Schlafbezogene Atemstörungen wie das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) treten bei Frauen normalerweise nur etwa halb so häufig auf wie bei Männern. „Als Erklärung für diese Beobachtung lassen sich verschiedene, für das weibliche Geschlecht spezifische, Schutzfaktoren benennen, wie die kraniofaziale Morphologie und Funktion, die Körperfettverteilung sowie hormonellen Faktoren“, erläuterte Dr. Iris Koper, Chefärztin der Fachabteilung Innere Medizin und Pneumologie im Sana Klinikum Oldenburg.

Dass das OSAS öfter bei Männern als bei Frauen festgestellt wird, kann Koper zufolge aber auch durch weitere Gender-Effekte bedingt sein: „So zeigen Frauen oft nicht die charakteristischen Symptome eines OSAS, sondern klagen eher über Ein- und Durchschlafstörungen oder Depressionen. Außerdem haben sie insgesamt einen geringeren Apnoe-Hypopnoe-Index als Männer und überwiegend Hypopnoen“, berichtete die Pneumologin. Nicht zu vernachlässigen sei auch, dass Frauen beim Arzt zumeist nicht von selbst über Schnarchen berichten: „Denn Schnarchen wird als nicht ladylike empfunden“, so Koper.

Die physiologischen Veränderungen des Schlafs und der Atmung während einer Schwangerschaft können die Entstehung eines OSAS begünstigen: „Etwa 10 % der Schwangeren entwickeln eine vorübergehende Schlafapnoe“, berichtete Koper. Wie die Pneumologin ergänzte, beginnen zudem 45 % aller Schwangeren zu schnarchen; 85 % dieser Frauen seien zuvor Nicht-Schnarcherinnen gewesen [1]. Das höchste Risiko für die Entstehung eines Schlafapnoesyndroms haben adipöse Schwangere [2]. Schlafbezogene Atemstörungen entwickeln sich vor allem bedingt durch die im Schwangerschaftsverlauf durch Flüssigkeitsansammlung veränderte Geometrie der oberen Atemwege. Ein weiterer Faktor ist der durch die Größenzunahme des Uterus verursachte Zwerchfellhochstand, der zu einer Abnahme der funktionellen Residualkapazitiät führt. Gesteigertes Schnarchen und eine schlafbezogene Hypoxämie werden bei Schwangeren insbesondere im dritten Trimenon beobachtet. Diese Veränderungen können sowohl bei der Schwangeren als auch beim Ungeborenen zu Komplikationen führen. Schwangerschaften bei Frauen mit OSAS und Schnarchen sind daher als Risikoschwangerschaften einzustufen.

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Nicht „ladylike“, Frauen, die schnarchen, reden oft nicht darüber.

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Risikoschwangerschaften

Im Vergleich zu Schwangeren ohne OSAS wurden laut Koper bei Schwangeren mit OSAS ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie, Eklampsie, Gestationsdiabetes und Hypertonie beobachtet. Gezeigt werden konnte auch, dass bei Schwangeren, die zu Schnarchen begonnen hatten, das relative Risiko für eine arterielle Hypertonie um den Faktor 2,03 (p<0,05) und für eine intrauterine Wachstumsretardierung um den Faktor 3,5 (p<0,10) gegenüber den nicht schnarchenden Schwangeren erhöht war [3].

Symptome in Mutterpass aufnehmen

Zwar liegen bislang zur Anwendung von CPAP (kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck) — der Standardtherapie zur Behandlung des OSAS — nur wenige Daten für den Einsatz bei Schwangeren vor. „Insgesamt zeigen sie aber eine positiven Einfluss der Therapie auf verschiedene Endpunkte im Vergleich zu unbehandelten Schwangeren“, berichtete Koper.

Die Pneumologin stellte abschließend fest, dass den betreuenden Gynäkologen das Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind durch Schnarchen und ein OSAS in der Schwangerschaft zwar bekannt sei, das Thema den Frauen gegenüber aber viel zu selten angesprochen werde: „Wünschenswert wäre es daher, wenn die Erfassung der Symptome in den Mutterpass aufgenommen würde“, so Koper.