Hintergrund und Fragestellung: Die SARS-CoV-2-Pandemie scheint eine der größten medizinischen Herausfordungen der letzten Jahrzehnte zu sein. Norditalien war dabei zeitweise die in Europa am schwersten betroffene Region.

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Bis sich wie früher am Trevi-Brunnen in Rom wieder Massen ausgeflippter Touristen tummeln statt des Coronavirus, wird es noch dauern.

Nicht nur aus medizinischen Gründen, sonderen auch hinsichtlich zukünftiger gesundheitsökonomischer Planungen (z. B. Zahl der vorzuhaltenden Intensivbetten) ist das Wissen über die Häufigkeit und den Verlauf schwerer COVID-19-Erkrankungen von besonderer Bedeutung. Darüberhinaus ist es notwendig, Patienten mit einem besonderen Risiko für einen schweren Verlauf zu identifizieren. Dementsprechend wurden in der vorliegenden retrospektiven Analyse Charakterisika und Verlauf von Patienten, die in der Region Lombardei auf Intensivstation aufgenommen wurden, analysiert.

Patienten und Methoden: In die Analyse einbezogen wurden 1.591 konsekutive Patienten mit bestätigter COVID-19 (PCR aus nasopharyngealen Abstrichen), die im Zeitraum zwischen dem 20. Februar und dem 18. März 2020 in eine Intensivstation der 72 Kliniken, die sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen hatten (COVID-19 Lombardy ICU Network), eingewiesen wurden. Die Erhebung der Daten erfolgte dabei via Telefon.

Ergebnisse: Die Patienten waren 63 (Median) Jahre alt und in 82 % männlich. Von 1.043 Patienten mit verfügbaren Informationen hatten 709 (68 %) mindestens eine Komorbidität und insbesondere 49 % eine arterielle Hypertonie. Von 1.300 Patienten mit entsprechenden Daten, benötigten 1.287 (99 %) eine respiratorische Unterstützung, davon wurden 88 % invasiv und 11 % nicht invasiv beatmet. Der mediane positive endexpiratorische Druck (PEEP) lag bei 14 cmH2O, die inspiratorische Sauerstofffraktion (FiO2) bei 89 % der Patienten über 50 % und die mediane PaO2/FiO2-Ratio bei 160 (IQR, 114-220) mmHg, wobei bei jüngeren Patienten die FiO2 niedriger und die PaO2/FiO2-Ratio höher war. Patienten mit arterieller Hyertonie waren älter und zeigten einen niedrigeren PaO2/FIO2. Zum Zeitpunkt des letzten Follow-up (25. März 2020), waren noch 58 % der Patienten auf Intensivstation, während 26 % der Patienten bis dahin starben. Bei älteren Patienten (≥ 64 Jahre) war die Sterblichkeit signifikant höher (p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Die Mehrzahl der Patienten, die in der Region Lombardei auf die Intensivstation aufgenommen wurden, waren ältere Männer mit Komorbiditäten, wobei Bluthochdruck besonders häufig war.

Fast 90 % der Patienten wurden invasiv beatmet, die (vorläufige) Sterblichkeit lag bei 26 %.