Hintergrund und Fragestellung: Goldener Nachweisstandard bei einer frühen SARS-CoV-2-Infektion ist die RT-PCR (Polymerasekettenreaktion). Die PCR-Assays weisen die Virusgenomabschnitte upE und Orf1a auf und die beiden verfügbaren nested PCRs können zur Sequenzierung der RdRp- und N-Gene herangezogen werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, mindestens zwei Nachweisverfahren unter Verwendung interner und externer Kontrollen heranzuziehen, um ein falsch positives oder negatives Ergebnis zu vermeiden [4]. Die aktuelle Publikation von Woloshin et al. diskutiert die Verlässlichkeit des PCR-Nachweises in der praktischen Anwendung von SARS-CoV-2-Verdachtsfällen.

Methoden: Üblicherweise werden die Proben aus nasalen, pharyngealen Abstrichen und aus dem Sputum, seltener, da aufwendiger, aus Trachealsekret oder der broncho-alveolären Lavage (BAL) gewonnen. Die Genauigkeit eines Tests wird mit Sensitivität (Anteil der richtig positiven Testergebnisse) und der Spezifität (Anteil der richtig falschen Ergebnisse) bewertet. Dabei spielt nicht nur die Qualität des Tests, sondern auch die Güte der Probengewinnung eine große Rolle. Ein ungelöstes Problem ist der fehlende Referenzstandard bei klinisch asymptomatischen Patienten, weswegen Angaben zur klinischen Sensitivität bislang fehlen.

Ergebnisse: In zwei chinesischen Analysen aus Wuhan ergaben sich bei COVID-19-Kranken 1-7 Tage nach stationärer Aufnahme falsch negative Ergebnisse im Sputum von 11 %, im nasalen Abstrichen 27 %, im Rachenabstrich 40 % [Originalie]. In einer anderen chinesischen Studie waren nur 67 % aller Proben aus dem oberen oder unteren Respirationstrakt PCR-positiv. Alle Patienten wiesen "typische" Veränderungen in den CT-Thoraxaufnahmen auf und 93 % hatten eine positve COVID-19-Antikörperkonversion [1]. In weiteren PCR-Untersuchungen betrug die Sensitivität in der BAL 93 %, im Sputum 72 %, im Nasenabstrich 63 % und im Rachenabstrich 32 % [2]. Falsch negative Ergebnisse rangieren in den verschiedenen Analysen von 2-29 %. Neben der Qualität und dem Entnahmeort der zu messenden Probe ist auch anzunehmen, dass der positive Virusnachweis (RNA) bzw. die Spezifität auch vom Erkrankungsstadium, der Virusreplikationsrate und Clearancemechanismen beeinflusst wird [3].

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Bei diskordanten Ergebnissen von PCR und CT empfiehlt das Robert Koch-Institut die Wiederholung der RT-PCR zur Diagnosesicherung.

Schlussfolgerung: Der SARS-CoV-2-Nachweis mittels RT-PCR ist nicht immer verlässlich. Für die praktische Anwendung haben diese Tests viele Unsicherheiten, was nicht nur die schlechte Sensitivität und mitunter auch schlechte Spezifität, sondern auch was die Güte der Probengewinnung betrifft.