Die gängigen Leitlinien betonen den Nutzen einer antihypertensiven Behandlung auch bei alten Menschen. Offensichtlich werden die Empfehlungen jedoch nur ungenügend in die Praxis umgesetzt, wie eine Sekundäranalyse der SPRINT-Studie ergab.

In die Analyse eingeschlossen wurden Teilnehmende der SPRINT-Studie, deren Blutdruck oberhalb des Zielwerts lag. Eine Untertherapie definierten die Autoren als fehlende Therapieanpassung trotz erhöhter Blutdruckwerte.

Die Auswertungen zeigen, dass eine unzureichende Therapie mit steigendem Alter der Teilnehmenden zunahm (Abb. 1). Ein weiterer wesentlicher Befund der Studie war, dass dieser Zusammenhang nicht vom Grad der Gebrechlichkeit, den kognitiven Leistungen oder der Gehfähigkeit abhing. Dies bedeutet, dass auch ältere Patienten ohne derartige Beeinträchtigungen überdurchschnittlich häufig eine nicht ausreichende Therapie erhielten.

Abb. 1
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© Nach Zheutlin et al. Hypertension. 2023;80(7):1484-93.

: Odds Ratio für eine unzureichende antihypertensive Therapie in Abhängigkeit vom Alter.

Zheutlin AR et al. Evidence for Age Bias Contributing to Therapeutic Inertia in Blood Pressure Management: A Secondary Analysis of SPRINT. Hypertension. 2023;80(7):1484-93.

Kommentar

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass Sinn und Nutzen einer antihypertensiven Therapie auch bei älteren Patienten offenbar nicht ausreichend bekannt oder verstanden sind. Auch in unserer täglichen Praxis sollte der Blick immer wieder darauf gerichtet sein, ob wir bei den Therapieentscheidungen zum Beginn einer blutdrucksenkenden Behandlung noch alten Verhaltensmustern folgen oder die neueren Erkenntnisse zur Blutdrucktherapie im Alter ausreichend umsetzen.