in der Studie von Ballenger et al. mit 747 US-amerikanischen Polizeibeamten die Quote für Männer 11 % und für weibliche Beamte 15,9 % betrug [3]. Der selbstberichtete tägliche Alkoholkonsum der Rekruten lag deutlich unter dem der Gesamtbevölkerung (25- bis 29-Jährige: 14,1 %, 30- bis 39-Jährige: 11,9 %; [22]). Für diese Angabe könnte auch die Tatsache bedeutsam sein, dass die Verbeamtung auf Lebenszeit noch nicht erfolgt war und somit sozioökonomische Aspekte zum Tragen kommen. Andererseits wurden Zigaretten- und Alkoholkonsum bereits von Rekruten angegeben, die den Stressoren des Polizeiberufes noch gar nicht im strengen Sinne ausgesetzt waren. Das widerspricht anderen Erhebungen, aus denen sich Tabak- und Alkoholabusus als Kompensationsmechanismus für längerfristigen beruflichen Stress ergab [18].

Die Rekruten gaben ein ausgeprägtes Bewegungsverhalten an, so dass Bewegungsmangel als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei der untersuchten Gruppe nicht vorlag, da sportliches Verhalten klar präventive Wirkungen zeigt [9, 31]. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wird in einer anknüpfenden Studie untersucht, wie eine Stressmanagement-Intervention auf den Gesundheitszustand von jungen Polizeivollzugsbeamten wirkt, um gesundheitsförderliche Ressourcen zur Bewältigung von Stressoren aufzubauen. Dass diese Strategien häufiger zum Einsatz kommen, müsste durch Aufklärung noch intensiver im Bewusstsein verankert werden [8, 25].

Limitationen

Einige Limitationen beschränken die Generalisierbarkeit der Ergebnisse:

  • Es wurden Lebensstilrisiken erhoben, jedoch nicht überprüft, ob sie im konkreten Zusammenhang mit beruflichem Stress stehen.

  • Auch lagen keine Daten über die untersuchten Risikofaktoren und Erkrankungen in der Zeit vor Ausbildungsbeginn vor. So bleibt unklar, ob sich die untersuchten Lebensstilfaktoren nach dem Ausbildungsbeginn geändert haben.

  • Ebenso bleibt unklar, ob diejenigen Probanden, bei denen im Rahmen der KU Übergewicht oder eine bestehende Hypertonie identifiziert wurde, diese/s erst zu Ausbildungsbeginn erworben wurde oder bereits bestanden hatte.

  • Ferner wurde nicht untersucht, ob noch andere kardiovaskuläre Risikofaktoren (z. B. erhöhte Blutfette) vorlagen.

  • Viele Risikofaktoren wurden ausschließlich über Fragebögen erhoben. Vor dem Hintergrund eines sozial erwünschten Antwortverhaltens bleibt offen, ob alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet wurden.

Auf Basis der vorhandenen Daten kann angenommen werden, dass der Polizeiberuf schon von Ausbildungsbeginn an das Auftreten kardiovaskulärer Risikofaktoren fördert. Die weitere Forschung sollte insbesondere Longitudinalstudien durchführen, um die Auswirkungen der Risikofaktoren auf das tatsächliche Auftreten solcher Erkrankungen im zeitlichen Verlauf zu untersuchen.

Fazit für die Praxis

  • Diese Studie verweist auf eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung geringe Prävalenz von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen bei jungen Polizeirekruten, zum Teil bedingt durch ein entsprechendes Auswahlverfahren, möglicherweise auch aufgrund der Dienstpflicht zur regelmäßigen sportlichen Betätigung.

  • Gleichzeitig waren aber Risikofaktoren wie Rauchen (bei Frauen) und Übergewicht (bei Männern) und ein kritischer Bauchumfang stark oder zumindest überraschend häufig ausgeprägt, wenn man die noch relativ kurze Dienstzeit mit in Betracht zieht.

  • Da die Analyse zeigt, dass insbesondere übergewichtige Polizeianwärter verstärkt zu Nikotin- und Alkoholkonsum neigen, sollten diese Personen als besonders gefährdetes Risikokollektiv wahrgenommen und eine zielgruppenspezifische Gesundheitsförderung durch entsprechende kardiovaskuläre Präventionsprogramme entwickelt werden.

  • Stressoren sowohl des Polizeiberufes an sich als auch spezifische Stressoren in der Polizeiausbildung müssen identifiziert und Maßnahmen zur Unterstützung eines gesundheitsfördernden Lebensstils ergriffen werden.