In der Kunst, Musik und Medizin zu verbinden, darf Athanasius Kircher mit Fug als sachverständig gelten. Der universalgelehrte Jesuit machte sich medizinisch einen Namen, als er im 17. Jahrhundert "kleine Wesen" als Ursache der Pest vermutete und die Seuche für ansteckend hielt. Ein Ehrenplatz gebührt ihm aber auch auf musikalischem Terrain, wo er sich unter anderem mit den physiologischen Wirkungen der Musik auf den Körper befasst hat. "Die Nerven und musculi in dem menschlichen Leibe werden wie die Saiten eines Instruments durch die Music beweget", schreibt Kircher in seiner Phonurgia nova. [1] "Die Lebensgeister … werden nach der Bewegung des äußerlichen Tones beweget … daher auch ein um Sorgen abgemattetes und gleichsam welkes Gemüt sich wiederum erholet und erfrischet wird."

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© Andreas Gradin / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen)

Müssten da nicht vor allem jene, die sich die Musik zum Beruf erwählt haben, erfrischt und erholt durchs Leben geistern? Weit gefehlt. Manche Komponisten fanden in der Musik vielmehr das Mittel, ihrer krankheitsbedingten Abmattung Klänge zu verleihen. Einigen Beispielen hat Prof. Desmond O'Neill von der Tallaght-Universitätsklinik in Dublin diagnostisch nachgelauscht. [2] Er hörte vertontes Asthma bei Gioachino Rossini (Étude asthmatique) und Marin Marais (Allemande l'Asthmatique), den durch Neurosyphilis bedingten Tinnitus und die eindringende Taubheit im ersten Streichquartett von Bedřich Smetana, den Herzstillstand Arnold Schönbergs im Streichtrio op. 45, die Gicht Georg Philipp Telemanns in der Ouverture jointe d'une suite tragi-comique und den Schlaganfall im letzten Satz des Cellokonzerts Nr. 1 von Alfred Schnittke.

Manch welkes Gemüt wird es mit Blick aufs musikalische Vortragswesen ohnehin weniger mit Athanasius Kircher als mit Wilhelm Busch halten, der amusisch trocken konstatierte: "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." Als notorischer Beleg für diese These dient oft eine Musikrichtung, die sich nicht ohne Berechtigung als Heavy Metal bezeichnet. Finnische Forscher geben nun immerhin insofern Entwarnung, als sie keinen der Gesundheit abträglichen Effekt dieser Stilrichtung belegen konnten. [3] Es fänden sich keine Hinweise, so das Team um Pekka Martikainen von der Universität Helsinki, wonach die Gesundheit von Ortsansässigen in Gemeinden mit hoher Dichte an Heavy-Metal-Bands Schaden nehme. Im Gegenteil sinke mit steigender Dichte sogar die Sterblichkeitsrate, und es gebe weniger Klinikeinweisungen aufgrund alkoholbedingter Probleme. Ob sich die Heavy-Metal-Beschallung präventionsmedizinisch durchsetzen wird, muss einstweilen offenbleiben. Kein Zweifel kann indessen daran bestehen, dass auch musikalisches Schwermetall die Nerven und musculi im Kircher'schen Sinne beweget. Ach was "beweget": durchrüttelet und durchschüttelet.