Von den distinkten molekularen Aberrationen mit Treibercharakter sei die EGFR-Mutation beim NSCLC die häufigste, erklärte Chefarzt Prof. Thomas Wehler von der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Pneumologie am Evangelischen Krankenhaus in Hamm. Dabei stünden für die zielgerichtete Therapie des EGFR-mutierten NSCLC derzeit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) aus drei Generationen zur Verfügung: Erlotinib und Gefitinib (1. Generation), Afatinib (Giotriff®) und Dacomitinib (2. Generation) sowie Osimertinib (3. Generation). Relevante Unterschiede dieser TKI betreffen die Art der Bindung, die Menge der Rezeptoren, an die gebunden wird sowie weitere Faktoren wie etwa die ZNS-Penetration. Daher, so Wehler, sei es wie in der aktuellen S3-Leitlinie gefordert, Pflicht, bei jedem Patienten vor der Therapie — auch bei einem Rezidiv — molekularpathologische Tests vorzunehmen.

Die Optionen, die einem im Rezidiv zur Verfügung stehen, so Wehler, differierten abhängig von der Initialtherapie erheblich. Denn ein initial sehr treibender Tumor wird abhängig vom therapeutischen Spektrum des gewählten TKI seine klonale Zusammensetzung verändern. Kommt es zum Progress hat der Tumor einen vollkommen neuen molekularpathologischen Charakter. Dies sollte nach Wehler schon bei der Wahl der Erstlinientherapie berücksichtigt werden.

In diesem Zusammenhang stellte er eine Post-hoc-Analyse der Studien Lux-Lung 3, 6 und 7 vor, in der die Patienten in der Erstlinie mit Afatinib behandelt worden waren [1]. Dabei habe sich gezeigt, dass 80 % der Patienten, die in der Erstlinie mit Afatinib behandelt worden waren, nach vier Jahren noch lebten und das mediane Gesamtüberleben bis zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht erreicht war. „Ein optimistischer Blick in die Zukunft“, kommentierte Wehler. Für die Patienten, die einen Progress erlebten, war in zweiter und dritter Therapielinie neben der platinbasierten Chemotherapie abhängig von molekularpathologischen Testung auch eine erneute TKI-Therapie eine Option.