Das Delta-like-Protein 3 (DLL3) findet sich auf neuroendokrinen Tumorzellen wie denen des kleinzelligen Lungenkarzinoms (small cell lung cancer) — während normale Zellen ihn nicht auf ihrer Oberfläche tragen. Dies nutzt das Antikörper-Toxin-Konjugat Rovalpituzumab-Tesirin (Rova-TTM), um das SCLC gezielt anzugreifen [1]. Nachdem eine Phase-I-Studie die Anti-Tumor-Aktivität von Rova-T zeigte, fokussierte man sich in der Phase-II-Studie (TRINITY) auf Patienten mit hoher DLL3-Expression [2].

In die offene einarmige Studie wurden intensiv vorbehandelte SCLC-Patienten aufgenommen und in zwei Gruppen unterteilt: hohe DLL3-Expression (≥ 75 % DLL3+-Zellen) und niedrigere Expression (≥ 25 % DLL3+-Zellen). Alle Patienten erhielten 0,3 mg/kg Rova-T i. v. am 1. Tag des sechswöchigen Zyklus für insgesamt zwei Zyklen.

Von der Therapie profitierten vor allem Patienten mit hoher DLL3-Expression. Die klinische Benefitrate (CBR) betrug hier 72 % gegenüber 57 % bei niedriger DLL3-Expression. Eine hohe DLL3-Expression geht mit einer besseren Benefitrate einher. Prof. Christian Schumann vom Klinikverbund Kempten-Oberallgäu verwies darauf, dass über 70 % aller Patienten eine Stabilität ihrer Tumorerkrankung erreichten.

Die häufigsten Nebenwirkungen bestanden in Fatigue, Photosensitivität, Pleuraerguss und peripheren Ödemen. „Bei der neuen Substanzklasse treten zum Teil ungewohnte Nebenwirkungen auf, mit denen man meistens aber gut umgehen kann“, erklärte der Pneumologe.

Obwohl der Endpunkt der Studie, die Verlängerung der Gesamtansprechrate (ORR: 18,0 %), SCLC nicht erreicht wurde, hält Schumann den neuen Therapieansatz für interessant. Sein Potenzial sieht er darin, die Therapie in die Zweitlinie vorzuziehen, oder als Erhaltungstherapie nach der Erstlinie einzusetzen.