Die orthostatische Hypotonie ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen der Hypertoniebehandlung. Nicht selten wird sie als Hindernis für eine intensive Blutdruckeinstellung betrachtet. Deswegen sind die Daten der SPRINT-Studie von Interesse.

In der SPRINT-Studie wurden Hypertoniker mit hohem kardiovaskulärem Risiko und einem Alter ≥ 50 Jahren untersucht. Der Zielblutdruck war entweder < 120 mmHg oder < 140 mmHg systolisch. Eine orthostatische Hypotonie definierten die Autoren als systolischen Blutdruckabfall um ≥ 20 mmHg oder einen diastolischen Blutdruckabfall um ≥ 10 mmHg eine Minute nach dem Aufstehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine orthostatische Hypotonie bei intensiver Blutdruckeinstellung nicht häufiger auftrat als bei der Standardbehandlung (Abb. 1). Ferner war die orthostatische Hypotonie nicht mit einem höheren kardiovaskulären Risiko verbunden (Hazard Ratio 1,06; 95%-KI 0,78-1,44). Es fand sich auch keine Assoziation der orthostatischen Hypotonie mit Synkopen, Elektrolytverschiebungen, Stürzen und akutem Nierenversagen.

Abb. 1:
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Nach Daten von Juraschek et al. Hypertension. 2020;75:660-7

Häufigkeit einer orthostatischen Hypotonie in der SPRINT-Studie zu Beginn und nach 48 Monaten bei intensiver Therapie (Blutdruckziel < 120 mmHg systolisch) und Standardtherapie (Blutdruckziel < 140 mmHg systolisch).

Juraschek SP et al. Orthostatic Hypotension, Cardiovascular Outcomes, and Adverse Events: Results From SPRINT. Hypertension. 2020;75: 660-7

Kommentar

Für die Praxis ist das Fazit aus diesen auf den ersten Blick überraschenden Befunden, dass eine asymptomatische orthostatische Hypotonie nicht als Hindernis für eine intensive Blutdruckeinstellung zu sehen ist. Dennoch ist es sicher weiterhin sinnvoll, bei Patienten mit Neigung zur Orthostase auf die typischen Verursacher wie Alphablocker oder Diuretika bei der Blutdruckeinstellung nach Möglichkeit zu verzichten.