Wie eifrig im Statistischen Bundesamt der Psalter studiert wird, darüber lässt sich hier nur spekulieren. Es fällt allerdings auf, dass die aktuell in Wiesbaden errechneten Zahlen für die Lebenserwartung ab Geburt in Deutschland den Angaben im 90. Psalm gar nicht so unähnlich sind. Da nämlich heißt es: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre.“ Laut Kalkulationen der Statistiker für die aktuelle Sterbetafel währt das Leben von Frauen hierzulande 83,2 und das der Männer 78,3 Jahre - nicht nur wenn's hoch kommt, sondern im Durchschnitt.

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Einer wachsenden Zahl von Menschen ist der Durchschnitt aber nicht genug. Denn auch wenn niemand alt sein will: Uralt werden wollen fast alle. 100 Jahre scheinen da vielen eine geeignete Zielmarke abzugeben - und das, obwohl der Psalmist vom Leben sagt, „wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon“. Inzwischen leben mehr als 23.000 Bürgerinnen, sie vor allem, und Bürger unter uns, die mindestens ihren 100. Geburtstag begangen haben. Wie man es schafft, zum Zentenar oder zur Zentenarin zu avancieren, hat ein Forschungsteam des schwedischen Karolinska-Instituts zu ergründen versucht [1]. Beteiligt waren knapp 45.000 Probanden, von denen schließlich gut 1.200 ihren 100. Geburtstag erlebten, fast 85 % davon weiblichen Geschlechts. Das Rätsel hohen Alters versuchten die Wissenschaftler mit Blutproben ihrer Probanden zu lösen, bestimmt wurden die Serumwerte in Altersstufen zwischen 64 und 99 Jahren. Dabei fanden sich einige Auffälligkeiten, etwa hinsichtlich des Gesamtcholesterin- und des Eisenspiegels: Je niedriger diese ausfielen, desto weniger wahrscheinlich war es für die Betreffenden, 100 Jahre alt zu werden. Bei den Blutzucker-, Harnsäure-, Gamma-GT-, AP- und LDH-Werten sowie bei der totalen Eisenbindungskapazität waren es hingegen hohe Werte, die für ein Ableben noch vor der Hundertjahrfeier sprachen.

Indessen nehmen sich 100 Jahre geradezu lächerlich kurz aus, vergleicht man diese Lebensspanne mit den biblischen Daten zum Alter der Urväter. Methusalem soll demnach 969, Jered 962 und Noah 950 Jahre alt geworden sein; beim Bundesamt spräche man wohl von statistischen Ausreißern. Als Halterin des menschlichen Altersrekords neuerer Zeit gilt die Französin Jeanne Calment, 1875 geboren und 1997 gestorben, damit zwar nicht zum weiblichen Methusalem, aber immerhin 122 Jahre alt und ebenfalls zur statistischen Ausreißerin geworden. Sie selbst führte das Erreichen ihres hohen Alters nicht auf eine günstige Konstellation im Blut, sondern auf Knoblauch, Gemüse, Olivenöl und Portwein zurück. Außerdem hatte sie beizeiten das Rauchen aufgegeben - mit 119 Jahren.