Atezolizumab kann als erster Vertreter einer neuen Generation von Checkpointhemmern gewertet werden. PD-L1 ist Ligand der Checkpointmoleküle PD-1 und B7.1, über die die Aktivität der T-Zelle kontrolliert werden kann. Wird durch PD-L1-Blockade die Interaktion mit PD-1 und B7.1 auf Tumorzellen und Lymphozyten unterbunden, kann die tumorbedingte Immunbremse gelöst werden. Anders als bei der PD-1-Blockade bleibt die Interaktion von PD-1 mit PD-L2 unbeeinflusst. Man vermutet, dass diese für die Immunhomöostase wichtig ist. Atezolizumab (Tecentriq®) wurde nun für das lokal fortgeschrittene oder metastasierte Urothelkarzinom (mUC) und das nichtkleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) zugelassen.

Wie Prof. Axel Merseburger vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, sagte, ist mit der Checkpointinhibition nach etwa 30 Jahren Stagnation erstmals wieder ein Fortschritt in der Therapie des mUC zu sehen [1, 2].

Beim vorbehandelten NSCLC führt die Atezolizumab in der Phase-III-Studie OAK mit 13,8 Monaten zu einem medianen Gesamtüberleben (OS), wie es bisher in dieser Patientengruppe noch nicht gesehen worden sei, so Dr. Nikolaj Frost, Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum. Bei Patienten mit Docetaxe hatte das mediane OS nur bei 9,6 Monaten gelegen [3]. Berücksichtigte man bei der Analyse die Histologie, zeigte sich, dass Patienten mit Nichtplattenepithel-Ca besonders profitierten. Bei ihnen betrug das mediane OS sogar 15,6 Monate (vs. 11,2 Monate mit Docetaxel). Zudem war die Ansprechdauer in der ITT-Population mit 16,3 gegenüber 6,2 Monaten mehr als verdoppelt. Weiterer Pluspunkt: Die Rate an Grad-3/4-Nebenwirkungen war mit der PD-L1-Inhibition deutlich geringer (15 vs. 43 %). Auch immunvermittelte Nebeneffekte seien in dieser Studie sehr selten gewesen, so Frost. Es profitierten alle definierten Subgruppen von Atezolizumab, außer jenen mit aktiver Treibermutation. Patienten, die z. B. eine ALK- oder EGFR-Mutation haben, sollten primär nicht immuntherapeutisch behandelt werden, da bei ihnen eher von einer geringen Mutationslast auszugehen sei, so Frost.

* programmed cell death protein 1

** cytotoxic T lymphocyte-associated antigen 4

*** programmed cell death-ligand 1