Hintergrund und Fragestellung: Die Prognose einer schweren COVID-19 ist gerade bei invasiv beatmeten Patienten besonders ungünstig. Zur Vermeidung der Intubnation ist neben nicht invasiven respiratorischen Unterstützungsverfahren wie nicht invasive Beatmung (NIV) bzw. contiunous positive airway pressure (CPAP) und nasaler High-flow-Therapie eine weitere Option die Bauchlage des wachen Patienten. Während die intermittierende Bauchlage beim ARDS unter invasiver Beatmung ein etabliertes Therapieprinzip ist, ergibt sich für den Einsatz der Bauchlage bei wachen Patienten (awake proning, AP) nur eine dünne wissenschaftliche Evidenz. Insbesondere sind diesbezüglich keine randomisierten kontrollierten Studien verfügbar.

figure 1

© phonlamaiphoto / stock.adobe.com

Unter Umständen ist es weniger bequem, mit COVID-19-Pneumonie auf dem Bauch zu liegen. Wenn man dadurch sein Sterberisiko senken kann, lohnt es sich aber.

Wenn auch überwiegend von einer Verbesserung der Oxygenierung berichtet wird, ergab sich aus den bisherigen nicht randomisierten, überwiegend retrospektiven und monozentrischen Studien keine einheitlichen Ergebnisse hinsichtlich harter klinischer Endpunkte. Konsequenterweise wird in der aktuellen Version der S3-Leitlinie zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19, auch aufgrund möglicher Komplikationen wie Gefahr der Aspiration, keine grundsätzliche Empfehlung abgegeben [1]. Ob die Bauchlage hinsichtlich Intubationsrate und Sterblichkeit Vorteile bietet, sollte in dieser Studie geprüft werden.

Patienten und Methoden: In der vorliegenen multizentrischen Studie, die COVID-19 Patienten aus 27 Kliniken in Mexico und Ecuador im Zeitraum von May bis Juni 2020 einbezog, wurden nicht intubierte Patienten mit oder ohne AP hinsichtlich der Endpunkte Intubation und Sterblichkeit verglichen. Zur Kompensation der Gruppenunterschiede wurden multivariable Regressions-Analysen bzw. ein sogenanntes "propensity score matching" durchgeführt.

Ergebnisse: Von den 827 Patienten mit COVID-19 der Studie erhielten 505 Patienten AP während 322 in Rückenlage verblieben. In der AP-Gruppe war die Intubationsrate (23,6 % vs. 40,4 %) als auch Sterblichkeit (20 % vs 37,9 %) signifikant niedriger. Der Vorteil der AP erwies sich auch nach multivariater Adjustierung hinsichtlich Intubationrate (OR = 0,39, 95%-KI: 0,28-0,56; p < 0,0001) und Mortalität (OR = 0,38, 95%-KI: 0,25-0,57; p < 0,0001) als signifikant. Ein höheres Intubationsrisiko bestand insbesondere mit höherem Alter, niedrigerer SpO2/FiO2 und Behandlung mit einer Non-Rebreather-Maske.

Schlussfolgerung: Bei hospitalisierten, nicht intubierten Patienten mit COVID-19 bestand ein niedrigeres Risiko for Intubation und Tod, wenn wenn eine intermittierende Bauchlage erfolgte.