Mehr als jeder zweite COPD-Patient leidet an einer koronaren Herzerkrankung (KHK) bzw. Herzinsuffizienz und umgekehrt hat die Hälfte aller KHK-Patienten auch eine COPD. Gerade bei COPD-Patienten findet sich häufig eine diastolische Herzinsuffizienz. „Besonders ungünstig für das Herz ist eine starke Überblähung der Lunge“, erläuterte Prof. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Dadurch werde die pulmonale Perfusion und Zirkulation beeinträchtigt.

Eine populationsbasierten Studie ergab, dass der Emphysemgrad und die Schwere der Atemwegsobstruktion umgekehrt mit den Parametern der Herzfunktion korrelieren. „Je ausgeprägter das Emphysem ist, umso stärker sind das linksventrikuläre enddiastolische Volumen, das Schlagvolumen und das Herz-Zeitvolumen reduziert“, so Welte. Emphysem und Atemwegsobstruktion korrelierten eindeutig mit einer reduzierten Herzkammergröße als Ausdruck einer kardialen Dysfunktion [1]. Und die Abnahme des linksventrikulären enddiastolischen Durchmessers gehe mit einem erhöhten Sterberisiko einher.

Zudem wurde gezeigt, dass die Überblähung der Lunge einen unabhängigen Prädiktor für die Gesamt- und respiratorische Mortalität bei COPD-Patienten darstellt. Auch ist die Überblähung ein Risikofaktor für akute COPD-Exazerbationen.

Effekte der Bronchodilatation auf das Herz

Ob und wie stark eine effektive Bronchodilatation auch die kardiale Funktion günstig beeinflusst, zu dieser Frage gibt es bisher kaum Daten. Doch in einer früheren placebokontrollierten Studie konnte mit einer siebentägigen Therapie mit Fluticason/Vilanterol FDC eine signifikante Verbesserung des rechtventrikulären enddiastolischen Volumens erreicht werden [2].

In der randomisierten, doppelblinden, crossover-Studie CLAIM wurden die Effekte einer 14-tägigen Therapie mit zwei Bronchodilatatoren (Indacaterol/Glycopyrronium) untersucht. Eingeschlossen wurden 62 COPD-Patienten mit moderater bis sehr schwerer Atemwegsobstruktion und ausgeprägtem Emphysem. Sowohl das Ausmaß des Emphysems als auch die kardialen Parameter wurden mittels MRT erhoben. Das BNP lag im Normbereich, eine Herzinsuffizienz war somit ausgeschlossen.

Durch die duale antiobstruktive Therapie mit LAMA plus LABA kam es zu einer starken Rückbildung des Emphysems und durch diese Entblähung wurde nicht nur der Symptomscore und die Lungenfunktion deutlich verbessert, auch das LVEDV hat um 11,4 % zugenommen. Der linksventrikuläre Output nahm um 11,7 % und der rechtsventrikuläre um 12,0 % zu. Unter Placebo blieben die kardialen Parameter unverändert [3].

Auch für herzinsuffiziente Patienten?

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Ist die Lunge überbläht, fließt weniger Blut durch die Lungenstrombahn und der rechte Herzventrikel wird kleiner.

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„Die Erklärung dieser Ergebnisse ist einfach“, so Welte. Eine starke Überblähung der Lunge habe zwangsläufig eine Beeinträchtigung der pulmonalen Zirkulation zur Folge. Wenn weniger Blut durch die Lungenstrombahn fließen könne, werde der rechte Ventrikel kleiner und konsekutiv erhalte auch der linke Ventrikel weniger Blut. Die Entblähung der Lunge führe zu einem vermehrten Blutangebot für den linken Ventrikel und dessen Nachlast werde stark gesenkt. Ob die günstigen kardialen Effekte einer optimalen Bronchodilatation auch bei herzinsuffizienten Patienten zum Tragen kommen, wird jetzt in einer weiteren Studie geprüft.