Die Küche ist ja im Haus etwa das, was der Magen für den Leib ist - ein Ort, wo alles zusammenkommt. Einst war es Küchenbrauch, sich um die Töpfe zu versammeln, zu essen und zu trinken, was auf den Tisch kam, und via Magen Leib und Seele zusammenzuhalten. Inzwischen ist aus dem Ort schlichter Geselligkeit ein Raum mit komplizierter Gemengelage geworden und aus dem, was dort auf den Tisch kommt, ein weltanschauliches Statement. Die eine schluckt es, der andere nicht. Größere Einladungen zum Essen erfordern heute aus Rücksicht auf die Essensgebote und -verbote der einzelnen Beteiligten einen Aufwand an Sondierung und Aufklärung, wie er in früheren Zeiten zur Planung von Feldzügen üblich war. Apropos Feldzüge - in der Feldküche galt jedenfalls ein simples Gebot: Je schlechter das Essen, desto schlechter die Laune und desto höher die Kampfkraft der Armee. Wer sich die Zutaten für die schwarze Blutsuppe der Spartaner besieht, weiß, was gemeint ist.

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Erhalten hat sich die spartanische Verpflegungsmaxime offenbar in den Großküchen deutscher Kliniken. Ginge es nach dem, was dort auf den Speisezetteln für Patienten bisweilen so alles zusammenkommt, wäre die Kampfkraft der hiesigen Krankenhäuser gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wenn der Essenswagen vor die Patientenzimmer rollt, ist schlechte Laune daher oft garantiert. Dafür braucht nicht einmal schwarze Suppe ausgeschenkt zu werden. Fader Käse zu trockenem Brot und billiges Fleisch an labbrigem Gemüse tun es auch.

Rezepte für eine magenfreundliche Menüfolge, die Leib und Seele von Krankenhauspatienten besser zusammenhielte als die spartaesken Varianten, gibt es übrigens durchaus. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält in ihren Handreichungen eine ganze Menge davon bereit, erst neulich wieder hat sie Vorschläge zur Verbesserung der Ernährungsversorgung in Krankenhäusern unterbreitet [1]. Wie die DGE betont, handelt es sich bei der Ernährung im Krankenhaus um ein Heilmittel im Sinne von Sozialgesetzbuch V. Die Bundessozialrichter haben das schon vor gut 20 Jahren festgestellt - und die alten Griechen sogar noch mehr als zwei Jahrtausende früher, wenn auch nicht unbedingt in Sparta. In der Küche von Hippokrates auf der Insel Kos kamen Ernährung und Medizin gesellig zusammen, oft wird der berühmte Arzt mit dem Satz zitiert: „Lass Nahrung dein Heilmittel sein und Heilmittel deine Nahrung.“ Gesagt hat Hippokrates das zwar ebenso wenig, wie er Sozialgesetzbuch V kannte [2]. Dennoch wäre der Spruch bestens geeignet, den Eingang jeder Klinikküche zu zieren. Allerdings liegt das Budget, das vom Deutschen Krankenhausinstitut je Patient und Tag für Lebensmittel ausgewiesen wird, nur bei mageren rund fünf Euro. Da könnte es sogar für schwarze Suppe knapp werden.