Bei dem vorliegenden Fall stach eine Qualle einen arabischer Jugendlichen am Strand des Persischen Golfs. Trotz Schmerzmitteln und kühlenden Cremes verschlechterte sich sein Zustand am Folgetag. Der linke Arm schwoll an und es kam zu Einblutungen am linken Arm (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

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: Postoperatives Erscheinungsbild, mit Ödem und Ekchymosen an Arm und Hand links

Bei der Vorstellung in der Notfallambulanz hatte der Patient ein Unterarmödem links. Die Finger waren zyanotisch und kalt. Sowohl Radialis- als auch Ulnarispuls fehlten. In der Dopplersonografie konnte dementsprechend kein Flusssignal in diesen beiden Arterien nachgewiesen werden.

Unter der Verdachtsdiagnose Kompartmentsyndrom erfolgte eine Dekompressionsfasziotomie am linken Unterarm. Wegen wiederholter Störung der Fingerperfusion bekam der Patient zusätzlich Glyceroltrinitrat-Salbe lokal sowie niedermolekulares Heparin und Analgetika intravenös verabreicht.

Nach klinischer Besserung und wiederkehrendem Flussignal in der Dopplersonografie konnten nach knapp einer Woche die Inzisionen an Unterarm und Handgelenk verschlossen werden. Die Nervenleitgeschwindigkeit war im weiteren Verlauf normal. Der Patient klagte dann noch gewisse Zeit über (zuletzt abklingende) Schmerzen und motorische Schwächen im Zeitraum der nächsten sechs Wochen (Abb. 2).

Abb. 2
figure 2

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: Aspekt sechs Wochen nach der Operation. Gutes funktionelles Ergebnis bei narbiger Abheilung der Inzisionen

Elkafafi et al. Compartment syndrome following a jellyfish sting: a case report. J Med Case Reports. 2023;17:4 https://doi.org/10.1186/s13256-022-03714-y

Kommentar

Fragen bezüglich Durchblutung, Motorik und Sensibilität („DMS“) werden nach Traumen, Unfällen und Verletzungen standardmäßig gestellt. Auch bei ungewöhnlichen Abläufen ist es das Gebot der Stunde, diese Routineuntersuchungen konsequent zu absolvieren, wie es der vorliegende Bericht illustriert.

Im Sommer 2023 gab es auch in Deutschland vermehrt Berichte von Verletzungen bei Quallenkontakt in Nord- und Ostsee. Insbesondere sogenannte Feuerquallen (eigentlich: Gelbe Haarquallen) waren dabei die „Hauptschuldigen“. Unangenehmere und gefährlichere Begegnungen sind aus tropischen Gewässern bekannt. Zum Beispiel mit der Portugiesische Galeere oder der Würfelqualle („Box Jellyfish“).

Viele Familien reisen auf die Südhalbkugel, wenn in Europa die dunkle und kühle Jahreszeit herrscht. Sowohl im Pazifik als auch im Indischen Ozean mit seinen Nebenmeeren kommen die giftigsten und aggressivsten Quallenarten vor.

Viele Quallenstiche sind selbstlimitierend und heilen unter lokalen Maßnahmen aus. Gelegentlich aber gibt es schwerwiegende und sogar lebensbedrohliche Komplikationen, besonders bei speziellen Quallenarten.

Der vorliegende Bericht schildert die Krankengeschichte eines 15-jährigen Jungen, bei dem ein Quallenstich zu einem akuten Kompartmentsyndrom führte. Chirurgische und medikamentöse Interventionen führten zu einer ausreichenden Heilung dieser recht ungewöhnlichen Komplikation.