Hintergrund und Fragestellung: Eine Sauerstofftherapie mit hoher Gasflussrate über eine Nasenkanüle wird in zunehmendem Maße auch bei Säuglingen mit Bronchiolitis angewendet. Doch die Wirksamkeit einer derartigen Therapie außerhalb der Intensivstation ist bislang noch nicht belegt. In einer Studie wurde diese Methode nun mit der herkömmlichen Sauerstofftherapie verglichen.

Patienten und Methoden: Rund 1.500 Säuglinge, die an Bronchiolitis litten und eine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigten, wurden entweder einer Hochfluss-Sauerstofftherapie (HFNC-Gruppe) oder einer Standard-Sauerstofftherapie (Standardgruppe) unterzogen. Die HFNC erfolgte mit einer Flussrate von 2 Liter/kg KG + Minute, die Standardtherapie mit maximal 2 Liter/Minute über eine Nasenkanüle.

Der primäre Endpunkt dieser australisch-neuseeländischen Studie war die Behandlungseskalation aufgrund eines Therapieversagens (definiert als mindestens drei der vier klinischen Kriterien: persistierende Tachykardie, Tachypnoe, Hypoxämie und medizinische Überprüfung, ausgelöst durch ein Krankenhaus-Frühwarnsystem). Sekundäre Endpunkte waren die Dauer des Krankenhausaufenthalts und der Sauerstofftherapie, die Transferrate in ein tertiäres Krankenhaus, Aufnahme auf der Intensivstation, Intubation und unerwünschte Ereignisse.

Ergebnisse: Der Prozentsatz der Säuglinge mit Behandlungseskalation betrug 12 % (87 von 739 Säuglingen) in der HFNC-Gruppe, verglichen mit 23 % (167 von 733) in der Standardgruppe (p < 0,001) ▶Abb. 1. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts oder der Sauerstofftherapie waren nicht signifikant verändert. Von den 167 Kindern mit Therapieversagen in der Standardgruppe sprachen jedoch 102 (61 %) auf die HFNC an.

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Kaplan-Meier-Plot der Kinder mit Bronchiolitis, bei denen die Therapie nicht versagte.

Nach Originalie

Schlussfolgerungen: Die Autoren resümierten: Bei Säuglingen mit Bronchiolitis, die außerhalb einer Intensivstation behandelt wurden, hatten diejenigen signifikant niedrigere Eskalationsraten aufgrund von Therapieversagen, die eine HFNC erhielten, verglichen mit denjenigen unter Standard-Sauerstofftherapie. Zudem half HFNC meist auch dann noch, wenn die Standardtherapie bereits versagt hatte.

Kommentar von Dr. Thomas Hoppen

Höherer Aufwand bei Gegenwind, aber es lohnt sich

Die „Gegenwind“-Atemunterstützung HFNC setzt auch auf der Normalstation ihren Siegeszug fort. Natürlich bedarf es einer korrekten Geräteeinweisung. Nur geschultes Personal darf die HFNC einsetzen, da sie naturgemäß mit höheren Flussraten arbeitet, daher mehr Gas verbraucht und eine entsprechende Überwachung der Patientensicherheit erfordert.

Die Methode ist sowohl im stationären als auch ambulanten Umfeld effektiv und sollte daher in allen Altersstufen entsprechend ihres Aufwandes auch von den Kassen endlich fair honoriert werden.

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Dr. med. Thomas Hoppen