COPD-Patienten profitieren nur dann von inhalativen Steroiden (ICS), wenn die Erkrankung häufig exazerbiert. Nur in dieser Situation empfehlen die GOLD-Leitlinien ICS. Patienten ohne häufige Exazerbationen haben hingegen keinen Nutzen von ICS, sagte Vogelmeier. Sie setzen sich potenziellen Nebenwirkungen aus, darunter einer deutlichen Risikoerhöhung für Pneumonien.

Inzwischen wurde in zwei Studien nachgewiesen, dass Patienten ohne häufige Exazerbationen mit einer dualen Bronchodilatation deutlich besser behandelt sind als mit einer Kombination aus Bronchodilatator und ICS.

Die erste Untersuchung war die ILLUMINATE-Studie [1]. 523 COPD-Patienten ohne Exazerbationen im Vorjahr behandelten sich doppelblind über 26 Wochen mit Indacaterol/Glycopyrronium 110/50 μg (Ultibro®) 1x täglich via Breezhaler® oder mit Fluticason/Salmeterol 500/50 μg 2x täglich via Accuhaler®.

Die LAMA/LABA-Kombination besserte die Lungenfunktion mit einem Plus an FEV1 von 138 ml erheblich mehr als die LABA/ICS-Kombination, so Vogelmeier. Auch die Atemnot wurde durch die duale Bronchodilatation deutlicher gelindert. Die Patienten der LAMA/LABA-Kombination benötigten seltener Notfallmedikation und gaben eine bessere Lebensqualität an.

LANTERN-Studie

Die zweite Untersuchung war die sog. LANTERN-Studie mit 744 COPD-Patienten mit maximal einer Exazerbation im Vorjahr [2]. Auch hier war Indacaterol/Glycopyrronium 110/50 μg mit Fluticason/Salmeterol 500/50 μg verglichen worden. Erneut besserte die LAMA/LABA-Kombination die Lungenfunktion signifikant deutlicher als die LABA/ICS-Kombination, berichtete Vogelmeier. Zusätzlich wiesen die Patienten mit dualer Bronchodilatation ein um 35% geringeres Risiko für Exazerbationen auf. „Der richtige Ansatz muss lauten, bei COPD-Patienten ohne Exazerbationen erst gar keine inhalativen Steroide zu verordnen“, sagte Vogelmeier. Wenn ein Patient ohne eindeutige Indikation bereits ein ICS erhält, ist das Absetzen nach den Worten des Pneumologen ungefährlich. Dafür sprechen die Ergebnisse der WISDOM-Studie [3].

Das deutsche DACCORD-Register bildet bei 6000 COPD-Patienten die Versorgungsrealität in Deutschland ab. Bei 26,4% dieser Patienten waren anamnestisch Exazerbationen bekannt, so Prof. Heinrich Worth, Facharztzentrum Fürth. Die 1-Jahres-Analyse zeigte, dass immerhin 38,7% der Patienten ohne Exazerbationen unnötigerweise mit Steroiden behandelt wurden. Andererseits erhielten nur 45% der Patienten mit Exazerbationen ICS. Die Therapie sollte hier deutlich zielgerichteter erfolgen, mahnte Worth.